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Weak - AJR

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Niall brauchte nur einen einzigen Blick, um Harrys Zustand zu erfassen.

„Du hast geheult", stellte er fest.

„Ich bin okay", erwiderte Harry störrisch und wandte sich ab, um sich noch einmal über die brennenden Augen zu wischen. „Ich schmink mich nachher eh noch."

Sein bester Freund schnaubte auf. „Na, dann ist ja alles gut", meinte er sarkastisch, ehe er schließlich richtig ins Büro trat und die Tür hinter sich mit dem Fuß schloss. „Ich hab dir Sushi mitgebracht. Das Gute, nicht den Supermarkt-Scheiß."

Harry schaffte es, ein bisschen zu lächeln. „Ich hätte auch den Supermarkt-Scheiß genommen."

Niall kniff die Augen zusammen. „Soll ich es wieder mitnehmen, oder was?", fragte er, aber es war eine leere Drohung und er wusste, dass Harry das auch wusste.

Dieser streckte nun mit einem Augenrollen die Hand aus. „Gib's schon her. Dramaqueen."

Für die letzte Aussage erntete er nur eine hochgezogene Braue. „Sagt der, der mich an einem Samstag zwei Stunden vor Schichtbeginn hergebeten hat, damit er sich bei mir über Louis ausheulen kann." Niall ließ sich mit seinem Hintern gegen die Schreibtischplatte fallen und stellte Harry die Tüte mit dem Sushi vor die Nase. „Dann erzähl mal, was in deinem Liebesleben alles schiefläuft."

Harry sah seinen besten Freund grimmig an. „Es ist kein Liebesleben, weil ich nicht verliebt bin."

„Sicher. Dann hab ich mir wohl eingebildet, dass du dir wahrscheinlich eine Minute vor meiner Ankunft noch die Augen ausgeheult hast."

So dramatisch war es jetzt auch nicht", grummelte Harry. Ja, vielleicht hatte er wirklich ein bisschen geheult – aber wohl eher aus Frust und Übermüdung als aus Liebeskummer. Ganz bestimmt war er nicht in Louis verknallt wie so ein Teenager. Er kannte ihn ja nicht mal wirklich. „Ich weiß einfach absolut nicht, woran ich bei ihm bin", seufzte er schließlich, „Er ist nun mal so... zweideutig mit allem, was er tut. Warum kuschelt er mit mir in der verdammten Löffelchenstellung, nur um sich in der Früh wieder rauszuschleichen?"

Niall seufzte ebenfalls. „Dann geh ich mal stark davon aus, dass ihr letzte Nacht wieder Sex hattet?"

Harry schnaubte auf. „So wie sonst dreimal die Woche, meinst du?"

Sein Gesprächspartner hob eine Schulter an. „Das weißt du glaub ich besser als ich."

Noch ein Seufzen. „Ja, wir hatten Sex. Mal wieder. Und natürlich ist er heute Morgen wieder weg gewesen."

„Sag mal..." Niall verlagerte sein Gewicht, verschränkte die Arme, räusperte sich. „Ich will dir ja jetzt echt nicht zu nahe treten, aber... hast du schonmal darüber nachgedacht, über das Thema mit ihm zu reden?"

Harry sah ihn unverständlich an.

Niall verdrehte die Augen. „Du weißt schon, diese Sache, wo man den Mund öffnet und wo Wörter rauskommen. Das, was wir gerade machen."

Harry kickte ihm gegen das Bein. „Arschloch!"

„Ein Arschloch, das Recht hat." Er zuckte mit den Schultern. „Ernsthaft, es kann doch nicht sein, dass du noch nie daran gedacht hast, ihn einfach mal zu fragen, warum er nie bis zum Morgen bleibt. Oder – keine Ahnung – was er denn arbeitet, dass er immer so früh losmuss."

Das abwertende Schnauben, das Harry ausstieß, kam von Herzen. „Ja, sicher. Und wann frag ich ihn das? Wenn ich ihm und seinem Date das nächste Mal ihre Drinks bringe, vielleicht? Oder lieber, wenn er mich gerade vögelt, hm?"

Niall rollte mit den Augen. „Und dazwischen ist leerer Raum, oder was?"

Harry zog die Brauen nach oben. „Wenn du ernsthaft glaubst, dass ich dazwischen in der Lage bin, einen klaren Gedanken zu fassen, liegst du verdammt weit daneben."

