Kapitel 6
Achtung es wird anzüglich... ;)
Einige Stunden später am Abend haben wir die Jungs dazu überzeugt, die Party in einen Club zu verlagern. Selbst der eine Muffel scheint durch den Alkohol in Stimmung gekommen zu sein und läuft mit dem schlaksigen Kerl, Joe wie ich erfahren habe, direkt zur Bar, um eine Runde Kurze zu holen, kaum dass wir den schummrigen Raum betreten haben.
Der Bass bringt den Boden zum Vibrieren und mein angetrunkener Verstand genießt es, wie die laute Musik sofort alles andere zum Verstummen bringt. Verdammt, wir sind noch keine Minute da und doch fühlt sich das hier schon so gut an. Wie von selbst fängt mein Körper an sich passend zur Melodie zu bewegen und ich schließe für einen Moment genüsslich die Augen, während ein angenehmes Prickeln mir über die Haut läuft. Erst als mir ein kaltes Glas in die Hand gedrückt wird, lande ich wieder so richtig im Hier und Jetzt und blinzle leicht irritiert Eliza an, die mir einen Kuss zu wirft und zum Anstoßen ihr eigenes Glas in die Luft hebt. Mit einem glücklichen Lächeln folge ich ihrem Beispiel genauso wie alle anderen und lecke mir begeistert nach dem Trinken über die Lippen. Lecker, Sourz Tropical.
Mir eine nervige Strähne aus dem Gesicht streichelnd beginne ich wie von selbst mich im Takt hin und herzuwiegen und bin für einen Moment zu sehr von dem schwerelosen Gefühl, das der Alkohol hinterlässt, weggetragen, um zu bemerken, dass ich beobachtet werde. Joe steht mit einem lüsternem Lächeln gegenüber von mir, in dem kleinen Kreis unserer Gruppe, und mustert mich.
Kurz kommt Unbehagen in mir auf. Ich mag es nicht, wenn Leute meinen Körper zu genau mustern. Immer wenn sie das tun, ist das gefolgt von einer Beleidigung oder einer angeekelten Reaktion. Ich will die Arme verschränken, um mich zu verstecken, doch als ich das tue greife ich viel enger als ich gedacht habe. Für einen Moment stutze ich, dann muss ich fast über mich selbst lachen.
Stimmt ja, ich bin nicht mehr fett. Es ist okay, wenn andere Leute mich anschauen. Sie sollen es sogar. Ich will ihre Reaktion sehen. Das Begehren in den Augen der Kerle und den Neid in den Augen der Mädchen. Dann weiß ich, dass ich es geschafft habe. Ich bin kein Fußabtreter mehr. Ich bin jetzt diejenige mit der Kontrolle.
Auf einmal erfüllt von dem Bedürfnis mich davon ultimativ zu überzeugen greife ich nach Elizas Hand und ziehe sie mit mir weiter in die tanzende Menge hinein. Sie wehrt sich nicht, sondern legt nur lachend den Kopf in den Nacken, bis wir unter all den sich bewegenden Leibern ein kleines Fleckchen für uns gefunden haben.
Ganz von selbst schweift mein Blick über die Leute um uns. Sortiert die Gesichter ein in „uninteressant" und „interessant". Aber eigentlich muss ich nach meinem Typ gar nicht unter den Tanzenden schauen. Die wirklich interessanten Kerle tanzen selten. Sie stehen auf dem Balkon, der einige Meter über der Tanzfläche einmal den ganzen Raum umfasst, und kommen nur dann runter, wenn sie in der Menge jemanden gefunden haben, der ihnen die Mühe wert ist. Und verdammt, ich werde die Mühe wert sein.
Mir jeder meiner Bewegungen bewusst tanze ich, dass der Teufel erröten würde. Mal stehen Eliza und ich eng aneinander oder spielen uns gegenseitig die perfekten Vorlagen zu, um den richtigen Move zu genau dem richtigen Beatdrop hinzulegen. Auch Heather gesellt sich zu uns und ich verliere mich so sehr in dem Spiel zwischen der Musik und meinem Körper, dass ich nicht mal mehr sagen könnte, wie viel Zeit vergangen ist, bis ein zu vertrautes Gefühl mich aufmerken lässt. Keine Sekunde innehaltend schlage ich die Augen auf und suche instinktiv nach etwas, von dem ich gar nicht genau benennen könnte, was es ist, bis ich ihn entdecke.
