Epilog (2)
Achtung, der Epilog hat 2 Teile ... wie auch immer das passieren konnte😂But you're gonna want that part two, I swear.
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Meine eigenen, pfeifenden Atemzüge dröhnten mir Ohren, als ich es irgendwann schaffte, die Arme sinken zu lassen und die Augen zu öffnen. Dort vorne in der Mitte des Altarraums, erhaben und stolz, stand Zayn mit dem Rücken zu mir und klopfte sich den Staub von den Händen. Meine missliche Lage schien er gar nicht mitbekommen zu haben. Vor ihm im Schutzkreis lag die goldene, prunkvolle Monstranz – nun unschuldig und ohne jegliche Gefahr, als würde sie nicht die nie zur Ruhe gekommene, rachsüchtige Seele eines ermordeten Pfarrers beherbergen.
„So, Fopp. Dieses Horrorinstrument ist bereit zum Einschmelzen." Zufrieden wandte Zayn sich zu mir um, entdeckte mich inmitten der umgefallenen Stühle und hob skeptisch eine Augenbraue. „Was treibst du denn da?"
Ächzend kam ich auf Hände und Knie. „Mich töten lassen. Aber zumindest war der Blödmann beschäftigt genug, dass du deinen Job machen konntest, oder?" Prüfend fasste ich mir an den Hinterkopf und stöhnte ernüchtert auf, als Blut an meinen Fingern haftenblieb. „Fuck. Immer dasselbe."
Schritte näherten sich, und im nächsten Moment hielt Zayn mir eine helfende Hand hin. Sein Griff war warm und fest, als er mich auf die Beine zog. „Bist du in Ordnung?"
„Ja, ja." Ich grummelte unzufrieden. „Ich hatte mir diese Mission heldenhafter vorgestellt."
„Ach, komm schon." Zayns braune Augen glänzten schalkhaft. Seine pinke Mütze war verrutscht, wodurch ihm noch mehr seiner schwarzen Haare als sonst in die Stirn hingen. „Diese Mission war definitiv heldenhaft, Fopp, immerhin war sie erfolgreich."
„Für dich vielleicht, P-Malik."
Ich hielt den Blick gen Boden gesenkt, tat so, als müsste ich meine Handschuhe zurechtrücken, doch Zayns Seufzen ließ mich wissen, dass er die Augen verdrehte. „Niall. Hey, sieh mich mal an."
Widerwillig kam ich der Aufforderung nach, und prompt wurden meine Wangen flammend heiß, als sich sein Blick in meinen bohrte, eindringlich und beschwörend. Seinen markanten Wangenknochen, die ich nebenbei noch wahrnahm, durfte ich gar keine Beachtung schenken, ebenso wenig seinen vollen Lippen, denn dann wäre ich garantiert in Ohnmacht gefallen.
Zayn Malik war einfach so ... so ... so ...
Er war mein Mentor.
Fuck.
Mein Mentor, der nun mit ungefähr drei Zentimetern Entfernung vor mir stand, inzwischen mit beiden Händen an meinen Wangen, und mich mit seinen hübschen Augen zu hypnotisieren versuchte, als wollte er mich küssen. Beim bloßen Gedanken hätte ich fast wie ein Hund gehechelt.
Der Gedanke an Zayn nahm seit Monaten einen riesigen Teil meiner geistigen Prozesse ein. Nur gut, dass ich eine Auszeit von unserem YouTube-Kanal genommen hatte, denn so bekam ich wenigstens keine Gelegenheit, mich vor laufender Live-Kamera zu verplappern.
„Niall, hör auf, dich kleinzureden." Zayn lächelte mich an. „Du bist einer der besten, am schnellsten lernenden Schüler, die ich je trainiert habe. Sogar noch schneller als Jenny, aber bitte erzähl ihr nie, dass ich das gesagt habe. Die kleinen Schnitzer, die du machst, sind deine schrecklichen Selbstzweifel nicht wert. Okay?"
Aus irgendeinem Grund war meine Kehle plötzlich furchtbar eng. Zayn glaubte an mich, also sollte ich es wohl auch langsam tun, was?
Ich nickte zögerlich, versuchte mich an einem Lächeln. „Okay. Danke."
Zayn imitierte mein Nicken, sichtlich zufrieden. Seine Augen glommen. Ich erwartete, dass er zurücktrat, dass er die Hände von meinen Wangen gleiten ließ und sich abwandte, um den Feuerkessel zu holen und den Einsatz zu beenden. Immerhin konnten wir es nicht riskieren, die Monstranz allzu lange im zerbrechlichen Schutzkreis stehenzulassen. Der mit geweihtem Eisen ausgekleidete, mehrfach präparierte Feuerkessel, in dem wir das Ding zusammen mit ein paar ausgewählten Kräutern schmelzen würden, wäre die deutlich bessere Wahl.
