Wörter und Sprache/Sprachstil verbessern




,,Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.''

Der Sprachstil ist zunächst einmal etwas sehr Individuelles: von hochgestochen bis dialektal – hier geht es um Sprache, die für die Situation angemessen oder unangebracht ist. In diesem Kapitel  möchte ich darauf eingehen, wie man den eigenen Sprachstil verbessern kann.


Viel Lesen!

Wer gut lesbare Texte verfassen möchte, muss zunächst einmal selbst viel lesen. Die besten Autoren sind selbst echte Leseratten und beschäftigen sich mit allen Texten, die ihnen vor die Nase kommen. Beim Lesen nehmen wir unbewusst neue Wörter auf und prägen uns Satzkonstruktionen ein. Besonders hilfreich sind natürlich Texte, die etwas komplizierter sind und sich nicht nebenbei lesen lassen. Sie erhöhen unsere Konzentration, so dass wir aufmerksamer sind und dementsprechend mehr lernen.

Texte zusammenfassen

Wenn du dich nicht nur einfach passiv mit Texten auseinandersetzen möchtest, kannst Du mit einer einfachen Übung deinen Wortschatz bewusst erweitern: Fasse Texte zusammen, die Du gerade gelesen und interessant gefunden hast. Dabei merkst du ganz schnell, dass du dich vom Originaltext lösen und für den Textinhalt eigene Worte finden musst. Das kommt dir am Anfang vermutlich seltsam vor, doch schon bald klappt das Zusammenfassen immer schneller und besser. Achte dabei darauf, dass du nicht einfach nur die Sätze aus den Texten aufgreifst, sondern bewusst neue Formulierungen findest. So kannst du prüfen, ob du den Inhalt wirklich verstanden hast und erweiterst dein Vokabular.

Schlage Fremdwörter nach

Keine Frage, in unserem Alltag begegnen uns genügend Fremdwörter. Das ist aber kein Grund zum Verzweifeln: Die meisten Begriffsdefinitionen lassen sich ganz schnell im Duden finden. Wer diesen gerade nicht zur Hand hat, kommt auch mit einer Internetsuche ans Ziel. Viele Wörter haben wir nämlich zwar schon oft gehört, sie aber noch nicht in unseren aktiven Wortschatz übernommen oder haben sogar noch nie nachgesehen, was sich hinter dem Wort eigentlich verbirgt. Damit sich das ändert, solltest du unbekannte Begriffe nach Möglichkeit nachsehen. Auch wenn du sie in deiner Alltagssprache vermutlich nicht verwenden möchtest, können sie dir zum Beispiel beim Verständnis von komplizierten Texten helfen.

Suche Synonyme

Du möchtest in zum Beispiel darlegen, dass das Essen im Italien-Urlaub des Hauptprotagonisten wirklich sehr lecker war?

Dann klingt es vermutlich nicht sehr elegant, wenn du diesen Begriff fünf Mal hintereinander verwendest, um auch noch das leckere Eis, Tiramisu, die Antipasti und die Bruschetta verwendest. Suche stattdessen doch auch mal Synonyme, die du ebenfalls mit wenig Aufwand im Internet findest. Für „lecker" finden sich zum Beispiel die Synonyme „delikat", „appetitlich", „köstlich" und „geschmackvoll" – da sollte doch ein geeignetes Wort für dich dabei sein! Je mehr Wörter du in deinem Text verwendest, desto lockerer und gekonnter klingt er auch. Und ganz nebenbei vergrößert sich dein Vokabular, weil du neue Begriffe in Deinen aktiven Wortschatz aufnimmst.

Spielend neue Wörter lernen

Das Fernsehprogramm ist mal wieder langweilig?

Perfekt, dann ist es jetzt Zeit für eine ordentliche Spiele-Runde.

Wie wäre es zum Beispiel mit Scrabble oder einem Kreuzworträtsel?

Das klingt zwar nicht gerade nach einem kreativen Einfall, doch gerade Spiele aus unserer Kindheit können viel Spaß machen. Dabei kannst du dir zusammen mit Freunden oder deiner Familie neue Wörter ausdenken und dein Wissen erweitern. Besonders witzig ist auch Tabu: Dabei lernst du, Begriffe so zu umschreiben, dass sie jeder auf Anhieb versteht. Eine tolle Übung, um den Sprachschatz ganz nebenbei aufzupolieren!

Natürliche Sprache

Wer selten Texte schreibt, tendiert zu verschachtelten Satzkonstruktionen. Das führt aber leider dazu, dass ein Text weniger interessant wirkt und der Lesefluss verlangsamt wird – und wer möchte sich schon durch einen Text quälen, der langweilig geschrieben ist?

