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THATS WHAT I WANT - Lil Nas X
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„Hey." Louis stand vor dem Tresen und sah mal wieder viel zu attraktiv aus.
Harry warf ihm einen schnellen Blick zu, ehe er sich wieder dem Waschbecken zuwandte, das er gerade mit einem Lappen sauber machte. „Hey zurück."
Louis räusperte sich, stützte sich noch ein wenig mehr auf die Fläche auf. „Also... mein Date war ein dummer Arsch", sagte er und nun sah Harry doch wieder auf.
„Ach ja?", fragte er, überrascht und leider Gottes auch ein wenig hoffnungsvoll.
„Mhm", machte Louis. „Hat gesagt, wenn du so sensibel bist, solltest du vielleicht keine Führungsposition innehaben."
Harry schnaubte. „Wenn es dich interessiert... ich hab ihn in meinem Kopf die ganze Zeit der Inklusivitäts-Hasser genannt. Lag ich richtig?"
Louis grinste. „Ja, das kommt hin. Ich hab ihm gesagt, er soll sich seine dumme Meinung in den Hintern schieben. Dann ist er abgehauen."
Jetzt musste Harry lachen, während er gleichzeitig das Gefühl verfluchte, dass ihm jemand einen Elefanten von der Brust gehoben hatte. Louis hatte den Typen nicht gemocht. Er war nicht sauer auf Harry, weil sein Date getürmt war. Er hatte Harry sogar verteidigt.
„Danke", sagte er zu Louis und meinte es auch so.
Dunkelblaue Augen starrten ihm in die Seele, bis Harry seinen Blick wieder auf das Waschbecken senken musste.
„Nicht der Rede wert. Wie gesagt, der Kerl war ein dummer Arsch."
Harry nickte nur.
„Aber sag mal..." Jetzt beugte Louis sich ein Stück über den Tresen. Ein Stück näher an Harry heran. „Wer war denn dieser Typ, zu dem du dich immer wieder gesetzt hast?"
Immer wieder? Harry erinnerte sich nur daran, dass er zweimal bei Liam gesessen hatte, aber vielleicht vergaß er auch gerade ein weiteres Mal? Es war ein mental anstrengender Tag gewesen, er war sich nicht mehr ganz sicher, wie gut sein Gehirn noch funktionierte.
„Das war Liam", sagte er also bloß. „Ein alter Freund von mir. Wir hatten uns lange nicht gesehen." Vor etwa fünf Minuten erst hatten sie sich mit einer Umarmung voneinander verabschiedet und Harry hatte ihm das Versprechen abgenommen, so bald wie möglich mal wieder vorbeizuschauen.
„Hm", war alles, was Louis dazu zu sagen hatte. Ein paar lange Sekunden herrschte Schweigen, dann jedoch fügte er an: „Und du hast ihn nicht eingeladen, bei dir zu bleiben, wenn ihr euch so lange nicht mehr gesehen habt?"
Harry war sich nicht sicher, ob er aus Louis' Tonfall irgendwas rauslesen sollte, aber erstens war er dafür heute einfach zu fertig und zweitens war es sowieso dumm, sich irgendwelche falschen Hoffnungen zu machen.
„Nein, Liam ist eigentlich nur auf Durchreise. Er muss in der Früh gleich wieder los und crasht bei seiner Cousine die Couch."
„Ah", sagte Louis, aber das war alles.
Harry hatte wirklich keine Ahnung, was zur Hölle diese neue, seltsame Stimmung zwischen ihnen war, aber er konnte sie auf jeden Fall nicht ausstehen. Deshalb war er sogar beinahe erleichtert, als Niall von der Toilette zurück kam (Jeggie war schon gegangen, um xies Bus zu erwischen) und sich mit einer erhobenen Hand von ihnen beiden verabschiedete.
