Kapitel 12

Ich saß auf dem Bett in meinem Zimmer und starrte auf das schwarze rechteckige Ding, das Xavier mir gegeben hatte. Ein Smartphone. Für die meisten Menschen war es heutzutage ein unverzichtbares Stück Technologie, aber für mich war es ein mysteriöses Wesen aus einer anderen Welt. Ich hatte noch nie eines besessen und keinerlei Erfahrung im Umgang damit. Es war, als ob mir jemand ein Alien-Gerät in die Hand gedrückt hatte und ich wusste nicht, wie ich es beherrschen sollte.

Dimitrij, mein Begleiter und Beschützer in den letzten Wochen, saß neben mir auf dem Bett und konnte ein amüsiertes Lächeln nicht verbergen. Sein herzhaftes Lachen erfüllte das Zimmer, als er meine verzweifelten Versuche beobachtete, das Handy zu aktivieren.

»Du machst das viel komplizierter, als es ist«, sagte er schließlich, nachdem er sich das Lachen aus dem Leib geschüttelt hatte. Seine blauen Augen funkelten vor Belustigung.

Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, mein Gesicht wurde vor lauter Frust schon ganz rot. Es war so peinlich, dass ich nicht einmal wusste, wie man ein einfaches Handy einschaltet.

Ohne ein Wort zu sagen, drückte ich ihm das Gerät frustriert in die Hände. Dimitrij nahm das Handy und schaltete es mit einer simplen Geste ein. Das Display leuchtete auf und ich starrte es fasziniert an, als wäre es ein Wunder. Er drückte ein paar Tasten und öffnete die Startseite, auf der verschiedene Symbole zu sehen waren.

»Siehst du, es ist wirklich nicht so schwer«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Hier sind die wichtigsten Apps. Jede App hat ihr eigenes kleines Bild auf der Startseite, so kannst du sie voneinander unterscheiden.« Der attraktive Russe fischte sein eigenes Smartphone hervor und öffnete etwas auf diesem. Dann machte er eine dieser Apps auf meinem Gerät auf und fing an, zu tippen. »Um dir zu zeigen, wie man telefoniert und Nachrichten versendet, habe ich dir meine Nummer eingespeichert. Auf der Nummer kannst du mich bei einem Notfall auch immer erreichen.« Über der soeben abgespeicherten Nummer tauchte sein Name auf. Dimitrij Beloussow. So hieß er also mit vollem Namen. Er erklärte mir, wie man Nachrichten verschickte, Anrufe tätigte und das Internet nutzte. Es fühlte sich an, als würde Dimitrij mir eine neue Sprache beibringen und ich war ihm dankbar für seine Geduld, denn sonderlich schnell verstand ich das alles nicht.

Schließlich zeigte er mir die Kamerafunktion des Handys. »Das könnte nützlich sein, um Beweise zu sammeln«, sagte er und tippte auf das Kamera-Symbol. Die Kamera wurde aktiviert und ich betrachtete das Display unsicher, nachdem Dimitrij mir das Smartphone wieder in die Hand gedrückt hatte. Ich hatte noch nie ein Foto mit einem Gerät wie diesem gemacht. Dimitrij bemerkte meine Unsicherheit und nahm das Smartphone wieder in seine Hand.

»Schau«, sagte er und hielt die Kamera auf sich gerichtet. Dann drückte er auf den Auslöser und ein Blitz erhellte kurz das Zimmer. Ich zuckte zusammen, als er das Foto von sich gemacht hatte. Dimitrij lachte erneut, aber diesmal war es ein sanfteres Lachen. »Entschuldige, das war keine Absicht. Jetzt hast du dein allererstes Foto hier drauf.«

Ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln. Trotz meiner Frustration und Unsicherheit fühlte ich mich wohl in seiner Gegenwart. Es war seltsam, wie einfach es war, Zeit mit ihm zu verbringen, selbst wenn immer nur er sprach. Es erinnerte mich ein wenig an die Bücher von Theodora, welche ich früher immer gelesen hatte. Es ging nicht selten um Liebe zwischen zwei Menschen. Ob ich geradewegs dabei war, mich in den Mann vor mir zu verlieben? Ich wusste es nicht, wusste nicht, wie sich so etwas anfühlt. Vielleicht war ich auch einfach nur endlich mal glücklich in meinem Leben und fehlinterpretierte dies.

