16) P-Malik
Unkontrollierte Panik blitzte durch meinen Körper, als ich mit ausgebreiteten Händen auf den Boden zuschoss. Die schmutzigen Fliesen schienen mich geradezu einzuladen, schienen mich willkommen zu heißen, zusammen mit den blutroten Pupillen und den körperlosen Händen, die ihre eiskalten Finger nach mir ausstreckten und nur darauf warteten, endlich nach mir greifen zu können.
So musste es sich anfühlen, dem sicheren Tod ins Auge zu blicken.
Ich konnte nicht schreien.
Ich konnte nicht blinzeln. Konnte mich nicht bewegen.
Die Fliesen kamen näher und näher und näher...
...und dann wachte ich auf.
Mit einem Keuchen fuhr ich hoch. Für einen kurzen Moment war alles um mich herum merkwürdig verzerrt. Lallende Stimmen drangen in mein Bewusstsein, ließen meine Ohren dröhnen und meine Trommelfelle erzittern. Meine Schläfen pochten und pulsierten schmerzhaft, und jedes Mal, wenn ich zwinkerte, flimmerten die Ränder meines Blickfelds.
„... du okay?" Eine Hand berührte mich an der Schulter. „Niall?"
Das Stimmengewirr um mich herum wurde klarer, dicht gefolgt von den dazugehörigen, undeutlichen Silhouetten, und dann erst registrierte ich, wo zum Henker ich mich befand.
Die Uni. Der Vorlesungssaal. Das Seminar, in dem wir uns vorhin noch in unseren Gruppen zusammengefunden hatten, um an unserem Filmprojekt zu arbeiten.
„Hey, Mann", wiederholte die Stimme von vorhin, nun deutlich beunruhigter. „Alles klar?"
Endlich gelang es mir, den Kopf in die entsprechende Richtung zu drehen, und prompt tauchte Wyatt Falconers brauner Haarschopf vor mir auf, zusammen mit seinem Dreitagebart und dem unschuldigen, blauen Augenaufschlag. Aka der Projektpartner namens Wyatt, der sich tatsächlich als der Wyatt aus dem Café entpuppt hatte.
Fragwürdige Sache, aber was sollte ich schon dagegen machen? Richtig, nichts. Nach all dem Drama um den Todesfall herum hatte ich es vollkommen versäumt, um eine andere Projektgruppe zu bitten, aber um ehrlich zu sein, wäre das auch irgendwie kleinlich gewesen.
Verstohlen sah ich mich um. Die drei übrigen Mitglieder, drei junge Frauen, deren Namen ich allesamt schon wieder vergessen hatte, vergruben ihre Nasen in ihren Laptops und schenkten uns keine Aufmerksamkeit. Gott sei Dank. Dann hatten sie wenigstens meinen Aussetzer nicht mitbekommen.
„Du bist eingeschlafen", teilte Wyatt mir mit gesenkter Stimme mit. Er wirkte aufrichtig besorgt, sofern er die tiefen Falten in seiner Stirn nicht schauspielerte. „Albtraum?"
Ich dachte an die Schwimmbadfliesen zurück, die blutroten Augen darin, die gähnende Kälte und der exakte Moment, in dem ich begriffen hatte, jetzt sofort sterben zu müssen, ohne etwas dagegen zu können, und plötzlich drehte sich mir der Magen um.
„Ich muss kotzen."
Hektisch sprang ich auf, sprintete unter den verwirrten Blicken der übrigen Studierenden zwischen den Tischreihen hindurch zum Ausgang. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es zur – Gott sei Dank menschenleeren – Toilette, stürzt in die nächstbeste Kabine und hielt meinen Kopf über die Kloschüssel, um mich hemmungslos zu übergeben. Mein gesamtes Frühstück verließ meinen Magen, zusammen mit den Vormittagssnacks und allerlei anderem Zeug, das ich nicht einmal mehr identifizieren konnte.
Schwerfällig ließ ich mich auf den Boden zurücksacken, presste die Handballen gegen meine hämmernden Schläfen. Meine Stirn fühlte sich heiß und kalt zugleich an, die Schweißperlen direkt unter meinem Haaransatz waren klamm und eklig, sogar mein eigenes Blut schien gegen meinen Körper zu rebellieren.
„Niall?" Wyatts Stimme, begleitet von leisem Klopfen an die Kabinentür. „Kann ich reinkommen?"
Ich unterdrückte ein genervtes Seufzen. Konnte man nicht einmal beim Kotzen seine Ruhe haben? „Meinetwegen."