„Gute Nacht, bis heute Abend", sagte er, „Tut nichts, was ich nicht auch tun würde... ach nein, warte, streich das. Sorry, asexuell." Und mit einem letzten Grinsen in ihre Richtung ließ er die Eingangstür des To Paradise hinter sich zufallen.
Harry rollte mit den Augen. „Was für ein Witzbold", sagte er trocken, ehe er den Lappen zum Abtrocknen über den Waschbeckenrand hängte und nach seinem Schlüsselbund griff, um seine Bar abzusperren.
Dass Louis ihm hinterherkam, fiel ihm erst auf, als er den Schlüssel bereits ins Schloss gesteckt hatte. „Oh", machte er, „Hey. Ist was?"
So seltsam-unsicher hatte er Louis vermutlich noch nie erlebt – und ehrlich gesagt hätte er damit auch nie gerechnet. Für gewöhnlich war er schließlich derjenige, der mit Verlegenheit glänzte.
Louis räusperte sich. „Willst du, dass ich... du weißt schon... gehe?", fragte er.
Harry sah ihn an, als wäre er ein Alien. „Ähm... was?"
„Ich würde es verstehen", sagte Louis, wich dabei aber seinem Blick aus. „Und ich würde es natürlich respektieren, wenn du heute einfach nur noch in Ruhe gelassen werden willst oder-..."
„Was zur Hölle redest du da?", unterbrach Harry ihn. Schnell hatte er den Schlüssel herumgedreht und sich wieder an Louis gewandt. Brust an Brust standen sie voreinander und in diesem Moment wünschte sich Harry nichts anderes, als dass Louis ihn einfach nur küsste, ihm die Zweifel nahm, wie genau diese Nacht enden würde. „Warum sollte ich das hier nicht wollen? Willst du es denn?"
Louis schnaubte. „Machst du Witze?", fragte er, „Mein Date war eine Katastrophe, natürlich will ich!"
Natürlich.
Harry versuchte, zu ignorieren, dass der einzige Grund, warum Louis ihn wollte, sein katastrophales Date war. Außerdem versuchte er, zu ignorieren, dass sich sein Magen bei den Worten anfühlte, als würde er ein paar Meter in den Tartarus absacken.
Er schaffte es, trotzdem ein Lächeln aufzusetzen. „Gut", sagte er, „Dann lass mich hier kurz alles fertig machen und dann..." Er ließ den Satz ins Leere verlaufen, senkte stattdessen seinen Blick auf Louis' Lippen und berührte mit der Zungenspitze seine eigenen, ehe er sich ruckartig abwandte.
Das hier war nicht gut – ganz und gar nicht gut – aber er konnte sich nunmal auch nicht helfen. Er war zu tief in der Sache drinnen, um noch eine kluge Entscheidung zu treffen.
Er checkte die Zeitschaltuhr für die Außenbeleuchtung, checkte die Toilettenfenster, klemmte den Perlenvorhang in die Wandhalterung, kontrollierte sein Büro und das Lager, ließ Louis vor sich aus dem Hinterausgang treten und sperrte danach von außen ab.
„Hab ich schonmal erwähnt, dass du heiß bist-..."
„Wenn ich meine Bar manage?", beendete Harry die Frage und hob gleichzeitig eine Augenbraue und einen Mundwinkel. „So um die zehn Mal, wahrscheinlich. Aber ich kann es immer noch nicht so ganz nachvollziehen."
Louis lüpfte ebenfalls eine Braue. „Nein? Hast du dich vor ungefähr einer Stunde erlebt, als du jemanden super professionell aus deiner Bar geworfen hast? Das war ungefähr das Heißeste, was ich jemals gesehen hab!"
Viva la Boss-Aura. Jeggie hatte wohl doch recht gehabt.
Dennoch brachte Harry nur ein nervöses Lachen heraus, während er vor Louis hinweg die Treppe hinaufstieg. „Ich hätte auf das Erlebnis verzichten können", sagte er.
