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Der Umschlag in Sirius' Hand war noch ein wenig nass vom Regen, der sich seit Tagen über Großbritannien ergoss, der Absender war dennoch lesbar, wenn auch die blaue Tinte ein wenig verschwommen war.

Er warf einen zögernden Blick zu Remus, aber dieser hatte noch gar nichts von seiner Entdeckung bemerkt.

Das rote Siegel war identisch mit dem Siegel auf dem Löffel. Nun wusste Sirius auch endlich wer T.P. war, oder besser gesagt, was.

Toujour Pours, Familienmotto des Hauses Black
Und auch die Vögel waren unverkennbar im roten Wachs zu sehen, das das Familienwappen zeigte.

Sirius' Puls beschleunigte sich und sofort dachte er an Bellatrix, an seine Mutter und die vielen anderen zwielichten Gestalten, mit denen er nur durch Blut verbunden war.
Blut, von dem sie glaubten, es wäre besser als anderes und Blut, das Remus drohte.

Erst jetzt bemerkte er, wie sehr seine Hände zitterten, auch Remus schien es aufgefallen zu sein.
Besorgt blickte er ihn an und Sirius wurde mit einem Mal schlecht.

Konnte sein Freund ihm immer noch vertrauen, nachdem er herausfand, dass es seine eigene Familie war, die ihn bedrohte?
Könnte Remus sogar an ihm zweifeln?

Darüber konnte er nun nicht mehr länger nachdenken, denn Remus war hinter ihn getreten, um herauszufinden was ihn da so schockiert hatte.

„Remus, ich weiß, was du jetzt denkst", begann Sirius, doch der unergründliche Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes ließ ihn innehalten.

Innerlich machte er sich schon bereit, seinen besten Freund wütend aus dem Raum stürmen zu sehen, ihn anschreien zu lassen oder noch schlimmeres, aber alles was Remus von sich gab war ein sehr leises, sehr schwaches:
„Oh."

Sirius wusste nicht, ob er besser schweigen oder ihn trösten sollte oder ob er nicht vielleicht besser den Raum verlassen sollte, aber da hatte sich Remus auch schon umgedreht und ging.

Er ließ ihn alleine zurück, immer noch von Geschenkpapier umgeben und Süßigkeiten, die sich zu seinen Füßen verteilten.
Am liebsten wäre er aufgesprungen und Remus hinterhergerannt, aber er hatte zu sehr Angst, was dann passieren würde.

Der Brief war immer noch in seiner Hand, leicht und immer noch ein bisschen feucht von draußen.
Noch bevor Sirius überhaupt auf die Idee kommen konnte, ihn in tausend Stücke zu zerreißen, ging die Tür wieder auf und Remus' hellbraune Locken kamen zum Vorschein.

Er sah überhaupt nicht wütend aus, eigentlich blickte er drein, als hätten sie gerade einen Streich geplant oder einen neuen Geheimgang entdeckt.

„Ich glaube, ich weiß jetzt, wer die Gabel geschickt hat!", verkündete er einem immer noch geschockten Sirius.

„Wie? Was? Wer?", stammelte er und starrte Remus an, der nun sogar sein besserwisserisches Grinsen aufgesetzt hatte.

Sirius' Familie war Schuld an allem, wie konnte er sich da so freuen?

„Weißt du noch, als Regulus und die anderen Slytherins mich angegriffen haben und er mich dann quasi gerettet hat?"

In Sirius' Bauch staute sich Wut an und er ließ ein verächtliches Schnauben hören.
Sein Bruder war Schuld daran, dass Remus überhaupt verprügelt wurde.
Da war wieder dieser seltsame Beschützerinstinkt, den er schon das erste Mal gespürt hatte, als Remus die Geschichte erzählt hatte.

Schnell schüttelte er den Gedanken ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die eigentliche Sache.
Remus wusste, wer ihm drohte.

„Ich hab doch erzählt, dass er mir irgendetwas sagen wollte, aber nicht konnte. Irgendwas extrem wichtiges."

Plötzlich verstand Sirius, was er damit andeuten wollte.

„Aber warum sollte er-? Du glaubst doch nicht ernsthaft-?"

„Dass Regulus die Gabel geschickt hat? Doch ganz genau."

„Aber warum sollte er die drohen, wenn du meinst er wollte dir etwas sagen?"

„Was, wenn es gar keine Drohung war, sondern eine Warnung? Was, wenn Regulus mich eigentlich wissen lassen will, dass sie über mich Bescheid wissen?"

„Aber warum sollte Regulus..."

Plötzlich hatte er wieder ein Gespräch im Kopf, eines das ganz zu Beginn dieses Schuljahres stattgefunden hatte.
Grünes Licht, dass durch den Türspalt eines jungen fiel, eine Drohung, ein Auftrag.

„Regulus soll dich umbringen."

Erst als er es ausgesprochen hatte, wurde Sirius klar, was er da gerade gesagt hatte.
Sein eigenes Blut, sein kleiner Bruder sollte seinen besten Freund umbringen, um Lord Voldemort seine Loyalität zu beweisen.

Er zitterte, als er den Brief in seiner Hand betrachtete.
Seine Familie bestand aus Mördern, seine Familie war Teil einer dunklen Armee, die sich langsam aber sicher erhob.
Zum tausendsten Mal in seinem Leben fragte er sich, ob er genauso war, wie sie.

Würde er jemanden umbringen, um seine Loyalität zu beweisen?
Um seine Freunde und Familie zu schützen?

Sein Blick traf den von Remus und er stellte überrascht fest, wie ruhig er war.

Vielleicht würde er jemanden töten um Remus zu schützen oder James oder Peter, aber war er bereit in einem Krieg,der immer näher rückte, jemanden zu töten, durch dessen Adern das gleiche Blut floss wie durch seine?

„Sirius?"

Remus' Stimme halte zögerlich durch den stillen Raum, als er sich neben Sirius aufs Bett setzte.

„Hast du keine Angst?", fragte Sirius.
„Ich meine, dass er dich umbringt?"

Remus schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Die Art, wie er mich angesehen hat- Er ist kein schlechter Mensch."

Sirius sah ihn an und Remus starrte so überzeugt zurück, dass er nicht anders konnte, als ihm zu glauben.

„Glaubst du, es wird einen Krieg geben?"

Remus nickte.

„Dann will ich an eurer Seite kämpfen. An James' und Peters. Und deiner."

Bei diesen Worten griff Sirius vorsichtig nach Remus blasser, schlanker Hand und verschränkte ihre Hände miteinander.


Hey!
Endlich mal wieder ein neues Kapitel für euch.
Hoffentlich hat es euch gefallen und als kleine Entschädigung gab es diesmal ein bisschen Wolfstar-Action.
Ich freu mich wie immer über jedes Kommentar und bis bald!
-Lea

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