𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟞
𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 ℙ.𝕆.𝕍
»Und dann habe ich auf einmal meinen Bruder gefunden! Und...-«, »Ist ja gut, ist ja gut, ist ja gut«, unterbrach Lina mich grinsend in meinem Redefluss, der schon eine Weile andauerte. »Ich verzeihe dir«, sagte sie. Mir fiel ein großer Stein vom Herzen und ich umarmte sie abermals.
Neben uns räusperte sich Gideon verlegen, als wir uns gar nicht mehr losließen. Ich musste schmunzeln, als ich ein kleines bisschen Eifersucht von ihm spürte.
»So was hat es jetzt mit dir auf sich?«, wandte sich Lina abermals und immer noch skeptisch ihm gegenüber, Gideon zu. »Was soll ich ihr denn jetzt sagen?«, fragte Gideon aufgeschmissen in meinem Kopf. »Sag es wie es ist.», flüsterte ich leise.
Woraufhin Gideon sagte, »Wir sind Seelenverwandte.«. Jetzt sah Lina noch skeptischer aus und ich klatsche mir mental mit der Hand auf die Stirn. »Wir sind zusammen.«, sprang ich schnell ein, bevor er noch etwas anderes sagte.
Lina schien überrascht, »Wow... Glückwunsch.«, sie lächelte schwach. Ich fing an zu grinsen. »Und wie sieht es bei dir aus? Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte ich sie. »Bin gleich wieder da.«, meinte Gideon plötzlich und entfernte sich von uns. Ich schaute ihm besorgt hinterher, irgendwas stimmte nicht.
»Jetzt erzähl mal, wie seid ihr beide zusammen gekommen?«
Ich begann es ihr zu erzählen, auch wenn nicht alles ganz der Wahrheit entsprach. Als Gideon noch nicht wiedergekommen war, schaute ich besorgt zu ihm rüber. In dieser Sekunde kam Wind auf, der an meinen Haaren zog und mich erschaudern ließ. Ich strich mir die Haare mit beiden Händen aus dem Gesicht und zwirbelte dann mit der linken Hand eine zurückgebliebene Haarsträhne.
»Hey, was ist das denn?«, fragte sie plötzlich und zeigte auf meine Hand. Fragend schaute ich auf die Stelle auf die sie zeigte, mein Ärmel war etwas hochgerutscht und man sah meinen tätowierten Handrücken. Ich betrachtete ihn kurz. Als ich wieder zu ihr sah, hatte sie ihr Groupie - Gesicht aufgesetzt. »Sag nicht...«, sie keuchte theatralisch auf, »Wegen ihm?«.
Ich schwieg, doch langsam begann ich zu schmunzeln.
»Vielleicht werde ich einfach deinen Lover fragen, was es damit auf sich hat...«, warf sie feixend ein als Gideon wieder auf uns zu kam. Er lächelte kurz, »Was ist denn mit euch los?«.
»Ich versuche gerade herauszufinden ob ihr euch Partnertattoos habt machen lassen. Kannst du mir mal deine Hände zeigen?«, erwiderte Lina. Gideon hob skeptisch eine Augenbraue und hob seine Hände. »Und jetzt?«, fragte er. Sie griff entschlossen nach seiner linken Hand, er zuckte leicht zusammen.
»Aha!«, rief sie triumphierend aus, ein paar Schüler drehten sich zu uns um und sie schraubte die Lautstärke etwas runter. »Xenia Maxwell! Du hast dir wirklich ein Partnertattoo stechen lassen!«.
Gideon entzog seine Hand Linas Fängen. Ihm schien es sichtlich unangenehm zu sein, so von Lina unter die Lupe genommen zu werden.
»Und wessen Idee war das?«, führte sie ihr kleines Verhör weiter.
Gideon zeigte auf mich, »Ihre«. Ich schaute ihn überrumpelt an, er lächelte charmant zurück.