Sein bester Freund warf frustriert die Arme in die Luft. „Was weiß ich denn? Ich bin asexuell!"

„Fuck, stimmt." Harry rieb sich mit den Händen über das Gesicht. „Sorry. Bist du... okay mit unserem Thema? Ich kann es auch weniger detailliert machen."

Niall sah ihn mit einem Blick an, der ganz eindeutig ich bitte dich sagte. „Ich geb dir schon bescheid, wenn es mir zu viele Details werden. Gerade bin ich nur dein hilfsbereiter bester Freund, der leider nichts von diesen animalischen Trieben versteht, die du hast."

„Ey!" Harry trat wieder zu, aber diesmal musste er tatsächlich lachen. „Werd mal bitte nicht so verurteilend, nur weil du dich von attraktiven Menschen nicht so ablenken lässt, wie ich!"

„Menschen", wiederholte Niall, „Also ich hab ja eher das Gefühl, dass es sich bei dir um eine spezielle Person im Singular handelt."

Harry ließ den Kopf zurückfallen und stöhnte auf. „Meinetwegen. Aber ich kann nichts dafür, dass er heiß ist." Und witzig. Und sexy. Und aufmerksam. Und wirklich, wirklich hübsch.

Niall gab einen schlecht unterdrückten Lacher von sich. „Du weißt schon, dass man dir ungefähr jeden Gedanken von der Nasenspitze ablesen kann, oder?", fragte er und grinste Harry an.

„Halt doch die Klappe", grummelte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte er so verhindern, dass sein bester Freund Wahrheiten herausfand, die er vermutlich schon längst kannte.

„Tja, okay, zurück zum eigentlichen Thema", sagte Niall jetzt, der ihn wohl nicht so einfach vom Haken lassen würde. „Du kannst nicht mit Louis reden, bevor er dich flachlegt, weil sexuelle Attraktion anscheinend das Hirn kurzschließen lässt?" Er schlug einen fragenden Ton an und hob eine Augenbraue. Erst, als Harry eine Schulter hochzog und irgendwie nickte, sprach er weiter: „Gut. Dann rede danach mit ihm."

„Ähm..." Harry sah ihn verstört an. „Nein?"

Niall kniff die Augen zusammen. „Jetzt erzähl mir nicht, dass diese Sex-Blödheit bleibt, selbst nachdem ihr gevögelt habt!"

Harry vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Sexuelle Attraktion ist nicht wie der Energiebalken in einem Videospiel, Niall!"

Als er zwischen seinen Fingern hindurch zu seinem besten Freund linste, sah dieser so ehrlich irritiert aus, dass Harry beinahe lachen musste.

„Ist es nicht?", fragte Niall und klang dabei wirklich verwirrt, „Aber... das würde so viel Sinn ergeben! Du weißt schon, du hast Bock auf Sex mit jemandem, dann hast du Sex mit der Person und danach hast du keinen Bock mehr auf Sex. Ist das... nicht, wie das funktioniert?"

Harry lachte auf, obwohl vermutlich zumindest seine Ohren eine etwas rötliche Färbung angenommen hatten. „Nicht... zwingend", sagte er, „Also auf eine gewisse Weise schon. Aber das bezieht sich dann weniger auf die Person, mit der man Sex hat, als mit-..." Er brach ab, räusperte sich. „Naja. Wie horny du bist. Du weißt schon, diese Differenzierung von Attraktion und Libido."

Niall machte ein Gesicht, als würde ihm endlich ein Licht aufgehen. „Ooh", machte er, „Ich glaub, ich kapier's. Das heißt, du siehst die Person zwar immer noch als sexuell attraktiv an, hast aber nicht mehr das unmittelbare Bedürfnis, danach zu handeln?"

Harry zuckte mit den Schultern. „Das Bedürfnis... die Energie... beides trifft irgendwie zu. Aber ja, ungefähr so kann man es sagen, denke ich."

„Hm." Niall musterte seinen besten Freund einmal ausführlich. Dann sagte er: „Also hättest du im Nachhinein die Gehirnkapazitäten, um mit Louis zu sprechen."

Harry stöhnte auf. „Kannst du endlich damit aufhören? Ich will nicht mit Louis darüber sprechen, warum zur Hölle er jedes Mal abhaut, bevor ich aufwache."

Sein Gesprächspartner sah nicht überzeugt aus. „Das heißt, du willst mich lieber jede Woche auf's Neue damit vollheulen, dass du für guten Sex in Kauf nehmen musst, dir dein Herz brechen zu lassen?"