Geistesgegenwärtig streckte ich mich, um noch schnell die Klospülung zu betätigen, da schwang die Tür auch schon auf und Wyatt streckte seinen Kopf herein.
„Alles gut?"
Fast hätte ich gelacht. Sah es so aus, als wäre alles gut?
Trotzdem nickte ich. „Geht schon wieder. Wahrscheinlich einfach nur ein Magen-Darm-Infekt."
War es nicht. Das wusste ich.
Wo war dieser blöde Albtraum denn auf einmal wieder hergekommen? Wochenlang hatte ich mich nicht mehr damit herumschlagen müssen, hatte friedlich geschlafen und mich um nichts sorgen müssen.
Bis heute Morgen. Heute Morgen hatte ich den Vorlesungssaal betreten, mich auf den letzten freien Platz neben Wyatt Falconer gesetzt – und von da an war es bergab gegangen.
Vielleicht lag es ja an ihm.
Na ja. Wohl eher nicht. Auch wenn das zugegebenermaßen ein amüsanter Gedanke war.
Erschöpft schloss ich für einen Moment die Augen und ließ den Kopf an die geflieste Wand zurücksacken, genoss die Kälte, die davon ausging.
Fliesen. Glatt und glänzend und tödlich.
Zuverlässig tauchten wieder die Bilder aus dem Albtraum vor meinem inneren Auge auf, zusammen mit dem Gefühl des Sterbens, und brachten mich dazu, die Augenlider schnell wieder aufzureißen.
„Willst du nach Hause?" Wyatt klang viel zu eifrig, um es als rein empathische Hilfsbereitschaft abzutun. Bestimmt freute er sich schon darauf, einen Erfahrungsbericht dieser Situation später irgendwo zu posten. Am Ende führte er noch einen Fanboy-Blog oder so. „Soll ich noch mit zur Bushaltestelle kommen?"
„Nicht nötig." Mithilfe der Kloschlüssel kam ich auf die Beine. Wyatts helfend ausgestreckte Hand ignorierte ich geflissentlich. So leid es mir tat, zog ich die Kloschüssel ihm gerade ganz eindeutig vor. „Ich setze mich einfach auf einen Tee in die Cafeteria, dann wird das schon wieder."
„Okay." Unzufrieden folgte er mir auf den Gang. „Soll ich d-..."
„Nicht nötig", schnitt ich ihm das Wort ab, nun mit deutlich mehr Nachdruck als vorhin. Wieso kapierte der Typ nicht, dass er die Flatter machen und mich in Ruhe lassen sollte? Ein bisschen tat er mir ja leid, weil er vermutlich einfach nur Kontakt zu mir suchte und helfen wollte, aber momentan hatte ich absolut keinen Nerv für solche Geschichten. „Aber danke."
Der junge Mann wirkte nicht überzeugt und noch weniger zufrieden, aber er nickte. „Okay. Dann ... ähm ... dann gute Besserung? Ich schick dir dann den aktuellen Stand der Arbeit einfach über deine Uni-Mail."
„Alles klar, danke." Ich hoffte, es klang einigermaßen glaubwürdig. Unauffällig wischte ich mir die feuchten Handflächen an meiner fransigen, schwarzen Jeans trocken. War das etwa immer noch Angstschweiß? Großer Gott, ich brauchte echt Hilfe. „Bis demnächst."
„Gerne." Seine Stirn lag nach wie vor in tiefen Falten, aber dankenswerterweise drängte er sich nicht weiter auf. „Man sieht sich."
Endlich verdünnisierte er sich, und ich fragte mich, ob er wohl einen Freundeskreis besaß, der seine Begeisterung für die Lost Idiots teilte. Wenn ja, dann hatte er jetzt ordentlich etwas zu erzählen.
Schön für ihn.
In einer Mixtur aus Benommenheit und Missmut schleppte ich mich zur Cafeteria, orderte den längst überfälligen Tee (mit dem Not-Kleingeld aus meiner Hosentasche, da mein Gepäck ja noch immer im Vorlesungssaal lag) und ließ mich dann an den hintersten Tisch in der Ecke fallen.
Obwohl ich letzte Nacht gut und ausreichend geschlafen hatte, fühlte ich mich wie überfahren. Erschöpfung steckte mir tief in den Gliedern, gepaart mit der schlimmsten Müdigkeit, wie ich sie je verspürt hatte. War das vor dem Seminar auch schon so gewesen?
