Teil 21 | Drastische Veränderung

Als ich die Augen aufschlug, fand ich mich im festlich geschmückten Wohnzimmer wieder. Papa, Mama und Mike sahen mich wieder erwartungsvoll an, doch ich merkte sofort, dass sich etwas an ihnen verändert hatte. Die Dämonen versuchten mittlerweile offensichtlich nicht mehr, meine Familie glaubhaft darzustellen. Sie zeigten nun mehr von ihrem natürlichen Wesen.

Mikes Augen waren nun dauerhaft schwarz und aus seinem Mund ragten zwei riesige Fangzähne. Bei Mama waren es vor allem die Arme, die sich verändert hatten. Ihre Extremitäten waren lang und so dünn, dass die Knochen darunter deutlich sichtbar waren. Am deutlichsten jedoch war die Veränderung bei Papa zu bemerken. Sein Kopf war so dick angeschwollen, dass ich fürchtete, er würde bald platzen. Noch dazu puslierte er so stark, dass man das Geräusch sogar hören konnte. Das markanteste Merkmal waren jedoch die fledermausartigen Flügel, die sich auf seinem Rücken befanden.

Doch die Dämonen waren nicht das einzige, was sich hier verändert hatte.
Das Zimmer selbst löste sich immer mehr auf und machte Platz für die seltsame schwarze Materie. Sie schien aggressiver geworden zu sein. Das Tempo, in der sich das Zeug vermehrte, hatte drastisch zugenommen. Aber wieso? Ich hatte mich doch an meinen Tod erinnert!

„Ich weiß wieder, wie ich gestorben bin. Ein Auto hat mich auf dem Weg von der Kirche nach Hause überfahren! Ich erinnere mich sogar noch an das Gesicht dieses Typen!  Was muss ich noch tun, damit dieses Zeug endlich verschwindet?!“, schrie ich die dämonischen Wesen an.

Die langen Arme meiner Mutter bewegten sich langsam und geräuschvoll auf mich zu.
Ihre Knochen knackten bei jeder Bewegung. Es hatte fast den Anschein, als wären sie im Begriff, jeden Moment zu brechen.
Als die monströsen Gliedmaßen mich endlich erreicht hatten, spürte ich, wie sich eine Hand auf meine rechte Schulter legte.

„Es reicht nicht, sich nur daran zu erinnern. Du musst es auch akzeptieren. Und du solltest dich wirklich damit beeilen. Wie du siehst ist nicht mehr viel von dem ursprünglichen Raum übrig.“

Offenbar hatte sich nicht nur das Aussehen der Dämonen verändert. Auch die Stimme war nun nicht mehr menschlich. Sie klang hoch und tief zur gleichen Zeit, als würden zwei Personen in einem Körper sprechen.
Es fiel mir immer schwerer, meine Familie in diesen höllenhaften Gestalten zu erkennen.

„Dann sagt mir, wie! Wie kann ich meinen Tod akzeptieren?!“

Ich verlor langsam die Geduld. Wenn es ihnen doch so wichtig war, dass ich meinen Tod akzeptierte, wieso sagten sie mir dann nicht einfach, wie ich das erreichen konnte?

„Das musst du mit dir selbst ausmachen.“

„Verdammt!“

Ich hielt es nicht mehr aus. Wieso hatten die Dämonen mir bisher geholfen, aber jetzt, im entscheidenden Moment, ließen sie mich fallen? Was sollte das? Waren sie am Ende doch nur sadistische Monster, die es einfach genossen, mich leiden zu sehen?

Meine Wut auf die Dämonen wich in meinen Hinterkopf, als ich plötzlich realisierte, wie wenig Zeit mir tatsächlich noch blieb. Die Wände des Wohnzimmers waren mittlerweile ganz und gar von dem grässlichen Schwarz verschluckt worden.
Auch der Weihnachtsbaum war nur noch zur Hälfte zu sehen. Panik machte sich in mir breit. Was sollte ich jetzt tun?

Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, fing ich einfach an zu schreien.

„Ich bin tot! Ich bin tot! Ich bin tot!“

Diese drei Wörter wiederholte ich immer und immer wieder. Ich hörte auch nicht auf, als mir die Stimme bereits versagte.

Eine heiße Träne rollte mir die Wange herunter, als ich mir die Szenerie meines Todes noch einmal ins Gedächtnis rief.
Wäre ich nicht so fixiert auf mein Handy gewesen, wäre ich vielleicht am Straßenrand stehen geblieben und hätte gewartet, bis der Mann im Auto vorbei gefahren war. Eigentlich wollte ich diesem Kerl die Schuld an meinem vorzeitigen Ableben geben, doch ich konnte es einfach nicht. Es war meiner eigenen Dummheit verschuldet, dass ich mich nun in dieser scheinbar aussichtslosen Situation befand.

Doch gerade in dem Moment, als ich aufgeben wollte, veränderte sich etwas an dem Zustand des Wohnzimmers.

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