Ohne Titel Teil6

„Dieses verdammte Arschloch hat dich geküsst!"

Ava war eine Weile ziellos durch die Gegend gefahren um sich abzuregen und Jason von dem Iren fern zu halten. Irgendwann hielt sie am Park und ging zu der Wiese, die Jason und sie öfters besuchten. Am liebsten wäre sie alleine geblieben, aber Jason hatte sie natürlich gefunden. Sie war sich sicher gewesen, dass er seinem Ärger Luft machen würde und genau das tat er auch.

„Ja, hat er! Ich habe dich knurren gehört. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du wieder kommst?"

Er schnaubte.

„Du machst mir Vorwürfe? Ich habe dich überraschen wollen! Und was sehe ich, als ich endlich zu Hause angekommen bin? Du lässt dich von einem Sonnendeppen knutschen! Ich war so wütend. Ich hätte ihm am liebsten die Kehle heraus gerissen und sie dir vor die Füße geworfen!"

Das war Ava klar. Es war schließlich sein Knurren, dass sie gehört hatte und sie hatte seine Wut gespürt, wie sie es noch nie vorher erlebt hatte.

„Du kannst froh sein, dass du ihm eine verpasst hast! Am liebsten hätte ich euch beide einen Kopf kürzer gemacht!"

Ava entkorkte die Flasche von Flynn und trank einen Schluck.

„Ich bin schon groß, Jason. Du hast gesehen, dass ich mich wehren kann! Jetzt setzt dich hin. Du machst mich nervös!"

Er tat, um was sie ihn gebeten hatte, bebte aber immer noch vor Wut.

„Was ist los mit dir? So wütend habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Und wenn du es warst, dann meist wegen mir! Reg dich doch nicht so wegen dem Iren auf. Er hat bekommen, was er verdient hat!"

Ava würde ihm bestimmt nicht auf die Nase binden, dass Flynn sie schon zum zweiten Mal überrumpelt hatte. 

Jason schnaubte wild.

„Erstens, er ist Ire! Denen kann man nicht trauen! Zweitens: er ist ein Sonnenscheißer! Denen traue ich schon zweimal nicht. Drittens: ich verkneife mir schon seit einem Jahr dich zu küssen und der Kerl tut es einfach!"

Sie kniff die Augen zusammen.

„Bitte was? Du verkneifst es dir, mich zu küssen? Was ist mit euch Kerlen los? Bin ich das einzigste weibliche Wesen hier auf der Welt?"

Er zuckte mit den Schultern und legte seine Unterarme auf die Knie. Immer noch wirkte er angespannt.

„Nein, das ist bist du nicht! Aber es ist doch auch irgendwie logisch! Seit einem Jahr sind wir fast jede Nacht zusammen. Ich mag dich! Sehr! Und ich denke, du kannst mich auch gut leiden!"

Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter.

„Ach Jason! Ich kann dich mehr als nur gut leiden. Und das weißt du auch! So etwas hat aber nichts mit Logik zu tun. Und nur mögen reicht meistens auch nicht! Das solltest du doch wissen!"

Er nickte ernst, bevor er sie vorsichtig anlächelte.

„Ich bin auch schon erwachsen!"

Sie lachte leise.

„Ach ja? Warum benimmst du dich gerade wie ein Teenager?"

Er legte einen Arm um sie und küsste sie leicht auf die Stirn.

„Es ist mehr als nur mögen, Ava!"

Sie kuschelte sich an ihn und ignorierte die Kälte, die von ihm ausging. Sie war es schon gewöhnt und die Kälte machte ihr nichts mehr aus. Viel mehr störte sie es, dass er ihr noch vor ein paar Minuten vorgeworfen hat, sie hätte sich von dem Iren freiwillig küssen lassen. Dem war nicht so. Sie war wirklich überrumpelt geworden und es ärgerte sie, dass ihm das zum zweiten Mal gelungen war. Sie hatte eigentlich gedacht, sie hätte ihm schon beim ersten Mal klar gemacht, dass sie keinerlei Interesse an ihn hatte. Doch Flynn schien das immer noch anders zu sehen.

Sie kannte den Iren kaum und auch wenn sie ihn besser kennen würde, als Mann reizte er sie nicht! Das musste sie ihm klar machen, wenn sie ihn irgendwann noch einmal treffen sollte.

Nein, der Ire reizte sie wirklich nicht. Aber der Vampir, der sich im Moment wirklich sehr dämlich anstellte, der war sehr interessant für sie. Das er jetzt endlich seine Gefühle zugab, erweckte in ihr Hoffnung.

„Auch das weiß ich schon längst, Jason!", gab sie sich unwissend.

Sie schwiegen eine ganze Weile.

Er holte irgendwann tief Luft.

„Wir sind uns auch sehr ähnlich. Mondjäger und Vampire meine ich. Wir passen hervorragend zusammen!"

Sie lachte über seine abstruse These.

„Du vergisst eines: eigentlich bringe ich Vampire um!"

Er schnalzte mit der Zunge.

„Das hätte ich fast vergessen!"

Sie seufzte leise.

„ Es gibt noch ein Problem. Ich muss bald weg!"

