𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟡
𝕁𝕒𝕔𝕖𝕤 ℙ.𝕆.𝕍.
Sie sah ziemlich erledigt aus als sie ihren Kopf nach hinten legte und die Augen schloss. Keine fünf Sekunden später, war sie auch schon eingenickt. Leise stand ich auf und holte mir mein Buch, dann setzte ich mich wieder leise neben sie. Ich fing an zu lesen, während sie leise und gleichmäßig weiter atmete. Nach ein paar Minuten sank ihr Kopf auf meine Schulter, wodurch ich mich kurz anspannte, nach ein paar Seiten aber auch wieder entspannte. Irgendwas war an ihr, das meine Sinne total durcheinander brachte. Doch ich wusste nicht was. Seufzend blätterte ich meine Seite um.
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Etwa 100 Seiten später, regte sich Xenia neben mir. Sie murmelte etwas unverständliches als sie sich verschlafen streckte und schwerfällig die Augen öffnete. Dann schaute sie zu mir, »Oh Gott, bin ich etwa eingeschlafen?«, sie raufte sich die Haare. Ich grinste, »Sieht ganz so aus. Ungefähr 100 Seiten, falls du dich das gefragt hast.«.
Sie zog die Augenbraue hoch. »Das hilft mir nicht wirklich, wenn ich nicht weiß, wie schnell du liest. Wie auch immer, sorry, dass ich erst so unverhofft hier reingeschneit bin und dann dich vom Training abgehalten habe, in dem ich auf deiner Schulter eingeschlafen bin.«.
Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, »Kein Ding«.
Gerade als sie gehen wollte kam mir eine Idee, um sie abzulenken. »Hey, Xenia. Warte mal.«, Ich stand auf. »Hast du Lust eine Runde laufen zu gehen?«, fragte ich und zog mir ein T-Shirt über.
Sie zögerte, natürlich zögerte sie. Was hatte ich denn erwartet? »Du brauchst Ablenkung, außerdem bist du mir das schuldig.«, schob ich deshalb noch grinsend nach.
Langsam nickte sie, »Okay, aber nicht stundenlang.«. Ich grinste, »Versprochen.«.
Sie warf mir einen skeptischen Blick zu, sagte aber nichts. »Ich hol nur eben meine Sportsachen.«, teilte sie mir mit und lief nach unten. Ein paar Sekunden später verschwand sie im Bad.
Ich öffnete leise die Tür zu Gideon's Schlafzimmer. »Gideon«, flüsterte ich leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. Augenblicklich schreckte er hoch und legte mir die Krallen an die Kehle. »Woah. Ich bin's doch nur.«, sagte ich beschwichtigend und hob die Hände. »Sorry«, murmelte Gideon und entfernte seine Hand. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, »Und du sagst, ich bin paranoid.«.
»Komm zum Punkt, Jace.«, entgegnete er müde. »Ich geh mit Xenia laufen, sie muss den Kopf freikriegen. Nur, das du Bescheid weißt.«.
»Danke«, sagte er und lächelte kurz, bevor er sich wieder umdrehte und weiterschlief.
Ich hatte gerade Gideons Zimmertür geschlossen, als Xenia aus dem Bad trat. »Wie geht es ihm?«, fragte sie besorgt, »Besser, er schläft immer noch«. Ich grinste, »Schickes Outfit«. Sie errötete, was ziemlich niedlich aussah. »Ich hatte halt nichts anderes mehr...«, sagte sie, als sie an sich runterschaute. Ihre schwarz gemusterte lange Sporthose und die roten Schuhe ergänzten sich gut miteinander, doch dabei hatte sie einen dunkelblauen Sport BH mit einem durchsichtigem weißen T Shirt an. Die Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden.
»Na dann, los.«, sagte ich und schob Xenia in Richtung Treppe. Die Tür von Grays Zimmer war wieder offen und ich konnte einen Blick hineinwerfen. Er war wieder eingeschlafen, während Jordan ihn untersuchte. Xenia zögerte kurz, doch ich zog sie behutsam weiter. Unten angekommen warf ich mir noch eine Trainingsjacke über, in deren Reißverschlusstasche ich mein Handy verstaute. Wir tranken beide noch kurz etwas, dann traten wir raus in den Wald.
