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Ich schnappte mir die hässliche Vase, die nutzlos herum stand, bereit der Person, die geklopft hat, eine überzubraten.
Ich versuchte einen Blick auf die Person durch die Glastür zu erhaschen, aber das war schier unmöglich.
Ich ging meine Optionen durch und war dumm genug die Tür dann doch zu öffnen.
Vor meiner Tür stand ein Mann, aber ohne Päckchen. Dafür allerdings komplett in schwarz gekleidet.

Ich versuchte die Tür zu schließen, aber er schob seinen Arm in den Spalt und stemmte sie mühelos wieder auf.
Ich stolperte ein paar Schritte zurück und fiel über die Vase, die ich dabei versehentlich hatte fallen lassen.
Sie zersprang in Scherben und ich flog natürlich in diesen Scherbenhaufen.
"Stop"
Ich warf einen Blick zu ihm hoch, während ich panisch versuchte mich über den Boden nach hinten zu retten und dabei versuchte irgendwas gegen ihn zu schleudern.
"Hey. Stop." Wiederholte er.
Ich stieß mit meinen Rücken gegen einen Widerstand also blickte ich gezwungener Maßen zu ihm hoch. Ich konnte nicht weiter fliehen.
Als er immer noch keine Anstalten machte näher zu kommen, blickte ich zu ihm hoch. Er stand nach wie vor im Türrahmen und hatte  bei meinem erbärmlichen Versuch möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen kein Stück bewegt. Ich saß also zwei Meter entfernt von ihm in dem blutigen Scherbenhaufen, wobei mir meine Wunden in der Sekunde nicht egaler hätten sein können.

"Was willst du" brachte ich heiser über meine Lippen. Meine Angst und Panik schlug langsam in Wut um
"Was willst du hier? Was habe ich dir getan, dass du erst hier schon zum zweiten Mal einbrichst?"
Er starrte mich nur an und es schien eine kleine Ewigkeit zu vergehen, bis er zu einer Antwort ansetzte.

"Ich wollte mich entschuldigen."

"Entschuldigen..."
Er war ein gesuchter Verbrecher und er war hier um sich zu 'Entschuldigen'. Was hielt mich eigentlich davon ab nicht direkt die Polizei zu rufen? Ein kleiner Blick zum Telefon verriet mich.
Er zog irgendetwas aus der Jackentasche  und plötzlich fiel gesamte Strom in dieser Wohnung fiel aus. Ein Schaudern lief mir den Rücken herunter. Was war nur falsch mit diesem Mann.
Er war nicht einfach hier, um sich zu entschuldigen. Das hatte er mit seinem Zettel theoretisch schon erledigt.
„Weshalb bist du wirklich hier?", hakte ich nach.
Er sah einen Moment aus als wollte er etwas sagen, dann schwieg er.
Er rührte sich nicht.
Er war bei mir zum zweiten Mal eingebrochen, ich lag hier verletzt am Boden und er hatte es mir unmöglich gemacht die Polizei anzurufen mit der Begründung sich bei mir zu entschuldigen.
Das passte einfach nicht zusammen.
Wieso war er das Risiko erwischt zu werden eingegangen und weshalb war ich überhaupt noch am Leben? Für eine Sekunde schaute ich an mir herab und sah wie das Blut an einigen Schnitten an meinen Händen und Beinen hervorquoll, auf den grauen Teppichboden tropfte und langsam gerann. Ich würde meinen Mitbewohnern irgendwie das Blut und die kaputte Vase erklären müssen.
"Ich muss mich verstecken und du bist die einzige Person hier die ich kenne" antworte er mit sichtlichem Unwohlseins.
Mein linkes Augenlid zuckte unkontrolliert und ich scharf die Luft ein.
"Und du glaubst wirklich, dass ich dich nach dem was du hier angerichtet hast mit offenen Armen begrüße?" presste ich schließlich hervor.
Er schaute weg.
"Du bist ein gesuchter Mörder."
"Ja. Das bin ich wohl", gab er leise zu.
"Ich sollte dich den Behörden melden"
"Das wäre in deiner Situation sehr angebracht."
"Warum stimmst du mir die ganze Zeit zu?" fragte ich irritiert.
"Weil du Recht hast. Hör mir jetzt genau zu. Ich rede für gewöhnlich nicht besonders viel. Ich habe vor weder dir, noch jemanden anderen zu verletzen. Hast du verstanden?Sobald ich in die Hände von Behörden gelange bin ich ohne Umwege wieder bei meinen Peinigern. Denjenigen, die mich zu dem gemacht haben.-"
Er schob seinen Ärmel hoch und gab den Blick auf einen metallische Armprothese frei.
"Ich brauche einen Unterschlupf für 1-2 Tage, dann bin ich weg. Versprochen."
Ich sollte ihn direkt rauswerfen. Das sollte ich wirklich.
Aber einer Person meine Hilfe zu verweigern lag nicht in meiner Natur.
"In Ordnung."
Ich machte hier einen riesigen Fehler, aber ich verdrängte den Gedanken sofort.
Er sah mich nur an. Er hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dass das so einfach geht. Ich auch nicht.
"Schließe die Tür bitte hinter dir." Bat ich ihm leise.
Das tat er geräuschlos und kam langsam auf mich zu um mich nicht zu erschrecken.
Ich saß hier immer noch mit klopfenden Herzen in einem Scherbenhaufen und wagte mich nicht zu bewegen aus der Befürchtung mich zu verletzen.
"Warte.", wies er mich an.
Er verschwand in Richtung Küche und kam kurz darauf wieder mit einem Kehrblech zurück und fing stumm an die groben Scherben um mich herum zu entfernen. Als er merkte, dass einige von ihnen etwas tiefer im Langflorteppich saßen zog er sich den Handschuh von seiner Metallhand und entfernte die Bruchstücke mit dieser, bis er mich zunickte und ich versuchte aufzustehen.
Meine Knie waren wie Wackelpudding und ich gab mir die größten Mühen sicherer zu wirken als ich war. Ich ging mit ihm zum Wohnbereich, wobei er mir wie ein Schatten folgte und dabei sicherstellte, dass zwischen uns ein Abstand von mindestens zwei Armlängen lag.
Ich navigierte ihn zu meiner Tür und öffnete diese. Es war mir etwas unangenehm, dass es unaufgeräumt war, aber ich wies ihn nichts desto trotz an seine Tasche dort abzustellen.
Was sollte ich jetzt bloß tun. Friede, Freude, Eierkuchen mit ihm spielen? Mir wurde das doch alles kurzzeitig zu viel und ich verschwand schnell im Bad, um mir selbst etwas Zeit zum nachdenken zu geben und die Splitter aus meiner Haut zu ziehen.
Ich gab mir große Mühe nicht zu laut zu zischen, als ich mit der Pinzette die Bruchstücke entfernte und anschließend Pflaster auf die Betroffenen Stellen klebte.
Ich wusch mit einem feuchten Lappen das getrocknete Blut von mir und sag zu wie die hellrote Flüssigkeit langsam den Abguss meines Waschbeckens herunter gespült wurde.
Was habe ich mir hierbei nur gedacht?
Was hatte mich nur dazu bewegt ihn hier reinzunehmen? Das war nicht nur in höchstem Maße Geistesgestört, sondern außerdem noch illegal und strafbar.
Bei dem Versuch einen verirrten Splitter aus meinem Rücken zu ziehen stellte ich mich überaus ungeschickt an und gab einen kleinen Aufschrei von mir. Tränen ronnen mir das Gesicht herunter und ich unterdrückte ein lautes Schluchzen. Das hier war ein Albtraum.

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