Nur, weil er gut darin war, sich durchzusetzen, hieß das noch lange nicht, dass er Spaß daran hatte, seine Autorität raushängen zu lassen – selbst dann nicht, wenn Louis es heiß fand.
„Hast du sowas denn öfter?", fragte dieser nun, ehrliches Interesse in seiner Stimme. „Dass du Menschen rauswerfen musst, meine ich."
Harry nahm die letzte Stufe und schloss dann seine Wohnungstür auf. „Immer mal wieder", sagte er und zuckte mit den Schultern, öffnete die Tür und ließ Louis in den Flur treten. „Ich wünsche mir bei jedem Mal, dass ich es nicht tun müsste."
Er trat sich seine Schuhe von den Füßen und sah, wie Louis das gleiche tat. Ihre Blicke trafen sich und dann war es, als würden mit einem Mal endlich alle Mauern fallen. Louis drückte ihn gegen die Tür, seine Hände an Harrys Taille, ihre Lippen nur Millimeter voneinander entfernt. Der Schlüsselbund fiel auf den Boden.
„Bist du wirklich sicher, dass du das heute willst?", fragte Louis leise und sein Atem geisterte warm über Harrys untere Gesichtshälfte.
Er schluckte und erwiderte den Blick aus den blauen Augen vor sich, dann nickte er. Gerade heute wollte er es – brauchte es. Jemanden, der ihm ein Stück der Last dessen nahm, was alles in seinem Zuständigkeitsbereich lag. Jemanden, der ihm das Gefühl gab, nicht in jedem Aspekt seines Lebens die vollste Kontrolle haben zu müssen.
„Lass mich einfach vergessen, für was ich alles die Verantwortung hab", flüsterte er, bevor Louis ihre Münder miteinander verschloss und seiner Bitte Folge leistete.
***
Zum wiederholten Mal fuhr Harry sich mit dem Abschminktuch über die Augen, um auch die letzten schwarzen Makeup-Reste loszuwerden, als Louis plötzlich fragte: „Wenn ich nicht auf dich gewartet hätte... mit wem wärst du dann hier hoch gekommen?"
Harry drehte sich zu ihm um, nackt und irritiert. „Was?"
Louis lag auf seinem Bett zwischen den zerwühlten Laken, den Oberkörper in Harrys Richtung gedreht und ebenfalls komplett unbedeckt. Das pinke Licht der Außenbeleuchtung schien durch das Fenster herein und tauchte ihn in einen sinnlichen Schein. Es war definitiv ein Anblick, um den ihn wohl einige andere Personen beneiden würden.
„Um dich von deiner Verantwortung abzulenken", führte Louis jetzt weiter aus und sah ihn direkt an. Er wirkte seltsam ernst. „Wen hättest du mitgenommen, wenn ich nicht verfügbar gewesen wäre?"
Harry lachte einmal kurz auf, denn... Louis musste Witze machen, richtig? Er drehte sich wieder zurück zu seiner Kommode, griff nach der Nachtcreme. „Wie kommst du darauf, dass ich mir jemand anderes gesucht hätte?"
Vor allem... wen hätte er sich bitte suchen sollen? Es war nun wirklich nicht so, dass er besonders großes Interesse an irgendwem anders als Louis hatte.
Dieser jedoch beantwortete die Frage recht schnell: „Ich weiß nicht, aber dieser Liam-Typ und du... ihr habt ziemlich vertraut gewirkt. Vielleicht hättest du ja lieber ihn als Ablenkung gehabt, wenn er nicht nur auf Durchreise gewesen wäre."
Irgendwie hörte sich das hier nicht mehr wie ein Witz an und auch, als Harry sich wieder zu Louis umdrehte, wirkte dessen Gesicht viel ernster als jemals zuvor in ihren Gesprächen. Generell war es neu, dass sie nach dem Sex redeten – und erst recht auf diese Weise. Sich gegenseitig ansehen, das war ihr normales Ding, vielleicht ein kurzes verbales Gekabbel, hier und da eine neckische Berührung, bevor sie schlafen gingen. Aber reden? So etwas taten sie nicht.
