19
»Wie süß«,erklang eine vertraute und schöne Stimme. Das Herz des Mädchens, welches sich soeben in einer Stadt aus Flammen und Trümmern steht, sank das Herz in die Kniekehlen, und ihr Mund füllte sich mit dem Geschmack von Blut.
Sie legte Akihiro in den Sand und zwang sich aufzustehen. Als die Metallstange sich ihr in den Rücken bohrte, unterdrückte sie einen Schrei. Die Schmerzen in ihrem Rücken und ihrer Schulter waren fast unerträglich, aber sie würde nicht im Liegen sterben.
Wie war es möglich, dass ihr dieses Kaiserreich immer noch so eine Angst einjagte? Sie wollte sich schließlich gegen dieses stellen und ihn töten. Sie schluckt den Speichel und das Blut hinunter. Die Frau des falschen Kaisers steht im Sand, zwischen Matsch und Meer. Sie strahlte eine dunkle, verführerische Schönheit aus, die ihre triefende Kleidung und ihre zerstörten Schiffe bedeutungslos machte.
Sie beginnt diese Schönheit zu hassen, obwohl sie bei ihrem ersten und letzten Treffen, auf der selben Seite gestanden haben und den Jungen in Schutz nehmen wollten. Sie wollte ihr in jenen Moment das Gesicht zerkratzen, wollte ihr die Augen ausdrücken und in den Händen zerquetschen und ihr den Glibberbrei auf die Porzellanhaut schmieren.
Und doch. Sayuris Gedanken holen sie ein, dass die »Kaiserin« sie Monate lang unwissend gelassen hatte, obwohl sie sagte, sie würde sie über sämtliche Dinge informieren.
Und doch.
Als sie sie ansah, fühlte sie sich schwach bis ins Mark. Ihr Puls raste. Ihre Wangen brannten. Sie konnte den Blick nicht von ihr losreißen. Sie musste hinschauen und immer weiter schauen, sonst wäre sie nie zufrieden.
Sie zwang sich, sich zu konzentrieren. Sie brauchte eine Waffe - sie schnappte sich ein spitzes Stück Treibholz vom Boden. »Geht zurück«, flüsterte sie. »Noch einen Schritt näher und ich verbrenne Euch.«
Mein älterer Bruder lachte nur. »Oh, mein Schwesterherz. Hast du denn gar nichts gelernt?«
Seine Augen blitzten.
Plötzlich verspürte Sayuri den überwältigenden Drang, sich selbst zu töten, sich das Treibholz über die Handgelenke zu ziehen, bis rote Linien aus ihren Adern austraten.
Mit zitternden Händen drückte sie sich die schärfste Kante des Treibholzes auf die Haut. Was mache ich da? Ihr Verstand schrie ihr zu aufzuhören, aber ihrem Körper war das egal. Sie konnte nur zuschauen, wie ihre Hände sich aus eigenem Antrieb bewegten und sich darauf vorbereiteten, sich die Adern aufzusägen.
»Das genügt«, sagte die Kaiserin leichthin und Bruder lacht.
Der Drang verschwand. Keuchend ließ sie das Treibholz fallen. »Wirst du jetzt zuhören?«, fragte er. »Ich möchte, dass du stillstehst, bitte. Arme hoch.«
Sie hob sofort die Arme über den Kopf und unterdrückte einen Aufschrei, als ihre Wunden weiter aufrissen.
Mit einem Mal erhebt sich Akihiro. In seinem Gesicht mehrere Blutige Kratzer, an seinem Oberarm eine Stichwunde, das Hemd, dass er trug, war zerrissen. Es weht im leichten Hauch des Windes.
Sie haben versucht, unsere eigene Flotte zu versenken, und im nächsten wollte sie nichts lieber, als zwischen den Wolken schweben. Mein Bruder wurde von Akihiro erstochen. Während das Messer in seine Kehle gedrückt wird, sehen sie sich gegenseitig in die Augen. Es war Zorn. Gewaltiger Zorn, der zum Ausdruck kommt. »So sieht man sich wieder.«,raunte Aki.
»Habe ich nicht gesagt, ihr werdet verlieren?«,stieß Akihiro über seine zerrissenen Lippen hervor.
»Ich schätze, ich muss es wohl selbst zu Ende bringen«Er hat lange gebraucht, um diese Worte um seine Lippen zu pressen, schließlich spuckt er Blut, welches Akihiros Gesicht streift. Doch er zuckt nicht ein Mal mit der Braue. Sein Gesicht war so kalt, als wäre sein Herz soeben erfroren.
