𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚
𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 ℙ.𝕆.𝕍.
Er führte mich einen steinigen Weg quer durch den Wald von Glencoe zur Straße entlang.
»Warte mal! Wie kann ich sichergehen, dass du nicht gefährlich bist?«, fragte ich etwas skeptisch meinem Urteilsvermögen gegenüber und ließ seine Hand, die meine bis jetzt noch fest umklammert hatte, los.
»Was ist los?«, fragte er. Allerdings wenig überrascht, dass ich mich ein wenig zurückzog.
»Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?!«, fragte ich empört.
»Nicht so wirklich.«, sagte er und grinste ein wenig. »Ich habe gerade Wichtigeres zu tun.«
Ich blieb wie angewurzelt stehen und sagte mittlerweile ziemlich genervt und sauer: »Geht's noch?! Ich glaub nicht wie arrogant du bist! Erst schickst du mich weg, dann flehst du mich an dir zu helfen und dann zerrst du mich durch den Wald und sagst mir noch nicht einmal was los ist!«
»Wir sind gleich da«.«, sagte er ruhig.
»Nein! Jetzt! Sag mir jetzt sofort was los ist! Ich sollte schon längst wieder im Unterricht sein und stattdessen bin ich irgendwo mitten im Wald mit einem gelbäugigem...was bist du überhaupt?! Du bist garantiert nicht normal!«, schrie ich jetzt ein bisschen verzweifelt und sauer. Ich ging verängstigt noch einen Schritt zurück als auf einmal schwarze Linien wie aus dem Nichts auf seiner Hand erschienen. »Gideon?! Was ist das?«. Jetzt wurde ich etwas panisch.
Er schaute auf seine Hand herunter, sah aber wenig geschockt aus.
Ich wurde hysterisch. »Deine Hand hat schwarze was-weiß-ich-was-das-ist und dich scheint es nichtmal zu stören! Zum letzten Mal, was bist du?«, schrie ich. Es trieb mir die Tränen in die Augen.
Endlich blieb Gideon stehen und drehte sich um. Als er sah wie aufgelöst ich war, kam er zu mir, aber als er bei mir war, wich ich noch einen Schritt zurück. Er bemerkte, dass ich offensichtlich Angst vor ihm hatte und die schwarzen Linien verschwanden als wären sie nie da gewesen.
»Du brauchst keine Angst vor mir haben.«, sagte er sanft. Er nahm mich ungelenk in den Arm und ich wehrte mich nicht, weil es mich trotz allem irgendwie beruhigte. Sein Körper war warm und weich, aber trotzdem ziemlich durchtrainiert. Er hielt mich in seinen starken Armen als ob er nicht wollte, dass irgendjemand mir etwas anhaben konnte. Doch auf einmal wurde er unruhig, nahm meine Hand und versuchte loszurennen. Doch in diesem Moment spürte ich plötzlich etwas kaltes Spitzes in meinem Rücken.
Selbst Gideon sah etwas überrascht aus, fing sich aber schnell wieder und griff sich den erstbesten dicken langen Ast, den er finden konnte. Dann sah ich sie. Bestimmt zehn maskierte Männer mit schwarzen Umhängen hatten uns umkreist und einer von ihnen hielt mir sein Schwert in den Rücken.
Gideon hatte mittlerweile den Kampf aufgenommen, hörte aber abrupt auf als er hörte wie ich vor Schmerzen keuchte. Er blutete aus einem Schnitt am Arm und allgemein sah er jetzt ziemlich verranzt aus. Doch dann wurden seine Augen wieder gelb und seine Hände und sein Gesicht zierten jetzt schwarze Linien. Er lief zu mir und setzte meinen Bedroher außer Gefecht. Und schon kamen die anderen auf uns zu. »Nimm meine Hand!«, sagte er.
»Wieso?«, fragte ich.