Ich konnte mich nicht erinnern.
Frustriert schloss ich die Augen, bettete die Stirn auf die Arme und erlaubte mir ein paar Momente der Ruhe. Der Tee war ohnehin noch viel zu heiß zum Trinken, und ich hatte keine Lust auf eine verbrannte Zunge.
„Hallo, Fopp."
Mit einem lauten Knall stieß ich mir das Knie an der viel zu niedrigen Tischplatte an, dann auch gleich noch den Ellbogen an der Wand hinter mir. Und um der ganzen Sache noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, hätte ich mit dem anderen Arm beinahe meinen Becher über den Haufen gefegt, doch die blitzschnelle Reaktion meines neuen Gegenübers verhinderte das bevorstehende Fiasko. Der brühwarme Inhalt des Bechers wäre nämlich geradewegs auf meinen Schoß gegangen. In die Mitte.
„Fuck!", presste ich hervor. „Musst du mich so erschrecken?"
„Deine Reaktionsfertigkeiten sind jämmerlich." Zayn P-Malik zuckte nicht einmal mit einer Wimper, während er sich mir gegenüber in den Stuhl fallen ließ. „Wäre ich ein Dämon, würdest du jetzt nicht mehr leben. Zumal Dämonen in der Version, wie man sie sich üblicherweise vorstellt, nicht existieren."
Ich hob die Hände. „Wollte ich das wissen?"
„Du hast nicht danach gefragt, nein." Er faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. „Aber es ist ein Fakt."
„Der mich trotzdem nicht interessiert."
Kurz sahen wir einander nur an.
Dann seufzte er. „Warum so feindselig?"
Ein fassungsloses Grunzen blieb mir in der Kehle stecken. Das fragte er mich? Nachdem er mich seit unserer ersten Begegnung wie Dreck behandelte?
„Ah ja. Verletzte Gefühle. Dachte ich es mir doch." Zayn beugte sich über den Tisch hinweg in meine Richtung, fing meinen Blick auf. Seine irritierend tiefbraunen Augen waren so vereinnahmend, dass es mich den letzten Rest meiner Energie kostete, ihnen standzuhalten. „Ich hatte jeden Grund, dich wie einen Störenfried zu behandeln, Fopp. Ganz einfach, weil du einer bist. Jeder, der sich unerwünscht und unbefugt an mit übernatürlicher Energie behafteten Orten aufhält, ist einer. Und du tust das regelmäßig. Du hast es dir zu deinem Job gemacht, meinen Job zusätzlich zu verkomplizieren. Auch nachdem ich dich sehr deutlich darauf hingewiesen habe, es zu lassen."
„Dein Job?", gab ich pampig zurück. „Meinst du den, mit dem du mich wahrscheinlich bloß verarschst?"
Zayns Mundwinkel zuckten. Die pinke Mütze saß etwas schief auf seinem Kopf, doch entweder bemerkte er es nicht oder er scherte sich einfach nicht darum. „Du glaubst mir nicht."
Trotzig verknotete ich meine Finger ineinander. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber ja, es fällt mir verdammt schwer, dir abzunehmen, dass Menschen von Dämonen und Geistern heimgesucht werden. Und dass du ein Geisterjäger bist."
Er gluckste leise. „Geisterjäger. Das ist niedlich formuliert. Sehe ich für dich vielleicht aus wie Dean Winchester?"
„Nein. Mehr wie Sam Winchester." Ich biss mir auf die Zunge. „Sorry."
Glücklicherweise schien Zayn den dummen Witz nicht in den falschen Hals zu bekommen, denn er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Danach war die Mütze noch ein wenig schiefer, doch ich verzichtete weiterhin darauf, ihn darauf hinzuweisen. Die schiefe Mütze ließ ihn zugänglicher wirken, wenigstens, solange er den Mund hielt.
„Die relevanten Serien kennst du, hm?" Er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und wirkte dabei merkwürdig heiter. Ein verstörender Anblick. „Nun gut. Wenn du mir nicht glaubst, ist das dein Problem, Fopp. Ich mache nur meinen Job und versuche, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Dumme, nervige Menschen, die weiterhin dumm sein und nerven wollen, können das gerne tun, solange sie mir nicht in die Quere kommen. Und wenn sie dabei draufgehen und einen entsetzlichen Tod sterben, Pech gehabt. Das gilt auch für dich. Ich werde dir nicht nachlaufen. Du willst umgebracht werden? Bitte."