„Ich bin nicht in Louis verliebt!", brachte Harry zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Zum Rest sagte er nichts – Niall hatte immerhin nicht ganz Unrecht damit.

Und sein bester Freund blieb leider hartnäckig: „Wenn du nicht verliebt bist, kannst du ihn auch fragen, warum er immer in der Früh weg ist. Was hast du zu verlieren, wenn du sowieso nicht verliebt bist?"

„Fuck, okay, ich hab Schiss!" Die Worte waren lauter, als Harry geplant hatte, doch Niall schien von diesem Ausbruch nicht überrascht zu sein. Er hob nur eine Braue und wartete darauf, dass Harry seine Aussage weiter ausführte.

Dieser holte einmal tief Luft. „Ich hab Schiss", wieder holte er, leiser diesmal. „Ich kenn Louis überhaupt nicht, ich hab keine Ahnung, was er außerhalb von seinen Barbesuchen macht und ich weiß nicht, ob ich es jemals rausfinden will. Ich bin... glücklich mit dem, was wir aktuell haben. Ich wünschte nur, er würde diese ganzen Dates bleiben lassen. Ich wünschte, dass wir..."

Er stoppte sich, aber Niall beendete den Satz für ihn. „Dass ihr was Exklusives wärt?", fragte er. Jeglicher Sarkasmus war aus seiner Stimme verschwunden und er sah Harry an, als hätte er die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass diese Worte ausgesprochen wurden.

„Ich weiß nicht. Ja." Harry seufzte auf. „Schau, es ist mir egal, dass wir nur Sex haben", versuchte er, zu erklären, „Aber ich versteh einfach nicht, was der Sinn von diesen ganzen Dates ist, wenn das alles sowieso nur Arschlöcher sind und wir am Ende jedes Mal zusammen im Bett landen. Er kann doch nicht ernsthaft eine feste Beziehung suchen, wenn die Entscheidung, mit hoch zu mir zu kommen, so eine leichte ist."

Auch Niall seufzte. „Ich wünschte, ich könnte dir eine andere Antwort geben, aber ich fürchte, von uns allen kennst du Louis noch am besten. Jeggie, Elena, ich... wir wissen kaum mehr, als dass er im To Paradise seine Dates hat und am Abend mit zu dir kommt. Es tut mir echt leid, aber eine richtige Einschätzung, wie er tickt, bleibt da irgendwie aus."

Harry zog eine Grimasse und fuhr sich einmal mit den Fingern über das Gesicht und dann durch die Haare. „Richtig. Sorry. Auch, dass ich dich ständig damit vollheule. Ich bin mir sicher, dass du die zwei Stunden vor der Arbeit besser hättest verbringen können."

Niall machte ein Geräusch, das am ehesten noch einer Verneinung ähnelte. „Eigentlich bin ich dir gar nicht so böse, dass du mich herbestellt hast", sagte er und lächelte Harry schief an, doch es verrutschte ein bisschen. „Maddie ist gerade in meiner Wohnung und holt ihre restlichen Klamotten und so. Ihr dabei Gesellschaft zu leisten, steht auf meiner Liste noch weiter unten als dir zuzuhören, wie du über deiner Louis-Situation jammerst."

Er versuchte eindeutig, die Situation mit seiner letzten Aussage wieder etwas ins Spaßige zu ziehen, aber Harry ging darauf nicht ein, zu besorgt war er um das psychische Wohlbefinden seines besten Freundes.

„Fuck, warum hast du denn nichts geschrieben?", fragte er, die Brauen besorgt zusammengezogen. „Ich hätte dir direkt moralischen Support geben können, oder so."

Niall winkte ab. „Ist schon okay", sagte er, „Sie hat relativ spontan gefragt, ob sie kommen kann. Deine Nachricht etwa eine halbe Stunde später kam mir damit eigentlich ganz gelegen."

Harry glaubte nicht, dass Niall so cool mit der Sache war, wie er vorgab.

„Bist du sicher, dass das glatt geht?", fragte er deshalb skeptisch. Immerhin – Maddie war eine dumme Kuh, wie kürzliche Ereignisse erst ans Licht gebracht hatten, und wer wusste schon, ob sie nicht noch einen Abschlussstreich plante, bevor sie sich hoffentlich für immer verpissen würde.