»Nimm sie einfach sonst kriegen sie uns!«, sagte er eindringlich und ohne eine Antwort abzuwarten griff er nach meiner Hand und hielt sie fest. Dann verschwomm alles um uns herum. Ich schloss meine Augen, um nicht durchzudrehen. Als ich sie wieder öffnete, war ich nicht mehr im Wald, sondern lag auf einer wenig befahrenen Straße. Gideon sah wieder normal aus und lag neben mir, erschöpft und gleichzeitig erleichtert. Ich rutschte ein bisschen von ihm weg, weil wir erschreckend nah aneinander lagen, und fragte: »Was? Was bist du und wo sind wir?«.
»Das ist unwichtig«, sagte er. »Aber wir sind in Sicherheit.«.
»Wie bitte?? Wir wären gerade fast gestorben und du sagst meine Fragen sind unwichtig?! Ich habe ja wohl ein Recht zu erfahren, was hier gerade passiert! Und egal was es ist, ich steig aus!«, rief ich und stand auf.
»Du kannst nicht mehr aussteigen, du bist schon mittendrin.«, sagte er, stand auch auf und nahm schon wieder meine Hand. Ich weiß nicht, warum ich alles so geschehen ließ, warum ich ihn immer noch an mich ran ließ. Schließlich gingen wir Hand in Hand die Straße entlang, die für mich ins Ungewisse führte. Doch mit Gideon an meiner Seite fühlte ich mich ein wenig sicherer.
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Wir waren an einem bewachsenen Haus angelangt, das etwas versteckt im Wald lag.
Als wir im Haus waren, setzte ich mich auf ein kleines, aber bequemes, Sofa.
Gideon kam zu mir und stellte eine Tasse mit dampfendem Tee auf dem kleinen runden Tisch vor mir ab. Ich starrte die Tasse etwas skeptisch an. »Keine Sorge, ich will dich nicht vergiften«, grinste Gideon. Er hatte dieses eine, gewisse Etwas. Dass er arrogant und gleichzeitig süß und nett sein konnte. Das machte ihn unglaublich heiß! Und obwohl ich wusste, dass er ganz und gar nicht normal war, mochte ich ihn irgendwie. Jetzt schaute er mich ernst und etwas nachdenklich an. »Ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig.«.
»Allerdings!«, sagte ich. Mittlerweile hatte sich Gideon in den Ohrensessel mir gegenüber gesetzt.
»Es tut mir leid, dass du das vorhin alles mitansehen musstest.«, sagte er schuldbewusst.
»Wer waren die?«, fragte ich vorsichtig.
»Das erkläre ich dir alles, wenn du es möchtest.«.
»Natürlich möchte ich! Ich wurde vorhin fast umgebracht, während ich mit einem ganz und gar nicht normalen Jungen, den ich gar nicht kenne, durch den Wald gelaufen bin.«, antwortete ich ihm.
»Ja ich weiß, es ist nicht optimal verlaufen, aber so ist es nun mal.«, erklärte er.
»Was soll das denn jetzt heißen?«, entgegnete ich etwas schnippisch.
»Ach, nichts.«, wehrte er ab.
»Doch sag es! Ich h...«, begann ich.
»Mann Xenia! Ich versuche gerade dir das alles hier zu erklären. Also halt bitte für das erste Mal heute deinen Mund, okay?«, unterbrach er mich.
»Wofür hältst du dich eigentlich?!«, sagte ich empört.
»Willst du nun, dass ich es dir erkläre oder nicht?«, fragte er mittlerweile etwas genervt (wahrscheinlich von mir...).
»Ja, möchte ich.«, sagte ich eine Spur kühler als vorhin und immer noch etwas beleidigt.
»So, jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich dir einiges erkläre: Du hast ja bestimmt bemerkt, dass ich anders bin.«, fing er an.
»Oh ja das habe ich«, hätte ich ihn am liebsten unterbrochen, aber er redete schon weiter. Er schien keine Antwort erwartet zu haben. »Ich bin ein Zeitreisender.«, sagte er ganz ruhig. Ich verschluckte mich an meinem Tee, wo ich doch gerade gewagt hatte ihn zu probieren. Ich fing heftig an zu husten und brachte darunter hervor: »Du... du bist was?! Du kannst in der Zeit reisen?!«.
»Ja, aber es ist nicht so wie du jetzt denkst.«, entgegnete er.
»Was denke ich denn?«.
»Dass das total cool ist und man dann alles mögliche verändern und angucken kann.«.