Wenn das mal keine Ansage war.
Ächzend massierte ich mir die Schläfen. „Können wir diese Konversation bitte kurzhalten? Ich bin gerade nicht in Stimmung für solchen Kack."
„Das wundert mich nicht." Zayn nickte in die Richtung, aus der ich nach vorzeitiger Beendigung der Vorlesung vorhin gekommen war. „Du hattest ja die passende Gesellschaft."
„Passende Gesellschaft?" Ich zupfte an dem Etikett des Teebeutels, der aus meiner Tasse hing. „Wer? Was?" Als er nur nachdenklich den Kopf schieflegte und mich erwartungsvoll ansah, begriff ich, auf wen er hinauswollte. „Moment. Meinst du etwa Wyatt? Wyatt Falconer?"
Zayn zuckte mit keiner Wimper. „Du solltest dich von ihm fernhalten."
Wie überaus interessant. „Ach?"
„In der Tat. Nicht jeder, der über die Existenz übernatürlicher Energie informiert ist, versucht, ihren negativen Einfluss so klein wie möglich zu halten."
Langsam wurde ich wütend. „Okay, Zayn. Wenn du wirklich möchtest, dass ich dir zuhöre und dir glaube, musst du ein wenig konkreter werden und aufhören, in Rätseln zu sprechen. Ich weiß nämlich absolut nicht, woran ich bin oder was du jetzt schon wieder von mir willst."
Zayns Mimik blieb weitgehend unverändert, doch mir entging nicht, wie an seinem Kiefer ein einzelner Muskel zu beben begann. „Letztendlich kann ich dir nicht trauen, Fopp."
So lange Überlegungszeit für eine dermaßen knappe Aussage. Beeindruckend.
„Und deshalb warnst du mich vor Wyatt?", schoss ich sarkastisch zurück. Dieser Kerl brachte mein schlechtestes Ich zum Vorschein. „Weil du mir nicht trauen kannst."
„Du hast mich gehört. Mach das Beste daraus." Er lehnte sich zurück und schob endlich die pinke Mütze auf seinem schwarzen Haarschopf zurecht. „Was macht die Gesamtsituation?"
Ich spielte mit dem Gedanken, mich dumm zu stellen und provokant nachzuhaken, wovon zum Geier er denn sprach, ließ es am Ende aber bleiben. Niemandem nutzte es etwas, wenn wir einander noch weiter anfeindeten, ganz gleich, ob er mich nun veräppelte oder nicht. Vielleicht war das Ganze hier auch einfach nur ein einziger, großer Prank, den einer unserer YouTuber-Freunde organisiert hatte? Meine enorm realen Albträume widerlegten diese Theorie, aber um mir das in vollem Ausmaß einzugestehen, brauchte ich wohl noch ein wenig.
„Nichts." Endlich gelang es mir, einen Schluck von meinem Tee zu nehmen. „Alles paletti."
„Bis auf gerade eben."
„Offensichtlich."
„Dein Gepäck." Ich zuckte zusammen, als er meinen Rucksack unter dem Tisch hervorzog und ruckartig darauf fallen ließ. Seine Augen blieben ausdruckslos auf mich gerichtet, doch ich glaubte, einen Hauch von Frust darin funkeln zu sehen. „Du hast meine Visitenkarte. Ich bezweifle zwar, dass du klug genug bist, sie zu nutzen, aber melde dich, sollte noch einmal etwas passieren."
Dann erhob er sich und marschierte davon, noch bevor ich mich dafür bedanken konnte, dass er meinen Rucksack aus dem Vorlesungssaal geholt hatte.
„Zayn!" Ich sprang auf. „Eine Frage noch."
Mit säuerlichem Gesicht wartete Zayn, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte. „Was?"
„Ähm." In einem plötzlichen Anflug von Verlegenheit schob ich mir den Riemen des Rucksacks höher auf die Schulter. Der Teebecher in meiner Hand war eigentlich noch immer viel zu heiß, aber der feine Schmerz schaffte es, mich zu erden. „Wofür steht das P?"
Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. „P?"
„Du hast dich ganz am Anfang als P-M vorgestellt. Das M steht wohl für Malik. Aber das P?"
Eine halbe Ewigkeit lang studierte er mich aufmerksam, und als ich schon dachte, dass er mir einfach gar keine Antwort liefern würde, breitete sich plötzlich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Das sind also die wirklich wichtigen Dinge, über die du dir Gedanken machst, Fopp?"
„Hör endlich auf, mich so zu nennen."