Niall schien zu verstehen, worauf Harry hinauswollte, denn er sagte: „Ich glaube nicht, dass sie was anderes wollte, als ihr Zeug zu holen. Und außerdem ist mein Mitbewohner da, um sie reinzulassen und vielleicht noch einen Blick darauf zu haben, was sie alles mitnimmt."

Harry nickte langsam. „Okay", sagte er schließlich, ehe er seinen besten Freund direkt ansah. „Jetzt aber mal ganz im Ernst: Wie geht's dir mittlerweile?"

Niall, zu seiner Überraschung, überlegte tatsächlich einen Moment lang. „Ich glaube, ich bin okay", antwortete er dann. Er atmete einmal tief durch, schaffte dann aber ein Lächeln, das halbwegs ehrlich wirkte. „Ihre Nachricht heute war ein bisschen ein Schlag in die Magengrube, aber... ich denke, im Großen und Ganzen ist es wirklich in Ordnung."

„Ja?", konnte Harry sich nicht nehmen, nochmal nachzufragen.

Sein bester Freund nickte. „Ja. Ich hab die letzten Nachmittage viel mit meiner Familie geskyped... vor allem mit meinem Neffen." Niall grinste. „Der Typ ist wirklich eine Naturgewalt, mein Bruder und seine Frau haben wahrscheinlich alle Hände voll zu tun mit ihm. Oh, und dann bin ich seit ein paar Tagen noch in einer Whatsapp-Gruppe, in der nur Leute auf dem aromantischen und asexuellen Spektrum sind. Irgendwer hat dazu neulich einen Flyer mit dem Link an unser schwarzes Brett gehängt und ich bin nur beigetreten, weil ich abchecken wollte, dass es kein Scheiß ist... aber irgendwie war es lustig genug, dass ich geblieben bin." Er zuckte mit den Schultern und nun lächelte er wirklich aufrichtig.

Es war schön, mit anzusehen, wie Niall in seinem eigenen Community-Zweig so aufblühte; eine Community, in der er einfach nur er selbst sein konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass ihn jemand für das verurteilte, was er fühlte – oder eben nicht fühlte. Gerade nach Maddie und ihrer Aphobie (denn etwas anderes als das war ihr Verhalten nicht gewesen) war das eine unendlich wichtige Sache.

„Ich hab in der Gruppe auch jemanden kennen gelernt", sagte Niall jetzt und sah verlegen zu Boden, „Wir schreiben viel. Privat."

„Oh", machte Harry und zog überrascht die Augenbrauen hoch. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Nicht so kurz nach Maddie. „Niall", begann er deshalb vorsichtig, „Glaubst du nicht, dass du dir ein bisschen mehr Zeit zum Heilen geben solltest?"

Niall öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schüttelte dann den Kopf. „Nein, es ist nicht... das ist nicht wie... mit Maddie." Er schluckte einmal. Sein Daumen drehte am schwarzen Ring an seinem rechten Mittelfinger – ein Kennzeichen seiner Zugehörigkeit in der asexuellen Community. „Sie war immer irgendwie zu schnell, schon von Anfang an. Das hier aus der Gruppe... das ist viel tiefgründiger, ich kann über gefühlt alles in meinem Leben reden und bekomme genauso viel zurück. Ich hab das Gefühl, ich werd endlich mal komplett verstanden, weißt du?"

Sein Blick traf Harrys, unsicher, flehend. Dass Harry begriff, wie wichtig ihm diese Sache war, selbst wenn er noch den Herzschmerz von seiner Exfreundin mit sich herumtrug.

„Hey." Harry ließ seinen Schreibtischstuhl näher an Niall rollen und nahm die Hand mit dem Ring in seine. „Dir ist schon klar, dass ich dir alles Gute gönne, was in deinem Leben passiert, oder?"

Niall lachte auf, aber er musste mehrmals blinzeln und wandte sein Gesicht ab. „Meistens schon, ja."

Harry drückte seine Hand, drückte den Ring, der so viel mehr bedeutete, wie etwas, das er beschützen musste. Vielleicht tat er das auch. Niall war sein bester Freund und außerdem auch sein bester Mitarbeiter. Und er war stoisch und sarkastisch und verdammt selbstzerstörerisch. Und er war asexuell. Und Harry wusste, dass er unter all dem wirklich verletzlich war.