»Woher wusstest du das?«, fragte ich ertappt. Gideon lachte aber es war kein freudiges Lachen, eher gequält. Doch dann fiel mir noch etwas ein, was ich sofort wissen wollte. »Was war mit deinen Augen und diesen schwarzen Linien auf deinen Händen und in deinem Gesicht, eigentlich fast überall auf dir?«.
»Nun ja.«. Er zögerte. »Wir Zeitreisenden wurden vor Jahrhunderten verflucht. Weil unsere Vorfahren die großen Alchemisten der Zeit verärgert haben. Nun sind wir dazu verdammt uns jede Nacht bei Vollmond in ein Tier zu verwandeln, meistens sind es die Tiere der Nacht, wie Wölfe, Füchse oder Luchse. Aber wir verwandeln uns nicht nur bei Vollmond, sondern wir können uns auch einfach so verwandeln. Bei den meisten sieht man die Anzeichen ihrer Verwandlung in ein Tier auch wenn sie traurig oder verzweifelt sind, wenn sie wütend sind oder als Mensch kämpfen. Wenn man das Tier nicht kontrollieren kann, fängt man bei der kleinsten Sache an sich zu verwandeln. Aber wenn man beim Kämpfen Anzeichen hat, ist das so gut wie normal.«.
»Wer hat sie verärgert?«
»Ich weiß es nicht... Mein Vater wollte es mir nie erzählen.«,
»Und was bist du für ein Tier?«, fragte ich.
»Ich bin ein Wolf, aber bitte hab keine Angst vor mir! Ich bin nicht gefährlich!«. Ich erinnerte mich wie er genau das gesagt hatte, als ich zum ersten Mal seine Augen gesehen hatte. Er redete weiter auf mich ein. Wahrscheinlich, weil er gemerkt hatte, dass ich zurückgewichen war. »Ich habe Kontrolle über meinen Wolf! Ich kann dich beschützen!«. Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Du bist ein Werwolf?«, fragte ich zögernd. Gideon antwortete sofort. »Nein! Ich bin kein Werwolf, ich bin kein Monster.«.
»Wieso mich beschützen?«, fragte ich skeptisch .
»Vor den Raveers und anderen Gefahren.«, antwortete er.
»Anderen Gefahren?!«
»Ja, zum Beispiel andere Zeitreisende in Tiergestalt. Sie hassen Fremde in ihrem Revier.«.
»Danke. Aber ich komme schon alleine klar!«, sagte ich selbstsicher.
»Nein. Kommst du nicht.«, erwiderte er.
»Ach ja?! Weil ich ein Mädchen bin oder was?!«, sagte ich beleidigt.
»Xenia. Bitte. Hör mir zu.«, sagte er sanft. Ich wusste nicht wieso, aber ich hörte ihm zu. »Du bist dort draußen in Gefahr!«, sagte er ernst.
»Wieso?«, fragte ich wieder. Gideon seufzte, dann antwortete er. »Hast du Angst vor Feuer?«.
»Was soll das denn jetzt?!«, fragte ich ziemlich genervt.
»Hast du oder nicht? Es ist wichtig! Bitte.«.
»Ja.«, antwortete ich. »Aber wieso fragst du? Und wehe du verwendest das jetzt gegen mich!«.
»Nein, tue ich nicht. Ich habe selber Angst vor Feuer.«, versuchte er mich zu beruhigen, das ging nach hinten los.
»Wieso?«, fragte ich.
»Weil der Wolf auch Einfluss auf mein menschliches Selbst hat.«, antwortete er. Ich wich zurück, doch er nahm meine Hand und hielt sie fest, aber ich zog sie weiter zurück. »Kann ich jetzt gehen?«, fragte ich und durchbrach damit das Schweigen, das sich über uns gelegt hatte.»Nein.«, sagte Gideon.
»Wieso nicht?«.
Gideon sah mich ernst an und antwortete, »Weil du eine von uns bist. Du bist eine Zeitreisende Xenia.«.
Kapitel 2!! Ich hoffe es gefällt euch und Danke für die Reads! Ich hätte nie gedacht, dass überhaupt jemand dieses Buch findet xD
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