„Liam und ich sind Freunde", erklärte Harry schließlich, während er begann, die auf dem lavendelfarbenen Teppich verteilte Kleidung einzusammeln. „Und zwar ausschließlich das. Also nein, ich möchte nicht mit ihm im Bett landen."
Er warf seine getragenen Skinnyjeans in den Wäschekorb und bückte sich dann, um Louis' Shirt aufzuheben. Der Stoff war weich und einer seltsamen Eingebung folgend ließ er das Kleidungsstück, anstatt es zusammenzulegen, durch seine Finger gleiten. Er schluckte und dann, bevor er wieder kneifen konnte, fragte er: „Wieso? Würde es dich etwa stören, wenn ich mit wem anders als dir Sex hätte?"
Sein Herz schlug viel zu schnell, während er Louis ansah und auf eine Antwort wartete. Dieser wirkte tatsächlich ein paar Sekunden lang überrascht davon, dass Harry diese Frage gestellt hatte. Und für genau diese paar Sekunden glaubte Harry beinahe daran, dass die Antwort darauf Ja war. Dass er für Louis genauso eine exklusive Sache war wie andersherum.
Und dann zuckte Louis mit den Schultern und sagte: „Ich meine, ich kann dir nicht vorschreiben, mit wem du vögelst, richtig? Wir machen das hier schließlich nur, weil es für uns beide Vorteile bringt, oder?", und Harrys Herz bekam einen Riss.
Er wandte sich ab, grub seine Finger in den Stoff des Shirts, das nach Louis roch. Nur einen Augenblick später lockerte er seinen Griff jedoch wieder und faltete das Kleidungsstück sorgfältig zusammen. „Richtig", antwortete er und platzierte es auf dem Hocker, ehe er sich mit einem gefälschten Lächeln zurück zum Bett drehte und auf die Matratze kletterte, sich neben Louis in die Laken sinken ließ und wartete, dass dieser die Decke über sie beide zog. „Absolut keine Verbindlichkeiten, welcher Art auch immer."
***
Irgendwo in seinem Hinterkopf war Harry sich bewusst, dass er Niall vermutlich zuhören sollte, denn erstens ging es hier um die Bar, was ihn als ihr Besitzer eindeutig etwas anging, und zweitens wäre es vermutlich einfach die höflichere Sache.
Aber ehrlicherweise konnte er sich einfach nicht von seinen Gedanken losreißen. Und die kreisten unablässig um die vergangenen Tage – oder, besser gesagt, was er in diesen letzten Tagen getan hatte, obwohl er sich nach dem Gespräch mit Louis, das sie in der Nacht auf Dienstag geführt hatten, etwas geschworen hatte: Dass er nicht schon wieder einknicken und mit ihm im Bett landen würde, wenn er so eindeutig nur ein Mittel zum Druckabbau war, bis Louis jemand besseren gefunden hatte.
Dieses Vorhaben hatte genau zwei Tage gehalten und am Mittwoch waren sie wieder zwischen seinen Laken gelandet, ihre Klamotten auf dem lavendelfarbenen Teppich, Louis in ihm, seine Hände überall auf Harrys Körper. Als er sich im Anschluss das Makeup vom Gesicht gewischt hatte, war er so verärgert über sich selbst gewesen, dass er sich versehentlich eine Hautstelle am Augenwinkel aufgerieben hatte. Louis' Kleidung hatte er dennoch zusammen- und auf den Hocker gelegt, ehe er zu ihm ins Bett gekrochen war.
Geredet hatten sie nicht noch einmal – zumindest nicht über ernste Themen. Stattdessen waren sie wieder zu ihrem üblichen neckischen Gekabbel und Geflirte zurückgeswitcht, als hätten es nie die Andeutung irgendwelcher Gefühle gegeben.