Völlig entspannt steht er an das Geländer des Balkons gelehnt, ein Glas in der Hand und schaut in die Menge runter. Sean in einer zerrissenen schwarzen Jeans und einem weißen Shirt, dass um seine breiten Schultern spannt.
Verdammt, das Outfit könnte nicht mehr Standard sein und doch sieht es bei ihm einfach zum Anbeißen aus. Ich kann mich kaum zusammenreißen, nicht immer wieder den Blick über ihn gleiten zu lassen, während mein Herz einen kleinen Aussetzer macht. Was tut denn ausgerechnet er hier? Und wieso gefällt es mir, ihn hier zu sehen, kaum dass der erste Schock verarbeitet ist? Ich kann mir selbst darauf keine Antwort geben, aber anscheinend ist mein betrunkenes Ich eh vollkommen damit ausgelastet ihn anzustarren, als hätte ich noch nie ein männliches Wesen gesehen.
Dabei sollte ich ganz dringend damit aufhören, denn ich habe mich geirrt. Er schaut nicht in die Menge. Er schaut direkt zu mir.
Unsere Blicke verhaken sich ineinander und ich meine selbst über die Entfernung ein Knistern zu spüren... bis er provokant eine Augenbraue hochzieht und völlig unbeeindruckt einen Schluck aus seinem Glas nimmt.
Wie ein Eimer kaltes Wasser überläuft es mich und ich kann mir ein verächtliches Schnauben über mich selbst nicht verkneifen. Ein Knistern? Gott, ich muss schon mehr getrunken haben als ich gedacht habe. Dieser Kerl hat mich völlig ungeniert eine Bohnenstange genannt. Ein Teil von mir würde am liebsten auf ihn losgehen und ihm seine schönen Augen auskratzen! Und der andere Teil von mir fragt sich, ob es stimmt... ob ich wirklich unattraktiv bin...
Eine Berührung an der Hüfte lässt mein benebeltes Gehirn aufmerken, bevor es in die falsche Richtung abgleitet. Eliza steht hinter mir und wirft jemanden den ich nicht sehen kann ein verführerisches Lächeln zu, bevor sie mich an sich zieht und die Hüften zu kreisen beginnt. Ich reagiere wie automatisch, lege meine Hände auf ihre und steige mit in die Bewegung ein. Die Nummer haben wir schon so oft abgezogen, dass ich nichts dabei denke. Es gibt kaum ein männliches Wesen, dass nicht darauf abfährt, wenn zwei Mädels miteinander tanzen. Und wenn du dann noch im richtigen Moment einen verführerischen Blick aufsetzt...
Eliza dreht uns leicht, um sich in eine bessere Position zu bringen und da entdecke ich Brian, der wie hypnotisiert zu uns hinüberstarrt.
Für ihn ist also die kleine Show. Kein Wunder, Eliza versucht ihn schon den ganzen Abend aus seinem Schneckenhaus zu bekommen und wenn das nicht wirkt, dann hilft gar nichts.
Und als wäre das der Startschuss gewesen, kommt mir mit einem Mal eine Idee. Mit einem Grinsen, dass sich mein betrunkenes Ich nicht mehr verkneifen kann, vergewissere ich mich, dass Sean immer noch an genau derselben Stelle steht.
Wollen wir ihm doch mal zeigen, was die Bohnenstange so alles kann.
Auf einmal mit einer ganz neuen Intensität bei unserem kleinen Tänzchen dabei, schmiege ich mich noch enger an Eliza. Im perfekten Einklang bewegen sich unsere Hüften und ich weiß, dass wir innerhalb von Sekunden die Aufmerksamkeit aller männlicher Wesen in Sichtweite haben. Auch seine. Als sich dieses Mal unsere Blicke treffen bleiben beide Augenbrauen an Ort und Stelle. Gut so. Dann können wir jetzt ja richtig loslegen.