Dimitrij rückte näher an mich heran, »Lächeln bitte!«. Er richtete die Kamera auf uns beide und drückte auf den Auslöser. Das leise Geräusch des Auslösers begleitete das Foto. Wir betrachteten das Foto auf dem Display. Es zeigte uns beide, er lächelnd und ich mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. Es war seltsam, mich auf einem Foto zu sehen.

»Siehst du, es ist gar nicht so schwer«, wiederholte Dimitrij, ging wieder auf die Startseite und reichte mir das komische Ding zurück. Ich schüttelte den Kopf und tippte diesmal selbst auf die Kamera-App. Dann richtete ich die Linse auf mein Fenster im Raum und drückte auf den Auslöser. Dimitrij sah das Bild auf dem Display und lachte herzlich. »Gut gemacht. Du wirst noch zur Expertin in Hinblick auf Technologie.«

Ich lächelte und spürte, wie sich eine Verbindung zwischen uns vertiefte. Wir sprachen nicht viel, denn Dimitrij war eigentlich ein Mann der wenigen Worte, aber wir verstanden uns auf eine seltsame, stille Art und Weise. Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe, so viel stand fest und das Lächeln auf meinem Gesicht war ein Beweis dafür.

In dieser ruhigen und intimen Atmosphäre verbrachten wir den Nachmittag zusammen, während ich meine ersten Schritte in der Welt der Technik machte. Während ich die Grundlagen eines mobilen Gerätes erlernte, begann ich auch, die Grundlagen eines anderen, noch wichtigeren Aspekts meines Lebens zu verstehen, die Bedeutung von Vertrauen und Nähe.

Unsere gemeinsame Zeit wurde von leisen Momenten der Freude und des Verständnisses begleitet. Dimitrij war geduldig und aufmerksam, immer bereit, mir zu helfen und meine Unsicherheiten zu überwinden. Dauernd lachte er über meine Unwissenheit. Es war, als ob er eine Brücke zwischen meiner alten Welt und der neuen, modernen Realität geschlagen hätte.

Die Welt draußen mochte voller Geheimnisse und Gefahren sein, aber in diesem Moment fühlte ich mich sicher und geborgen. Während wir gemeinsam die Technologie meisterten, meisterten wir auch ein Stückchen unseres eigenen Lebens, das uns immer näher zusammenbrachte.


Ich wurde in den folgenden Tagen immer besser im Umgang mit dem Smartphone. Dimitrij hatte mit mir zusammen das Hintergrundbild angepasst und wählte dafür ausgerechnet das Foto von uns beiden aus, das er zum Test gemacht hatte. Es war seltsam, unser eigenes Bild auf dem Bildschirm zu sehen, aber es brachte auch ein warmes Gefühl der Verbundenheit mit sich. Dimitrij richtete mir auch eine Sperre ein, um meine Privatsphäre zu schützen und erklärte mir, wie wichtig es war, wichtige Informationen zu bewahren. Er spielte dabei auf Andrei an, der das Gerät in die Finger kriegen könnte.

Für heute stand etwas sehr Wichtiges auf dem Plan. Xavier hatte mich am Nachmittag zu sich gerufen und mir mitgeteilt, dass ich Andrei und seine Freunde auf einen Auftrag begleiten sollte. Er hoffte, dass ich dort etwas herausfinden würde, denn mittlerweile schien sein Verdacht weg von Andrei hin zu seinem Freund Jake zu gehen. Das musste unbedingt geklärt werden.

Ich war nervös, als ich mich auf den Weg von meinem Zimmer, wo ich mir zuvor frische, dunkle Kleidung angezogen hatte, ins Erdgeschoss machte. Die Aussicht, mich wieder in die gefährliche Welt der Spionage und Intrigen zu begeben, beunruhigte mich. Doch ich wusste, dass es notwendig war, um die Wahrheit herauszufinden und die Bedrohung, die von Andrei oder jetzt auch vielleicht Jake ausging, zu stoppen. Unten warteten bereits Max und Ethan, von den anderen beiden keine Spur. Xavier hatte die jungen Männer bereits darüber unterrichtet, dass ich sie begleiten werde. 

