5
Nebelschwaden zogen sich über das karge Gelände des gewaltigen Schlosses.
Ein Junge rannte in der kalten Nachtluft in Richtung des gespenstischen Waldes.
Der Himmel war wolkenbedeckt und als sie sich schließlich verzogen, tauchte das Mondlicht die Bäume in sanftes silbernes Licht.
Ein Heulen erfüllte die klirrend kalte Nacht und an der Stelle, wo so eben noch ein Junge gestanden hatte, reckte nun ein furchtbares Ungeheuer seine Schnauze gen Himmel.
Kurz schnupperte der Werwolf noch an den nassen Blättern, dann verschwand er durch die Äste in den Wald.
-
" Professor, Sie müssen uns gehen lassen, er ist unser Freund!"
"Ich kann Sie drei doch nicht jedes Mal vom Unterricht befreien."
"Aber Professor-"
"Kein aber, Potter. Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass Mister Lupin wohlauf ist. Nun setzten Sie sich doch bitte hin."
Seufzend gab James auf und trottete mit hängenden Schultern auf seinen Platz.
"Und, was hat sie gesagt?", wollte Peter sofort wissen.
"Dass wir es vergessen können."
Frustriert stöhnte Sirius auf.
"Aber das kann sie doch nicht machen. Wir haben ein Recht darauf, Remus zu besuchen. Wir sind seine Freunde!"
"Die Herren, wenn ich Sie noch ein einziges Mal ermahnen muss, gibt es Nachsitzen für alle drei, verstanden?"
Schnell nickte Peter, bevor er im Flüsterton fortfuhr, sich über die Ungerechtigkeit zu beschweren.
Als Professor McGonagall den Unterricht beendete, stürmten die drei Rumtreiber als erstes aus dem Klassenzimmer.
Die sonst so strenge Lehrerin sah ihnen nach und lächelte gutmütig.
Die große Holztür zum Krankenflügel öffnete sich und mehrere Patienten schreckten hoch, als die drei hereinstürmten.
Wie immer lag Remus im hinteren Teil des Raumes, gut verborgen von einem Vorhang.
Seine blasse, knochige Hand schon den Vorhang ein Stück beiseite, als er seine Freunde kommen hörte.
"Remus du kannst dir ja nicht vorstellen, was passiert ist. McGonagall hat uns nicht gehen lassen und wir mussten den ganzen Tag warten."
James stemmte entrüstet die Hände in seine Seiten und wollte zu einem weiteren Redeschwall ansetzten, aber Sirius hielt ihm den Mund zu.
"Wie geht es dir?"
"Gut", murmelte er und richtete sich ein wenig auf, um seine Freunde besser sehen zu können.
Zufrieden nickte Sirius und nahm seine Hand von James' Mund weg.
Dieser keuchte kurz und gab seinem besten Freund dann einen festen Tritt gegen das Schienbein.
"Verdammte Scheiße, James! Was sollte das denn?"
"Rache, Sirius. Rache", grinste er zufrieden und setzte sich neben Remus auf das Krankenbett
"Sei vorsichtig", rief Peter, denn James wäre beinahe von der Matratze gefallen, mit so viel Schwung war er neben Remus gefallen.
Sofort kam Madame Pomfrey, die junge Krankenpflegerin, herbeigeeilt und warf den Jungen einen strengen Blick zu.
Als ihr Blick auf Remus fiel, verwandelte sich ihre tadelnde Miene, in einen beinahe liebevollen Ausdruck.
"Wie geht es dir, Remus?", fragte sie sanft.
"Ich-"
Er warf seinen Freunden einen unsicheren Blick zu.
"Gut, aber mein Kopf tut weh", murmelte er schließlich.
Sirius starrten ihn voller Mitleid an und er musste hastig wegsehen, um die Tränen aus seinen Augen zu verbannen.
Die Heilerin blickte zwischen den beiden hin und her, entschied sich aber schließlich zu gehen.
Sirius war der Erste, der die eisige Stille unterbrach.
"Remus, ich-"
"Sei still, Sirius", zischte der Werwolf.