Doch zumindest für Harry war die Sache nicht vom Tisch, so wenig er es sich auch eingestehen wollte und so sehr er auch versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass er absolut keine Zeit für eine Beziehung hätte, selbst wenn seine Empfindungen nicht einseitig wären.
Es brachte nichts. Das Kribbeln in seiner Brust, wenn er an Louis dachte, blieb.
„Harry!", riss ihn die Stimme seines besten Freundes aus den Gedanken. „Hörst du mir überhaupt zu?" Niall sah ihn mit in die Seite gestemmten Händen an. „Ich hab dir eine Frage gestellt!"
„Sorry", sagte er und zog eine entschuldigende Miene. „Ich war grad... abwesend."
Niall rollte mit den Augen. „Das hab ich gemerkt. Meine Frage war, ob wir lieber pink oder grün nehmen sollen."
Harry sah ihn irritiert an. „Pink oder... grün?", wiederholte er fragend.
Sein Gegenüber seufzte resigniert auf. „Du hast nichts von dem mitbekommen, was ich in den letzten fünf Minuten erzählt habe, oder?"
„Es tut mir leid", sagte Harry, jetzt ehrlich zerknirscht. Das hier war absolut kein gutes Verhalten für jemanden, der eigentlich eine Bar zu führen hatte. „Es ging um...?"
„Die Clubnight, Harry!" Niall sprach die Worte mit Nachdruck und sein Blick war beinahe schon angepisst – leider zurecht. Dieser Moment war wirklich nicht Harrys Sternstunde. „Die heute Abend ist. Du erinnerst dich daran, dass du mir einen Großteil der Organisation in die Hand gedrückt hast, damit du diese Woche noch die Gehaltsabrechnungen fertig kriegst?"
Was er tatsächlich geschafft hatte, gestern Abend, bevor er Louis mit nach oben genommen hatte.
„Natürlich erinnere ich mich", sagte er jetzt, denn es stimmte. Niall war verdammt kreativ und zuverlässig, wenn es darum ging, ihm bei Veranstaltungen unter die Arme zu greifen. Wem sonst hätte Harry diese Aufgabe so kurzfristig überlassen können, wenn nicht seinem besten Freund? „Ich entschuldige mich für die letzten fünf Minuten. Mein Kopf ist... woanders heute", sagte er und seufzte.
Niall schnaubte nur. „Spar dir die Details, ich kann's mir schon denken." Dann jedoch fügte er etwas sanfter an: „Sag Bescheid, wenn du über irgendwas reden willst. Aber meinst du, du kriegst es hin, deine Gedanken bei deiner Bar zu behalten, bis zumindest die Vorbereitungshürden geschafft sind?"
Jetzt war es an Harry, die Augen zu verdrehen. „Ich bin anwesend, mental und körperlich. Was ist noch wichtig, zu wissen?"
Die nächsten paar Minuten sprachen sie über die restliche Organisation und was noch für Aufgaben ausstanden, ehe sie sich schließlich an die körperliche Arbeit machten.
Die DJane, die sie wie jedes Mal angeheuert hatten – eine von Nialls Bekannten, die witzigerweise tatsächlich Jane hieß – war schon am späten Vormittag da gewesen, um ihre Musikanlage mit den Boxen zu verkabeln. Auch die Mitteltische hatten sie bereits unter Schweiß weggeräumt, um im Raum mehr Platz zum Tanzen zu schaffen („Das reicht mir für die nächsten paar Wochen wieder", hatte Niall beim letzten Tisch gekeucht). Nun fehlten also eigentlich nur noch Kleinigkeiten (und es stellte sich heraus, dass Niall mit seiner „Pink oder grün"-Frage die Strobo-Lichter gemeint hatte), die sie allerdings vergleichsweise schnell hinter sich brachten.