Dazu muss es aber gar nicht erst kommen, wenn du versuchst, deine Sprache zu vereinfachen. Statt umständlich zu schreiben: „Als Reiseziel unseres Sommerurlaubs wurde Korsika gewählt, das für gute Schwimmmöglichkeiten und seine nette Bevölkerung bekannt ist", formulierst du den Satz möglichst natürlich und persönlich um: „Für unseren diesjährigen Sommerurlaub haben wir uns für Korsika entschieden. Die französische Insel hat uns schon seit Langem fasziniert, weil es dort fantastische Badestrände geben soll und die Bevölkerung als sehr nett und gastfreundlich gilt". Mit diesem einfachen Trick gibst du deinen Texten für einen persönlichen Charakter.

Bereits das Wort „Funktionsverbgefüge" klingt wie das berühmt-berüchtigte Amtsdeutsch?

Mit Amtsdeutsch meint man eine aufgeblähte Sprache. Nur sehr wenige lesen gerne Texte, die aufgeblähte Sprache enthalten. Aufgebläht wirkt neben dem Wort „Funktionsverbgefüge" das, was es beschreibt, nämlich zu viel/over the top. Gemeint sind Verbindungen von Verb und Nomen, bei dem das Nomen den wesentlichen Teil der Bedeutung übernimmt. Ein Beispiel für ein „Funktionsverbgefüge" ist „eine Bestellung aufgeben". Das kürzere Wort „bestellen" erfüllt fast immer denselben Zweck und ist besser.

Es gibt viele weitere Beispiele:

-eine Aussage treffen: aussagen

-eine Note vergeben: benoten

-zur Anzeige bringen: anzeigen

-Text erstellen: schreiben

-in Betracht ziehen: überlegen

Emotionen

Wenn du eine Geschichte erzählst, musst du ganz klassisch Dinge beschreiben, damit du sie für den Leser zum Leben erweckst. Das kannst du sehr gut durch Emotionen machen.

Beispiele:

-Dabei ...

-Zumindest ...

-In Anlehnung an ...

-Hinsichtlich ...

-Zu ihrer Überraschung ...

-Leidenschaftlich ...

-Glücklich ...

-Bezaubernd ...

Satzanfänge

Satzanfänge machen einen Großteil des Textes aus. Neben den beschriebenen Möglichkeiten gibt es weitere klassische Varianten, einen Satz zu beginnen. Du solltest diese Alternativen nicht zu oft benutzen, da hier Wiederholungen besonders auffallen. Andererseits gilt das Prinzip der Abwechslung, um Langeweile zu vermeiden, für alle Satzanfänge.

-Personenbezogene Satzanfänge: Du kannst einen Satz mit dem Namen eines Charakters, einem Personalpronomen (er/sie/es) oder einem Possessivpronomen (sein/ihr/dein) beginnen.

-Beginne mit einem Verb: Durch die Umstellung des Satzbaus kreierst du interessante Satzanfänge. „Er hat schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen" kann wunderbar zu „Gegessen hat er schon seit zwei Tagen nichts mehr" umgestellt werden.

-Formuliere Fragen: Texte können schön aufgelockert werden, indem man Fragen einbaut.

Wer braucht diese Satzanfänge?

„Man kann feststellen, dass die Temperaturen im Sommer heute wärmer als noch vor einigen Jahrzehnten sind."

Ist es wirklich wichtig, dass man das feststellen kann?

Oder reicht die Aussage, dass es so ist?

Dann ist folgender Satz kürzer und besser: „Die Temperaturen im Sommer sind heute wärmer als noch vor einigen Jahrzehnten."

Satzanfänge mit „können", bei denen ein mit „dass" eingeleiteter Nebensatz folgt, sind oft überflüssig. „Man muss davon ausgehen, dass es morgen regnet."

Ist „Wahrscheinlich regnet es morgen." nicht besser?

Nicht immer. Aber oft.

Der Umgang mit Füllwörtern

Füllwörter wurden ja im letzten Kapitel angesprochen.

Aber was ist ein Füllwort überhaupt?

Es handelt sich um ein Wort ohne Aussagekraft. Streichst du eine Vielzahl dieser Wörter, gewinnt dein Text an Qualität und lässt sich flüssiger lesen. Beim Schreiben deines Romans achte noch nicht auf jede einzelne Formulierung. Die Gefahr ist groß, an einzelnen Wörtern hängen zu bleiben und Sätze mehrfach neu zu formulieren. Auf diese Weise verlierst du wertvolle Zeit beim Schreiben. Füllwörter kommen beim Überarbeiten deines Romans auf den Prüfstand. Um diese Wörter streichen zu können, sollte jeder Autor die Vielzahl an Füllwörtern kennen. Es gibt verschiedene Software für Autoren, die Füllwörter anzeigen und noch viel mehr bieten. Beispiel sind Programme wie Papyrus Autor oder Patchwork. Sie analysieren den Text und liefern eine umfangreiche Stilanalyse ab.

