CHAPTER 7
6.00 Uhr früh. Ein wenig früher, als ich sonst für die Schule aufstehe. John klopft mehrmals an die Tür, bis er sie einfach öffnet. Er steht am Türrahmen. Ich liege noch in Harrys Armen und sehe in sein Gesicht. Er schläft noch und er sieht so viel friedlicher aus. Ich kann mir mein Lächeln nicht verkneifen. Na ja, John allerdings schon. ,,Weck ihn.“ sagt John genervt. Gestern war er noch nicht so drauf. ,,Ihr müsst bald los.“
Er schließt die Tür mit einem lauten Knall und genauso wie ich zuckt Harry genauso zusammen. Er öffnet seine Augen langsam und lächelt mir zu. Ich strecke mich aus und kuschele mich dann wieder an ihn. 5 Minuten könnten wir noch haben.
Ich weiß nicht, wieso ich das mache, aber ich brauche ihn jetzt. ,,Guten Morgen“ murmelt er mit einer tiefen, rauen Morgenstimme. Was für ein Typ!
,,Morgen“ antworte ich. Mir fällt gerade auf wie schön seine Augen wirklich sind und wie sie aufleuchten. Er ist wirklich faszinierend. ,,Wir müssen wirklich los.“ sagt er – und, na ja, die liebliche Stimme ist verschwunden. Er löst seine Arme von mir und steht auf – ein wenig ungemütlich. Ich sehe ihn traurig an. Ihn scheint das wenig zu kümmern. Auf einmal vibriert mein Nachttisch. Ich erschrecke mich. Das muss mein Handy sein. Harry verschwindet aus dem Zimmer und geht in das Badezimmer, um zu duschen und um sich frisch zu machen.
Ich blicke auf mein Handy hinab. Mum ruft an. Zum unzähligen Male.
Und dieses Mal, da hebe ich ab. ,,Hallo?“ sage ich verunsichert. Ich bin gespannt über ihre Reaktion. Wie muss man sich als Mutter fühlen, wenn das eigene Kind nicht mehr von der Schule nach Hause kommt und die ganze Nacht wegbleibt? Hoffentlich hat sie nicht die Polizei gerufen. ,,Gott sei Dank, Grace.“ schreit sie fast schon. Zumindest bleibt sie bei meinem Spitznamen. ,,Hey“ sage ich noch einmal. Mum atmet schwer und ihrer Stimme zufolge, hat mein Abheben ihres Anrufes ihr den Tag gerettet. ,,Robin und ich haben uns solche Sorgen gemacht.“ Ich nicke nur kalt, vergesse dabei, dass sie mich nicht sehen kann.
Sie redet von ihren Sorgen, und all’ das, was man von einer besorgten Mutter so zu hören bekommt. Ich bin viel zu fixiert auf das, was heute passieren wird, was morgen passieren wird und die nächsten Tage. Alles, was ich mit Harry erleben werde. Ich bin unkonzentriert und bekomme nichts von Mum mit. ,,Grace?!“ sagt sie mehrmals in einem gemeinen Ton. ,,Sorry“ entschuldige ich mich. ,,Wieso hast du nicht gesagt, dass du die ganze Zeit bei Kate bleibst? Das hätte mir meine Sorgen erspart.“ Hä? Bei Kate? ,,Ehm..“ ich seufze mehrmals. Ich weiß nicht, was ich sagen könnte. Ich bin verunsichert und ich merke, wie gespannt Mum auf meine Antwort ist. Ja? Nein? Alles was ich jetzt sage, könnte falsch sein.
Harry kommt wieder ins Zimmer, unten nur mit einem Handtuch bekleidet. Er lächelt mich mit seinem süßen Grinsen an, welches jedoch wieder verschwindet, als er sieht, das ich telefoniere. Bei dem Lächeln hätte ich verlegen werden können, allerdings bin ich gerade einfach viel zu nervös und ich weiß nicht, ob ich gerade etwas anderes außer zu große Aufregung fühle. Ich beiße meine Zähne zusammen. ,,Ehm“ stottere ich immer und immer wieder. Harry geht leise, langsame Schritte zu mir und nimmt mir das Handy aus der Hand. ,,Hallo?“ sagt er. Nein. Nein. Nein. Nein. ,,Mhm. Mhm.“ höre ich immer wieder und sehe ihn mehrmals nicken. ,,Bei mir.“ - ,,Ja“ - ,,Aha“ – ,,Natürlich.“
,,Bis später“ höre ich ihn als Letztes noch sagen. Er legt auf und wirft mein Handy auf das Bett. Ich sehe ihn immer noch mit großen Augen an. ,,Was hat sie gesagt?“ etwas anderes könnte ich jetzt nicht fragen. ,,Mach’ dich fertig.“ sagt er nur kalt. Ich nehme meine Klamotten von gestern, das müsste für die nächsten Stunden reichen. Es wird bestimmt nicht so kalt sein. Nicht im Auto. Später würde ich meine Sachen abholen. Ich habe, denke ich, immer noch die Chance, Nein zu Allem zu sagen und einfach wieder zurück in mein altes Leben zu gehen. Obwohl, selbst Kensington ist nicht mein altes Leben. Zurück in die Heimat, Ottershaw, das wäre toll. Harry sieht mich nachdenklich an. ,,Woran denkst du?“
Ich zucke meine Schultern. ,,An alles.“ Er nickt nur. Heute würden die Gespräche nicht so einfach verlaufen, das weiß ich. Ich stehe noch verloren mitten im Zimmer, mit meinen Sachen in der Hand. ,,Ich geh dann“ sage ich Harry noch bescheid, warum auch immer. Er sieht mich verwirrt an. ,,..ins Bad“ füge ich noch hinzu. Er scheint es immer noch nicht zu verstehen. ,,um mich umzuziehen.“ Das müsste reichen. Jetzt versteht er.
Er kommt mir ein paar Schritte näher.
,,Ich fi-“ fängt er an
,,Ist mir egal, was du findest. Ich wollte nur bescheid sagen.“
,,Unterbrich mich nicht, Gracelyn.“
,,Gut.“
,,Gut.“
,,Ich sage nur, du könntest dich auch hier umziehen.“ sagt Harry leise.
Stille.
,,vor mir“
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