𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟛

𝕁𝕠𝕣𝕕𝕒𝕟𝕤 .𝕆.𝕍.

Ich schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas von Verrücktwerden, während ich nach unten in die Küche ging um mir einen Kaffee zu machen. Gedankenverloren guckte ich noch nach ob wir Post hatten, wann hatte ich zum letzten Mal so gelacht? Ich ging zur Kaffeemaschine, hatte ich überhaupt schon mal so gelacht?
»Kannst du mir auch einen machen?«, hörte ich von hinten, ich zuckte etwas zusammen. Dann fiel mir ein, dass wir ja auch noch einen mehr oder weniger gebetenen Gast hier hatten. Ich nickte, während ich Xenia und Gideon oben, immer noch leise lachen hörte. Dann schaute ich auf die Kaffeemaschine und merkte, dass ich gar nicht mehr wusste, wie man sie bediente. Ich schaute die Kaffeemaschine an und die Kaffeemaschine schaute mich an. Wir lieferten uns ein langes Blickduell, bei dem wir schließlich jäh unterbrochen wurden.

»Alles Ok?«, fragte John, ich nickte abermals, »Alles bestens, ich habe nur kurz vergessen wie man dieses Teil bedient.«.
John gab einen verständnisvollen Laut von sich und war wieder still. Um mich nicht weiter zu blamieren holte ich schon mal Kaffeetassen aus dem Schrank, dabei versuchte ich unauffällig jemanden von den anderen „anzufunken" um mir zu sagen wie dieses Teil funktionierte, doch keiner reagierte. Verräter. Ich stellte mich mit den leeren Tassen unschlüssig vor die Kaffeemaschine. Ich war so in Überlegungen versunken, dass ich erst merkte das jemand hinter mir stand, als ich seinen heißen Atem in meinem Nacken spürte. Alles fing an zu kribbeln.

»Lass mich mal.«, sagte John und schob mich vorsichtig zur Seite, ich ließ es völlig perplex geschehen. Nach ein paar Handgriffen, fing der Kaffee an, in die Tasse zu laufen. Ich starrte ihn kurz mit offenem Mund an, schloss diesen aber wieder bevor er es sah. Doch aufhören zu starren, hörte ich trotzdem nicht.
»Was?«, lachte John, als er es merkte. Ich schaute von ihm zur laufenden Kaffeemaschine und dann wieder zurück zu ihm. Er lachte noch mehr. Wieso waren heute alle am lachen? »Komm her, ich zeige es dir.«, sagte er dann und winkte mich zu sich rüber. Ich stellte mich vor die Kaffeemaschine, als sie fertig war und stellte die nächste Tasse drunter. John stellte sich hinter mich und erklärte mir genau was ich tun musste.
Als er mich versehentlich berührte, glühten meine Augen auf und ich kniff sie schnell zusammen.  „Mate" schoss es durch meinen Kopf und ich musste mich sehr bemühen ein Knurren zu unterdrücken. Das konnte doch nicht sein oder? Es gab schon seit Jahren keinen menschlichen Mate mehr.

»Jordan? Alles in Ordnung?«, fragte John, schon wieder, doch es hörte sich weit weit weg an. Ich nickte schnell, ich durfte mir nichts anmerken lassen.
Dann zog ich die Tasse mit dem fertigen Kaffee unter der Maschine hervor und setzte mich an den Tisch.
»Was machst du eigentlich noch hier?«, stellte ich eine Gegenfrage und nippte am Kaffee. Ich verbrannte mich heftig, doch das war mir egal, solange es mich von meinen Gedanken ablenkte.
John stellte verdutzt seine Tasse , die er gerade erst hochgenommen hatte, ohne einen Schluck zu trinken ab. »Bin ich nicht mehr erwünscht?«, erwiderte er mit etwas Ärgernis in der Stimme. Scheiße, hatte er das jetzt in den falschen Hals bekommen?

Sogar Xenia und Gideon hatten oben aufgehört zu lachen, was aber bestimmt nicht an dem lag was gerade passiert war. Plötzlich fühlte ich mich unbehaglich. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben unerwünscht zu sein.
»Alles klar«, sagte John etwas enttäuscht und stand auf. Er ging zur Garderobe um sich seine Jacke zu holen. »John, warte!«, rief ich, doch er reagierte nicht. Ich lief zu ihm und griff ihn an der Schulter. »Warte doch!«, sagte ich. Im selben Moment in dem ich ihn berührte, fingen meine Augen erneut an zu glühen. Ich kniff sie schnell zu, doch es gab keinen Zweifel, dass er es gesehen hatte. Abgesehen davon, fühlte er sich gut an und ich nahm seinen Geruch unglaublich intensiv wahr.