Mit einem Wink bedeutete ich ihr, mir zu folgen und nach einer Weile, joggten wir nebeneinander her. »Und jetzt?«, fragte sie, ich wusste es nicht. Alles was ich wollte war, sie etwas abzulenken. »Wir können jetzt auch noch weitere fünf Kilometer stumm nebeneinander her joggen, aber wir könnten uns dabei auch unterhalten.«. Ich grinste, »Machst du gerne Sport?«, fragte ich sie »Ja, aber es ist schon irgendwie ziemlich komisch, dass wir hier ganz normalen Small Talk führen, nachdem was in den letzten Tagen alles passiert ist.«, erwiderte sie. »Da hast du Recht.«, gab ich lachend zurück.
»Hast du Lust auf ein Wettrennen?«, »Was?«, antwortete sie irritiert. Ich grinste sie herausfordernd an, dann rannte ich los. »Hey!«,rief sie, bevor sie mir nachrannte. Sie kam schnell näher und ich nahm eine scharfe Kurve, trotzdem packte sie mich an der Schulter, gleichzeitig stolperte sie und ich fing sie blitzschnell auf. Grinsend schaute sie zu mir auf und rannte nun mit einem großen Vorsprung davon. »Na, warte.«, murmelte ich. Meine Augen fingen an zu glühen und ich raste los, jetzt packte ich sie an der Schulter und sie fing an zu straucheln, hielt meine Hand jedoch fest. »Was hast du vor?«, keuchte ich lachend. Sie fing wieder teuflisch an zu grinsen. In dem Moment verloren wir beide das Gleichgewicht und kugelten Zusammen über den Waldboden. Lachend blieb sie schließlich auf mir liegen, »Schummeln tut man nicht.«, belehrte sie mich grinsend und deutete auf meine Augen. Ich kicherte und ließ sie wieder normal werden. »Das sagt die richtige.«. Plötzlich wurde mir die Intimität dieses Moments bewusst. Ihr anscheinend auch, denn sie wurde rot. »Ähm, ja«, murmelte sie und kletterte von mir runter, sofort wurde mir kalt und ich musste mich zwingen sie nicht zurückzuziehen. Nun lagen wir nebeneinander, die Augen Richtung Dämmerung gerichtet. Die Wolken waren so rosa wie ihre Wangen und es wehte eine sanfte Brise, die sie trotzdem erzittern ließ. »Ist dir kalt?«, fragte ich sie sofort. Leicht nickte sie und ich zog sofort meine Trainingsjacke aus. Ich reichte sie ihr, »Danke. Aber das ist wirklich nicht nötig, Jace. Sonst frierst du doch.«, sagte sie unsicher. »Keine Widerrede, Xenia! Gideon bringt mich um, wenn du krank wirst.«. Trotz der Jacke fröstelte sie immer noch. Vorsichtig legte ich einen Arm um sie und seufzte. »Und dafür würde er dich nicht umbringen?«, sie grinste mich frech an. Ich erwiderte ihr Grinsen und zog meinen Arm zurück, »Ich dachte dir ist kalt?«, neckte ich sie. Sie schnaubte und rutschte näher zu mir. Lachend legte ich meinen Arm wieder um sie. Ich schloss die Augen und atmete den Geruch des Waldes ein, ließ den Wind durch meine Haare fahren und fühlte den Waldboden unter meinem Rücken.