Etwa eine halbe Stunde, bevor das To Paradise öffnete, trafen Jeggie und Martha ein. Alle beide würden heute, anstatt wie üblich die Tische zu bedienen, mit hinter dem Tresen aushelfen. Martha war bereits erfahren in dem Bereich und auch Jeggie wurde langsam immer besser, sodass Harry keine Bedenken hatte, die zwei mit einzuspannen. Normalerweise wäre, wie jeden Freitag, auch Elena da gewesen, doch heute machte Harry eine Ausnahme. Sein Küken war eine tolle Bedienung, aber bisher hatte sie nur wenige Male zum Üben hinter dem Bartresen gestanden und er wollte ihr nicht zumuten, an einem so stressigen Abend, wie es die Clubnight zweifellos werden würde, ihre ersten echten Barkeeper-Erfahrungen zu machen.
Die Clubnight selbst war eine Schnapsidee von Harry und Niall gewesen (wortwörtlich, denn sie waren dabei ziemlich betrunken gewesen), als sie sich vor über zwei Jahren mal zusammengesetzt hatten, um zu überlegen, wie man sich durch eine witzige Art von den konkurrierenden Bars im Umfeld abheben und gleichzeitig Umsatz erzielen konnte. Und herausgekommen war... nun ja: Das hier.
Nachdem die allererste Clubnight alle ihre Erwartungen erfüllt hatte, hatten sie beschlossen, so etwas jedes Quartal im Jahr zu wiederholen und bisher hatten sie dazu eine Menge positives Feedback bekommen. Die Leute liebten das To Paradise als Bar, aber genauso cool fanden sie die Möglichkeit, hier alle drei Monate abtanzen zu können und eine waschechte Clubnight zu haben. Und Harry liebte die Summen, die dabei heraussprangen (er war zwar an den ersten beiden Stellen seines Herzens Barkeeper und Queer-Aktivist, aber er war nunmal auch Unternehmer, das konnte man ihm nicht vorwerfen).
„Sind alle bereit für einen unvergesslichen Arbeitstag?", fragte er in die Runde und ließ seinen Schlüsselbund herumwirbeln, während Niall das Licht dimmte, sodass der Bereich hinter dem Tresen als einziges beleuchtet war.
Martha fuhr sich mit ihren Händen durch ihren Pixie-Cut und streckte dann beide Daumen in die Luft. „Bereit wie noch was", sagte sie grinsend.
Auch Jeggie grinste und pustete sich eine der bunten Locken aus den Augen. Xier hibbelte schon seit xies Ankunft herum wie verrückt und in den letzten paar Minuten war es noch schlimmer geworden. Es war erst die zweite Clubnight, die Jeggie mitmachte und es wunderte Harry gar nicht, dass xier so aufgeregt deswegen war – er machte das immerhin schon seit mehr als zwei Jahren und hatte trotzdem jedes Mal davor das Gefühl, vor Nervosität platzen zu müssen.
„Ich bin so verdammt bereit!" Jeggie hob eine Hand zum High-Five und Harry tat xiem den Gefallen und schlug ein, ehe er sich zu seinem besten Freund umsah, der noch immer an der Elektrik stand.
„Niall? Bereit?"
Der Angesprochene zog einen Mundwinkel hoch. „Wenn du es bist, bin ich es auch", sagte er, zeigte ihrer DJane das „Ok"-Zeichen mit seinen Fingern und schaltete dann das Strobo-Licht an.
Harry lachte auf, während um ihm herum die Party zum Leben erwachte. Rote, pinke und blaue Lichtblitze zuckten über den Boden, über die Wände, über ihn und seine Mitarbeiter und die Musikanlagen spielten die ersten Beats von Sweet Dreams (Are Made Of This).
Jeggie und Martha quietschten auf und tanzten dann gemeinsam zu Niall hinter den Tresen, der sie kopfschüttelnd aber belustigt ansah. Harry schmunzelte ebenfalls, dann holte er ein letztes Mal tief Luft und ging, mit seinem Schlüsselbund bewaffnet, zu der Eingangstür, über der der neonpinke Schriftzug „TO PARADISE" leuchtete.
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