Prolog
Es war ein Geräusch aus dem Nebenzimmer, das den schlanken, dunkelhaarigen Jungen aufweckte.
Unruhig blickte er sich in dem dunklen Zimmer um.
Der große Raum war schwül, das Fenster war weit geöffnet und er konnte erkennen, dass es draußen bereits dämmerte.
Er ließ den Blick über die Wände schweifen, die komplett zugepflastert waren mit rotgoldenen Bannern und Postern, auf denen Leute mit Besen durch die Lüfte flogen.
Dabei blieb sein Blick an einer merkwürdigen goldenen Uhr hängen, deren rostige Ziffern leise tickten.
Auf dem Boden lagen haupstächlich dunkle Tshirts und mehrere ausgewaschene Jeans, die an den meisten Stellen löchrig und ausgefranst waren.
In seinem Kleiderschrank jedoch, hingen mehrere Umhänge und Roben aus teurem Stoff.
Außerdem war da ein riesiger Koffer, der allerlei merkwürdige Dinge beinhaltete, wie Federkiele, gelbliches Pergamentpapier und lange silbrige Werkzeuge.
Auf der Seite des Koffers stand in bereits abblätternden Buchstaben der Name des Jungen.
Sirius Orion Black.
Wie sein Zimmer bereits verriet, war Sirius Orion Black keinesfalls ein gewöhnlicher Junge, nein, er war der Spross einer uralten magischen Familie und er hasste es.
Er hasste alles an seiner Familie, aber vor allem die Art, wie sie über Dinge dachten, die nicht so waren, wie sie sein sollten.
Und Sirius war nicht so, wie er es sein sollte.
Der Besitzer des Zimmers aus dem das laute Geräusch kam, war sein kleiner Bruder.
Regulus Arcturus Black war genau so, wie es seine Eltern gerne von ihm hätten.
Und genau aus seinem Raum konnte Sirius nun so früh am Morgen gedämpfte Stimmen hören.
Leise berührten seine nackte Füße den Teppichboden des unordentlichen Zimmers und er schlich leise und nur in Shirt und Unterhose bekleidet aus seinem Zimmer.
Sirius nahm eine Kerze von seinem Nachttisch und zündete sie mit einem Streichholz an.
Auf Zehenspitzen näherte er sich dem Raum seines Bruders und hielt den Atem an, als er erneut Stimmen hörte.
"Stell dich nicht so an Regulus. Wenn er erst einmal aus dem Weg geräumt ist, wird er dich ehren. Deine Familie wäre in Sicherheit", zischte eine weibliche Stimme, die Sirius Gänsehaut versetze.
Er kannte diese Frau, doch wie sollte sie mitten in der Nacht in ihr Haus gekommen sein?
Es war sein Bruder, der nun sprach:
"I-Ich kann ihn doch nicht einfach umbringen, er ist-"
"Crucio", kreischte die schrille Stimme und ein Schrei ertönte aus dem Zimmer und rotes Licht erleuchtete den grauen Flur.
"Du wirst dem Dunklen Lord gehorchen, oder du wirst es büßen!"
Sirius konnte seinen Bruder leise wimmern hören und er wollte nichts mehr, als ihm helfen.
Fest entschlossen umklammerte er seinen Zauberstab und trat auf die Tür zu, aber kurz bevor er sie erreichen konnte, legte ihm jemand die Hand auf den Mund und zog ihn fort.
"Du wirst deiner Mutter kein Wort hiervon erzählen, haben wir uns verstanden?"
Es war sein Vater, der seinen Arm so fest umklammerte, dass sich seine Fingernägel in die Haut seines Sohnes bohrten.
Er zückte seinen Zauberstab und presste ihn an Sirius' Kehle.
Sirius wollte in diesem Moment einfach nur weg.
Weg von seiner Familie, weg von jeglicher Verantwortung.
Er konnte sein Herz in seiner Brust pochen hören und versuchte, sich erneut aus dem festen Griff seines Vaters, seines eigenen Vaters zu befreien, aber vergeblich.
"Ich sagte, haben wir uns verstanden?"
Sein Mund war so nah an Sirius' Haut, dass er seinen heißen Atem spüren konnte.
Sirius konnte nichts anderes tun, als zu nicken und sofort lockerte Orion seinen Griff, seine Hand lag aber immer noch auf dem Mund seines Sohnes.
"Wenn ich meine Hand wegnehme, wirst du keinen Mucks von dir geben, schnurstracks in dein Zimmer gehen und so tun, als wäre das alles hier nie passiert, alles klar?"
Sirius nickte wieder und die Hand verschwand.
Keuchend rannte er in sein Zimmer und drehte sich nicht um.
Als er seine Raum erreicht hatte, ließ er sich auf das harte Bett fallen und starrte auf die tickende Uhr.
Stunde um Stunde verstrich, bis er von unten die kreischende Stimme seiner Mutter hörte, die ihn auf ihre charmante Art und Weise zum Frühstück rief.
Er konnte nicht glauben, wie sehr sich seine Familie bemühte, von außen hin alles perfekt wirken zu lassen, wenn doch die Wahrheit so grausam war.
Sirius fragte sich, ob seine Mutter davon wusste, dass Regulus mit dunklen Zauberern einen Mord plante.
Vermutlich wäre sie ganz aus dem Häuschen gewesen, weil ihr Sohn, die Ehre hatte, irgendjemanden kaltblütig abzuschlachten.
Er lächelte bitter, bei der Vorstellung daran, auch wenn er wusste, dass dies eventuell sogar die Realität war.
Als er das Zimmer verließ, stolperte er beinahe über den halbfertig gepackten Koffer und ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er in weniger als 28 Stunden mit seinen allerbesten Freunden im Hogwartsexpress sitzen würde.
Dieser Gedanke tröstete ihn so unheimlich, dass er Regulus für wenige Stunden aus seinem Gehirn verbannen konnte.
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