Flatternd schließe ich die Augen und überlasse mich komplett der Musik. Alles wird mit einem Mal leichter, fast schwerelos und die Bewegungen meines Körpers sind wie ferngesteuert. Meine Hände verlassen die von Eliza und fahren durch meine Haare, bevor ich mir diese alle auf einer Seite über die Schulter lege und mit den Fingern meinen entblößten Hals entlangfahre. Eine kleine Gänsehaut überzieht meinen Körper, so hauchzart ist die Berührung. Fast als wären es nicht meine eigenen Finger, sondern eine größere, rauere Hand, die langsam über meine Haut streift. Ich beiße mir auf die Lippen und lasse die Hüfte einmal ausladend kreisen. Eliza drückt sich mir genau im richtigen Moment entgegen, aber für mich ist es nicht mehr länger meine Freundin, die da hinter mir steht. Stattdessen ist da in meiner Vorstellung ein großer Eishockeyspieler in schwarzer Hose und weißem Shirt und seine Hand verlässt langsam meine Hüfte, um sie mit meinen Bewegungen wandern zu lassen.
Ich kann ein Stöhnen kaum unterdrücken so sehr fängt mein Körper an ganz bestimmten Stellen an zu prickeln. Es ist eine süße Qual und alles was ich machen kann ist die Energie übers Tanzen herauszulassen.
Erst als mein ganzer Körper vibriert und ich mir sicher bin, dass die Leute um mich herum diese Spannung geradezu fühlen müssen, öffne ich die Augen wieder. Und als gäbe es nichts anderes in diesem Club finden sie sofort Sean, der noch immer an Ort und Stelle steht. Nur entspannt sieht er nicht mehr aus.
Selbst aus der Entfernung kann ich den angespannten Zug in seinem Gesicht erkennen. Und dieses Brennen in seinen Augen. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Komm doch her, Großer. In einer einladenden Geste lasse ich die Finger über den Rand meines Dekolletés wandern und wir wissen beide, dass diese Berührung nur ihm gilt. Ich spüre geradezu wie sein Blick meinen Fingern folgt und meinem betrunkenen Gehirn kommen ganz dumme Ideen, wo diese als nächstes hinwandern sollten.
Doch dann wird der Zauber gebrochen, als Eliza auf einmal kichernd von mir weggezogen wird und ich zurück ins Hier und Jetzt plumpse. Irritiert drehe ich mich um und entdecke Brian, der noch immer leicht unsicher aber anscheinend betrunken und angeturnt genug mit einer glücklich strahlenden Eliza tanzt. Schön für sie. Es hat also funktioniert.
Mit meinem Kopf noch immer nicht ganz anwesend, stehe ich einen Moment verloren in der Gegend, doch eine Bewegung im Augenwinkel erweckt mich wieder zum Leben. Joe tritt aus der Menge um uns herum hervor und kommt mit einem eindeutigen Ausdruck auf dem Gesicht auf mich zu. Anscheinend hat nicht nur Brian die Nummer gefallen. Allerdings kein Wunder, wenn ich bedenke, wie selbst mein ganzer Körper noch immer prickelt und sich nach Berührung sehnt. Was auch immer hier gerade passiert ist, es hat die Spannung im ganzen Club verändert. Zumindest kommt es mir so vor. Trotzdem bin ich noch bei Sinnen genug, um zu wissen, dass ich vielleicht gerade für alles zu haben bin, aber nicht mit Joe.
Mir der Bewegung gar nicht bewusst, drehe ich mich wieder um und schaue hoch auf den Balkon. Aber die Person, die ich suche, steht nicht mehr dort. Mein Herz setzt für einen Schlag enttäuscht aus. Ich war mir sicher, dass nicht nur ich das gerade gefühlt habe. Wie kann es sein, dass ich hier unten auf der Tanzfläche geradezu für ihn brenne und er nicht einmal dableibt? Benommen schwanke ich leicht hin und her. Ich bin wohl wirklich eine Bohnenstange. Absolut uninteressant. Nicht attraktiv. Hässlich...
