18
Dezember kam näher und mit ihm auch ein weiterer Vollmond.
Wie Madame Pomfrey es vorhergesagt hatte, verlor Remus auch nach diesem vorerst die Kontrolle über seinen Körper.
Die Rumtreiber wechselten sich ab, ihm Gesellschaft zu leisten, wenn sie nicht gerade Unterricht hatten.
Peter berichtete ihm detailliert ihren Tagesablauf, James erklärte ihm seine Taktik für das bald anstehende Quidditchspiel gegen Ravenclaw.
Sirius jedoch erzählte ihm wirklich interessante Neuigkeiten.
"Gestern in Pflege magischer Geschöpfe hat Professor Rosewood gemeint, wir müssten eigentlich viel mehr außergewöhnliche Tierwesen sehen, die sie uns nicht im Unterricht zeigen kann und Lily hat vorgeschlagen, einen magischen Zoo zu besuchen. Rosewood war total begeistert und meinte, sie würde uns heute beim Mittagessen Bescheid geben, ob Dumbledore es erlaubt. Rate mal, wer in zwei Wochen nach London fährt."
Remus Augen weiteten sich bei dem Gedanken an eine so großartige Möglichkeit.
"Das ist fantastisch! Warst du jemals in einem magischen Zoo?"
Sirius schüttelte bedauernd den Kopf.
"Meine Eltern meinten immer, das wäre bloße Zeitverschwendung und ich solle lieber Französisch lernen, was natürlich überhaupt keine Zeitverschwendung ist, nein!"
"Wird der Ausflug viel kosten?"
Besorgt zog Remus seine Augenbrauen zusammen.
Seine Eltern gaben bereits mehr als ihm lieb war für Schulbücher und Heilsalben aus.
"Das ist ja das Beste daran! Die Schule übernimmt alle Kosten und wir bekommen einen ganzen Tag schulfrei", grinste Sirius und nahm sich einen Schokofrosch von Remus' Nachttisch.
Er wollte bereits protestieren, doch dafür konnte er die Kraft nicht aufbringen, außerdem hatte sich Sirius die Süßigkeit bereits in den Mund geschoben.
"Wie geht's Ava?", erkundigte sich Remus und für einen kurzen Augenblick hoffte er, sie hätten sich getrennt.
Ava war das Mädchen, mit dem Sirius an seinem Geburtstag rumgeknutscht hatte und nun war sie so etwas wie seine Freundin.
Sie hatte kurze, braune Haare und trug eine Brille, die sie etwas wie eine Katze aussehen ließ.
Obwohl Sirius Katzen nicht ausstehen konnte...
"Oh, ihr geht'sch gut", nuschelte Sirius und schob sich einen weiteren Schokofrosch in den Mund.
"Sie isch- tschuldigung- sie ist nur verdammt aufdringlich. Warum kann sie nicht auch mal was mit ihren Freundinnen unternehmen?"
"Vielleicht schenkst du ihr nicht genug Aufmerksamkeit?", schlug Remus vor, doch Sirius schüttelte den Kopf.
"Sie will jede freie Minute rummachen. Es ist, als würde dieses Mädchen nur aus einem Mund bestehen!"
Wieder war da dieser kleine Stich in seinem Herzen, doch Remus ließ sich nichts anmerken.
"Dann rede doch mal mit ihr darüber. Ich bin mir sicher, sie wird dann Rücksicht auf dich nehmen."
Nachdenklich blickte Sirius ihn an, die grauen Augen zusammengekniffen.
"Vielleicht sollte ich einfach Schluss mit ihr machen", überlegte er laut und kratzte sich am Hinterkopf.
Hoffnung schwoll in Remus' Brust an, doch er zwang sich, vernünftig zu sein.
"Du kannst doch nicht einfach von einem Tag auf den anderen ohne Grund mit ihr Schluss machen!"
"Es ist doch nicht ohne Grund! Sie ist mir zu aufdringlich."
Remus seufzte, erwiderte aber nichts.
"Ich werd schon nett sein, keine Sorge", beteuerte Sirius, doch so ganz nahm er ihm das nicht ab.