„Und ... bevor wir uns wieder an die Arbeit machen, hätte ich noch eine Frage." Plötzlich wirkte Zayn irgendwie nervös. Zayn Malik. Nervös. Das gab es eigentlich nicht. „Eine ganz kleine."
„Ähm." Ich lachte etwas dümmlich. „Okay. Nur her damit."
Wenn er doch nur endlich die Hände von meinen Wangen nehmen würde. Dann könnte ich wieder wie ein normaler Mensch atmen, ohne fürchten zu müssen, mich jeden Moment wie ein Piranha auf Zayn zu stürzen und ihn zu belästigen. Oder ihm auf die Hose zu kotzen.
Großer Gott.
„Gut." Er pausierte, um seine Lippen zu befeuchten. „Das mag jetzt überraschend kommen, und du kannst wirklich ehrlich sein, ja?"
Nun bekam ich es doch mit der Angst zu tun. „Ich... ja. Warum? Ist was passiert?" Meine Augen weiteten sich. „Oh fuck! Hab ich meinen letzten Theorietest versemmelt und bin kurz davor, von der Ausbildung ausgeschlossen zu werden? Oder hab ich was anderes verbockt? Zayn, ich schwöre dir, wenn ..."
„Heilige Scheiße, Fopp!", fuhr Zayn mir über den Mund, angepisst und belustigt zugleich. „Hör auf zu reden!"
Schlagartig hielt ich die Klappe, verschränkte die Arme vor der Brust und wollte beleidigt einen Schritt zurücktreten – und dann beugte Zayn sich plötzlich vor, eine seiner Hände wanderte in meinen Nacken und dann küsste er mich.
Auf die Lippen.
Sämtliche meiner Gehirnzellen kreischten. Vor Überforderung und in schierem Entsetzen, vor allem aber vor Entrücktheit.
Ich wusste nicht, wann genau ich anfing, den Kuss zu erwidern, aber ich tat es nur zu bereitwillig, mit einer Hitze, wie ich noch nie zuvor jemanden geküsst hatte. Meine Finger im Saum seiner charakteristischen Lederjacke versenkt, zog ich ihn noch näher an mich heran, musste mich dann zwar auf die Zehenspitzen stellen, um ihn ordentlich zu erreichen, doch das war scheißegal.
Zayn Malik küsste mich. Nachdem ich ihn derart lange mit treuherzigen, wollenden Augen heimlich beobachtet und mir gar nicht mehr die Mühe gemacht hatte, meine Gefühle für ihn zu leugnen.
Und wenn er diese Gefühle erwiderte, was er offensichtlich verdammt nochmal tat, gab es absolut nichts, das mich davon abhalten konnte, diesen Moment in vollen Zügen zu genießen. Nichts und niemanden.
Die schwere Kirchentür wurde aufgestoßen.
„Kollegen!" Jennys Stimme hallte über die Sitzbänke hinweg, bewegte uns dazu, hektisch den Kuss zu beenden. „Seid ihr schon ..."
Mitten im Satz brach sie ab, und da wusste ich, dass wir definitiv nicht hektisch genug gewesen waren. Nervös spähte ich zu Zayn empor, doch der grinste nur schief. „Jenny, hallo. Wir sind fertig."
Jenny kniff die Augen zusammen. „Das kann ich sehen." Dann zeigte sie anklagend auf uns. „Ich wusste es. Von Niall rede ich hier gar nicht, immerhin ist er ein offenes Buch, das jeder Idiot lesen kann, aber du, Malik. Ich habe es so dermaßen geahnt, dass du nur auf den richtigen Moment wartest, um dich auf ihn zu stürzen."
Nun wirkte Zayn doch ein wenig verärgert. „Mich auf ihn zu stürzen? Das klingt, als hätte ich ihn belästigt. Habe ich das?"
Die letzte Frage war ganz eindeutig an mich gerichtet, und ich schüttelte eifrig den Kopf. Und, um das noch zu unterstreichen, drückte ich ihm noch einen Kuss an die Wange. Einfach, weil ich nun die Berechtigung dafür besaß und Jenny ohnehin schon Schlimmeres gesehen hatte. Es spielte keine Rolle mehr.
Und ich schwebte auf rosaroter Wolke sieben.
Zumindest so lange, bis die Monstranz hinter uns verdächtig zu beben begann – ganz offensichtlich wehrte sich die bösartige Seele gegen den geweihten Bann.
„Ihr seid noch nicht fertig, ihr Banausen!" Jenny walzte durch den Mittelgang heran und an uns vorbei, wobei sie sich den Feuerkessel von der vordersten Bank schnappte, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. „Raus mit euch. Dann kann ich das hier erledigen, ohne kotzen zu müssen." Sie hielt inne, um uns zuzuzwinkern. „Auch wenn er ein enorm knuffiges Paar seid. Was nicht daran liegt, dass ich auf alles abfahre, was queer ist. Jedenfalls nicht nur. Abmarsch. Los. Verpisst euch."
