𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟜
𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 ℙ.𝕆.𝕍.
Wir standen vor einem kleinen Haus, das genauso aussah wie das von Gideon in der Zukunft.
»Es ist das gleiche Haus.«. Gideon zwinkerte mir zu, während mir nur der Mund offen stand. Finn klopfte an die Tür und ein barsches »Herein!«, ertönte. Finn öffnete die Tür einen Spalt und sah herein. »Sie sind jetzt da.«, sagte er.
»Bring mir Gideon rein. Sie soll erstmal draußen bleiben.«, hörte ich eine fremde Stimme. Finn nickte Gideon zu und er ging zu ihm. Doch bevor er das tat, küsste er mich flüchtig, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ich war für einen kurzen Moment glücklich, doch dieser Moment verging. Er verging, als Gideon in das Haus eintrat und das Gebrüll anfing. Ich hatte plötzlich furchtbare Angst, dass ihm was passieren könnte.
Jace sah mich besorgt an. »Alles okay?«, fragte er mich.
»Nein, nichts ist okay.«, sagte ich und ließ den Kopf hängen. »Was ist, wenn ihm was passiert und ich ihn nie wieder sehe?«. Ich wurde tieftraurig und Jace breitete liebevoll die Arme aus. »Komm mal her.«. Ich zögerte, ließ mich dann aber doch von ihm in eine Umarmung ziehen, die wirklich guttat. Ich fühlte mich ein wenig besser, bis ein Fenster geöffnet wurde und man das Gespräch mithören konnte, was nicht gerade schön war. Es wurden immer wieder Wortfetzen wie „umbringen" oder „Bestrafung" rüber geweht. Ich wollte näher rangehen, um mehr zu verstehen, doch Jace hielt mich zurück. »Sie würden dich sehen und dann wärst du dran. Hier nimm meine Hand, ich hab eine Idee.«, sagte er und hielt mir die Hand hin.
Jace schloss seine Augen und plötzlich leuchtete alles um uns herum. »Wir sind jetzt unsichtbar. Du kannst jetzt zum Fenster gehen. Aber lass mich nicht los, sonst funktioniert es nicht.«, flüsterte er.
»Wieso kannst du dich unsichtbar machen?«, flüsterte ich zurück.
»Das ist meine Time Wolf Fähigkeit.«, antwortete er.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Erklär ich dir später.«, sagte Jace.
»Nein! Immer wollt ihr es später erklären, aber ich will es jetzt wissen!«, sagte ich.
»Du willst doch das Gespräch hören, oder nicht?«, sagte Jace beschwichtigend. Ich nickte und wir gingen los Richtung Fenster darauf bedacht nicht auf irgendeinen Stock oder ähnliches zu treten, was Geräusche machen könnte.
Wir waren am Fenster angekommen und ich sah zu Jace rüber. In diesem Raum war es still, zu still. Er zuckte nur mit den Schultern. Doch plötzlich zog er mich ruckartig runter, da ein Pfeil aus dem Fenster geschossen wurde. Da wurde mir klar, dass sie uns treffen wollten. Sie hatten uns irgendwie bemerkt und wollten nicht, dass man sie belauschte. Wir hörten Schritte und ich umklammerte Jace Hand noch fester. Ein hochgewachsener stark aussehender Mann trat ans Fenster, er hatte braune kurze Haare und braune Augen. Sehr wütende braune Augen.
»JACE! ZEIG DICH!«.
Ich wollte mir die Ohren zu halten, doch nun war es Jace, der meine Hand festumklammerte. Ich glaubte sogar Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen. Ich drückte beruhigend seine Hand und lächelte ihm zu. Er lächelte zurück, doch es war eher ein gequältes Lächeln.
»ICH SCHWÖRE DIR JUNGE, WENN DU NICHT SOFORT KOMMST...«, brüllte er weiter bis er unterbrochen wurde und eine Hand sich auf seine Schulter legte. »Beruhige dich, Alaric, das war bestimmt nur ein Tier.«, hörte ich Jordans Stimme.
»Ich soll mich beruhigen?«, fragte er drohend. »Wer hat denn unbefugt ein völlig fremdes Mädchen ins Rudel gelassen?! Ich oder du?!«.
»Sie ist nicht irgendein Mädchen, sie ist Gideons Mate! Früher oder später hätten wir sie eh ins Rudel aufgenommen.«, antwortete Jordan.
»Ja, genau! Später! Und mit meiner Erlaubnis!«, donnerte er.
»Ja, genau! Auf deine Erlaubnis hätten wir lange warten können. Seit Lydias Tod hast du keinen mehr ins Rudel gelassen, noch nicht einmal Finns Geschwister!«, donnerte Jordan zurück, doch auf einmal wurde es still. Jace und ich richteten uns vorsichtig mehr auf, um zu sehen was da drinnen los war. Der Alpha hatte Jordan an die Wand gedrückt mit einer Hand an seinem Hals, doch Jordan schien keine Angst zu haben.
»Noch ein Wort über sie und ich bring dich um.«, knurrte er. Es blieb mehrere Minuten still.
Dann meldete sich Gideon zu Wort. »Er hat Recht Vater.«. Ich schaute Jace fragend an und formte, »Er ist euer Vater?«, mit den Lippen.
Jace nicke stumm, er war blass geworden bei der Erwähnung des Namens. Nach dem Nicken wandte er sich wieder dem Geschehen zu. Mir wurde auf einmal etwas schwindelig zumute, irgendwas regte sich in mir. Irgendwas, das auszubrechen versuchte. Meine Augen wurden gelb. Ich wollte sie verbergen, bis mir einfiel, dass Jace wie ich war. Ich musste mich nicht vor ihm verstecken. Er schien zu merken, dass etwas nicht stimmte und sah mich fragend an. Ich konnte nur die Schultern zucken. Ich wusste ja selbst nicht, was mit mir los war.
