Kapitel 9
Ich stand auf und zwang mich, meine Gedanken zu ordnen. Die Panik und Verwirrung von vorhin hatten sich etwas gelegt, aber ich fühlte mich noch immer angespannt. Xavier hatte mir eine Aufgabe angeboten und ich wollte wissen, worum es ging. Außerdem wollte ich ihm beweisen, dass ich in dieser Gemeinschaft bleiben und sein Vertrauen verdienen konnte. Genau so hatte ich mich entschieden und nicht anders. Ich würde hierbleiben.
Mit entschlossenen Schritten machte ich mich auf den Weg zu Xaviers Büro im zweiten Stock. In der Lagerhalle war es ruhig. Nur das leise Murmeln von Gesprächen aus dem Erdgeschoss konnte ich wahrnehmen. Als ich schließlich vor Xaviers Bürotür stand, zögerte ich einen Moment, bevor ich leise anklopfte und auf seine Antwort wartete. »Herein,« hörte ich seine tiefe, autoritäre Stimme von drinnen.
Ich öffnete die Tür und betrat das Büro. Xavier saß an seinem Schreibtisch und sah auf, als er mich bemerkte. Seine Miene war ernst, aber seine Augen wirkten freundlich. Er deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Du hast dich also entschieden zu bleiben, das freut mich. Setz dich bitte.« Ich gehorchte und nahm Platz, wobei ich mich aufrecht hinsetzte und ihn erwartungsvoll ansah. Die Stille in seinem Büro wurde nur vom leisen Summen des Notebooks auf Xaviers Schreibtisch durchbrochen, während Xavier mich einige Augenblicke lang einfach ansah. Dann räusperte er sich und begann zu sprechen.
»Ich nehme an, du fragst dich, warum ich ohne Ankündigung zwei Wochen lang abwesend war, oder?« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stützte die Finger seiner mächtigen Hände auf den Schreibtisch. Sein Blick blieb auf mir ruhen. Ich nickte zaghaft, um zu zeigen, dass ich auf seine Antwort wartete. Xavier seufzte leicht. »Es gibt da jemanden, den ich seit einiger Zeit im Auge behalte, jemanden, von dem ich vermute, dass er unsere Gemeinschaft ausspioniert.« Seine Miene verhärtete sich, während er sprach. »Ich habe einen Tipp von einem vertrauenswürdigen Partner erhalten, der behauptet, dieser Spion habe enge Verbindungen zu einer kritischen Organisation, die uns schaden könnte.«
Ich lauschte aufmerksam und versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. Seine Augen verengten sich leicht, als er fortfuhr. »Ich habe mich entschieden, den Behauptungen meiner Quelle zu folgen. Dabei stieß ich auf einen Namen, doch ich möchte einen Beweis haben, dass ich auch mit größter Sicherheit den richtigen Mann entlarve. Hierbei einen Fehler zu machen und umsonst einen guten Mann von mir zu töten, würde kein gutes Licht auf mich werfen. Das Vertrauen, welches meine Männer mir entgegenbringen, könnte anfangen zu bröckeln und jetzt kommst du ins Spiel.« Ich blickte ihn fragend an, und er erwiderte meinen Blick ernst. »Jeder hier hält dich derzeit noch für den kleinen, süßen Gast. Das möchte ich ausnutzen. Dir würde man eher etwas ganz beiläufig verraten, als mir. Deinen unschuldig dreinblickenden Augen kann man schnell verfallen, Kleine.« Erstaunt schaute ich ihn an und blickte sogleich zu Boden, um ihm nicht die Röte meines Gesichtes zu offenbaren. Xavier lachte leise und sprach dann wieder, »Keine Sorge, dich rührt niemand an, wenn du es nicht möchtest und wenn doch, kommst du einfach zu mir und ich kläre das.« Er räusperte sich. »Dennoch möchte ich deinen unschuldigen Charme als Waffe einsetzen. Auch, wenn diese Person gefährlich werden könnte, werden immer wachsame Augen auf dir ruhen und auf dich aufpassen, verstanden?«
Xaviers Worte verursachten ein mulmiges Gefühl in meinem Magen. Es war, als würde er mich in ein gefährliches Spiel hineinziehen, von dem ich nicht wusste, ob ich die Regeln verstand oder beherrschen konnte. Ich war zwar bereit, in der Gemeinschaft zu bleiben und mich zu beweisen, aber die Vorstellung, in etwas involviert zu sein, das gefährlich und undurchsichtig war, beunruhigte mich. Bei meinem Onkel wurde ich nie mit solchen Aufgaben betraut.