Ein Blick auf mein neues technisches Accessoire verriet mich, dass es bereits einundzwanzig Uhr war. Als kurze Zeit später auch Andrei und Jake auftauchten, setzten wir uns in den Wagen, den Andrei diesmal lenkte. Es war einer der schwarzen Geländewagen, die zu Massen an den Lagerhallen von Xavier zu sehen war. 

Wir saßen schweigend im Wagen, während Andrei uns durch die nächtlichen Straßen in Richtung Innenstadt fuhr. Der schwarze Geländewagen glitt fast lautlos über den Asphalt und das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, war das leise Summen des Motors. Ich spürte die Anspannung in der Luft, die Unsicherheit, die sich zwischen uns ausbreitete und ich konnte fast die Gedanken meiner Begleiter hören, obwohl niemand ein Wort sagte. Max und Ethan saßen auf der Rückbank neben mir, starrten aus dem Fenster und wirkten, wie versteinert.

Die Stadt, die bei meinem letzten Besuch noch von Leben und Musik erfüllt gewesen war, lag nun in gespenstischer Ruhe vor uns. Die Straßenlaternen tauchten die Umgebung in ein gedämpftes Licht und in der Ferne konnte ich die Lichter einer großen Statue auf einer kleinen Insel erkennen. Wir fuhren über mehrere Brücken, bis wir schließlich in einem verlassenen Gebiet vor einer düsteren Halle zum Stehen kamen. Andrei schaltete den Motor aus und wir stiegen aus dem Wagen. Die kalte Abendluft schlug mir ins Gesicht und ich zog meine Jacke enger um mich. Ich versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken, aber es war schwer, angesichts der Unsicherheit und der Dunkelheit um uns herum.

»Du solltest besser hier bleiben, kleine Rose. Mir ist egal, was der Boss gesagt hat, das hier ist nichts für kleine Mädchen wie dich.« Andrei beachtete mich nicht weiter und die jungen Männer verschwanden ohne mich in dem Gebäude. Die Kälte des heutigen Tages umgab mich und ich konnte meinen Atem in der klaren Luft sehen. Ich war weit weg von meinem sicheren Zufluchtsort und befand mich in einer Umgebung, in der ich mich völlig fremd fühlte. Ich lehnte mich gegen den Wagen und wartete einfach. Minuten vergingen, die wie Stunden wirkten, während ich die Stille mit meiner Atmung durchbrach und die Dunkelheit um mich herum beobachtete. Ich fühlte mich verloren und verlassen und die Ungewissheit darüber, was drinnen vor sich ging, quälte mich. Wie sollte ich denn so jemals Xaviers Aufgabe erledigen?

Wenig später konnte ich meine Ungeduld nicht mehr zurückhalten und ich begann auf und ab zu tigern. Die Sekunden schienen endlos zu sein und ich fragte mich, ob ich hier draußen einfach vergessen worden war, ob sie noch einmal wiederkämen.

Plötzlich spürte ich etwas, das gegen meinen Rücken gedrückt wurde und eine tiefe, männliche Stimme sprach leise an mein Ohr, »Wen haben wir denn hier? Haben sie dich einfach ohne Schutz hier draußen gelassen? Das hätte ich nicht erwartet von den vieren.«

Ich traute mich nicht, mich umzudrehen, als ich die Worte des unbekannten Mannes hörte. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich konnte meinen Herzschlag bis zum Hals spüren. Mein Atem wurde flacher und meine Hände begannen zu zittern.

»In meiner Hand halte ich eine Waffe, also solltest du keinen Blödsinn machen«, fügte der Mann hinzu, seine Stimme war eiskalt und gefährlich ruhig. Jedes Wort schien wie eine Warnung. Ich schluckte schwer und nickte, ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte keine andere Wahl, als seinen Anweisungen zu folgen. Mein Verstand raste, während ich versuchte, einen Ausweg aus dieser gefährlichen Situation zu finden. Warum hatten sie mich nur in solch einer dunklen Gegend allein hier draußen gelassen?