»Ihr habt verloren«, wiederholt er sich . »Verletzt mich, tötet mich, für Euch ist es so oder so vorbei. Eure Generäle sind tot. Eure Schiffe sind Treibholz. Ihr könnt nirgends hin.«,sagt der General, der soeben von dem Narben Mann von Akihiros Crew zu gestoßen wird. Er fällt auf den Boden, keuchend und sieht Bruder an.
Er war so laut, das er jedes andere Geräusch am Ufer übertönte, und er hielt so lange an dass Sayuri sich nicht vorstellen konnte, dass im Kanal noch irgend etwas oben schwamm.
»Das hältst du für einen Sieg? Ihr seid nicht die Sieger, die gibt es in diesem Kampf nicht. Vater hat dafür gesorgt, dass der Bürgerkrieg noch Jahrzehnte andauern wird. Er hat die Gräben nur vertieft. Jetzt kann niemand mehr das Land wiedervereinigen.«,stottert der Bruder und im nächsten Moment geht er auf die Knie und spuckt erneut Blut.
Sayuri ließ hektisch den Blick über das Ufer schweifen. Sie standen auf einem abgeschiedenen Sandabschnitt, versteckt hinter den Wracks der großen Kriegsschiffe. Die einzigen anderen Soldaten in Sichtweite waren Leichen. Niemand kam ihr zu Hilfe. Jetzt gab es nur sie und die Kaiserin - zwei Gegnerinnen, die sich im Schatten der unerbittlichen Klippen gegenüberstanden.
»Jetzt müssen wir nur noch gegen den Kaiser antreten.«,sagt die Kaiserin, als sich die Augen des Bruders schließen. Sie waren die einzigen. Die einzigen auf dieser toten Stadt. Die restlichen Soldaten aus dem Kaiserreich sehen die Kaiserin schockiert an. Sie verstanden, dass sie sie verraten haben.
Die Kaiserin streckte eine bleiche Hand aus und strich Sayuri die über die Wange. »Immer so scheinheilig. Ich habe aus Notwendigkeit heraus gehandelt, so wie du. Wir sind genau gleich, Norzwei. Wir haben mehr Macht erlangt, als ein Sterblicher zu besitzen das Recht haben sollte, und das heißt, dass wir Entscheidungen kehren müssen, die sonst niemand treffen kann. Die Welt ist unser Schachbrett. Es ist nicht unsere Schuld, wenn die Spielsteine kaputtgehen. Dein Bruder ist ein Springer, der nun beseitigt ist. Ihr verletzt alles, was Ihr berührt«, flüsterte sie zu Schluss. »Und du hast mehr Menschen getötet, als es uns jemals gelungen ist. Was unterscheidet uns wirklich voneinander, Liebes? Dass du deine Kriegsverbrechen aus Versehen begangen hast und ich meine mit Absicht? Würdest du es wirklich anders machen, wenn du eine zweite Gelegenheit bekämest?«
Sayuris erstarrter Kiefer löste sich.
Sie konnte nicht Ja sagen. Sie konnte natürlich lügen, aber das würde hier keine Rolle spielen.
Denn wenn sie noch eine Gelegenheit bekäme, wenn sie zu dem Augenblick zurückkehren könnte, als sie vor ihrem Gott der Kirche gestanden hatte, würde sie die gleiche Entscheidung treffen. Sie würde den Vulkan entfesseln. Sie würde den Kaiser in Tonnen von geschmolzenem Stein und erstickender Asche einschließen.
Sie würde das Land vollkommen und gnadenlos zerstören, genauso, wie seine Armeen sie behandelt hatten. Und sie würde lachen. »Verstehst du jetzt« Die Kaiserin strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Komm mit mir. Wir haben viel zu beenden und zu beginnen, einschließlich, dich zur Kaiserin zu nehmen, damit du gegen ihn antreten kannst.«
Sayuri stieß sie zurück. »Nein.«,widersprach sie. Sie sieht zu Akihiro, dann zu den anderen. »Ich habe einen anderen Plan.«Sie sieht erneut zu Akihiro.
»Akihiro wird für mich als Kaiser eintreten.«
Jene Menschen stockten ihren Atem.
Die Kaiserin sieht sie erschrocken an. »Nein! Das kannst du nicht tun!«
Die Kaiserin presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Der Zwang erfasste Sayuris Beine und trieb sie auf die Kaiserin zu. Einen zitternden Schritt nach dem anderen zog sie die Füße durch den Sand. Schweiß perlte auf ihren Schläfen. Sie wollte die Augen schließen und konnte es nicht.