Für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten, doch zwei starke Arme fingen mich auf. Ich schaute nach oben. Ich dachte erst es sei Gideon, doch es war nur Jace, der mich müde anlächelte. Er hatte auch unsere Geräusche eliminiert. Man sah, dass ihn das viel Kraft kostete. »Alles okay?«, fragte er und fast gleichzeitig hörte ich Gideon in meinem Kopf, der das gleiche fragte. Ich versuchte ihm zu antworten, doch ich schaffte es noch nicht.
»Ja, alles okay.«, sagte ich zu Jace. »Kannst du Gideon sagen, dass es mir gut geht? Er hat mich gefragt, doch ich kann das mit dem Antworten noch nicht...«.
»Klar.«, antwortete er.
»Wir sollten vom Fenster weg.«, sagte ich.
»Wieso? Was ist los?«, fragte Jace.
»Als ich gerade das Bewusstsein verloren habe, habe ich etwas gesehen, etwas schlimmes. Wenn wir nicht vom Fenster weggehen, werden wir erwischt und du wirst eingesperrt.«, antwortete ich ihm.
»Du hast Visionen.«, meinte Jace fasziniert, während wir uns vom Fenster wegbewegten. Und tatsächlich, ein paar Minuten nachdem wir uns einen anderen Platz gesucht hatten, trat von außen jemand ans Fenster. Direkt dahin, wo wir gestanden hatten. Er war so plötzlich gekommen, dass wir keine Zeit mehr gehabt hätten zu verschwinden. Nun trat der Alpha ans Fenster und die beiden redeten. Nur waren wir jetzt zu weit weg, um etwas zu verstehen.
»Krass.«, flüsterte Jace. Ich lächelte ihn an. Ich sah die Adern auf seinen Händen und mein Lächeln verschwand so schnell wie es gekommen war.
»Alles in Ordnung, Jace?«, fragte ich, doch er reagierte nicht. »Jace?«. Ich stupste ihn an. Sein Kopf schnellte zu mir. »Alles in Ordnung?«, fragte ich nochmal und er nickte.
Die Adern wanderten an seinem Hals hoch in sein Gesicht und seine Augen fingen an sich zu verändern. Schnell kniff er die Augen zu und versuchte krampfhaft die Verwandlung zurückzuhalten, während seine Zähne spitzer und spitzer wurden. Es zwang ihn den Mund aufzumachen, damit sich das Gebiss vollständig entfalten konnte.
»Ich kann den Schein um uns nicht mehr lange aufrecht erhalten.«, keuchte er.
»Dann lass uns woanders hingehen, wo uns keiner sieht.«, entgegnete ich und er nickte. Er drehte sich um und öffnete die Augen, während er auf ein großes Gebüsch zusteuerte. Wir ließen uns dahinter nieder. Um uns herum war etwas Wald. Jace schloss sofort wieder die Augen.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Ach nichts, ich möchte nur nicht, dass du mich so siehst.«, antwortete Jace.
»Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Verwandlung mit ansehe. Du kannst die Augen ruhig aufmachen.«, sagte ich, doch er schüttelte den Kopf. »Ich bin anders.«, sagte er. Ich gab mich geschlagen. »Wie lösen wir denn jetzt die Verbindung? Muss ich dich einfach nur loslassen?«, fragte ich.
»Nein, auf keinen Fall loslassen! Sonst wirst du ganz unsichtbar, auch für mich und dann bist du so gut wie verloren. Wir müssen uns in die Augen sehen. Erst dann kannst du loslassen.«, sagte er.
»Und was ist mit den Geräuschen?«, fragte ich. »Du könntest die Geräusche zuerst wieder einschalten, dann hat sich dein Wolf vielleicht etwas beruhigt.«.
Jace nickte und konzentrierte sich..., »Jetzt müssten sie wieder da sein.«, sagte er.
Langsam verschwand sein Wolf wieder in seinem Inneren und er öffnete vorsichtig die Augen.
»Okay, sieh mir jetzt fest in die Augen und lass los, wenn ich es sage.«, sagte er. Ich nickte.
Ich sah in seine Augen und hatte das Gefühl, ich würde in diesen Augen, so blau wie der Atlantik, versinken. Als stünde ich mittendrin und die Gischt schlüge um meine Beine. War das ein Teil von dem, was er gerade machte, oder konnte ich als Seherin in seine Augen sehen?
»Jetzt!«, Jace riss mich mit seinen Worten aus meinen Gedanken und ich ließ schnell seine Hand los, bevor es zu spät war.
»Alles gut?«, fragte Jace.
»Ja, alles gut.«, sagte ich, obwohl ich nicht so wirklich wusste, ob es stimmte.
In dem Haus ging die Tür auf und Gideon trat heraus. »Xenia?«.
Ich sah zu Jace, doch er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mitkommen. Wenn der Alpha bemerkt, dass ich doch da war, wird das Ärger geben. Ich wünsch dir viel Glück.«. Er umarmte mich. »Danke.«, murmelte ich. Dann stand ich auf und lief zu Gideon. Mit jedem Schritt wurde mein Lächeln größer, bis ich ihm um den Hals fiel und er mich küsste.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte ich.
»Es geht, er will dich jetzt sehen.«. Gideon sah mich besorgt an. »Keine Sorge, ich werde dich beschützen, egal was kommt.«. Er küsste mich auf die Stirn und nahm meine Hand. Dann gingen wir auf das Haus zu.
Alles gute zum Vatertag ^^
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