Doch gerade als ich den Blick senken will und das euphorische Kribbeln von einem tauben Schmerz abgelöst wird, entdecke ich ihn auf einmal wieder. Kurz vor der Treppe, die von dem Balkon herabführt, und den Blick fest auf mich gerichtet, sodass mir sofort wieder ein Schauer über den Rücken läuft. Wie elektrisiert stehe ich da, erneut gefangen in der Vorstellung wie seine Hände über meinen Körper gleiten. Gott, was macht mich nur so scharf auf ihn? Ich weiß es absolut nicht, doch als Sean mit einer kleinen, aber doch eindeutigen Kopfbewegung andeutet, dass ich ihm entgegenkommen soll, zögern meine Füße keine Sekunde. Und das gerade rechtzeitig, damit Joes Hand von meiner Schulter abrutscht, bevor er mich zu fassen bekommt. Aber ich drehe mich nicht einmal mehr zu ihm um. Alles was ich sehe ist Sean, während ich mir durch die Menge meinen Weg bahne.
Ich bin absolut nicht unerfahren. Meine Güte, die meisten würden einen Lachanfall bekommen, wenn sie das Wort auch nur im Zusammenhang mit meinem Namen hören würden. Trotzdem klopft mir das Herz bis zum Hals mit jedem Schritt den ich auf Sean zu mache. Allerdings war ich auch schon lange nicht mehr so angeturnt wie jetzt gerade. Ich habe das Gefühl als würde schon eine Berührung genügen, um mich zum Schmelzen zu bringen. Aber wie schlimm es wirklich um mich steht versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, als ich nach gefühlten Stunden dann tatsächlich vor ihm stehe.
Sean ist groß. Selbst in meinen hohen Schuhen überragt er mich noch um einen halben Kopf, sodass ich zu ihm hochschauen muss... und er sich zu mir herunterbeugen müsste, um mich zu küssen. Mhm, der Gedanke gefällt mir.
Aber ich glaube, selbst wenn er zehn Zentimeter kleiner wäre, würde seine Präsenz reichen, um das Gefühl zu vermitteln, dass er größer ist. Sie ist intensiv, brennt auf meiner erhitzten Haut und lässt mich die Unterlippe zwischen die Zähne ziehen, während ich wage seinem Blick zu begegnen. Eigentlich müsste ich nach den Stunden, die wir uns im Fitnessstudio bereits angestarrt haben, darauf gefasst sein, was mir bevorsteht. Aber Seans Augen aus der Nähe sind nochmal ein anderes Kaliber. Und dass die Luft zwischen uns gerade zu vibriert mildert die Erfahrung auch nicht gerade ab.
Seine Pupillen sind erweitert und lassen kaum noch was von dem grün seiner Irden erahnen. Aber das ist wohl nicht wirklich verwunderlich, durch das dämmrige Licht hier drinnen, dass nur immer mal wieder von schnellen Lichtblitzen durchbrochen wird. Zumal der Alkohol wohl auch seinen Beitrag dazu leistet. Aber wirklich lange kann ich mich auf diese Fakten sowieso nicht konzentrieren, denn verdammt seine Augen stehen in Flammen – genauso wie mein ganzer Körper.
Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, denn eigentlich ist es über den lauten Bass gar nicht möglich, dass ich seine Atmung höre. Aber trotzdem könnte ich schwören, dass er genauso wie ich scharf die Luft einzieht, als ich von hinten durch irgendjemanden angerempelt werde und einen Schritt nach vorne stolpere, sodass uns kaum noch ein Zentimeter trennt.
Aber selbst falls ich es nicht höre, spüren tue ich es auf jeden Fall. Es ist wie ein elektrischer Schlag, der mir alle Haare zu Berge stehen lässt, und eine Stimme schreit in mir, dass wenn er mich nicht gleich berührt, ich einfach explodiere. Und als könnte Sean Gedanken lesen legt sich genau in diesem Moment sein Arm um meine Hüfte, während er einen bösen Blick hinter mich wirft. Wahrscheinlich auf den Idioten, der mich angerempelt hat. Aber das könnte mir gerade nicht weniger egal sein. Von mir aus könnte mich eine ganze Footballmannschaft anrempeln, solange es den Effekt hätte, dass ich so nah bei diesem heißen Eishockeyspieler stehe, wie ich es jetzt tue. Alles was zählt ist, dass ich seine Lippen auf meinen spüren will. Und zwar verdammt noch mal sofort.
