3. Tagebucheintrag
10. Februar 1819
Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit. Man ließ mir meine Freiheiten und hatte das Privileg unterrichtete zu werden, ich lernte das Lesen und das Schreiben. Was damals eher selten war, meine Mutter bracht es meiner Schwester Gemma und mir bei. Sie war eine wundervolle Lehrerin, sie war geduldig und ließ uns die Zeit die wir benötigten. Ich hatte die Unterrichtsstunden geliebt, es war immer eine sehr entspannte Zeit und es zählte nur der Moment. Mit viel Geduld und einer ruhigen Stimme erklärte sie uns die einzelnen Lektionen. Es dauerte nicht lange und ich las ganze Bücher, als ich noch ein kleiner Junge war verbrachte ich die meiste Zeit auf dem Dachboden der Scheune zwischen den Strohballen mit einem Buch in der Hand. Doch auch für mich begann irgendwann der Ernst des Lebens. Ich lernte was harte Arbeit hieß und half in allen Bereichen auf unserem Bauernhof mit. Meine Schwestern lernte im Haushalt zu helfen und auch was eine gute Ehefrau alles können musste. Meine Eltern sahen sich schon früh um einen geeigneten Mann für sie um, Gemma versuchte sich lange dagegen zu wehren, bis sie ihn kennenlernte. Diesen Blick werde ich nie vergessen, sie war von Anfang an fasziniert von ihm. Er kam aus einer der reicheren Familien aus dem Ort und seine Eltern hatten ausgerechnet Gemma für ihn ausgesucht. Die Zwei verstanden sich auf Anhieb, als wären sie für einander bestimmt. Solche Blicke habe ich zuvor nur bei meinen Eltern gesehen und ich kann mich bis heute nicht erinnern das ich sie noch einmal gesehen hatte. Irgendwie beneide ich sie darum, aber ich gönnte es ihr alle Mal. Ab diesem Zeitpunkt verbrachte sie mehr Zeit außerhalb des Hauses als jemals zuvor. Die Hochzeit der Beiden war prachtvoll und groß, anders konnte man es nicht beschreiben. Doch sie war genauso wie Gemma sich es gewünscht hatte. Ohne meine Schwester war das Haus so leer und leise. Ich vermisste sie damals sehr, auch wenn sie uns oft besuchen kam oder uns zu sich einlud.
Ich vermisse meine Schwester und meine Mutter, sie waren herzensgute Menschen. Sie konnten beide von ganzen Herzen lieben und bei ihnen musste man sich einfach wohl fühlen. Überhaupt die erste Zeit war schwer ohne sie, damals dachte ich oft über sie nach und vermisste sie schrecklich. Doch auch das überstand ich irgendwie, so wie alles in meinem bisherigen Leben.
Harry
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