Es herrschte für eine Weile Stille, bis Sirius sich räusperte.
"Kann dich dir eine komische Frage stellen?"
Remus runzelte die Stirn.
"Äh, sicher."
Erneut kratzte er sich am Hinterkopf, diesmal allerdings aus Unbehagen.
"Ist es, ähm, einfacher mit Jungs auszugehen, als mit Mädchen?"
"Oh?", machte Remus
"Tut mir leid, du musst das nicht beantworten, ich war nur... neugierig?", stotterte Sirius und blickte unbehaglich zu Boden.
"Nein schon gut, ich hatte nur nicht mit sowas gerechnet. Jungs sind unkomplizierter, könnte man sagen, aber mit Mädchen kann man, wie soll ich das sagen, tiefgründigere Dinge besprechen. Das ist aber bei jedem Menschen unterschiedlich, unabhängig von seinem Geschlecht. Ich persönlich gehe aber glaub ich lieber mit Jungs aus, weil ich mich wohler dabei fühle."
Er warf Sirius ein nervöses Lächeln zu, doch dieser schaute ihn gar nicht an, sondern blickte gedankenverloren auf seine Hände.
"Verstehe", murmelte er abwesend.
"Warum fragst du?", erkundigte sich Remus und versuchte, zu Sirius hindurchzudringen.
"Nur so. Mir ist aufgefallen, dass ich mich überhaupt nicht mit sowas auskenne und ich finde es ein bisschen unhöflich so wenig darüber zu wissen, wenn doch dein bester Freund bi ist, oder nicht?"
"Wahrscheinlich", grinste Remus ihn an und war froh, dass er nicht noch mehr fragte.
"Alsoo", sagte er gedehnt, um vom Thema abzulenken. Irgendwie fühlte er sich nicht wohl dabei, mit Sirius über seine Sexualität zu sprechen.
"Das Spiel gegen Ravenclaw ist bald. Lässt James euch heftig schuften?"
"Und wie, aber ich glaube, er ist beinahe schärfer darauf, einen Streich vor den Weihnachtsferien zu planen. Du weißt doch, Pete und er fahren über die Ferien nach Hause und vorher will er allen noch einmal in Erinnerung rufen, was die Rumtreiber alles drauf haben."
Remus verzog seine Miene.
Die Weihnachsstreiche, die James planten waren immer besonders hirnrissig und gefährlich und endeten meist mit mehreren Verletzten.
"Was hat er diesmal vor?"
"Oh, er meinte, er wolle die Schneeflocken verhexen, die in der großen Halle auf die Tische schneien. Wahrscheinlich wieder irgendein Verwandlungszauber, das ist das einzige worin er gut ist. Pete würde gerne die Weihnachtsbäume verzaubern, aber Emilia Burton hat einen Faible für die kitschigen Christbaumkugeln und wir wissen alle, er schwärmt ein wenig für sie."
"Ein wenig? Du meinst wohl, er ist bereit sie auf der Stelle zu heiraten! Hast du gesehen, wie er sie letzte Woche angeschmachtet hat?", lachte Remus.
Sirius grinste zustimmend, schien aber mit den Gedanken immer noch bei dem Streich zu sein.
"Was hältst du von tanzen?", fragte er begeistert.
"Nicht besonders viel. Ich hab zwei linke Füße und bin schon außer Atem wenn ich die Treppen zum Kerker runtergehe."
"Nein, ich meine als Streich! Jeder, der von so eine Schneeflocke getroffen wird, muss unablässig tanzen, bis er jemanden dazu bringt, mit ihm zu tanzen."
Sirius Augen leuchteten bei dieser Vorstellung und selbst Remus musste zugeben, dass dies nicht sein schlechtester Einfall war.
"Ich werd in der Bibliothek nach einigen Büchern schauen, sobald ich hier raus bin", versprach er seinem aufgeregten Freund, denn er war der einzige der Rumtreiber, der sich wirklich in dem verwinkelten Zimmer auskannte.
"Danke Moony! Ich schulde dir was."
"Tust du sowieso, du hast fast alle meine Schokofrösche aufgegessen", grummelte Remus gespielt beleidigt.
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