Ich glaube Sean will mich aus der Menge ziehen, zumindest fühlt sich der sanfte Druck seiner Hand so an. Allerdings passt das so gar nicht zu meinen Plänen, weshalb ich keine Anstalten mache der Geste nachzugeben. Stattdessen legen sich meine Hände auf seine Brust und fahren langsam hoch, bis ich sie hinter seinem Nacken verschränken kann. Und allein dieser Körperkontakt reicht, dass ich mir ein Stöhnen verkneifen muss. Mir ist so verdammt heiß.
Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die darauf warten, dass der Kerl den ersten Schritt macht. Wenn ich etwas will, dann hole ich es mir. Aber was ich gerade will, ist das Sean mich küsst. Nicht andersherum. Nicht, nachdem er noch in derselben Woche ziemlich direkt gesagt hat, dass ich nicht attraktiv bin. Mein Stolz will geschmeichelt werden, nachdem er so rüde verletzt wurde. Also unterdrücke ich möglichst das Drängen meines Körpers und schließe nur auch noch die letzte Lücke zwischen uns. Dann schaue ich erwartungsvoll und herausfordernd zu ihm hoch. Jetzt ist er an der Reihe.
Die Sekunden kommen mir wie in Zeitlupe vor, so sehr wünscht sich mein Körper mehr als nur den Kontakt, den er jetzt bekommt. Aber die Spannung, während ich abwarte, was Sean als nächstes tut, fühlt sich fast genauso gut an, wie wenn ich hier und jetzt kommen würde. Es ist eine aufregende Mischung aus Unsicherheit, meinem sturen Willen und der Erwartung was folgen könnte und ich schaffe es kaum normal weiter zu atmen, während Seans Blick sich von der Menge um uns löst, die er zuvor aufmerksam taxiert hatte, und wieder bei mir landet. Küss mich. Der Satz brennt mir auf der Zunge, aber ich werde den Teufel tun und ihn laut aussprechen. Ich will das alles was er macht zu hundert Prozent von ihm aus kommt. Also bewege ich mich noch nicht mal und tue nichts anderes als seinen Blick zu halten. Das reicht allerdings auch schon, um die Luft zwischen uns aufzuheizen.
Ich weiß, dass er genauso wie ich daran denkt, wie ich getanzt habe. Wie ich für ihn getanzt habe. Ich kann es in seinen Augen sehen und in diesem Moment bin ich mir absolut sicher, dass der Moment für ihn genauso intensiv gewesen ist wie für mich. Dass nicht nur ich mir vorgestellt habe, wie er hinter mir steht und seine Hände über meinen Körper fahren. Sondern er genau die gleiche Fantasie hatte. Nur dass es jetzt keine Träumerei mehr bleiben muss. Bei dem Gedanken kann ich gar nichts dagegen tun, dass meine Hüfte sich bewegt, als würde ich gleich wieder anfangen so zu tanzen. Dieses Mal nur mit ihm und nicht Eliza.
Und ich bin nicht die Einzige, die die Bewegung merkt. Ein Muskel an Seans Kiefer zuckt, während seine Hände mich fester an der Hüfte packen, und ich muss mich so sehr darauf konzentrieren keinen verräterischen Laut zu machen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob Sean wirklich ein leises „Verdammt!" von sich gibt. Allerdings wird das in der nächsten Sekunde auch ziemlich egal, als er mich mit einem Ruck noch näher an sich zieht und seine Lippen auf meine drückt. Das Stöhnen, das ich gerade noch mit aller Willenskraft unterdrückt habe, entschlüpft mir und wird sofort von seinem Mund aufgefangen.