»Knie nieder! Ich bin die Kaiserin! Kein Söldner kommt an mein Thron!«, befahl die Kaiserin.
Zum ersten Mal seit langem reif Sayuri ihr verborgenes Geheimnis. Nein sprach der Gott, der in ihr lebt.
Die Stimme des Gottes war furchtbar leise, ein schwaches Echo über einer weiten Ebene. Aber sie war da. Der Gott war in ihr gedrungen, an dem Tag, an dem sie die Kirche des Schlosses betreten hatte.
Sie hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Ein schrecklicher Schmerz schoss ihr durch die Beine und zwang sie zu Boden. Mit jedem Moment, den sie sich widersetzte, wurde er stärker. Sie wollte schreien, konnte jedoch den Mund nicht öffnen.
Ihre Augen blitzten auf. »Knie nieder!« Du wirst nicht niederknien, sagte der Gott. Seine Krallen waren zu hören, ein unfassbar knarrendes klirrendes Geräusch, dass eine Gänsehaut über Sayuris haut streifen lies.
Der Schmerz wurde noch stärker. Sayuri keuchte und kämpfte gegen die Kraft, die sie nach unten zog, ihr Verstand gespalten zwischen zwei alten Göttern.
Es war nur ein weiterer Kampf. Und wie immer war Zorn ihr größter Verbündeter.
Er übertönte die Hypnose der Schlange.
»Sag mir nicht, was ich tun und lassen soll... verflucht...«,zischte sie kaum verstehbar, doch ihr Wut gewann, ihre Stärke gewann und sie Spricht:»Du bist ein Gott, der mich töten sollte, stattdessen spielst du mit mir. Du weißt nicht ein Mal wer ich bin.«Ihre Stimme war rau, so kühl wie die Nacht im Nimmernie.
Der Drache knurrt rauend zurück, Sayuri könnte fühlen, wie sie einen heissen Atem auf ihrer Haut spürt:»Ich weiß genau, was und wer du bist, Ishikawa Sayuri.«
Das schwarze Feuer kam ruckartig und stoßweise in kleinen Flammenkugeln, die Sayuri verzweifelt aus den Handflächen schleuderte. Die Kaiserin wich ihnen anmutig aus und ließ ein Handgelenk vorschnellen. Sayuri zuckte zur Seite, um einer Nadel zu entgehen, die gar nicht da war. Die plötzliche Bewegung trieb ihr das kaputte Gestell noch tiefer in den Rücken.
Sie schrie auf und krümmte sich. Akihiro durchbohrt sie mit einem Blick. Und als sie in seine dunklen und kühlen Augen blickte, wusste sie, dass sie der Gott ansieht. Der mörderische Gott, der in ihm lebt, der das Wasser und die Tiefen beherrscht, ein blauer kühler, schwarzer tiefer Blick wie das tiefblaue- schwarze Ozean, so kalte Züge, wie in einem Wintertag stehend vor Meer. Sayuri zieht ihre Brauen zusammen. Ihre Finger vereint mit dem zarten Sand. Er wusste es, dachte Sayuri. Er wusste es die ganze Zeit über, Korrigiert sie.
Sayuri trieb sie mühelos gegen den Rumpf des nächsten gestrandeten Schiffes. Ihre Faust krachte in die Planken neben der falschen Kaiserin Gesicht und verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. Holz brach, splitterte und qualmte unter ihren Knöcheln. Das ganze Schiff ächzte.
Sie zog die Faust wieder zurück und hämmerte sie auf das Kinn.
Ihr Kopf flog zur Seite wie der einer kaputten Puppe. Sayuri hatte ihr die Lippe aufgeschlagen, Blut lief ihr übers Kinn. Doch sie lächelte immer noch.
»Du bist so schwach«, flüsterte sie.
»Du hast zwar einen Gott, aber du hast keine Ahnung, was du mit ihm machen sollst.«
Die Kaiserin wusste die ganze Zeit über, was sich in Sayuri befand. Dass wusste sie von ihrem falschen Kaiser, denn er wollte, dass der Gott sie töten sollte. Er hat ihr einen Gott untergeschmuggelt? Der König der Wesen des Nimmerlands hat ihr leid getan, ihr ganzes leben.
»Im Moment weiß ich ganz genau, was ich mit ihm machen will«,stieß sie hinaus.
