2. Kapitel
Ava saß müde auf der Treppe vor der Kirche. Himmel, es wurde Zeit, dass sie ihren Urlaub antrat. Sie verfluchte sich gerade selbst. Warum hatte sie Jason nichts davon gesagt? Die Antwort wusste sie sofort, als sie sich die Frage stellte. Sie hatte ihn wieder sehen wollen. Ab morgen würde das nicht mehr möglich sein. Zumindest für ein paar Tage.
Einen kleinen Moment sackte sie regelrecht in sich zusammen und schlief fast ein. Sie schreckte auf, als ein Auto an der Kirche vorbei fuhr. Langsam strich sie sich über ihr Gesicht. So müde war sie bisher noch nie gewesen.
Nur noch heute Nacht! Lass es mich ihn bitte erklären!
Ava flehte den Mond regelrecht an, doch dieses Mal schien Luna sie nicht hören zu wollen, auch wenn Ava noch so bettelte. Zu allem Überfluss schoben sich noch Wolken vor den Mond, was ihre Müdigkeit noch verstärkte. Es schien fast so, als ob Luna ein Treffen unbedingt verhindern wollte, denn im Wetterbericht hatte Ava gesehen, dass der ganze Tag über die Sonne geschienen hatte. Nein, Ava war sich sicher, dass Luna hier ihre Finger im Spiel hatte. Verdammt, warum konnte die Göttin Ava nicht einmal die Möglichkeit geben, Jason alles zu erklären. Denn Ava war sich sicher, dass Jason nichts von der Regeneration wusste. Sonst hätte er sie gestern darauf hingewiesen.
Gut, Dämonen würden sie heute nicht jagen. Sie konnte einfach nicht kämpfen. Zumindest nicht gegen Dämonen. Die waren hinterlistig und würden ihre Schwäche sofort ausnutzen. Dämonen waren nicht so dumm wie Werwölfe. Nein, es gab sogar einige Exemplare, mit denen sich nicht einmal Ava anlegte. Diese waren meist noch älter als Jason. Allerdings wandelten sie meist auf ihrer Ebene in der Unterwelt und ließen die Menschen in Ruhe. Menschen waren es in deren Augen nicht wert, dass diese Dämonen sich mit ihnen beschäftigten.
Sie würde Jason nur kurz über ihren Zustand informieren und dann nach Hause gehen, um sich aus zu schlafen. In diesem Zustand, in der sie jetzt war, konnte sie überhaupt nicht jagen. Das sah sie so langsam ein. Sie hoffte nur, dass er nicht sauer wurde. Aber das konnte sie sich bei Jason nicht vorstellen. Er würde Verständnis dafür haben und sie wahrscheinlich noch rund machen, weil sie trotzdem an der Kirche erschienen war.
Ein Duft stieg ihr in die Nase. Sie lächelte leicht.
Marzipan!
Jason war endlich gekommen. Sie würde sich bald schlafen legen können.
Sie wollte schon aufstehen und Jason entgegen laufen, aber dann hielt sie noch einmal die Nase nach oben und zog die Nachtluft ein.
Nein! Das war nicht Jason. Ihre Müdigkeit war wohl doch stärker, als sie gedacht hatte. Noch einmal zog sie den Duft ein. Nein, das war nicht der Duft von Marzipan. Es war eine Mischung aus verschiedenen Düften. Es roch nach Gummibärchen und...frisch gemähtes Gras!
Bäh! Was ist denn das für eine Mischung? Und wie komme ich auf Marzipan? Habe ich schon Wahnvorstellungen, weil ich den Vampir unbedingt sehen will?
Neugierig geworden setzte sie sich in Bewegung und folgte dem Duft.
Tatsächlich! Da waren sie! Drei Vampire, die seelenruhig im Park umher spazierten. Ava war sich bewusst, dass sie nie Zeit des abnehmenden Mondes nutzen, um sich so frei zu bewegen. Sie wussten wahrscheinlich, dass die Mondjäger nicht unterwegs waren. Der Duft wurde nun intensiver und die Mischung noch mieser. Ava musste sich zusammenreißen, dass sie nicht würgte. Gummibärchen, frisch geschnittenes Gras und Pistazieneis.
Igitt! Alle für sich alleine waren wundervolle Gerüche, aber zusammen rochen sie einfach nur ekelhaft.
Leise holte sie ihr Schwert heraus.
Risiko einschätzen, Möglichkeiten ausloten und dann agieren!