»Alles in Ordnung?«, fragte er, (zum tausendsten Mal heute Morgen), jetzt etwas verunsichert. Ich öffnete meine nun nicht mehr glühenden Augen vorsichtig und blickte direkt in sein Gesicht.
»Mit Antworten gehst du heute etwas sparsam um, oder?«, er schmunzelte etwas, als er es sagte.
Ich fing mich wieder. »Sorry, kurzer Aussetzer. Das war nicht so gemeint. Natürlich bist du erwünscht!«, erklärte ich mich. »Ich fände es schön, wenn du noch bleiben würdest.«, schob ich vorsichtig noch nach. Er sah überrascht aus. Dann lächelte er.

In dem Moment kam Jace runter. Seine Haare waren umgemacht und er war nur mit einer Shorts bekleidet. »Ist noch Kaffee da?«, fragte er, als er zur Küche durchging. John schien er gar nicht zu bemerken. »Wir haben nicht die Kanne benutzt, sondern die Maschine.«, antwortete ich.
»Hm«, gab er von sich und holte sich eine Tasse aus dem Schrank, die er dann unter die Kaffeemaschine stellte und diese anschaltete.
Von hier aus konnte man die Tätowierung auf seinem Rücken perfekt sehen. Der dunkle Vollmond im Zentrum, der heulende Wolf etwas versetzt dahinter. Drum herum waren viele Ranken, wie dicke Äste, die sich bis auf die Schulterblätter und den Nacken ausbreiteten. Rechts sah man das geschwungene C auf seinem Schulterblatt, umrankt von den feinen Endungen des Rudelmals.
John schien es ebenfalls zu betrachten, doch als er merkte, dass ich angefangen hatte ihn anzuschauen, sah er weg.

Jace drehte sich wieder um und schien erst dann zu bemerken, dass wir zu dritt waren.
»Howa... Ich meine John! Ich hab dich gar nicht bemerkt!«, rief er überrascht aus.
»Ja, sonst hättest du dir sicher was angezogen!«, neckte ich ihn.
»Nein, hätte ich trotzdem nicht.«, grinste er, »Außerdem habe ich etwas an, schließlich stehe ich hier nicht nackt!«.
»Natürlich«, seufzte ich und warf John einen entschuldigenden Blick zu. Jace holte währenddessen seine Tasse unter der Kaffeemaschine hervor und setzte sich an den Tisch. Im gleichen Moment polterte es auf der Treppe und Gideon und Xenia kamen runter. Beide hatten nur zwei kleine Leinentaschen über der Schulter hängen.

»Wo sind denn eure Schultaschen?«, fragte ich. »Die haben wir in der Schule vergessen...
Letztes Mal als wir geflüchtet sind.«, erklärte Xenia und Gideon fing wie blöd an zu grinsen, womit er Xenia ansteckte.
»Was ist daran so lustig?«, fragte John, schräg hinter mir.
»Wir haben es nicht bemerkt! Die ganze Zeit nicht!«, prustete Gideon los. Mein Neffe machte sich oft über seine eigenen Dummheiten lustig, aber wahrscheinlich nur, damit er nicht weinen musste, weil er so dämlich war. Angewohnheit von uns allen. Außer von Alaric, er hatte sie vor ein paar Jahren abgelegt. Er hatte allerdings auch schon jahrelang nicht mehr gelacht.
Gideon ging zur Kaffeemaschine und stellte zwei ToGo-Becher drunter während Xenia sich zwei Äpfel schnappte und ihm einen zuwarf.
Er blickte hoch und fing ihn mit bemerkenswerten Reflexen auf. Ein paar Sekunden später, biss er auch schon, fast gleichzeitig mit ihr, hinein.

Als der Kaffee fertig war, reichte er ihr einen Becher und half ihr die Jacke anzuziehen. »Wir sind dann mal weg!«, sagte er in die Runde. »Heute ist bis 14:00 Uhr Schule, wenn wir bis 15:00 Uhr noch nicht zurück sind, kontaktiert uns kurz. Ich weiß nämlich nicht ob diese Möchtegern Jäger vom letzten Mal noch da sind.«.
»Möchtegern Jäger?«, fragte Jace alarmiert und stellte seine Tasse ab, doch da hatte Gideon schon die Tür geschlossen.
Klar konnte er uns noch hören, doch antworten tat er trotzdem nicht.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top