Sie schloss der Kaiserin die glühend heißen Finger um den Hals. Blasses Fleisch knisterte und brannte unter ihrer Berührung. Sie drückte zu. Sie wartete auf den Rausch der Befriedigung. Doch er kam nicht.
Sie konnte sie nicht einfach töten, nicht so. Es ging zu schnell zu leicht.
Sie musste sie vernichten.
Sie fuhr mit den Händen nach oben, legte die Daumen unter Dajis Augenhöhlen und grub die Nägel in weiches Fleisch.
»Sich mich an«, zischte die falsche Kaiserin.
Die verschollene Prinzessin schüttelte den Kopf und kniff die Augen fest zu. Erwas zerplatzte unter ihrem linken Daumen. Warme Flüssigkeit strömte an ihrem Handgelenk hinab.
»Ich sterbe«, flüsterte die Kaiserin . »Willst du nicht wissen, wer ich bin? Willst du nicht die Wahrheit über uns erfahren?«
Sie wusste, dass sie es sofort beenden sollte.
»Töte sie.«,sagt Akihiros stimme.
Sie konnte es nicht.
Denn sie wollte es wirklich wissen.
Diese Fragen hatten sie gequält. Wer waren diese Wesen wirklich aus dem Nimmernie? Wer? Sie musste verstehen, warum die größten Helden des Reiches, aus Geschichten und Märchen zu solchen Ungeheuern geworden waren. Und weil sie jetzt, am Ende, mehr denn je daran zweifelte, dass sie für die richtige Seite kämpfte.
Ihre Augen gingen auf. Visionen stürmten auf sie ein. Sie sah eine Stadt, die so brannte; schwarz verkohlte Häuser, Leichen in den Straßen. Sie sah beängstigende Mengen von Soldaten in gleichförmigen Reihen marschieren.
Das war das nikarische Reich unter mugenischer Besatzung.
Sayuri schloss fest die Augen, aber die Bilder wollten nicht weggehen.
»Töte sie, Sayuri!«
»Beende es!«
De Crew redete auf sie ein. Sie sah ein hübsches kleines Mädchen allein vor einem Leichenhaufen stehen, das Gesicht rußverschmiert, die Wangen
Gerötet und mit Blut übergossen.
Einen jungen In der Gasse in der Ecke liegen, zusammengerollt um die Scherben kaputter Flaschen.
Sie sieht zu Akihiro, von welchem seine Vergangenheit ein Bild in ihrem Kopf nahm.
»Ich wurde von Monstern großgezogen. Heute darf ich auch eins sein, und euch mit Spott verrotten lassen. Ich werde jedoch ein Held für die sein, die endlich das Gefühl von Freiheit erlangen.«
Mit einem Mal riss ihr eine Gestalt den Kopf ab. Sayuri und jene anderen sehen das gleiche. Eine schlangenhafte Gestalt. Sein Körper ist lang und schlangenartig, in der Form eines Flusses. Sein Körper ist mit silbernen und schwarzen Schuppen bedeckt. An den Pfoten befinden sich drei Klauen.
Blut läuft über seine weißen Zähne, über seine Lippen und er hatte keine Flügel. Der Drache hielt still, er sieht Sayuri direkt an, durchbohrt sie mit seinem blick, grüne Augen, smaragdgrün. Sie zogen sie in einen Bann.
Er knurrt und Blut tropft zu Boden. Es war das Blut der soeben geköpften Frau. Dann fliegt er mit einem heftigen Druck davon.
»Du bist wie Akihiro?«,fragt der Narben junge. Dieser sieht zu Akihiro, der vom Boden ein Messer erhebt und das Blut an seinem Hemd abwischt. Er hebt eine Braue und ein Grinsen was auf seinen Lippen abgebildet, dass ihr einen Schauer überreicht. Es war düster, kalt, eisig.
»Lasst uns gehen.«,sagte er und läuft auf das Kriegsschiff zu. Doch als er an Sayuri vorbei gelaufen war und seine Füsse in das Wasser glitten und er neben dem Anker steht, welches im noch zarten Sand Gesackt war dreht er sich um.
»Tötet die restlichen Soldaten. Sie werden uns bloß verraten.«Er sieht Sayuri an.
»Komm mit.«Er schreckt die Hand nach ihr aus, die sie mit einem humpeln ergreift. Es fühlte sich gut an, seine Hand zuhalten, obwohl sie eisig kalt war, so wie sein Blick.
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