Sebastians Worte kamen ihr in den Sinn und sie musste eingestehen, dass drei Vampire heute Nacht etwas zu viel des Guten waren. Sie würde wohl kaum ohne Blessuren mit ihnen fertig werden.
Gerade als sie das Schwert wegstecken wollte, sah sie einen jungen Mann, der sich den Vampiren von hinten näherte. Er trug schwarze Kleidung und eine Art Rüstung am Oberkörper. Himmel, konnte man sich noch auffälliger kleiden? Immerhin waren noch Menschen unterwegs und wenn sie so jemanden sahen...nun, das würde gewiss Fragen aufwerfen. Was hatte er sich dabei nur gedacht?
Sie beobachtete ihn weiter. Sie fand es lustig, einen Sonnenjäger bei der Arbeit zu beobachten. Bisher hatte sie keine Gelegenheit dazu gehabt.
Er zog ein Schwert hervor, dass ihrem Schwert nicht ganz unähnlich war. Doch er hielt es ganz falsch. Seine Hände hätten näher am Heft sein müssen und die Daumen sollten nicht so abstehen. Außerdem stand er nicht richtig. Breitbeinig, aber die Füße standen parallel zu einander. Ein kleiner Stoß und der Kerl würde Staub schlucken.
Ava schnalzte missbilligend mit der Zunge. Er war ein Dilettant, das konnte Ava schon von weitem sehen. Warum schickte man so einen Mann zur Jagd? Die Sonnenscheißer mussten ja wirklich verzweifelt sein, wenn sie so jemand zur Jagd schickten.
Immerhin hatte er den Überraschungseffekt als seinen Vorteil.
Wenn der Kerl jetzt gleich zuschlägt, hatte er eine minimale Chance. Zwar nur minimal, aber eine Chance. Wahrscheinlich war das sein Plan. Wenn er überhaupt einen Plan hatte.
Doch er brüllte die Vampire an, bevor er sie angriff.
Böser Fehler!
Ava spürte einen Energieschub in sich aufsteigen. Ihr ganzer Körper schrie förmlich danach, die Vampire anzugreifen. Doch sie beobachtete weiter. Sie kannte diesen Schub schon und wusste, dass er nicht lange anhalten würde. Besonders nicht so kurz vor ihrem Urlaub.
Nun kämpfte der Kerl mit den Vampiren, doch Ava erkannte schnell, dass er in arge Bedrängnis kam.
Ach, Scheiße! Dem sollte man erst einmal etwas beibringen, bevor man ihn auf die Unterweltbewohner los lässt! Und ich werde zusammengefaltet, weil ich gegen ein paar Köter kämpfe!
Einen Moment überlegte sie, ob sie den Kerl nicht einfach seinem Schicksal überlassen sollte. Doch sie entschied sich dagegen. Vielleicht würde es Konrad oder Sebastian ein paar Pluspunkte einbringen, wenn sie nun einem der Sonnenscheißer half. Sie mussten schließlich ihren guten Willen zeigen. Und es zeugte doch von gutem Willen, wenn sie dem Kerl hier half.
Sie sprang los und mit einem Satz war sie mitten im Kampfgetümmel. Ein gezielter Hieb und sie trieb dem stärksten der Vampire ihr Schwert mitten ins Herz. Dann köpfte sie ihn. Das Blut spritzte auf ihre Klamotten, aber wenigstens war der Duft nach Gummibärchen verschwunden. Also blieben nur noch Gras und Pistazieneis übrig.
Ava wusste, dass sie schnell handeln musste. Wenn sie länger kämpfen würde dann konnten sie die Vampire überwältigen. Und das war verdammt schlecht. Sie würden Ava umbringen, da war sie sich sicher!
Pistazieneis verabschiedete sich gerade und es dauerte nicht lange, bis Gras den Kopf verlor.
Langsam säuberte sie ihr Schwert in seinem hässlichen Tom-Tailer-Shirt und steckte es auf ihren Rücken.
„Was soll das? Hat Helios nicht gesagt, ihr sollt euch nicht einmischen?"
Hallo?
Der Kerl wagte es tatsächlich, sie zusammen zu scheißen! Was glaubte er, mit wem er hier sprach? Hatte er sie nicht mehr alle?
„Hast du was nicht mitbekommen, du Idiot? Du warst in der Defensive. Der Große da..." Sie zeigte auf Gummibärchen. „...hätte dich in ein paar Sekunden gekillt! Es fehlte nicht viel und dein hübscher Kopf läge nun neben deinem zerfetzten und kläglichen Rest deines Körpers!"
