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All the lonely people, where do they all come from?
All the lonely people, where do they all belong?
The Beatles-Eleanor Rigby


"Remus."

Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn aufschrecken.

"Kann ich reinkommen?"

Noch bevor er antworten konnte, stand Lily bereits im Badezimmer.

"Hast du geweint?"

"Tut mir leid. Ich weiß, ich hab dir versprochen, dass ich nicht mehr wegen ihm weinen werde."

Lily seufzte.
"Denkst du nicht, du solltest aufhören, dich an deinen Gefühlen zu verankern?"

"Das versuche ich doch die ganze Zeit!"

Remus gab einen gequälten Laut von sich, wie ein getretener Hund.

"Die anderen kommen bald. Wir sind alle ziemlich müde und wollen nur noch ins Bett."

Sie kniete sich neben ihn auf die kalten Fliesen und wischte sanft die Tränen aus seinem Gesicht, dann zog sie ihn an sich.
Mit der anderen Hand strich sie sanft über seine Haare.

"Es wird alles gut, hörst du mich?"

So saßen sie eine Weile da, bis Remus sich irgendwann aufrappelte.
Lily lächelte ihn noch einmal müde an und verschwand dann.
Mit zitternden Fingern spritze er sich kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte seinen unregelmäßigen Atem zu beruhigen.
Noch einmal atmete er tief durch, dann betrat er ihren Schlafsaal.

Die anderen waren noch nicht da, also kramte er seinen Schlafanzug aus dem Schrank und knöpfte sein Hemd auf.
Auf seiner blassen Brust zeichneten sich deutlich Narben ab, sowohl verblasste, als auch frische.
Hastig zog er sich sein Schlafshirt über und ließ seine Hose runter.

Gähnend kletterte er in sein Bett, als er Stimmen hörte.
Schnell schloss er die Augen und tat so, als würde er schlafen.
Er hörte noch leises Getuschel und dann schließlich den regelmäßigen Atem seiner Freunde.

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Der nächste Tag war einer dieser Sonntage, an denen man einfach nichts tun wollte.
Die Rumtreiber schliefen beinahe bis Mittag und als sie dann schließlich halbwegs wach waren, hatte keiner von ihnen Lust auf irgendetwas.
So kam es, dass Remus sich in die Bibliothek verzog und James eine neue Quidditchtaktik ausarbeitete, während Peter ihm bewundernd über die Schulter blickte.

Alle drei ließen Sirius zusammen mit seinen Gedanken im Schlafsaal zurück.
Eigentlich hatte er vorgehabt, ein Buch zu lesen, aber es war nicht besonders spannend gewesen und so hatte er es schließlich wieder weggelegt.

Er wanderte ihm Schlafsaal auf und ab und fragte sich ärgerlich, warum er nicht einfach mit James und Peter mitgegangen war.

Sein Blick fiel schließlich auf den Plattenspieler, den Peter letztes Jahr zu Weihnachten bekommen hatte.
Eine Platte war bereits aufgelegt, eine Muggelband von der James unglaublich begeistert war.
Sirius senkte die Nadel auf die Schallplatte und Musik ertönte.

Ah look at all the lonely people
Ah look at all the lonely people

Sirius ließ sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen.

Eleanor Rigby, picks up the rice
In the church where a wedding has been
Lives in a dream
Waits at the window, wearing the face
That she keeps in a jar by the door
Who is it for
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?

Sirius seufzte.
Er wusste selbst nicht mehr genau, wo er hingehörte.
Sein Bruder hingegen schien genau zu wissen, was aus ihm werden sollte.
Aber war Regulus nicht viel einsamer als er?
Er konnte ihn sich nur schwer vorstellen, wie er ausgelassen mit seinen Freunden lachte oder Streiche plante.

"I-Ich kann ihn doch nicht einfach umbringen, er ist-"

Sirius erinnerte sich schaudernd an die Sommerferien.
Bis jetzt hatte er es immer verdrängt, oder sich ablenken lassen, aber würde er tatsächlich zulassen, dass jemand aus Regulus einen Mörder machte?

Sein Bruder war kein Idiot, aber ein Mitläufer und naiv.
Ihn zu manipulieren wäre nicht schwer, aber konnte man ihn tatsächlich dazu überreden jemanden umzubringen?
Sollte er seinen Bruder denn nicht eigentlich beschützen?
War das nicht die Aufgabe eines großen Bruders?

Was würde Remus an seiner Stelle tun?
Wahrscheinlich würde er seufzen und dann seine Haare aus dem Gesicht pusten, so wie er es immer tat.
Dann würde er sein ernstes Professorengesicht aufsetzen und mit leiser, belehrender Stimme sagen: "Sirius, du kannst dir doch nicht immer die Schuld an allem geben. Dein Bruder ist alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen."

Wenn Sirius genauer darüber nachdachte, war Remus eigentlich der Mutigste von ihnen allen.
Er stellte sich jeden Monat seiner allergrößten Angst und war trotzdem lebensfroh und gutmütig.
War es nicht viel mutiger, sich seiner Angst zu stellen, als so zu tun als wäre man furchtlos?

Und war es nicht auch mutig gewesen, ihnen zu sagen, dass er auf Jungs und Mädchen stand?
Schuldgefühle kamen in Sirius auf, als er daran dachte, dass er ganze fünf Jahre nichts geahnt hatte.
Und ohne Remus wäre er immer noch voller Vorurteile, nicht nur gegenüber Homosexuellen, sondern auch gegenüber Werwölfen.

Früher hatte er immer geglaubt, jemand der sich einmal im Monat in eine Bestie verwandelte, könne kein Mensch sein.
Aber Remus war so gut und menschlich, dass man gar nicht anders konnte, als ihn zu mögen.
Konnte Sirius nicht irgendetwas tun, um ihm sein Leben leichter zu machen?
Er wusste, dass Remus nie einstimmen würde, er sagte immer , jeder hatte nunmal seine eigenen Probleme zu tragen.
Trotzdem juckte es Sirius in den Fingerspitzen, irgendetwas für seinen Freund zu tun, selbst wenn es nur bedingt half.
James und Peter würden ihm bestimmt dabei helfen, sie brauchten nur noch einen Plan.

Spargelmama ist zurück mit einem neuen Kapitel!
Ich freu mich wie immer über Kritik und Vorschläge.

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