„Das werde ich tun, sobald du damit aufhörst, einer zu sein." Seine Mundwinkel zuckten. „Was ist das Auffälligste an mir?"
„Hä?"
Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Du hast mich gehört."
„Sicher." Das Bedürfnis, ihn zu schlagen, stieg sekündlich, doch ich kam dem Hinweis nach und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Im Großen und Ganzen war er ein eher unauffälliger Typ. Von oben bis unten schwarz gekleidet wie jede dritte Person, die hier herumlief, keine sonderlich präsente Ausstrahlung. Die Augen waren ein Hingucker, zugegeben. Vor allem in Kombination mit diesem tintenschwarzen Haar, würde er dieses nicht ständig unter seiner pinken Mütze verbergen.
Ach. Moment mal.
„Die Mütze?"
„Richtig." Zayns Grinsen intensivierte sich. „Sie ist mein Markenzeichen."
„Dann steht das P also für ..." Ich verzog das Gesicht. „Pink?"
Ich verkniff es mir, ein Wie dumm ist das denn? Hinterherzuschieben.
„Exakt."
„Dann haben deine Kollegen also auch allesamt neonfarbene Mützen?"
„Wer sagt, dass ich Kollegen habe?"
„Wieso solltest du keine haben?"
„Denk daran, was ich dir gesagt habe." Er wandte sich ab. „Man sieht sich."
Ich blieb an der Cafeteria stehen, verbrannte mir die Finger an meinem blöden Teebecher und fragte mich, ob ich mich denn darüber freuen würde, ihm nochmal zu begegnen. Und, noch viel wichtiger: Sollte ich seinen Ratschlag befolgen, was Wyatt anging?
Hm.
„Hey, Niall!"
Ein atemloser Wyatt walzte auf mich zu, und fast hätte ich gelacht.
Wenn man vom Teufel sprach. Oder dachte.
„Gut, dass ich dich gleich treffe." Er drückte mir ein Blatt Papier in die Hand. „Unsere Projektskizze. Wir mussten das Thema heute gleich festlegen und die Skizze erstellen, weil die in den Leistungsnachweis miteinfließt. Also haben wir das ohne dich gemacht, ich hoffe, das war in Ordnung."
Dieses Projekt interessierte mich einen Dreck, aber da ich ihm das schlecht auf die Nase binden konnte, nickte ich. „Klar. Ich war ja nicht da. Welches Thema ist es denn geworden?"
„Der Prof meinte, wir können statt dem ganzen alten Kram auch neue, moderne Bauten nehmen. Welche mit spannender Vergangenheit." Aufgeregt wippte Wyatt auf und ab. „Junia hat gleich am Anfang dieses neue Hotel vorgeschlagen. Du weißt schon, das Ding, das sie anstelle des alten Gruselhotels hingestellt haben. Alle fanden es gut, also haben wir es genommen. Cool, oder?"
Erst kapierte ich gar nicht, was er meinte. Ich nickte nur und stimmte zu und friemelte an der blöden Projektskizze herum – und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.
„Ähm, halt." Irritiert ließ ich das Blatt sinken. „Das neue Styles-Hotel?"
Wyatt strahlte mich an. „Richtig! Sehr gut, du kennst es also auch! Dann sind wir alle einigermaßen auf demselben Stand. Wir hatten die Idee, einen kleinen Geschichtsfilm dazu zu drehen. Du weißt schon, die Geschichte des ursprünglichen Hotels, die Gerüchte, jetzt der Neubau, vielleicht ein paar Sachen zu der Styles-Familie selbst ... wenn wir uns gut anstellen, dürfen wir vielleicht sogar rein und uns dort umsehen. Das wäre super."
Ja. Super.
Ich wollte etwas treten. Oder jemanden.
„Und der Prof hat das Thema und die Skizze schon abgesegnet?"
Wyatt nickte. „Damit der Rest des Projekts keine Katastrophe wird, meinte er. Und man nicht noch fünfmal das Thema wechselt und am Ende nicht fertig wird."
Was also hieß, es gab kein Zurück mehr. Keine nachträgliche Themenänderung.
Wir mussten ein Filmprojekt über das neue Styles-Hotel machen, kurz nachdem in dessen Keller ein Mord stattgefunden hatte – einer, von dem die Öffentlichkeit nichts wusste.
Harry würde mich töten.
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Ich bin mir sicher, das P könnte auch für "Pisser" stehen.
Guten Start ins neue Jahr euch!💕
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