Brav nahmen wir die Hände voneinander und drückten uns auf den Ausgang zu, während Jenny hinter uns mit der gefangenen Seele zu sprechen begann, als wäre diese ein besonders süßes Haustier.
Jenny war seltsam. Aber ich mochte sie, also was das völlig in Ordnung.
„Na gut." Zayn schob seine Mütze zurecht und beobachtete mit Argusaugen, wie ich ihn umrundete, um mich auf die Motorhaube seines Geländewagens zu hieven. Nach einigen Momenten entschloss er sich dazu, mir Gesellschaft zu leisten, lehnte sich neben mir an den Kotflügel. „Ist das in Ordnung für dich. Also ... das."
Er musste das nicht weiter ausführen, ich wusste genau, was er meinte.
„Absolut!", platzte es auch schon aus mir heraus, so enthusiastisch, dass mein Gesicht an Hitze zunahm. Ich räusperte mich. „Ich meine, klar. Natürlich. Ich ... ähm ..."
„Du starrst mich sowieso schon seit Monaten an, wenn du denkst, ich bemerke es nicht", vollendete Zayn meinen Satz, und bevor ich ihn wütend schlagen konnte, fand seine Hand auf mein Knie und erstickte jeglichen Protest im Keim. „Keine Sorge, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Mit dem Unterschied, dass du es im Gegensatz zu mir wirklich nicht bemerkt hast."
Ich war viel zu sehr fixiert auf seine Berührung an meinem Knie, um meine Worte ordentlich zu artikulieren. „Okay", quiekte ich schließlich. „Gut zu wissen."
„Nicht wahr?"
Lächelnd beugte er sich vor, hoffentlich, um unseren vorhin begonnenen Kuss fortzusetzen, doch lautes Fluchen aus der Kirche unterbrach den Moment aufs Neue.
Seufzend stieß Zayn sich vom Außenblech seines Wagens ab. „Sieht ganz so aus, als hätte Jenny unseren Pfarrer ein wenig unterschätzt. Lass uns nochmal reinschauen."
Eifrig rutschte ich von der Motorhaube, wobei ich gerührt zur Kenntnis nahm, wie Zayns Hände zuckten, als wollte er mir helfen, und meine Entzückung drohte zu entgleisen. Und während wir Seite an Seite zurück zur mächtigen, verschnörkelten Flügeltür der verfluchten Kirche liefen, kam ich nicht umhin, mir noch so viel sicherer zu sein.
Sicherer, was meine Zukunft betraf. Seit ich bei der Agentur für übernatürliche Belange angeheuert hatte, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Zukunft anzusteuern, die mich erfüllte, die mir einen Sinn vermittelte. Auch wenn ich dafür meinen über Jahre hinweg errichteten YouTube-Kanal zurückschrauben oder eventuell auch komplett hinwerfen musste
Und jetzt, wo ich wusste, dass meine Gefühle für Zayn P-Malik, den sonst so grummeligen, aggressiven Seelenjäger, nicht unerwidert blieben, schien sich alles einzurenken.
Natürlich blieben vorerst viele Fragen offen. Vor allem die, wie und warum es zu meinem jetzigen Zustand gekommen war. Durch wen.
Aber diese Fragen würden erst einmal warten müssen.
Mindestens so lange, bis wir den untoten Pfarrer dort drin gebändigt hatten.
Demnach stießen wir die Tür auf und stürzten uns ins Gefecht.
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✭°•°•| ENDE: TODGEKÜSST | 77.189 Wörter |•°•°✭
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Soooo, nach verhältnismäßig langer Zeit und einigen frustrierenden Startschwierigkeiten schafft es jetzt auch "Todgeküsst" endlich zu einem Ende🥰 Ich werde ganz ehrlich sein: Angesichts dessen, wie viel Zeit & Plotting-Arbeit ich in diese Story gesteckt habe, war ich lange Zeit sehr entmutigt darüber, dass so wenig Lesende bei der Stange geblieben sind. Aber irgendwann habe ich realisiert: Ich bin verdammt glücklich über diejenigen, die trotz des eher un-wattpadigen Settings dabeigelieben sind und gevotet & kommentiert haben - nämlich ihr. Vielen, lieben Dank dafür, ihr habt "Todgeküsst" für mich gerettet!❤
Mal sehen, wann (und ob) ich das Ding umschreibe, um es bei Verlagen einzureichen, aber sollte das passieren, werde ich natürlich Bescheid geben🥰🙏
Also nochmal: DANKESCHÖN!🥺❤
Liebe Grüße und weiterhin frohes Lesen!
Andi🌈
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