Ich weiß nicht, wie ich den Kuss im Nachhinein wirklich beschreiben soll. Außer, dass er gut war. Verdammt gut. Ich-stehe-in-Flammen gut. Wahrscheinlich liegt es vor allem an der angespannten Stimmung zwischen uns, die diese Begegnung so explosiv macht. Das Wissen um was er gesagt hat und dass er seine eigene Worten Lügen straft mit jeder Sekunde, die seine Lippen meine weiter erobern. Aber ich bin von Sekunde eins süchtig danach. Es ist eine Mischung aus Triumph und Erregung, die mich ganz schwindelig macht und ich bin mir nicht mal mehr richtig bewusst darüber, dass ich Sean mit mir in die Menge ziehe, so verloren bin ich in dem Feuer zwischen uns. Alles was ich weiß, ist dass ich tanzen will. Mit seinen Händen auf meinem Körper. Überall. Und ich bekomme was ich will.
Während meine Hände sich um seine Wangen schließen, um seinen Mund so nah wie möglich bei mir zu behalten, legen sich seine Hände auf meinen Arsch, kaum dass ich mich das erste Mal zum Takt der Musik bewege. Die Geste ist besitzergreifend und lässt mir gar keine andere Wahl als mich eng an ihn zu schmiegen, während ich mich weiterbewege. Aber zu sagen, dass ich etwas dagegen habe, wäre die größte Lüge des Jahrhunderts. Normalerweise übernehme ich oft die Führung bei Kerlen. Dann kann ich bestimmen wie es läuft und mir das holen was ich will. Aber bei Sean ist das gar nicht nötig. Er gibt mir von selbst genau das was ich brauche. Und das macht es verdammt scharf einfach ihm die Führung zu überlassen.
Immer mal wieder küsst er sich meinen Hals entlang, bis ich nicht mehr kann und einen erstickten Laut von mir gebe, den er sofort wieder mit seinem Mund auffängt. Unsere Körper sind so nah beieinander, dass ich nur zu gut spüre wie angeturnt auch er von dem Ganzen ist und der Beat macht mich ganz verrückt, weil er die Anspannung in mir nur noch zu steigern scheint. Trotzdem würde ich um nichts in dieser Welt das hier beenden wollen. Ich denke an nichts, ich fühle nur. Und genau nach diesem Zustand habe ich mich die ganze Woche gesehnt. Die Welt ist vergessen. Alle Unsicherheiten sind vergessen. Alles was zählt ist die Musik und die Hände auf meinem Körper, die mich um den Verstand bringen. Gott, habe ich das vermisst.
Und weil ich Sean nur zu dankbar bin, dass er mir diese Freiheit von all den erdrückenden Gedanken schenkt, ziehe ich seinen Kopf für den nächsten intensiven Kuss zu mir, während ich mich aufreizend an ihn schmiege. Mein Körper vibriert förmlich vor Energie und ich kann ihm nicht nah genug kommen. Nicht hier. Und nicht solange wir beide noch so viele Kleider tragen. Zwei Dinge, die am besten schnellstens geändert werden sollten.
Dieses Mal nicht dazu bereit zu warten bis von ihm der nächste Schritt kommt, stelle ich mich auf Zehenspitzen, um so nah wie möglich an sein Ohr zu kommen.
„Lass uns von hier gehen."
Seans Hände halten auf meiner Taille inne und mich überrascht es gelinde gesagt zu merken, wie er zögert. Aber ich bin mir sicher, dass es um ihn nicht besser steht als um mich. Und ich bin absolut nicht bereit uns beiden die Erlösung von dieser süßen Qual zu versagen. Also lasse ich meine Hand zu seinem Hosenbund fahren, um sie dort fordernd liegen zu lassen. Ich weiß, dass das der letzte Stoß ist, um Sean von der Klippe zu befördern. Und ich behalte recht. Mit einem Fluchen packt er meine Hand und zieht stattdessen meinen Körper wieder an sich, sodass ich seine Erektion nur zu deutlich spüren kann. Das macht mich so an, dass ich am liebsten meine Hand wieder an seinen Hosenbund gelegt hätte... nur wäre sie dieses Mal dort nicht liegen geblieben. Aber das ist wohl nicht die beste Idee mitten in einem Club. Also beiße ich mir nur auf die Lippen und mache eine laszive Bewegung mit meiner Hüfte. Sean gibt ein leises Knurren von sich.
„Mein... Auto steht in der Nähe."