Er sah sie arrogant an. Ava betrachtete den Kerl von oben bis unten. Sie hatte richtig gesehen. Er trug eine Art mittelalterlichen ledernen Brustpanzer, der ihm einige Nummern zu groß war. Er sah sowieso ziemlich jung aus, obwohl er einen Bartschatten trug, der ihn wohl älter machen sollte, seine Wirkung allerdings verfehlte. Er hatte blaue Augen, aber nicht so strahlend, wie die von Jason. Sie erinnerten Ava eher an einen tiefen blauen Bergsee. Dunkel, aber klar. Seine Nase musste schon einmal gebrochen gewesen sein, denn sie machte einen kleinen Schlenker nach rechts, was aber seinem niedlichen Gesicht keinen Abbruch tat. Und das konnte man wirklich als niedlich bezeichnen, denn es hatte noch sehr jungenhafte Züge. Offenbar war er noch sehr jung gewesen, als er gewandelt wurde. Ava wunderte sich einen Moment, denn sie hatte angenommen, dass sich die Sonnenjäger ebenso wandeln würden wie die Mondjäger, aber an diesem Kerl war bestimmt nichts perfekt. Er sah eher so aus, als ob er noch in seine Rolle hineinwachsen musste.
Sein Körper konnte man nur als schlaksig bezeichnen. Er war zu dünn, kein einziger Muskel zeigte sich.
Ava schüttelte nur den Kopf, aber er war sich seiner offenbar sehr sicher.
„Läge er nicht!"
Ava verdrehte die Augen und drehte ihm den Rücken zu, um zu verschwinden.
„Hey! Sag mir wenigstens deinen Namen, damit ich es Helios melden kann!"
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein. Langsam drehte sie sich um. Diesem Kerl würde sie mal gehörig einen einschenken. Erst brachte er sich in Gefahr und dann wollte er Helios noch petzen, dass er in der Nacht hier herum schlich, obwohl es Zeit für die Mondjäger war? Was bildete er sich eigentlich ein?
„Du bist also der Meinung, dass Helios nicht schon längst gesehen hat, wie dämlich du dich angestellt hast? Falsch gedacht, Arschloch!"
Er verzog angewidert das Gesicht.
„Ihr Mondjäger seid so vulgär!"
Sie seufzte laut auf.
„Mach dir nicht ins Hemd, Sonnenscheinchen! Ich bin nicht vulgärer als sonst. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht verpfeife! So dumm wie du dich angestellt hast!"
Sie sah, wie er tatsächlich anfing zu grinsen.
„Du hast Recht. Es war wohl etwas kopflos von mir, die drei anzugreifen!"
Das kam einer Entschuldigung schon sehr nahe. Der Kerl hier war wohl nicht so arrogant wie die anderen. Sie sollte nicht alle über einen Kamm scheren. Sie hatte schon ganz andere Geschichten über die Sonnenjäger gehört.
„Schon gut."
Sie wollte sich wieder umdrehen, aber er hielt sie am Arm fest. Langsam sah sie zu seiner Hand, dann in sein Gesicht. Sofort ließ er sie los.
„Entschuldige. Das war wohl auch so eine kopflose Aktion!"
Sie nickte und verzog ärgerlich den Mund.
Kurz schloss er die Augen.
„Es ist noch nicht so lange her, dass ich gewandelt wurde. Und eigentlich werde ich nicht zum Kämpfen ausgebildet, obwohl ich es mir wünsche!"
Sie hob eine Augenbraue.
„Du rennst mit einem Schwert durch die Gegend, das man auch noch sehen kann. Also nehme ich an, dass man dir noch nicht beigebracht hat, einen Schein über Gegenstände zu werfen. Dann greifst du ohne Sinn und Verstand drei Vampire an, die einige Jahrzehnte schon auf dem Buckel haben und deswegen dich mit dem kleinen Finger hätten fertig machen können. Wenn es nur einer gewesen wäre, hätte ich es vielleicht noch entschuldigt. Aber es war dämlich. Eine absolut kopflose Aktion, die du hier gebracht hast. Ich denke, ich weiß warum sie dich nicht zu einem Kämpfer ausbilden!"
Er lächelte sie an.