Der Mann stieß mich grob vor sich her und ich stolperte ein paar Schritte, bevor ich mich wieder fing. Wir bewegten uns auf die Tür der Halle zu, welche man in der Dunkelheit schemenhaft erkannte. Ich wusste nicht, was mich drinnen erwartete, und die Ungewissheit machte mich noch nervöser. Als wir die Tür erreichten, griff der Mann um mich herum, drückte die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Das Innere der Halle war hell erleuchtet. Ich konnte auf den ersten Blick meine vier Begleiter erkennen und sah auch noch einige andere Männer.

Er schubste mich grob in die Halle hinein, und ich taumelte ein paar Schritte, bevor ich mich wieder aufrecht hinsetzte. Die Blicke der anderen in der Halle waren auf mich gerichtet, und ich konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren. Der Mann hinter mir sprach, »Schaut nur mal, was ich da draußen gefunden habe. Sie stand dort ganz einsam und allein. Einfach von unseren Gästen stehen gelassen. Sehr verantwortungslos in dieser Stadt, wenn ihr mich fragt. Wer weiß, was ihr alles hätte passieren können.« Seine Waffe steckte er mittlerweile wieder in sein Waffenholster.

Die fremden Männer in der Halle murmelten zustimmend und warfen mir neugierige Blicke zu. Ich fühlte mich wie ein Eindringling und mein Herz raste vor Angst und Unsicherheit. Andrei, klang genervt, als er antwortete, »Es hatte schon seinen Grund, dass wir sie draußen ließen.«

Gerade als ein Streit zu entfachen schien, erhob sich eine andere Stimme in der Halle. Ein Mann in einem eleganten schwarzen Anzug, mit einem Hut auf dem Kopf, der sein Gesicht größtenteils im Schatten verbarg, sprach ruhig, »Na na, wir wollen uns nicht aufregen. Herzlich willkommen, junge Dame.« Er deutete auf einen leeren Stuhl an einem der Tische in der Mitte der Halle. »Setz dich doch zu mir an den Tisch und lass unsere Männer ihre Arbeit erledigen. Dann bist du auch zügig wieder von hier weg.«

Ich konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, da der Hut tief in seine Stirn gezogen war, aber seine Stimme klang ruhig und kontrolliert. Ich zögerte einen Moment, bevor ich mich unsicher auf den Stuhl setzte. Die Männer um mich herum schienen nun wieder ihrer Arbeit nachzugehen, Jake, Ethan, Max und Andrei ebenfalls. Sie sahen Kisten durch und hatten dabei Listen, auf denen sie immer wieder mit dem Stift ansetzten, um etwas zu notieren.

Der Mann im schwarzen Anzug beobachtete mich einen Augenblick lang schweigend, bevor er sprach, »Du musst nicht so ängstlich sein, Mädchen. Wir werden dir nichts Böses antun, solange du mit Partnern von uns hier bist.«

Ich schluckte schwer, unfähig, Worte zu finden. Ich war in eine Situation geraten, die ich nicht kontrollieren konnte. Da Xavier jedoch wollte, dass ich hierher mitkam, wird es schon nicht allzu schlimm werden. Der Mann schien meine Unsicherheit zu bemerken und fuhr fort, »Mein Name ist Viktor. Ich bin hier, um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft in dieser Partnerschaft.« Viktor reichte mir höflich die Hand und nach einem Moment des Zögerns schüttelte ich sie vorsichtig. Sein Händedruck war fest. Nachdem Viktor mehrere Male versucht hatte, ein Gespräch mit mir anzufangen, ich jedoch wie immer kein Wort sagte, rief er den Männern etwas zu, »Eure Begleitung erscheint mir heute nicht gerade gesprächig zu sein!«

Ethan, der sonst immer so fröhlich unterwegs war, drehte sich kurz zu uns um und antwortete, »Heute nicht gerade gesprächig? Willst du uns verarschen? Das Mädel hat noch nie ein Wort gesprochen.« Beschämt wandte ich mein Blick vom Geschehen ab und betrachtete wieder den Rest der kleinen Halle. Neben mir hörte ich wieder Viktors nachdenkliche Stimme, »Wie interessant.«

Die Situation in der Halle war angespannt und ich fühlte mich wie ein Fremdkörper inmitten dieser Männer, die offensichtlich mit etwas Illegalem beschäftigt waren. Selbst bei Xavier und Dimitrij und sogar bei meinem Onkel Vincent fühlte ich mich nie so fehl am Platz. Viktor, der seinen Hut noch immer tief in sein Gesicht gezogen hatte, beobachtete mich weiterhin und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, auch wenn ich mich nicht traute, ihn anzusehen.