Die Augen seines Freundes weiteten sich, als er den beinahe hasserfüllten Blick bemerkte.
Sofort fühlte Remus sich schuldig und er senkte betrübt den Kopf.
"Wieso seid ihr überhaupt mit mir befreundet? Ich bin ein Monster", flüsterte er, während ihm heiße Tränen auf die ordentlich gefalteten Hände tropften.
Er konnte sie schmecken, salzig und bittersüß, wie sie ihm über die Wangen rollten.
"Remus, du faltest deine Socken, verzeih, wenn wir also nicht alle aus Angst vor dir in Ohnmacht fallen"
Er wischte die Tränentropfen schniefend von seiner Backe und blickte in James gutmütige Augen.
Er grinste, so wie er es immer tat, wenn er versuchte jemanden aufzumuntern.
„Danke James."
„Schon gut, Moony."
In diesem Moment wurde Remus bewusst, dass James manchmal ein Arschloch war, nervig, arrogant vielleicht und sogar eine Drama Queen, aber er würde für seine Freunde alles tun.
"Remus?"
Es war Sirius ruhige Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss.
Er wandte den Blick von James ab und starrte jetzt direkt in Sirius ernstes Gesicht.
"Sirius."
Es klang mehr nach einer Frage.
"Alles in Ordnung?"
Sein Blick bekam einen fragenden Unterton.
"Ja ich-"
Er riss sich von dem Anblick los.
"Tut mir leid", murmelte er.
Sirius warf James einen irritierten Blick zu, so als hätte er eine Antwort auf das merkwürdige Verhalten ihres Freundes.
Doch leider zuckte dieser nur mit den Achseln, als Remus sich seufzend in die Kissen fallen ließ.
"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?" Peter hob fragend die Augenbrauen.
"Mhh."
"Wir machen uns Sorgen um dich." James flüsterte fast.
"Ich weiß."
Die Stimme des Werwolfes zitterte, aber er erwiderte Peters eindringlichen Blick.
Er wusste, dass dies seine Chance war, die Möglichkeit seinen Freunden endlich hundertprozentig ehrlich gegenüber zu sein.
Aber wie genau erklärte man jemandem, dass man irgendwie nicht so heterosexuell war, wie er fünf Jahre lang gedacht hatte?
Hey Sirius, ich bin irgendwie voll schwul für dich, aber ich mag auch Mädchen?
"Ich-äh..."
"Du kannst uns alles sagen, Remus."
Peters Lächeln war so breit, ehrlich und irgendwie auch tröstlich, dass etwas in Remus Brust flatterte.
Nicht so wie bei Sirius, da fühlte es sich eher so an, als würde sein Herz schmelzen.
"Ich muss euch etwas sagen."
Aufmerksam betrachteten ihn drei Augenpaare.
"Ich bin irgendwie, sehr... ähm-"
Er spürte ,wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, auch wenn es nichts war, wofür er sich schämen musste.
Vielleicht wollte er auch nicht, dass sie alles über ihn wussten, er brauchte das Geheimnis für sich selbst.
Er konnte die Neugier erkennen, die in ihren Gesichtern lag, wie jede Faser ihrer Körper auf Remus konzentriert war.
"Ich bin bisexuell."
James Mund formte stumm ein großes rundes Oh.
"Das heißt, ich mag Jungs und Mädchen", fügte er hinzu, als immer noch niemand etwas sagte.
"Ich finde das ja ziemlich unfair", sagte Peter und stemmte seine Hände in die Hüfte.
"Was?"
Sirius starrte ihn stirnrunzelnd an.
"Er hat viel mehr Auswahl als wir anderen!"
Remus lachte mit den anderen mit, die Stimmung war auf einmal sehr viel entspannter.
Er wusste, dass er sich irgendwann damit abfinden musste, dass er auf seinen besten und noch dazu sehr heterosexuellen Freund stand.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Jetzt wollte er einfach nur genießen, dass er bei seinen Freunden vollkommen er selbst sein durfte.
Hey Spargelchen,hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Bis zum nächsten wird es etwas dauern, aber ich hoffe ihr habt ein wenig Geduld mit mir
-Spargelmama
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