Ich sah Xavier an, meine Augen zeigten meine Unsicherheit. Ich sprach nicht, um meine Bedenken auszudrücken. Stattdessen starrte ich einfach zu Boden und biss mir auf die Unterlippe. Er schien meine Zurückhaltung zu bemerken und fuhr fort, »Ich verstehe, dass das ein riskantes Unterfangen ist, aber ich verspreche dir, dass deine Sicherheit an oberster Stelle steht. Du wirst nicht allein arbeiten. Du wirst eng mit einem meiner besten Männer zusammenarbeiten, einem, dem ich alles anvertrauen würde – mit Dimitrij.«
Die Worte von Xavier hallten in meinem Kopf wider, und ich versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu verarbeiten. Ich sollte also eng mit Dimitrij zusammenarbeiten, um Informationen über den vermeintlichen Spion zu sammeln. Obwohl ich innerlich aufgewühlt war, konnte ich nicht leugnen, dass die Vorstellung, mit Dimitrij zu arbeiten, gleichzeitig Furcht und Neugier in mir weckte. In meinem Traum hatte er mich so bedrohlich und aggressiv behandelt, aber in der Realität hatte er sich bisher stets geduldig und verständnisvoll gezeigt.
Xavier wartete geduldig auf meine Antwort und ich fühlte mich gezwungen, auf irgendeine Weise zu reagieren. Also nickte ich leicht, um meine Bereitschaft zu signalisieren, obwohl Zweifel in mir aufstiegen. War das wirklich die richtige Entscheidung? Konnte ich diesem gefährlichen Spiel gewachsen sein?
Xavier schien meine Zustimmung als ausreichend zu betrachten und fuhr fort. »Sehr gut, Kleine. Du wirst mit Dimitrij arbeiten und gemeinsam werden wir herausfinden, ob der Verdacht gegen die Person gerechtfertigt ist oder nicht. Du wirst auf ihn hören und seine Anweisungen befolgen. Verstanden?« Wieder nickte ich, dieses Mal entschlossener. Ich würde mich dieser Aufgabe stellen und mein Bestes geben, um zu beweisen, dass ich ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft sein konnte. Das Schicksal hatte mich hierhergeführt, und ich musste herausfinden, welche Rolle ich hier spielen sollte.
Xavier nickte zufrieden und lächelte leicht. »Du wirst sehen, dass du in dieser Gemeinschaft viel lernen und wachsen kannst. Vertrau mir, sehr ehrlich und ich werde auf dich aufpassen.« Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Schreibtisch, ging zu einem Regal und zog einen Aktenordner aus diesem. Xavier kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und öffnete den Aktenordner. Er suchte darin nach einem bestimmten Dokument, während er weitersprach. »Der Name, den du wissen musst, ist Andrei Kuznetsov. Er ist einer meiner langjährigen Mitarbeiter und daher ich habe keinen Grund zur Annahme, dass er uns verraten würde. Genau deshalb benötige ich einen stichhaltigen Beweis.«
Xavier reichte mir das Foto von Andrei, das er aus dem Aktenordner genommen hatte. Ich nahm es vorsichtig entgegen und betrachtete es aufmerksam. Andrei hatte kurzes blondes Haar und graue Augen. Er sah auf dem Foto ernst und entschlossen aus und ich fragte mich, was für ein Mann er wirklich war, wenn er einen Mafiaboss verraten könnte.