Er schüttelte den Kopf.

„Es sind noch Stunden bis zum Sonnenaufgang! Ich könnte gerade ewig mit dir so sitzen bleiben!"

Nun musste sie lachen.

„Ja klar. Und beim ersten Sonnenstrahl würden wir und gemeinsam in Asche verwandeln. Sehr romantisch. Ich meinte aber nicht den Sonnenaufgang. Luna schickt mich doch nach England."

Sofort erstarrte er.

„Sie schickt dich weg? Wieso? Ich habe euch Mondjäger doch eine Menge Unterweltbewohner geschickt. Eure Quote muss sich doch verbessert haben!"

Sie küsste ihn leicht auf den Hals.

„Ich weiß es nicht genau! Sie schickt Sebastian nach Asien und mich nach England. Konrad und Violett bleiben hier! Ich werde bestimmt nicht eine Entscheidung der Göttin in Frage stellen. Sie ist meine Chefin - sie entscheidet!"

Er verzog das Gesicht.

„Kann sie nicht die anderen wegschicken und dich hier lassen? Dann hätte ich dich wenigstens alleine für mich und bräuchte nicht immer Schiss haben, dass mir Sebastian eines über die Rübe zieht! Und warum gerade England?"

Sie sah ihn fragend ins Gesicht.

„Hast du etwas gegen England? Das ist doch deine Heimat!"

Sein Griff wurde fester.

„Ich habe England verlassen, als ich gebissen wurde und mich verwandelt habe. Seit dem war ich nie wieder dort!"

Ava überlegte eine Weile. Konnte es sein, dass es Luna extra so eingefädelt hatte? Sollte Jason dort seine Antworten finden? Würde endlich das eintreffen, dass Luna ihr vor einem Jahr versprochen hatte? Sie hoffte es. Denn auch wenn sie ihre Gefühle zu Jason immer unterdrückt hatte, war ihr seit dem Zusammentreffen mit dem Iren klar geworden, dass sie Jason liebte. Und er liebte sie auch, da war sie sich sicher. Auch wenn er sich so ziemlich unbeholfen ausgedrückt hatte. Aber nun würde sie ihre Gefühle vor ihm nicht mehr verstecken. Vor allem nicht, wenn sie fort musste.

Ihr kam dann eine Idee.

„Komm doch mit mir!"

Er atmete tief ein.

„Würde ich gerne, aber ich habe hier noch einiges zu erledigen, meine Liebste!"

Sie lachte leise.

„Kann es sein, das du ein Feigling bist? Was hast du hier schon zu erledigen?"

Er zuckte mit den Schultern und stand auf. Wieder diese Geheimnisse. Mittlerweile hasste Ava das.

Er reichte ihr seine Hand und zog sie zu sich. Fest behielt er sie in seinen Armen du sah sie liebevoll an.

„Du hast Recht! Ich bin ein Feigling. Ich bin noch nicht bereit mich meiner Vergangenheit zu stellen! Zumindest nicht in England!"

Sie legte ihre Arme um seine Hüften.

„Achthundertfünfzig Jahre, Jason! Das ist eine verdammt lange Zeit. Irgendwann musst du es tun. Warum nicht jetzt, wenn ich dabei bin? Ich kann dir helfen!"

Er schüttelte den Kopf.

„Noch nicht, Kleines. Aber ich danke dir, dass du mir helfen willst! Du kommst wieder zurück?"

Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich hoffe es!"

Wieder küsste er ihre Stirn, danach ihre Wange. Dann berührten seine Lippen endlich die ihren. Zärtlich erkundete er ihren Mund, knabberte an ihren Lippen.

Er kniff schmerzhaft die Augen zusammen.

„Warum gerade jetzt! Verdammt! Gerade jetzt, als ich es endlich über mich gebracht habe, dir alles zu gestehen!"

Sie legte ihm einen Finger auf den Mund, bevor sie ihn küsste.

„Wenn es zu lange dauert, dann komm! Wenn du endlich verstehst, dass du ohne mich nicht sein kannst, dann komm! Ich werde auf dich warten. Und wenn nicht, dann komme ich zurück! Auch ohne Lunas Erlaubnis."

Er küsste sie lange und hob sie hoch. Sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und schlang ihre Arme um seinen muskulösen Nacken.

„Das weiß ich jetzt schon, dass ich ohne dich nicht sein will. Bei den Göttern, Ava, wir haben so viel Zeit verschwendet! Und ich schwöre dir, dass ich dich zurückhole! Mir egal, was die anderen dazu sagen. Ich hole dich und werde mit dir verschwinden. Sie werden uns nicht finden!"

Da war sich Ava nicht sicher, aber allein die Aussicht, mit ihm zu verschwinden, gefiel ihr so sehr, dass sie am liebsten sofort verschwunden wäre.

Warum musste er nur ein Vampir sein und sie eine Mondjägerin? Es wäre alles viel einfacher, wenn sie beide derselben Art angehören würden.

Immer noch regte sich in Ava die Hoffnung, dass Luna daran etwas ändern könne.

Aber sie zweifelte an ihrer eigenen Hoffnung.

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