»Aaaaaachso.«, sie schmunzelte, nachdem sie uns eine Weile beobachtet hatte.
»Würdest du uns kurz entschuldigen?«, wandte er sich an Lina.
Sie sah mich bedeutungsvoll an und nickte dann. Ein paar Momente später war sie wieder in ein Gespräch mit der Brünette vertieft.
»Was ist los?«, fragte ich und sah ihn abwartend an. Gideon raufte sich die Haare und sah auf einmal besorgt aus, »Das gerade war Jace. Es geht um Gray.«
Das Gefühl nicht atmen zu können, breitete sich rasend schnell in mir aus. »Was ist mit ihm?«, fragte ich mit belegter Stimme.
»Er wurde angegriffen und ist schwer verletzt bei den anderen angekommen, Jordan kümmert sich um ihn. Mehr weiß ich auch nicht. Jace wollte, dass du Bescheid weißt.«
Ich nickte wie gelähmt.
Gideon ergriff meine Hände, »Hey, beruhig dich.«, sagte er sanft. Ich sah auf meine Hände runter. »Kontrolliere es. Ich weiß du kannst das.«, redete er weiter. Tränen stiegen in meine Augen und Gideon nahm mich in den Arm. Er drückte mich fest an sich und sein Geruch beruhigte mich.
»Ich muss sofort zu ihm.«, murmelte ich und richtete mich auf.
»Okay, aber wir können nicht wieder einfach so verschwinden. Wir müssen uns eben abmelden.«, warf Gideon ein. Widerwillig nickte ich.
Es klingelte zum Pausenende. Ich versuchte Lina ausfindig zu machen doch entdeckte sie nicht. Dann musste ich ihr wohl oder übel später eine Nachricht schreiben und hoffen, damit nicht unsere frische Versöhnung kaputt zu machen. Gideon und ich drängten uns durch die Schülermassen um zum Sekretariat zu gelangen. Erst als wir eine Weile außerhalb der Massen waren, entspannte sich Gideon wieder ein bisschen, nachdem er sich in den Massen extrem angespannt hatte.
Wir gingen zum Sekretariat und sagten das es mir nicht gut ginge und Gideon mich nach Hause bringen würde. Es wurde abgenickt und wir hasteten zu unseren Spinden. Als wir uns mit unseren Rucksäcken zum Eingang bewegten waren nur noch wenige Schüler auf den Fluren zu sehen und doch drehte ich mich einmal prüfend um, weil ich das Gefühl hatte beobachtet zu werden.
Wieder im Schutz der Büsche vor dem Schulgebäude, bereitete sich Gideon mental und körperlich auf die Teleportation vor. Ich hatte immer noch das Gefühl beobachtet zu werden, doch ich schob es zur Seite und ergriff Gideons Hand. Kurz danach blendete mich das helle Licht und wir landeten irgendwo im Wald. Kurz nachdem wir gelandet waren, hörte ich ein tiefes Knurren und Gideon spannte sich sofort an, bis er den Geruch zu erkennen schien.
»Sei nicht so paranoid, Jace.«, rief Gideon und dann sah ich ihn. Jace stand einige Meter entfernt von uns mit John im Schlepptau. Wir gingen zu ihnen, »Okay korrigiere, vielleicht bleibst du doch besser so paranoid wie du bist, vielleicht rettet das irgendwann mal unser Leben.«, verbesserte sich Gideon und Jace hob eine Augenbraue. »Ich bin nicht paranoid, aber du solltest besser aufpassen wohin du teleportierst, was ist wenn wir gewöhnliche Menschen gewesen wären?«, konterte Jace während John etwas einwenden wollte, was übergangen wurde.
»Alles gut bei dir?«, Gideon musterte seinen Bruder eindringlich, dieser nickte. »Klar. Was sollte denn sein?«, dieser grinste. »Außer das wir jetzt wegen dir zu spät zu Johns Arbeit kommen«. »Ihr schafft das schon, da bin ich mir sicher.«, erwiderte Gideon und grinste ebenfalls.