„Dafür habe ich mich doch nicht schlecht geschlagen?"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Geht so! Du wärst zwar beinahe umgebracht worden, aber dein Gebrüll...also ich muss schon sagen, dass war beeindruckend!"
Er reichte ihr lachend die Hand.
„Mein Name ist Flynn. Flynn O'Connelly!"
Ihr Kinn klappte nach unten.
„Ein verdammter Ire! Jetzt wird mir einiges klar! Kopflos und stur!"
Er hielt ihr immer noch die Hand hin. Ava spürte, wie ihre Knie vor Müdigkeit einknickten, aber sie riss sich zusammen. Sie nahm seine Hand.
„Ava!"
Fragend hob er eine Augenbraue.
„Und weiter?"
Sie kniff ärgerlich die Augen zusammen. Das ging ihm einen Scheiß an. Das würde sie ihm schnell klar machen müssen, denn er war wohl der Meinung, dass sie nun wohl immer mit ihm zu tun haben wollte. Nein, das konnte er getrost knicken! Sie würde sich bestimmt nicht so einen unerfahrenen Kämpfer ans Bein binden. Vor allem, weil er ein Sonnenjäger war.
„Nichts weiter!"
Er ließ ihre Hand los.
„Also gut. Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen!"
Er drehte sich um, packte sein Schwert wieder auf den Rücken und ging einfach. Das hatte Ava nun doch nicht erwartet. Wusste er nicht, dass er etwas Entschiedenes vergessen hatte?
„Hallo? Räumst du die Scheiße hier auch weg?"
Sie deutete auf die drei Leichen, die immer noch auf dem Boden lagen.
„Was? Wozu? Vergehen sie nicht in der Sonne?"
Sie schaute auf die Uhr.
„Bis die Sonne kommt, dauert es noch ungefähr sieben Stunden. In fünf Stunden kommen aber die ersten Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Wie sollen sie sich drei geköpfte Leichen erklären, die mitten im Park liegen? Denk doch mal nach, du..."
Er hob einen Finger. Diese Geste konnte Ava gar nicht leiden. Das sah so aus, als ob der Kerl sie maßregeln wollte und dagegen war sie allergisch. Aber das war wohl nicht seine Absicht.
„Keine Beschimpfungen mehr bitte! Also gut, was soll ich machen?"
Ava seufzte.
„Kannst du mir mal verraten, als was du ausgebildet wirst? Du weißt ja rein gar nichts. Nur das, was man den Menschen beibringt und das ist wirklich verdammt wenig. Du kennst nicht einmal die Grundlagen, die wohl jeder Jäger kennen sollte! Egal ob Mond- oder Sonnenjäger!"
Er zuckte mit den Schultern.
„Das könnte daran liegen, dass ich nicht als Kämpfer ausgebildet werde...ich war Medizinstudent...und..."
Sie wich einen Schritt zurück und zog ihre Augenbrauen zusammen. Ava konnte den Abscheu spüren, der in ihr aufstieg.
„Du bist einer dieser Laborratten?"
Sie stürmte nun auf ihn los und schlug ihn unsanft auf die Schulter.
„Schämst du dich denn gar nicht? Was soll das mit diesen Versuchen! Habt ihr denn keine Ehre? Man soll Lebewesen nicht leiden lassen! Keines!"
Nun war er es, der zurück wich. Er hob schützend beide Hände vor seine Brust.
„Deswegen ging ich ja heute Nacht los! Ich will das nicht mehr tun! Lieber schlitze ich die Dinger auf, anstatt irgendwelche komische Sachen mit ihnen zu machen!"
Er wirkte so verzweifelt, als ob dies sein letzter Strohhalm gewesen war.
Ava glaubte ihm. Er war zwar ein unerfahrener Idiot, aber es schien nicht so, als ob er es genießen würde, in einem Labor irgendwelche Experimente an Lebewesen durchzuführen, auch wenn sie Unterweltbewohner waren.
Warum sollte sich ein unerfahrener Sonnenjäger sonst auf den Weg machen? Ungeschützt!
Sie seufzte leise.
„Gut! Dann will ich dir helfen. Aber nur, damit ihr keine weitere Laborratte züchtet! Ruf deine Leute an und erkläre ihnen, dass du das alles hier fabriziert hast. Ich denke es wird nicht lange dauern und sie bilden dich zum Kämpfer aus. ICH bin nämlich gut in dem was ich mache! Man erkennt hier Qualitätsarbeit!"
Unsicher starrte er die Leichen an.
