12

Die nächsten Tage bekam Remus nicht wirklich mit. Er war wie in Trance und nur kaum ansprechbar.
Und auf einmal war wieder Vollmond und er lag nackt und frierend auf dem Boden der Heulenden Hütte und wartete darauf, dass der Wolf kommen und ihn holen würde.

Er sah vor seinem Auge immer und immer wieder Sirius blutendes Gesicht und wie befriedigend es gewesen war Bellatrix anzugreifen.
Remus hatte die besorgten Blicke seiner Freunde am Esstisch gesehen, als er selbst Schokoladenkuchen verweigerte, woraufhin er sich noch schuldiger fühlte.

Der Mond schien durch das dreckige Fenster und tauchte den schäbigen Raum in kühles Licht.
Remus erinnerte sich, dass er als Kind den Mond geliebt hatte, doch als er jetzt in den Nachthimmel blickte, entwich ein langgezogener Schrei seiner Kehle.

Er spürte, wie sämtliche Knochen brachen, wie seine Haut platzte und es fühlte sich an, als würden seine Organe zerquetscht wurden.
Schließlich wurde der furchtbare Schrei plötzlich zu einem unheilvollen Heulen wurde.
Das Letzte, was Remus mitbekam, bevor der Wolf seinen Verstand übernahm, war Wut.

---------------------------------------------

Es roch nach Kräutern und Salbe, als Remus sein Bewusstsein wiedererlangte.
Er vernahm die vertrauten Geräusche des Krankenflügels war und hörte gedämpfte Stimmen.

"Wird er wieder?"

"Ja, natürlich Mr Black, ich behandle ihn schließlich."

Remus musste automatisch lächeln, als er Sirius aufgebrachte Stimme hörte.

"Du bist wach!"

Er spürte etwas Schweres auf seiner Brust und als er die Augen öffnete, erkannte er die schwarzen Locken seines Freundes, die ihn an der Nase kitzeln.

Remus versuchte seinen Arm zu heben, um ihn sanft wegzuschieben, doch es war, als wäre sein Körper nicht sein eigener.
Er probierte, sein Bein anzuwinkeln, keine Reaktion.
Langsam machte sich blanke Panik in ihm breit.
War er gelähmt? Würde er seinen Körper nie wieder bewegen können?

Und auf einmal konnte er nicht mehr richtig atmen, in seinem Kopf drehte sich alles und vor seinen Augen verschwamm alles.
Er wusste, dass er hyperventilierte, es war nicht das erste Mal, dass ihm dies passierte.
Sirius' Wärme verschwand plötzlich und stattdessen erklang eine beruhigende Stimme.

"Remus, atme ein und aus. So ist's gut, mein Lieber. Ganz ruhig."

Langsam beruhigte sich sein Atem wieder und seine Sicht wurde wieder klar.
Er erkannte Madam Pomfrey und hinter ihnen die besorgten Gesichter seiner Freunde.

"Ich kann mich nicht bewegen", wollte er sagen, aber er bekam nicht mehr als ein Krächzen heraus.

"Nicht reden. Trink das hier."

Sie setzte ihm eine Flasche an die Lippen und er spürte, wie die kalte Flüssigkeit seinen Rachen hinunter ran.
"Keine Sorge, in ein paar Stunden wirst du dich wieder bewegen können", meinte die Heilerin unbeschwert, aber Remus erkannte den besorgten Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht.

"So, und ihr solltet jetzt besser gehen, Remus braucht Ruhe."

Sie machte eine scheuchende Handbewegung und dieses Mal beschwerten sich die Rumtreiber nicht.
Das mulmige Gefühl in seiner Brust wurde größer.
Wenn selbst seine sonst so sturen Freunde nicht protestierten, dann musste etwas schlimmes passiert sein.

"Sirius", krächzte er und der Schwarzhaarige drehte sich um.
"Keine Sorge, Moony. Wir kommen wieder, Rumtreiber-Ehrenwort", grinste er, aber auch auf seinem Gesicht spiegelte sich Sorge wieder und sein sonst so fröhlichen Augen glänzten nicht frech, wie sonst.

"Bleib", murmelte Remus und versuchte so mitleidserregend wie möglich auszusehen, damit Madam Pomfrey es erlaubte.

"Na gut, aber nur einer."

"Aber was ist mit-"

James stieß Peter eine Rippe in die Seite und warf ihm einen drohenden Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ.

"Bis später, Moony. Wir bringen dir Schokolade mit, versprochen."

Das Lächeln kostete ihn viel Anstrengung, aber Peter und James sahen etwas beruhigter aus.

Sirius zog einen Stuhl an sein Bett und setzte sich neben ihn.

"Du siehst nicht gut aus."

"Tu ich das denn je?", witzelte Remus, aber Sirius lachte nicht.

"Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Madame Pomfrey hat uns ganze zwei Tage nicht zu dir gelassen."

"Ich war zwei Tage weg?"

Der Gryffindorjunge nickte nur und betrachtete seine Hände, als wären sie das spannendste auf der Welt.

"Sirius?"

Er blickte auf und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Liest du mir was vor?"

Sobald Remus das gesagt hatte, bereute er es auch schon und er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss.

"Merlin, du liegst halbtot im Krankenbett und alles was du willst, sind Bücher?"

Das freche Glitzern in Sirius Augen kam langsam wieder zurück und er grinste sogar ein wenig, als Remus noch röter wurde.

"Gut, aber nur weil du mich mit diesem Hundeblick anschaust, dem niemand widersehen kann."

Er griff nach einem der Bücher auf Remus Nachttisch, die er dort zum Lesen hortete.
Er schlug die erste Seite auf und legte es dann wieder weg.

"Das ist viel zu klein geschrieben und außerdem viel zu kompliziert, da versteh ich die Hälfte eh nicht. Wie wäre es mit," er runzelte die Stirn und entzifferte den Titel, "Peter Pan? Was ist das?"

"Du kennst Peter Pan nicht?"

Sirius schüttelte ernst den Kopf und Remus musste lachen.

"Du hättest wirklich Muggelkunde belegen sollen. Das ist ein Muggelmärchen, über einen Jungen der nicht erwachsen wird. Ich glaube, es würde dir gefallen."

Begeistert nahm Sirius das dünne Buch in die Hand und schlug die erste Seite auf.
Mit fester, klarer Stimme begann er zu lesen.

"Alle Kinder, außer einem, werden groß..."

Remus beobachtete fasziniert, wie dünne Finger ehrfurchtsvoll Seite um Seite umblätterten und er schloss die Augen zum Klang von Sirius Stimme.

Hey Spargelchen!
Tut mir leid, wegen der etwas längeren Wartepause, ich versuche jetzt wieder öfter hochzuladen.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, ich freue mich wie immer über Kritik und Feedback
Bis bald,
-Lea

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top