»Hey, Jace. Nur, weil ich auf deiner Schulter eingeschlafen bin, heißt das nicht, dass du das gleiche tun solltest.«. Ich schnaubte belustigt und murmelte irgendetwas unverständliches. »Jace, komm schon. Es ist schon dunkel.«. »Was?!«, ich schreckte hoch. Ich wollte es zumindest, doch Xenia hinderte mich daran, sie lag noch immer in meinem Arm und lehnte an meinem Oberkörper. »Wie lange habe ich denn bitte geschlafen?«, fragte ich verschlafen. »Etwa 120 Wolken, aber irgendwann hat es dann aufgeklart und ich hab die Sterne gezählt.«. Ich lächelte. »Interessierst du dich für Astronomie?«, fragte ich und drehte den Kopf zu ihr, sie schaute verträumt in den Himmel, dann nickte sie. »Ich kann mich zwar an fast gar nichts mehr erinnern, aber ich weiß noch wie mein Vater mir früher die Sternzeichen gezeigt hat, seitdem habe ich mich viel damit beschäftigt. Das ist eine der wenigen Sachen die mir geblieben ist. Ich kann dir die Sternbilder oben alle benennen und dir mindestens eine Mythologie zu ihnen erzählen. Lina und ich waren auch schon einige Male im Planetarium, meistens zu meinem Geburtstag.«, sie wirkte etwas wehmütig und ich drückte sanft ihre Schulter. »Und du?«. »Ich liebe sie. Und ich liebe den Mond. Jedes Mal wenn ich zum Mond hochsehe, sage ich mir, dass egal wie weit sie weg ist, oder wo sie überhaupt ist, wir immer den selben Mond sehen werden und das gibt mir Kraft. Kraft jeden morgen wieder aufzustehen und weiterzuleben.«.
Stille legte sich über uns. »Können wir das öfters machen?«, fragte sie plötzlich in die Stille hinein. »Was genau?«, ich schaute zu ihr, doch sie schien weit, weit weg zu sein. »Das Joggen und das Sterne gucken.«, ich lächelte, »Gerne.«.
»Shit, ich muss Lina noch schreiben. Ich habe sie vorhin nicht mehr gesehen und bin dann mit Gideon sofort los. «. Sie holte ihr Handy raus und tippte eine Nachricht an ihre Freundin. Ich sah, dass es noch gar nicht so spät war wie ich dachte, als ich auf mein eigenes Handy schaute. Erst acht Uhr. »Sie möchte mit mir reden, aber ich kann sie ja schlecht mit zu den anderen bringen.«, schaute sie von ihrem Handy auf. »Wo wohnt sie denn?«, fragte ich. »Ach, ungefähr eine Viertelstunde von hier.«, antwortete sie. mir kam eine Idee. »Dann lass uns doch einfach zu ihr gehen.«, schlug ich vor. Überrascht schaute sie mich an, »Sicher?«. Ich nickte. Ihr Gesicht hellte sich auf und sie tippte wieder auf ihrem Handy. »Ich hab ihr jetzt Bescheid gesagt, dass ich mit dir joggen bin und wir eben vorbeikommen können.«, teilte sie mir mit und steckte ihr Handy wieder weg. »Okay, wo gehts lang?«, fragte ich und machte Anstalten aufzustehen, Xenia hingegen nicht. Stattdessen legte sie einen Arm um mich und umarmte mich. »Xenia?«. Doch sie verstärkte nur ihren Druck und ich hatte keine andere Wahl als sie auch zu umarmen. Wir umarmten uns länger als nötig und ich verlor mich in dem Moment. Xenia ebenfalls, bis sie den Druck verringerte. »Ich glaube wir sollten dann auch mal los.«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. »Klar.«, ich lächelte zurück und strich mir durch die Haare.
Rasch stand ich auf und hielt ihr meine Hand hin, um sie hochzuziehen. Doch diese ignorierte sie gekonnt, »Ich schaff das auch alleine, danke.«. Schmunzelnd fragte ich, »Na dann, wo wohnt sie denn?«. Sie schaute sich orientierungslos um, »Ich glaube die Frage, die uns mehr interessieren sollte ist, wo wir sind.«, murmelte sie und drehte sich im Kreis. Um ehrlich zu sein, hatte ich gerade selber keine Ahnung wo wir waren, aber das ließ ich natürlich nicht durchblicken. Wenigstens wusste ich wie wir hier wegkamen, ich bedeutete ihr mir zu folgen und stiefelte los. Nach 15 Minuten hatten wir wieder für mich bekanntes Terrain erreicht und wir schlugen den Weg zu Lina ein.
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