Plötzlich brach Jake das Schweigen und wandte sich an Viktor. »Viktor, wir sollten uns beeilen und diese Sache erledigen. Die Ware muss so schnell wie möglich weggebracht werden. Wenn unsere weibliche Begleitung jetzt schon einmal hier ist, würden wir dich bitte, solange kurz auf sie aufzupassen. Wir hätten sie ja sonst einfach draußen warten lassen, aber das geht ja jetzt dank deines Mitarbeiters nicht mehr. Sie würde niemals dort bleiben, wäre viel zu neugierig.« Viktor nickte zustimmend und wandte sich an die anderen Männer. »Lasst uns die Waren zum Hafen bringen. Wir haben keine Zeit zu verlieren«, hallten Viktors Worte durch die Halle.

Inmitten all dieser Aktivitäten fiel mir eine Sache auf. Max und Ethan benahmen sich anders als sonst. Sie wirkten nervös und angespannt, als ob sie etwas zu verbergen hätten. Das machte mich noch misstrauischer, denn Andrei und Jake schienen genau zu wissen, was sie taten. Ob Xavier als ihr Boss ebenfalls wusste, dass wir gerade hier waren oder dachte er womöglich, dass wir in diesem Moment an einem völlig anderen Ort sind? Ich zog mein Smartphone aus meiner Jackentasche und versuchte unauffällig ein Foto zu machen, doch es war vollkommen verwackelt und man erkannte kaum etwas.

Andrei schloss die letzte Kiste, dessen Inhalt er bis eben noch genaustens begutachtet hatte.  Seine Schritte waren leise und sicher, als er auf uns zukam und ich spürte seinen Blick, bevor ich ihn überhaupt sehen konnte. Er näherte sich Viktor und mir. Die anderen Männer luden alle Kisten in kleinere Transporter, welche bereits am seitlichen Ausgang bereitstanden. Andrei sprach Viktor direkt an, seine Worte waren bestimmt, »Der Boss hat gesagt, sie soll mitkommen. Ich kann dir zwar nicht sagen, warum, aber meine kleine Rose macht mit Sicherheit keinen Ärger in deiner Nähe.« Viktor nickte, als ob er Andreis Besorgnis verstand. Dann wandte Andrei sich mir zu und lächelte sanft, »Ich wollte nicht, dass du Angst bekommst, daher haben wir dich draußen gelassen. Hier laufen Männer mit schwerem Kaliber herum, das kann unheimlich für eine junge Frau werden, kleine Rose. Bitte verzeih, dass wir dich einfach draußen stehen ließen.« In diesem Moment wirkte er wie er verletzlicher, kleiner Junge und ich konnte mir so gar nicht vorstellen, dass er ein Verräter sein sollte. Wahrscheinlich hatte Xaviers neue Theorie dann doch mehr Gewicht als gedacht und Jake war der Verräter. Doch auch Ethan und Max verhielten sich seltsam.

»Ich passe schon auf sie auf, wir werden direkt hinter euch sein. Jetzt steig endlich in den Transporter, die anderen sind schon alle weg, nur deine Leute warten noch auf dich. Denkt daran, die ausgewählte Route zu fahren, damit aus unserem Ausflug keine Konvoifahrt wird, das würde nur unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen.« In dieser merkwürdigen und gefährlichen Situation gab mir Viktors anfängliche Zusicherung zumindest ein wenig Trost. In meinem alten Leben bei meinem Onkel und Josephine war ich zwar Waffen in meiner Umgebung gewohnt, jedoch nahm mich niemals jemand zu einem Job mit. Ich konnte auch weiterhin nicht genau einschätzen, was für ein Mensch Viktor war, aber er schien nicht feindlich gegenüber meiner Anwesenheit eingestellt zu sein.

Dann erhob sich der Mann mit Hut von seinem Platz und hielt mir freundlich seine Hand hin. Er führte mich zu seinem Auto, das an der Seite der Halle geparkt war. Viktor öffnete die Tür seines schwarzen Coupés und hielt sie höflich für mich auf. Ich stieg ein und er nahm auf dem Fahrersitz Platz.

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