Xavier begann, mir mehr Informationen über Andrei zu geben. »Andrei ist Ende 20 und arbeitet seit einigen Jahren für mich. Er ist loyal und zuverlässig, aber wie ich bereits sagte, habe ich Informationen erhalten, die Zweifel an seiner Loyalität aufkommen lassen.« Er betrachtete mich ernst. »Du wirst dich ihm auf unauffällige Weise nähern und versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen, freunde dich einfach mit ihm an. Finde heraus, ob er Informationen mit jemandem teilt oder verdächtige Aktivitäten zeigt.«
Ich nickte und starrte weiter auf das Foto von Andrei. Es war eine ungewöhnliche Aufgabe, die mir Xavier gegeben hatte und ich war mir nicht sicher, ob ich sie zu seiner Zufriedenheit abschließen konnte. In gewisser Weise fühlte ich mich sogar aufgeregt bei dem Gedanken, eine wichtige Rolle in dieser Welt zu spielen, selbst wenn es gefährlich war.
»Du bist klug und geschickt, Kleine. Ich habe Vertrauen in deine Fähigkeiten. Aber sei vorsichtig und halte mich auf dem Laufenden, falls du auf etwas Verdächtiges stößt.« Mit diesen Worten zitierter Xavier mich hinaus.
Ich musste einen Weg finden, mich Andrei anzunähern und sein Vertrauen zu gewinnen, ohne dabei Verdacht zu erregen. Als Erstes werde ich jedoch herausfinden, wie er sich bei den anderen verhält.
In den nächsten Tagen begann ich, meinen Plan umzusetzen. Ich beobachtete Andrei aus der Ferne, versuchte, in seiner Nähe zu sein, ohne aufzufallen und suchte nach Gelegenheiten, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Wie das wirken musste, sah ich an den Blicken der anderen Männer. Sie tuschelten wie kleine Mädchen, wenn ich in der Nähe war. Doch alles brachte auch Tage später nichts. Ich schaffte es nicht, dass Andrei mich beachtete. Frustriert ließ ich mich also am sechsten Tag auf dem Metallpodest des ersten Stocks sinken und ließ meine Beine baumeln, während ich deprimiert darüber nachdachte, wie ich Andrei näherkommen könnte. All meine Bemühungen schienen bisher vergeblich gewesen zu sein. Ich konnte spüren, wie die Zeit verstrich und ich hatte das Gefühl, dass ich keinen Moment mehr verschwenden durfte. Ein leiser Seufzer entkam meinen Lippen, obwohl ich wusste, dass es niemand hören würde.
In Gedanken ging ich meinen bisherigen Ansatz durch und überlegte, wie ich meine Taktik ändern könnte. Plötzlich, als ich mich in meinen Überlegungen vertiefte, spürte ich, wie das Metallpodest leicht wackelte. Ich zuckte zusammen und drehte mich langsam um, um zu sehen, wer sich neben mich gesetzt hatte. Neben mir saß Andrei, ein Ausdruck der Neugier in seinen grauen Augen. Ich erstarrte für einen Moment, überrascht von seinem plötzlichen Erscheinen. Hatte er mich bemerkt? Hatte er meine Bemühungen, unauffällig in seiner Nähe zu sein, wahrgenommen? Er schien etwas von mir zu wollen, was gut für mich war, doch sein Blick schien etwas anderes vorzuhaben, als mein Plan umfasste. Er wirkte schmierig und angeberisch.
Die Sekunden verstrichen, während ich und Andrei uns einfach nur ansahen. Ich konnte spüren, wie mein Herz schneller schlug und die Aufregung in der Luft lag. Was sollte ich machen? Die Tatsache, dass er freiwillig zu mir gekommen war, war ein vielversprechendes Zeichen, aber ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Daher wendete ich meinen Blick wieder von ihm ab und schaute weiter durch das große geöffnete Lagerhallentor nach draußen.
Schließlich brach Andrei das Schweigen und sprach leise, als ob er meine Stille respektieren würde. »Du bist die Süße, über die alle sprechen, oder?« Ohne auf eine Antwort zu warten, schob Andrei sich näher zu mir auf dem Metallpodest, sodass unsere Körper sich beinahe berührten. Ein unangenehmer Schauer durchfuhr mich, als er mir zu nahe kam. Sein Atem roch nach Zigaretten und ich versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr mich dieser strenge Geruch störte.