»Bis später«, verabschiedeten sich die beiden Brüder und wir machten uns auf den Weg.
»Ist es noch weit?«, fragte ich zum zweiten Mal in der selben Minute. Gideon schüttelte den Kopf. »Können wir nicht nochmal teleportieren?«.
»Theoretisch schon, aber nur vors Haus und danach bräuchte ich erstmal etwas Ruhe. Ich bin aus der Übung.«, antwortete er.
»Wäre das okay für dich?«, fragte ich vorsichtig und er musste die Verzweiflung in meinen Augen gesehen haben denn er stimmte mir zu.
Einige Sekunden später landeten wir vorm Haus und Gideon taumelte stark. Ich fing ihn auf, bevor er stürzte und gab ihm etwas Halt.
»Danke«, sagte ich und er lächelte mich schwach an. »Komm, lass uns erstmal reingehen.«.
Wir traten durch die Tür und Gideon ließ sich direkt aufs Sofa fallen.
»Wo ist er?«, fragte ich in den Raum ohne zu sehen, ob überhaupt jemand hier war.
»Oben in seinem Zimmer, er schläft.«, ertönte es aus der Küche. »Kann ich zu ihm?«
»Sicher, aber er sollte sich nicht aufregen.«, kam es wieder aus der Küche, es war Jordan der gerade seine Utensilien wegpackte. So viel Blut...
Ich ging die Treppe hinauf und linste vorsichtig durch den Türspalt. Mein Bruder schien zu schlafen, aber Schmerzen zu haben. Er lag auf seinem Bett, mit einer Wolldecke zugedeckt, ein Verband war um seinen Bauch gewickelt. Sein Gesicht war sehr blass.
Der Anblick schnürte mir die Luft ab. Ich holte mir einen Hocker und schob die Tür vorsichtig weiter auf, um ihn nicht mit meinem Eintreten zu wecken. Vorsichtig setzte ich mich mit dem Hocker vors Bett und ergriff behutsam seine Hand.
Er zuckte leicht, doch wachte nicht auf. Nach einer halben Stunde legte ich meinen Kopf auf den Bettrand und schlief langsam ein.
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»Wie lange bist du schon hier?«, ich schreckte hoch, als mir jemand eine Hand auf die Schulter legte. Es war Jace. »Weiß nicht, muss eingeschlafen sein«, murmelte ich, »Was machst du hier?«.
Er errötete etwas, »Ähm...
Die Tür war offen und du hast so verloren ausgesehen, da wollte ich eben nach dir sehen.«.
Ich lächelte, »Danke«.
»Wie gehts Gideon?«, fragte ich, weil mir einfiel, dass er ziemlich fertig war, das letzte mal als ich ihn gesehen hatte.
»Er schläft auch, war aber vorhin kurz wach«.
Nickend wandte ich mich wieder Gray zu. »Wieso wacht er denn nicht auf?«, flüstere ich verzweifelt. Tränen stiegen mir in die Augen.
»Das braucht Zeit«, antwortete Jace mir und breitete seine Arme etwas aus, »Komm mal her«.
Ich kam zögerlich rüber und er nahm mich in den Arm. »Er wird schon wieder.«, flüsterte er beruhigend an mein Ohr und strich mir sanft über den Rücken. Ein paar Tränen versiegten im Stoff seines T-Shirts, doch das war mir egal.
»Danke Jace«, ich drückte ihn einmal fest an mich bevor ich ihn losließ und mich wieder ans Bett setzte.
»Keine Ursache«, er lächelte und verließ kurz darauf das Zimmer.
Ich ergriff wieder Grays Hand und streichelte sie leicht während ich aus dem Fenster schaute. Es war schon Nachmittag und ich gähnte. Mein Kopf sank wieder auf die Bettkante und ich schlief abermals ein.
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