27
Es war erst früh am Morgen und Nebel bedeckte noch immer das Gelände des großen Schlosses.
Kalter Wind peitschte durch die Bäume, doch sonst war es still.
Noch kein Mensch war um diese Uhrzeit wach, dies würde sich aber bald ändern.
Die Bewohner Hogwarts' wurden an jenem grauen Dezembermorgen durch eine Durchsage geweckt oder besser gesagt, von einem Lied.
Auch Sirius Black war einer von ihnen.
Er blickte sich blinzelt, mit noch müden Augen, nach der Herkunft der Musik um, doch alles was er im noch halb dunklem Schlafsaal entdeckte, war James wie er mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf am Schreibtisch saß.
Sirius rieb sich die Augen, aber James saß immer noch da, über seinen Zauberstab gebeugt, und trällerte Jingle Bells.
Seine Stimme war magisch verstärkt und er hatte stark den Verdacht, dass ganz Hogwarts gerade diese Performance mitbekam.
„James, was soll das?", grummelte Remus, der genauso verschlafen aussah, wie Sirius sich fühlte.
Mittlerweile war Jingle Bells zu Frosty the Snowman geworden, was die falschen Töne nicht gerade besser machte.
„Frohe Weihnachten, Hogwarts", verkündete James wichtigtuerisch, „ich hoffe, ihr genießt diesen besonnen Tag. Und an alle Slytherins, keine Angst, die Nasen halten nur zwei Wochen."
Sirius musste bei der Vorstellung an die verwirrten Schlangen grinsen.
Gestern Nacht hatten sie einen Zauber über den Slytheringemeinschaftsraum gelegt, der jedem Schüler eine rote Clownsnase verpasste.
Beim Frühstück sollten auch die anderen Schüler in den Genuss ihrer Streiche kommen, aber James hatte natürlich mal wieder beschlossen, sein eigenes Ding zu machen.
„Was war das denn?", rührte sich nun auch Peter, der zwischen den rot-goldenen Vorhängen seines Bettes hervorlugte.
„Nur eine frohe Botschaft von Hogwarts' charmantestem Junggesellen."
„Ich wusste gar nicht, dass ich eine Botschaft hinterlassen habe", grinste Sirius, woraufhin er die rote Mütze ins Gesicht bekam, die zuvor auf James' Kopf thronte.
„Musste das sein?", grummelte Remus, der sich stöhnend die Schläfen rieb.
„Noch eine Woche bis Vollmond und ihr wisst doch, mein Kopf tötet mich dann immer."
„Tut mir leid, Moony", sagte James entschuldigend. „Schokolade?"
Er warf ihm einen Schokofrosch zu, den Remus sofort verspeiste.
„Fehlt jemandem noch Artemisia Lufkin?"
Remus hielt die Karte hoch, die eine grauhaarige Hexe zeigte.
„Nee, die ist doch gefühlt in jeder zweiten Packung."
„Genug geredet, Kameraden. Wir haben einen Meisterstreich zu überwachen."
„Bist du über Nacht um 1000 Jahre gealtert James? Oder ist das einfach nur der Charme deines Single-Daseins, der dir ins Hirn gekackt hat?"
„Beides, oh edler Wolf John McWolfus."
„Halt die Klappe und setzt deine blöde Mütze wieder auf. Es ist Showtime."
Die Große Halle sah so aus, wie sie es immer um Weihnachten herum tat.
Eiskristalle hingen überall an den Wänden, Lichter glänzten an den riesigen Tannen, die Hagrid mühsam hineingeschleppt hatte und vereinzelt fanden sich Mistelzweige im ganzen Schloss verteilt.
Dieses Jahr war Hogwarts sogar noch bunter, das lag allerdings nicht an der Dekoration der Wände, sondern wohl eher an der Dekoration der Schüler.
Die Slytherins trugen allesamt Clownsnasen, aber auch die anderen Schüler sahen merkwürdig aus.
Alle, abgesehen von den Lehrern, hatten grellbunte Haare und Augenbrauen, was sich furchtbar mit den Schuluniformen stach, die statt schwarz nun orange waren.
