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Die Bibliothek roch nach Staub und Büchern, die einzigen Geräusche, die man vernahm, waren das Kratzen eines Federkiels auf Pergament und die gedämpften Schreie einiger Zweitklässler, die draußen im Schnee spielten.
Wenn einer der Schüler besonders laut kreischte, warf Madam Pince dem Fenster strenge Blicke zu.
Die Stille wurde jäh unterbrochen, als die breite Holztür aufschwang und Lily Evans den Kopf zur Tür hereinsteckte.
Die Bibliothekarin hob erbost den Kopf, aber als sie die Vertrauensschülerin erkannte, glättete sich ihre gerunzelte Stirn ein wenig.
"Ist Remus hier?", erkundigte die Rothaarige leise und Madam Pince deutete nur auf einen Platz dicht am Fenster.
Remus tat so, als würde er weiterhin sein Buch studieren, aber als Lily sich neben ihn setzte, konnte er nicht länger so tun, als würd er sie ignorieren.
"Warum gehst du mir aus dem Weg?", fragte sie grade heraus, immer noch in möglichst leisem Tonfall.
"Ich geh dir nicht aus dem Weg."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen ungläubigen Blick zu.
"Sicher", meinte sie ein wenig pampig.
"Hör zu, Lily. Ich weiß, du willst mir von deinem Plan erzählen, aber ich will es nicht wissen, okay?"
"Warum nicht?"
Er seufzte.
"Ach, Fuck! Ich weiß es doch auch nicht."
"Remus!"
Beschwichtigend hob er die Arme.
"Tut mir leid, tut mir leid. Keine Schimpfwörter mehr, kapiert."
Lilys Miene wurde wieder weicher und sie rückte ihren Stuhl näher an ihn heran.
"Ich will es einfach nicht wissen. Wenn er es nicht ist, geht es mir wieder so schei- schlecht wie letztes Jahr und falls doch, habe ich überhaupt keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Selbst wenn er es ist, löst das nicht alle Probleme. Es heißt nicht automatisch, dass er mich auch mag und falls doch, würde es alles komisch machen. Er ist mein bester Freund!"
"Du solltest dich einfach zusammenreißen und ihm sagen, dass du ihn liebst!"
"Du tust so, als wäre es so einfach. Lily, ich bin ein Monster! Wer könnte schon damit umgehen, dass ein Werwolf ihn liebt?"
"Remus, du musst mir zuhören!Du bist nicht so, wie die Gesellschaft dich darstellt. Ganz und gar nicht! Jeder könnte sich glücklich schätzen, dein Freund zu sein, okay?"
Schon wieder sammelten sich Tränen in seinen Augenwinkeln.
Würde er doch nicht immer so viel weinen!
"Was ist, wenn sie recht haben? Was ist, wenn ich doch so bin, wie sie sagen?"
Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter und er blickte in Lilys grüne Augen, die ihn voller Verständnis anblickten.
"Ich weiß, was du meinst. Severus hat sich dieser Gruppe angeschlossen, die Muggelgeborene verhexen. Alle sagen mir, ich bin weniger wert deshalb. Ich gehöre nicht in die Muggelwelt und auch nicht in die Zaubererwelt, ich bin einfach irgendwo dazwischen."
"Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist. Natürlich gehörst du hier her! Warte kurz hier, ich hol uns schnell etwas Schokolade von oben und dann können wir zusammen an dem Aufsatz für Verwandlung arbeiten, okay?"
Lily nickte und er verließ hastig die Bibliothek, Madam Pince bernsteinfarbene Augen verfolgten ihn.
Er nahm immer zwei Stufen auf einmal und trat dabei mehrmals fast auf eine Trickstufe.
Als er gerade das Ende erreichte, er konnte schon das Portrait der Fetten Dame sehen, drehte sich die Treppe auf einmal in die andere Richtung.
Seufzend betrat er den Flur und griff in seine Tasche, verzweifelt nach einem Stück Pergamentpapier suchend, doch die Karte der Rumtreiber war nicht da.
Er fluchte leise, als er sich daran erinnerte, dass James und Peter die Karte genommen hatten, um einige von Slughorns Vorräten zu plündern, damit sie alles für den Streich beisammen hatten.
Als Mitglied der Rumtreiber, mit dem wohl schlechtesten Orientierungssinn und dem meisten Verantwortungsbewusstseins, trug er normalerweise immer die Karte mit sich, doch ausgerechnet heute, war sie nicht da.
Er hätte ja einen Orientierungszauber gesprochen, doch hexen war auf den Gängen streng verboten und er hatte nun wirklich keine Lust auf Nachsitzen bei Filch.
Verzweifelt lief er den Gang auf und ab und versuchte sich an den Weg zurück zu finden, doch die Ritterrüstungen sahen alle gleich aus und auch die Gemälde, die an der Wand hingen, hatte er noch nie gesehen.
Zu allem Übel musste er jetzt dringend auf die Toilette und Lily wartete bestimmt schon auf ihn.
Plötzlich verharrte er in der Bewegung, denn aus den Augenwinkeln hatte er für einen winzigen Moment eine Tür entdeckt, die vorher noch nicht dort gewesen war.
Und tatsächlich war da jetzt wo vorher nur Wand gewesen war, eine kleine Holztür, gerade hoch genug, dass er sich nicht den Kopf anstieß.
Kurt zögerte er, doch er konnte beinahe James und Sirius hören, die ihm vorwarfen, die Chance einen Geheimgang zu entdecken nicht genutzt zu haben.
Er drückte die Klinke nach unten und mit einem Knarren öffnete sich die Holztür.
Das Innere war nur spärlich beleuchtet, aber als er hineintrat, ging plötzlich ein Licht an.
Er stand in einem simplen Badezimmer, ähnlich dem in ihren Schlafsaal, doch an der Wand hing eine große Karte mit einem roten Punkt darauf.
Als er sie genauer betrachtete, erkannte er, dass darauf ganz Hogwarts eingezeichnet war.
Lange nicht so detailliert, wie die Karte der Rumtreiber, man konnte auch keine Namen sehen, aber immer noch brauchbar.
Der rote Punkt zeigte wohl seinen Standpunkt an und schnell fand er einen Weg zurück.
Merkwürdig, dachte er, während er die Spülung des WCs betätigte, der Raum hat mir genau das gegeben, was ich gebraucht habe.
Hey Spargelchen!
Tut mir leid, dass ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet, aber ich hab im Moment einfach kaum Zeit.
Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass auch das nächste Kapitel ein wenig länger dauert.
Wie immer freue ich mich über Kritik und Feedback.
-Lea
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