Ruhige Szenen

,,Ein Augenblick der Seelenruhe ist besser als alles, was du sonst erstreben magst.''

Vielleicht kennen einige ja das Problem. Ich für meinen Teil tue mich sehr schwer damit, Szenen zu schreiben, in denen nur wenig passiert. Drama, Action und Abenteuer, damit habe ich keine Probleme (vom Prinzip zumindest), aber sobald ich mal über ruhigere oder alltäglichere Dinge schreiben will, zerbreche ich mir den Kopf, wie ich das hinkriege, ohne das der Leser entweder dabei einschläft oder, im anderen Extrem, irritiert den Kopf schüttelt über das, was eigentlich mal als "ruhige Szene" gedacht war.

Wie gelingt es also, eine gute ruhige Szene zu schreiben?


Kein Lückenfüller! 

Die ruhigen Szenen dürfen keine Lückenfüller sein. Jede Szene muss eine spezielle Rolle in der Geschichte erfüllen und du solltest dich einfach fragen, was du mit den ruhigen Szenen erreichen willst. 

Willst du die Auswirkung eines Traumas für den Helden deutlich machen? 

Willst du die Beziehung zwischen Adam und Beate illustrieren? 

Muss der Charakter mit seinem Vater reden, bevor er überhaupt zur nächsten Actionszene gelangen kann? 

Muss noch irgendwo ein MacGuffin oder Chekhov's Waffe untergebracht werden?

Ob es dann auch tatsächlich gelingt, das Ganze interessant rüberzubringen, ist natürlich eine andere Frage, aber solange die Szenen eine Rolle in der Geschichte erfüllen, sollten sie eigentlich nicht zu langweilig werden. Immer nur Action finde ich persönlich eher langweilig und es gibt tolle Geschichten, mit denen ich wegen der vielen Action so meine Probleme habe. Beim Lesen braucht man einfach auch ruhigere Szenen, damit man sich an die Charaktere gewöhnen und mal entspannen kann. Wenn es aber absolut keine Rechtfertigung für die Füller gibt, kannst du eigentlich gleich mit der nächsten Actionsequenz weitermachen.

Chance zur Charakterisierung der Figur 

Nutz die ruhigen Szenen zur Charakterisierung deiner Figuren. Und geh dabei nicht von dem Gedanken aus: "Oh Gott, Lücke! Was soll ich schreiben? Was soll ich schreiben? Ich kann doch nicht direkt einfach weitermetzeln. Da MUSS jetzt ne Pause hin!" (zugespitzt formuliert). 

Sondern geh dabei von deinen Charakteren aus: Frag dich, welche Handlungen für sie sinnvoll wären, was sie tun würden. Wenn dir dann auffällt "A würde sehr ausführlich mit B sprechen, weil ihm während der letzten Actionsszene etwas Beunruhigendes aufgefallen ist, das noch nachgearbeitet werden muss", dann schreibst du das. 

Wenn du allerdings feststellst: "A und B brauchen überhaupt keine Pause und ganz sicher kein Gespräch" oder auch "A und B brauchen dringend eine Pause, aber bei der Übermacht von Gegnern, ist das völlig unlogisch und würde nicht in die Geschichte passen", dann machst du eben sofort mit dem Actionplot weiter. Ruhige Szene werden - genauso wie Actionszenen - nur dann gut, wenn sie auch einen Sinn haben. Und es hilft da meiner Meinung nach sehr, vom Charakter aus zu denken und nicht unbedingt in erster Linie vom plottechnischen Nutzen.

Gespräche in ruhigen Szenen

Bezug zur Handlung. Wenn eine Gruppe Abenteurer am Lagerfeuer sitzt, reden die ja vermutlich nicht über das schöne Wetter, was Tante Gisela sich zu Weihnachten wünscht oder ihre Grundschulzeit. Sie werden eher reflektieren, wie weit sie schon gekommen sind, wie sie es geschafft haben, was sie hätten anders/besser machen können. Oder sie blicken nach vorn, schmieden Pläne, legen Strategien zurecht, freuen sich darauf, bald in einem Dorf anzukommen und in einer Taverne übernachten zu können. Oder sie klären zwischenmenschliche Dinge, wie sie zueinander stehen, sprechen sich mal aus (ist ja nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen in einer Gruppe) oder teilen Gedanken mit - Erinnerungen an die Heimat, wie sie sich kennengelernt haben, die dann auch charakterisieren und für die Geschichte nicht zwingend wichtige Teile ihrer Hintergründe enthüllen.


Ich kann um ehrlich zu sein, leider nicht so viel zu dem Thema sagen. Aber ich hoffe, dass ich das Wichtigste erwähnt habe und weiterhelfen konnte. Ich mag ruhige Szenen sehr gerne, weil sie dem Leser eine Chance geben, kurz Luft zu holen und alles, was davor passiert ist, auf sich wirken zu lassen. Sie sind essenziell für jedes Buch. 

Liebe Grüße

Natalia 

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