Als Sirius die Halle betrat, traf ihn eine Schneeflocke, die sanft von der Decke rieselte, am Kopf und sofort wurden seine Haare giftgrün.
James, jetzt mit pinken Haaren, und er grinsten sich an.
Der Streich war gelungen, trotz anspruchsvoller Magie.
Zuerst hatten sie einen Zaubertrank für Schnee finden müssen, dann einen Zauber für Farbänderungen.
Das Schwierige war jedoch gewesen, beides miteinander zu verbinden, dazu hatten sie noch einen anderen Trank benötigt.
Sie saßen nicht einmal eine Minute am Gryffindortisch, da kam auch schon Professor McGonagall.
„Mr Potter, Mr Black, Sie werden diesen geschmacklosen Streich auf der Stelle wieder rückgängig machen, haben Sie mich verstanden?"
„Aber Professor, wir haben doch gar nichts damit zu tun?"
„Ist das so, Mr Potter? Und wessen Durchsage hat mich dann heute früh aus meinem Schlaf gerissen? Nachsitzen, alle vier!"
„Sie haben keine Beweise, das ist reine Spekulation. Eine Verschwörung gegen uns!"
Sirius machte große Unschuldsaugen und wackelte mit seinen ebenfalls giftgrünen Augenbrauen.
„Na gut", knurrte Proffesor McGonagall," aber Sie, Potter, Nachsitzen! Und dreißig Punkte Abzug für Gryffindor. Das wird noch ein Nachspiel haben, für Sie alle. Gerade von Ihnen, Mr Lupin, hatte ich Besseres erwartet. Sie sind schließlich Vertrauensschüler."
Mit diesen Worten drehte sie sich vehement um und stolzierte zurück zum Lehrertisch.
„Liebesentzug von Minnie. Muss hart für dich sein, Moony."
Mitfühlend legte Sirius ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bin todunglücklich", seuftze Remus theatralisch und schob sich noch etwas Bacon in den Mund.
„Wenn Gonnie nur wüsste, dass du eigentlich der Kopf hinter der ganzen Sache bist...", grinste Peter.
„Wie bitte? Kopf? Wenn das einer ist, dann ja wohl ich?"
„James, nur weil du den hohlsten und auch stursten hast, heißt das nicht, dass du der Kopf bist."
Für diese Aussage bekam Sirius einen Tritt gegen das Schienbein.
„Ist es jetzt eigentlich entschieden?", fragte Remus mit vollem Mund,"ihr fahrt über die Ferien nach Hause?"
„Jap, sieht so aus. Aber immerhin leistet dir Sirius in deinen einsamen Stunden Gesellschaft."
James warf Remus einen vielsagenden Blick zu.
Verwundert schaute Sirius zu Peter, aber der zuckte nur die Achseln.
Schon seit Monaten taten Remus und James immer geheimnisvoll, aber Sirius konnte sich einfach nicht erklären warum.
Sie waren doch alle beste Freunde, sie teilten alles miteinander.
Was war so wichtig, dass er es nicht wissen durfte?
Eines war sicher, Sirius würde nicht eher locker lassen, bis er es erfahren hatte.
Schuldgefühle nagten an ihm, weil Peter, James und er schon viel länger Geheimnisse vor Remus hatten.
Pläne, die endlich bald soweit waren, dass er eingeweiht werden durfte.
Peter und James fuhren extra deshalb in den Weihnachsferien nach Hause, um zu recherchieren.
Und er selbst würde wohl die zwei Wochen in der Bibliothek verbringen und Briefe mit den beiden austauschen.
Er warf einen Blick auf Remus, der immer noch Bacon in sich hineinstopfte, und stellte sich seine Reaktion vor, wenn er herausfinden würde, was sie getan hatten.
Entweder es würde ein voller Erfolg werden oder das komplette Gegenteil.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Ein bisschen Weihnachtsstimmung für meine Leser Ende Mai ;).
Falls ihr Kritik oder Vorschläge habt, schreibt sie wie immer gerne in die Kommentare.
-Lea :)
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