„Aber Helios...er hat doch alles gesehen!"
Sie grinste ihn frech an.
„Besonders helle bist du ja nicht! Es ist Nacht! Er kann es gar nicht sehen. Luna hat es wahrscheinlich gesehen, aber da sie nicht erschienen ist, wird sie es wohl gut heißen! Ansonsten lege ich ein gutes Wort für dich ein. Ich will mal nicht so sein!"
Verblüfft zog er seinen Atem ein.
„Du hast geblufft und mich damit reingelegt!"
Sie nickte langsam. Himmel, jede Bewegung war eine reine Kraftanstrengung. Wenn sie nicht gleich ins Bett kam, würde sie gleich hier einschlafen.
„Ja, ich bin böse und gemein! Ach ja und vulgär! Hab noch eine schöne Nacht, Ire!"
Sie drehte sich um und ging.
„Sehen wir uns wieder?"
Sie hielt nicht an. Sie drehte sich nicht einmal um.
„Sicher nicht, du Idiot! Ich bin eine Mondjägerin und du ein Sonnenjäger! Wir passen zusammen wie weiße Tischdecken und Scheiße! Nämlich gar nicht!"
Er lachte laut auf.
„Ich werde dafür sorgen, dass wir uns wieder sehen! Und sei dir sicher, dass ich das nächste Mal ein Stück Seife dabei haben werde. Und ich werde dir damit genüsslich deinen Mund auswaschen!"
Sie winkte ihm noch einmal nett mit dem Stinkefinger zu, ohne sich umzudrehen.
„Hättest du wohl gerne!"
Sie versuchte so schnell wie möglich weg zu kommen, aber das war kaum noch möglich. Ihre letzten Kraftreserven waren jetzt fast aufgebraucht.
Nur schnell weg, bevor Sonnenschein seine Kumpels ruft!
Sie schleppte sich aus dem Park. Dann roch sie Jason, der kurze Zeit später neben ihr stand.
Marzipanschokolade! Lecker!
„Hattest du Probleme mit dem Sonnenscheißer?"
Sie lachte leise.
„Nein, Robert! Komm, lass uns hier verschwinden. Hier tauchen bald eine Menge Sonnenjäger auf!"
Er nickte und folgte ihr.
„Woher weißt du es?"
Sie lachte bitter auf. Gut, er klang jetzt nicht so, als ob es ihm jede Menge Sorgen bereiten würde, eher gelangweilt, als ob er das schon geahnt hatte.
„Ich wurde gestern von Luna zusammengefaltet. Sie heißt es absolut nicht gut, dass wir zusammen abhängen! Dabei verriet sie mir deinen richtigen Namen. Also wirklich! Jason? Wie kommst du darauf? Robert passt doch besser zu dir! Jason klingt irgendwie schwul!"
Er grinste.
„Findest du? Vor ein paar Jahren war der Name voll im Trend. Und Robert...naja, der alte Name bedeutet mir nichts mehr! Ich will ihn auch nicht hören. Besonders nicht von dir. An dem Namen haften nur schlechte Erinnerungen."
Ava rieb sich müde ihre Stirn. Sie hatte nicht einmal mehr Kraft über das nachzudenken, was er gerade zu ihr gesagt hatte.
„Wenn du der Meinung bist?", antwortete sie stattdessen.
Ihr ging die Luft aus. Sie stützte ihre Hände auf die Knie. Verdammt, es wurde ja noch schlimmer seit Jason bei ihr war! Wenn sie nicht bald nach Hause kam, dann würde sie hier einschlafen. Und dann würde sie für ein paar Tage nicht mehr aufwachen. Besser gesagt, sie würde dann nie mehr aufwachen. Sie würde zu einem Haufen Asche verbrennen und würde es nicht einmal merken.
Ihre Knie gaben nach und sie sank schwer seufzend auf den Boden.
„Alles in Ordnung?"
Sie schüttelte den Kopf. Es schien so, als ob sie Watte im Kopf hätte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn, ihm irgendetwas erklären.
„Ich muss hier weg! Schnell!"
Fluchend hob er sie auf.
„Bist du verletzt?"
Müde schüttelte sie den Kopf.
„Ich habe...dir nicht...schlechte Phase...wir...immer müde! Regeneration! Bis Neumond!"
Sie hatte keine Ahnung, ob er ihr Gestammel verstand. Aber er blies die Backen auf und starrte sie wieder wütend an. Meine Fresse, sie brachte ihn wohl immer zur Weißglut!