Andrei schien zu bemerken, dass ich meine Stille bewahrte und fuhr fort, während er mir näher kam. »Ich habe bemerkt, wie du dich in meiner Nähe aufhältst, Süße. Du bist nicht die Erste, die versucht, sich einzuschmeicheln, um auf meine gute Seite zu kommen.« Seine Stimme war rauchig und er sprach mit einem seltsamen Unterton, der mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verursachte. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben und keine Anzeichen von Nervosität zu zeigen. In dieser Situation fühlte ich mich unwohl und verletzlich, aber ich durfte nicht zulassen, dass Andrei meine Angst bemerkte. Stattdessen starrte ich weiterhin stur nach draußen und ignorierte seine Worte.
Andrei lachte leise, als ob er meine Zurückweisung amüsant fand. »Du spielst ein gefährliches Spiel.« Seine Worte waren wie ein leiser Warnruf und ich spürte, dass er mehr wusste, als er preisgab. War er tatsächlich der Spion, den Xavier vermutete? Hatte er meine Annäherungsversuche durchschaut? Er schien mich genau zu beobachten und fuhr fort, während er sich noch näher zu mir lehnte, sodass seine Lippen fast mein Ohr berührten. »Aber ich mag gefährliche Spiele, besonders wenn sie so hübsche Belohnungen haben.« Seine Worte waren unmissverständlich anzüglich und ich konnte den widerlichen Ausdruck in seinem Gesicht förmlich spüren. Ohne es zu merken, hatte sich seine Hand einen Weg auf meinen Oberschenkel gesucht. Ich konnte die Situation nicht länger ignorieren. Etwas musste geschehen, bevor sie außer Kontrolle geriet. Ich sollte mich doch nur mit ihm anfreunden, nicht gleich mit ihm ins Bett springen.
In dem Moment, als er seine Hand etwas höher positionieren wollte, schob ich diese von mir weg und stieß ihn leicht zurück. Dies sorgte dafür, dass das Metallpodest Geräusche von sich gab. Die anderen Männer in der Lagerhalle wurden auf die peinliche Situation aufmerksam und drehten sich zu uns um. Ich würdigte Andrei nicht eines Blickes und erhob mich. Andrei stand ebenfalls wieder in kürzester Zeit auf seinen Füßen. Dimitrij, der auf der anderen Seite der Halle trainierte, schien besorgt und warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich schüttelte den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass alles unter Kontrolle war. Er war Andrei noch einen mörderischen Blick zu und wandte sich dann wieder seinem Training zu.
Gerade als ich mich von Andrei entfernen wollte, packte er mich sachte am Arm und hielt mich zurück. Erschrocken fuhr ich zu ihm um. Sofort ließ er mich los und sagte, »Nur ein kleiner Scherz. Ich muss doch deine Absichten kennen, wenn du in den Genuss meiner Aufmerksamkeit kommen möchtest. Außerdem lege ich mich ganz sicher nicht mit deinem Wachhund an. Also lauf nicht weg und lass mich hier, wie einen Idioten allein stehen. Verbringen wir doch etwas Zeit miteinander.«
Misstrauisch beäugte ich ihn. Als er dann jedoch vorschlug, nach draußen zu gehen und die frische Herbstluft zu genießen, stimmte ich zu, indem ich ihm folgte.
Andrei führte mich zu einem abgelegenen Bereich auf dem Grundstück, wo wir uns auf einige alte Holzkisten setzten. Er schien entspannter zu sein und versuchte, ein lockeres Gespräch zu führen. Ich konnte keinerlei Annäherungsversuche mehr feststellen. »Du bist also neu hier. Warum akzeptiert der Boss eine Frau in seinen Reihen? Das ist noch nie vorgekommen. Was ist also so besonders an dir?«, fragte er und zündete sich eine Zigarette an.