Ich bin betrunken und geil, aber nicht dumm. Mir fällt auf, dass es Sean anscheinend nicht behagt mir Sex in seinem Auto vorzuschlagen. Und das ist ziemlich ehrenhaft von ihm. In einer anderen Situation würde es mich vielleicht sogar schmeicheln. Aber ich will ihn und ich bin zurecht bekannt dafür, nichts anbrennen zu lassen. Man muss mich nicht umwerben oder Sex verromantisieren. Es geht einfach nur darum uns beiden Lust zu verschaffen. Und da glaube ich keiner von uns beiden warten will, bis wir in einer von unseren Wohnungen angekommen sind, ist das Auto die beste Alternative.
Also greife ich nur seine Hand und raune ihm ein „Perfekt" zu, bevor ich mich auch schon durch die Menge Richtung Ausgang dränge. Sean folgt mir gefügig und es macht mich wahnsinnig seine Präsenz direkt hinter mir zu spüren, ohne mich sofort wieder an ihn zu schmiegen. Aber wenn ich das jetzt mache, kommen wir hier nicht mehr raus. Also reiße ich mich zusammen, hole brav meinen Mantel an der Garderobe ab und warte bis Sean ebenfalls seine Jacke hat. Wir wechseln kein einziges Wort, aber darüber bin ich auch froh. Es gibt nichts zu sagen und jeder Versuch ein Gespräch zu beginnen würde nur die Stimmung zwischen uns zerstören. Also belassen wir es dabei uns nur immer wieder heiße Blick zu zuwerfen in einvernehmlicher Ungeduld endlich allein zu sein.
Dieses Mal ist es Sean, der meine Hand ergreift, um mit mir gemeinsam aus dem stickigen Club zu gehen. Die Geste lässt mich heimlich in den Kragen meines Mantels grinsen, während ich versuche für die Leute, an denen wir vorbeikommen, so normal wie möglich zu erscheinen. Auch Sean hat einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während er die Führung übernimmt und zielstrebig losläuft. Würde sein Blick nicht immer wieder zu mir wandern und sich so intensiv in mich bohren, dass mir davon die Luft wegbleibt, hätte ich ihm sogar fast abgenommen, dass er völlig unberührt ist.
Aber das ist er nicht und deswegen bin ich wohl einer der wenigen Frauen, die froh darüber sind, von einem Kerl in eine dunkle Seitengasse gezogen zu werden. Es ist ein Wendehammer, nur eine Seitenstraße vom Club entfernt, in der außer einiger parkender Autos nichts weiter ist. Als Sean aus seiner Hosentasche einen Schlüssel zieht und im nächsten Moment das hinterste Auto aufblinkt, grinse ich. Ideal.
Bevor Sean eine Autotür öffnen kann halte ich ihn an der Hand zurück und nutze den Moment, als er fragend zu mir schaut, um ich auf die Zehenspitzen zu stellen und seinen Mund wieder an meinen zu ziehen. Die Kälte der Nachtluft hat dem Feuer zwischen uns nicht abgekühlt, sodass ich innerhalb von Sekunden mit dem Rücken an das Auto gedrückt werde, während ein muskulöser Körper mich von vorne wärmt. Seine Lippen sind der Wahnsinn. Die ganze Aktion ist der Wahnsinn und ich liebe das Gefühl des Adrenalins in meinen Adern. Genau für solche Momente lebe ich. Für diesen Rausch. Dafür unverantwortlich, dumm und jung zu sein.
Schließlich bin ich diejenige, die die hintere Autotür aufzieht und sich lasziv auf die Rückbank gleiten lässt. Seans Blick liegt dabei brennend auf mir und das Bewusstsein darüber, wie heiß er gerade auf mich ist, lässt mich verstohlen Lächeln.
„Na, doch nicht so schlecht die Bohnenstange, was?"
Als Antwort erhalte ich nur ein Knurren und werde im nächsten Moment auf die Stoffpolster der Rückbank gedrückt, während die Autotür hinter Sean zuschlägt.
Nach dem ich einen Kommentar gesehen habe mit "bitte ein neues Kapitel" bin ich dann doch auch mal wieder zum schreiben gekommen xD Hoffe es gefällt ;)
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