Maddie hatte das ausgenutzt, als sie ihm nach fast einem Jahr Beziehung unterschwellig das Ultimatum gesetzt hatte, entweder mit ihr intim oder verlassen zu werden. Und vermutlich hatte es vor Maddie noch andere gegeben, die seinem besten Freund vermittelt hatten, etwas wäre grundsätzlich falsch mit ihm, nur aufgrund seiner nicht-vorhandenen sexuellen Attraktion. Harry wollte alles in seiner Macht Stehende tun, um jede weitere Aphobie von Niall fernzuhalten, koste es, was es wollte.

Auf der anderen Seite war das hier allerdings auch Niall – der Typ, der ungefähr alles auf dieser Welt erstmal mit sich selbst ausmachen musste, bevor er jemanden um Hilfe bat – und das hieß, ganz egal, wie sehr er auch litt, ein zu offensiver Rettungsversuch von Harry würde vermutlich nicht zu der gewünschten Wertschätzung führen.

Stattdessen räusperte sich dieser also nur und sagte: „Ich bräuchte für die Clubnight nächsten Freitag eventuell noch ein bisschen Werbung auf Instagram und der Website. Meinst du, das kriegst du hin? Und vielleicht schaffst du es, irgendwen nochmal über die Playlist drüber schauen zu lassen, wenn wir die Tage mal ein paar ruhige Minuten haben."

„Klar, kann ich machen." Niall zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern, aber bei der Aussicht darauf, für etwas benötigt zu werden, leuchteten seine Augen auf. Harry gab sich innerlich einen High-Five – genau das war der Plan gewesen.

Er schenkte seinem besten Freund ein Lächeln. „Das wäre echt super, ich werde nächste Woche nämlich an den neuen Arbeitsplänen und euren Gehaltsabrechnungen sitzen und weiß nicht, wie viel Zeit ich für's Marketing haben werde."

Niall nickte verstehend. „Passt schon", sagte er, „Ich kümmer mich drum, mach du deinen Chef-Kram und so."

Das brachte Harry zum Schnauben. „Chef-Kram", wiederholte er, „Dafür sollte ich dich feuern."

Sein bester Freund zeigte sich davon absolut unbeeindruckt – zurecht zwar, aber das selbstsichere Lachen, das ihm entwich, war dennoch ein wenig gemein. „Du glaubst doch selber nicht, dass du auch nur einen einzigen Abend ohne mich überleben würdest. Jeggie würde dir sowas von auf der Nase rumtanzen."

Harry sah ihn empört an. „Stellst du gerade meine Autorität gegenüber Jegs in Frage?", fragte er und hob eine Braue. „Xier nimmt meine Boss-Aura sehr ernst, nur dass du Bescheid weißt!"

Niall grinste. „Dir ist schon klar, dass Jeggie das nur macht, weil du für xien ein Vorbild bist, oder? Ich hab xien erst gestern dabei erwischt, deine Gesichtsausdrücke im Spiegel zu üben."

„Was?" Harrys Blick wurde panisch und Nialls Gesicht wurde etwas weicher.

„Hey, kein Grund, dir gleich einzuscheißen, nur weil jemand von deinen Mitarbeiter*innen ein bisschen über dich fangirlt."

„Du hast leicht reden!", sagte Harry schrill, „Du bist immerhin nicht die Person, die aus dem Nichts eine Vorbildfunktion innehat!"

„Oh, komm schon!" Niall sah ihn mit einem ernsthaft-Blick an. „Das ist definitiv keine Sache, die aus dem Nichts kommt. Ich glaube, so ziemlich jede Person, die du während deiner Zeit hier angestellt hast, hat in dir ein Vorbild gesehen." Er streute noch etwas mehr Salz in die Wunde: „Ich weiß, dass es mir ganz zu Anfang so ging. Aber keine Angst, mittlerweile weiß ich, dass du teilweise sogar dümmere Entscheidungen treffen kannst, als ich."

„Hey!" Harry schlug nach ihm, aber sein bester Freund wich nur aus und lachte.

„Nein, aber jetzt nochmal ganz ehrlich", sagte er dann und lächelte. „Du bist gut darin, ein Vorbild zu sein. Die jungen, queeren Leute lieben dich. Fang jetzt nicht an, es zu zerdenken, nur weil du endlich mal drauf aufmerksam gemacht worden bist."

„Sehr witzig", sagte Harry trocken, doch er erntete nur ein Augenrollen.

„Glaub mir einfach. Du machst alles richtig. Mach dein Ding genau so weiter, wie du es immer gemacht hast." 

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