Mein Blick blieb auf Andrei gerichtet, während er rauchte und mir Fragen stellte. Er versuchte, mehr über mich zu erfahren, aber gab es bald auf, da er keine Antworten von mir bekam. Ich war noch immer vorsichtig und misstrauisch, vielleicht auf ein wenig psychisch belastet, denn reden wollte ich noch immer nicht, mit niemandem. Inzwischen akzeptierte ich, dass ich ohne ein Kopfschütteln und ein Nicken nicht weiter kam. Doch das schien Andrei nicht zu reichen, »Du bist eine ziemlich geheimnisvolle und schweigsame Frau.«
Im Laufe unseres Gesprächs erfuhr ich ein wenig mehr über Andrei. Er war seit einigen Jahren in Xaviers Diensten. Er sprach von seinen Aufträgen und gefährlichen Situationen. Es war schwer zu sagen, wie viel davon wahr war und wie viel er erfunden hatte, um sich interessanter darzustellen. Als das Gespräch schließlich zu einem Ende kam und Andrei aufstand, um zu gehen, spürte ich eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung. Einerseits war ich froh, dass ich meine Rolle anscheinend gut gespielt hatte und er keine Anzeichen dafür hatte, dass ich etwas im Schilde führte. Andererseits war ich mir bewusst, dass die eigentliche Arbeit erst noch bevorstand, wenn ich versuchen würde, mehr über seine wahren Absichten herauszufinden.
In den nächsten Tagen setzte ich meine Bemühungen fort, mich Andrei anzunähern und sein Vertrauen zu gewinnen. Wir verbrachten mehr Zeit miteinander, er hielt Dialoge über verschiedene Themen und ich versuchte, seine Gewohnheiten und Verbindungen innerhalb der Gemeinschaft zu erkunden. Immer wieder fielen mir Dimitrijs Blicke auf. Nicht nur die, die er mir zuwarf, sondern auch die Hasserfüllten, die Andrei von ihm bekam. Er beobachtete unsere Interaktionen aus der Ferne.
Leider konnte ich bisher nichts Unauffälliges feststellen. Andrei Kuznetsov schien lediglich ein Angeber zu sein und sich für einen Frauenhelden zu halten, als ein Spion, der die Mafia auskundschaftete.
»Worüber denkst du nach, kleine Rose?«, fragte mich der Blondschopf. Er hatte mich kleine Rose genannt, klingt auf irgendeine Weise süß. Wir schlenderten gerade gemeinsam über das Grundstück, die Sonne war bereits dabei unterzugehen. Wie er es bereits von mir gewohnt war, bekam er keine Antwort von mir. Als Andrei vor wenigen Minuten an meine Zimmertür geklopft hatte und mich fragte, ob ich ihn begleiten wolle, seine Freunde kennenlernen, ließ ich mich nicht ein zweites Mal fragen. Das könnte eine vielversprechende Chance sein, meine Aufgabe weiter auszuführen.
Ich begleitete Andrei zu einem der Gemeinschaftsgebäude, wo sich einige seiner Kumpanen bereits versammelt hatten. Die jungen Männer, die dort saßen und rauchten, musterten mich interessiert, als ich an Andreis Seite eintrat. Ihre Blicke fühlten sich an wie Gewichte auf meiner Haut, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben und nicht aufzufallen.
Andrei stellte mich als 'unsere stille Schönheit' vor, was die Gruppe zum Grinsen brachte. Die Männer fanden es offenbar amüsant, dass ich so schweigsam war. Ich lächelte kurz höflich und hoffte, dass meine Zurückhaltung als schüchterne Art interpretiert wurde. Während ich mich im Raum umsah, fiel mir eine Sache auf. Dimitrij war nicht hier. Das war ungewöhnlich, da er normalerweise überall in der Nähe von Andrei auftauchte, wenn wir gemeinsam Zeit miteinander verbrachten.
Andrei und seine Freunde begannen, über verschiedene Dinge zu plaudern. Von Geschäften hin zu sportlichen Aktivitäten. Sie schienen sich recht locker zu unterhalten, aber ich spürte, dass es unter der Oberfläche eine Anspannung gab. Die Männer waren vorsichtig in dem, was sie sagten, und ihre Blicke wanderten immer wieder zu mir. Einer von ihnen, er hatte schwarzes Haar und war dunkel gekleidet, wandte sich dann fragend Andrei zu, »Sag mal Andrei, beabsichtigst du deine kleine Begleitung gleich mitzunehmen?« Verwundert sah ich zu Andrei, der dann seinem Freund antwortete, »Hatte ich eigentlich nicht vor, aber warum auch nicht. Ich denke, ihr tut es mal ganz gut, hier herauszukommen.« Dann sah er mir direkt in die Augen, »Warst du schon einmal feiern, kleine Rose?«
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