„Ach, wann wolltest du es mir denn erklären? Wenn du während eines Kampfes eingepennt wärst?"
Sie ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken. Der Schlaf kam nun unbarmherzig. Sie konnte sich kaum gegen ihn wehren. Aber sie fühlte sich bei Jason beschützt. In seinen starken Armen fand sie Sicherheit, die sie sonst von niemand kannte.
„Wollte ja...Sonnenschein kam dazwischen...idiotischer Ire...nicht schimpfen!"
Er fluchte, während sie langsam aber sicher weg schlummerte.
„Hast du ein Glück, dass ich heute das Auto dabei habe!"
Sie spürte, wie er sie kurz absetzte, dann roch sie teures Leder! War ja klar! Der Vampir leistete sich keine Stoffbezüge. Es musste ja etwas Exklusives sein!
„Scheiße! Ich hoffe nur, dass das Blut schon getrocknet ist! Ansonsten bist du mir die Reinigung schuldig!"
Sie nickte nur und rollte sich zusammen, als er sie auf den Beifahrersitzt legte.
„Bleib bloß wach, Ava! Himmel, gehst du mir auf den Sack! Sagt einfach nichts. Und ich darf schauen, wie ich es wieder gerade biege! Das ist jetzt schon das zweite Mal innerhalb drei Tage, dass ich dir den Arsch rette! Soll das zur Gewohnheit werden?"
Er startete das Auto. Es röhrte kraftvoll, als er los fuhr. Während der gesamten Fahrt schimpfte er auf sie ein.
Mist! Er ist schon wieder wütend auf mich!
„Worauf du einen lassen kannst, Süße! Wir sprechen noch darüber, wenn du fit bist! So etwas muss ich wissen. Du hast dich in Gefahr gebracht. Warum hast du es mir nicht schon gestern gesagt, dann hätte ich dich nicht gefragt, ob wir heute abhängen!"
Sie ließ die Schimpftriaden über sich ergehen. Sie wusste ja, dass sie Mist gebaut hatte und sie hatte seinen Wutausbruch mehr als verdient. Trotzdem glaubte Ava, ihm eine Erklärung geben zu müssen. Er sollte nicht einfach glauben, dass sie so dumm und leichtsinnig war.
„Wollte dich sehen!", murmelte sie.
Sie merkte, wie er über ihr Haar streichelte.
„Du hast echt einen Knall! Du bringst dich wegen einen Vampir in Gefahr!"
Sie schnurrte leise, was ihm zum Lächeln brachte.
„Nicht wegen eines Vampires! Wegen dir!"
Nun lachte er leise. Jason geriet zwar schnell in Wut, aber er beruhigte sich auch schnell wieder.
„Du bist nicht ganz normal, weißt du das?"
Er schwieg nun und fuhr weiter.
Nach einer Weile bemerkte sie, wie er den Motor ausmachte und sie danach hoch hob. Er trug sie die Treppen zur Villa hinauf.
„Nicht! Sebastian! Er bringt dich um!"
Er lächelte auf sie herab.
„Wenn er genauso eine Schlaftablette ist wie du, dann bin ich schon längst weg, bis er die Tür aufmacht!"
Er legte sie vor die Haustür und klopfte energisch dagegen. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Bis zum Neumond also! Gleiche Zeit? Gleicher Ort?"
Sie nickte ihm zu.
„Danke, Jason! Nicht mehr wütend sein!"
Doch er war schon verschwunden.
Das überlege ich mir noch! Ich habe ja jetzt Zeit!
Sie hörte zum ersten Mal seine Stimme in ihren Kopf. Ein wenig wunderte sie sich darüber, aber sie fand es schön!
Ach komm schon, Süßer! Nicht böse sein! Wir haben doch Spaß!
Sie hörte ihn knurren, aber gleich darauf lachte er.
Schlaf dich aus! Dann werden wir wieder Spaß haben!
In dem Moment ging die Tür auf.
„Ava? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Warum liegst du nicht im Bett? Warst du heute ernsthaft noch jagen? Wo kommt denn das Blut her? Und warum riecht es hier nach verdammten Kaffee?"
Sie lächelte und schlief nun endgültig ein, als Sebastian sie auf ihr Bett legte.
Doch ihr letzter Gedanke galt Jason.
Schon wieder hatte er ihren Arsch gerettet.
Merkwürdiger Vampir!
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