Welche Füllwörter können stehen bleiben?

Bei der Überarbeitung deines Romans ist es nicht notwendig, alle Füllwörter zu streichen. Gerade in Dialogen ist es sinnvoll, Formulierung wie auch, jedoch oder natürlich stellen zu lassen. Dialoge bilden auf diese Weise die Alltagssprache ab. Romanfiguren lassen sich durch die Verwendung von Füllwörtern oder Phrasen charakterisieren. Im richtigen Maße eingesetzt, können die Wörter die gewünschte Wirkung in Dialogen erzielen. Hier kannst du zum Beispiel als Autor mehr Füllwörter als üblich stehen lassen. Trotzdem sollten zwei Aspekte eine wichtige Rolle spielen: Lesbarkeit und Aussagekraft. Wie gut lässt sich ein Satz lesen? Wie ist die Wirkung, wenn bestimmte Formulierungen gestrichen werden? Macht ein Füllwort die Aussage eines Satzes klarer? Es hilft viel, den eigenen Text laut zu lesen und so das Gefühl für die richtige Wortwahl zu bekommen. Füllwörter haben ihren Sinn. Geben die Wörter deinen Satz Aussagekraft und stören sie nicht den Lesefluss, dann lass sie stehen.

Schreibstil verbessern – Konkret statt abstrakt

Wieso existieren Ausdrücke wie "Kugel durch den Kopf jagen" oder "Kehle aufschlitzen", wenn wir einfach sagen könnten: "Er tötete sie"?

Diese Ausdrücke existieren, weil sie eine Handlung konkreter und damit bildhafter beschreiben.

"Er tötete sie" ist eine abstrakte und langweilige Tatsachenbeschreibung. Gehen Sie lieber ins Detail!

Schreibstil verbessern – Modalverben

Modalverben (können, müssen, dürfen...) sind oft unnötig:

a) "Sie fuhr nach Hause, um erreichbar sein zu können."

Es reicht, wenn Sie schreiben: "Sie fuhr nach Hause, um erreichbar zu sein."

b) "Ich lese einen Blogartikel zum Thema Schreibstil, um besser schreiben zu können" können du ersetzen durch: "... um besser zu schreiben."

In beiden Fällen sind die Konstruktionen mit Modalverben nicht nur unnötig, sondern strahlen auch Unsicherheit aus. Überlege daher immer, ob du das Modalverb wirklich brauchst – wenn nicht, raus damit!

Schreibstil verbessern – Aktive Verben

Verben gelten als die wichtigste Wortgruppe und sollten in deinen Texten möglichst oft vorkommen. Du hast die Aufgabe, den Text voranzubringen und Dynamik zu erzeugen. Vermeide daher leblose Verben wie: befinden, vorliegen, stehen, liegen, vorhanden sein, sich handeln um – sie machen die Sätze statisch und langweilig. Nutze stattdessen aktive Verben, die eine dynamische Handlung beschreiben.

Beispiel: Statt "In den Akten war nicht das gesuchte Dokument" schreib lieber "In den Akten fand er nicht das gesuchte Dokument."

In der zweiten Variante stellen wir uns automatisch eine Bewegung vor – zum Beispiel wie die Person einen Ordner durchblättert.

Schreibstil verbessern – Satzlänge, Satzrhythmus

Mehrere kurze Sätze hintereinander sind auf Dauer monoton. Mehrere lange Sätze hintereinander sind nicht nur schwer zu lesen, sondern auch schwer zu verstehen. Nutzen Sie eine gute Mischung, das macht Ihren Texte lesbarer. Kurze Sätze sind oft die bessere Wahl, aber für einen gelungenen Satzrhythmus sollten sie auch immer wieder längere Sätze einstreuen.


Niemand ist vollkommen. Als Texter kann man Perfektion anstreben, wird sie aber nie erreichen. Das sollte einem stets bewusst sein. Nur dann bleibt man lebenslang Lernender.

Zugleich gilt: Die meisten Regeln gelten nicht ausnahmslos. Anhand der Füllwörter wurde das bereits angesprochen. Auch die meisten Funktionsverbgefüge sind überflüssig, aber nicht jedes lässt sich ohne Substanzverlust ersetzen. „Eine Rede halten" lässt sich immer durch „reden" ersetzen. Aber es ist nicht immer die bessere Wahl. Geht es um eine feierliche Rede, wird die Aussage „Sie hielt eine Rede vor der Hochzeitsgesellschaft" dem vielleicht eher gerecht als der Satz „Sie redete vor der Hochzeitsgesellschaft". Man kann streiten, ob dem so ist. Erfahrene Autoren entwickeln ein Gespür für die Sprache.

Liebe Grüße

Natalia

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