CHAPTER 4
Also bin ich für den Rest des Tages alleine in diesem Haus. Zumindest bis heute Abend, denn es wird lange dauern, bis Mum und Robin von ihrem blöden Möbelkauf nach Hause kommen. Jedenfalls hoffe ich, dass das viel Zeit beanspruchen wird. Ich gehe die Treppen hinauf, und Gott ich kann mich nur bedanken, dass diese Treppen nicht so quietschen wie die in unserem alten Haus in Ottershaw. Das war der Horror.
Mein Weg führt in, wohin auch sonst, mein Zimmer. Ich möchte diesen Tag nicht mit meiner Langeweile verschwenden, allerdings habe ich keine andere Möglichkeit, da ich sonst jeden nerven würde. Außerdem würde es blöd angekrochen kommen, wenn ich jetzt Kate anrufe. Ich habe nur sie, denke ich. Harry? Nein. Er denkt, nach meiner Reaktion heute, aufgrund solch einer sinnlosen Sache, bestimmt scheiße von mir. Würde mich, nebenbei gesagt, auch nicht wirklich wundern. Ashton? Wie meine "Beziehung" zu ihm steht, weiß ich auch nicht. Ich habe gerade seinen Namen herausgefunden, er musste es ja extra spannend machen.
Nicht zu vergessen, jedes Mal wenn er an mir vorbei gegangen ist und "diesen Blick" hatte. Selbstsicher. Selbstüberzeugt. Er weiß, was er tut.
Und ich liebe so was. So bekam er meine ganze Aufmerksamkeit und scheiße, Grace!
Denk' an etwas anderes.
Nun, ich bin immer noch nicht zum Entschluss gekommen, was ich heute machen könnte.
Ich entscheide mich dafür, Pizza zu bestellen, anstatt mir selber etwas zu machen. Ja, ich bin faul. Aber auch nur heute. Solche Tage hat jeder.
Ich gehe die Treppe runter, Richtung Wohnzimmer zum geliebten Telefon, welches komischerweise genau jetzt klingelt. ,,Evans." Hebe ich ab. Seit ich klein bin, plane ich schon das Abheben von zukünftigen Anrufen. Ob man ,,Hallo", ,,Guten Tag" oder auch nur den Nachnamen erwähnen sollte - egal. Es müsste elegant klingen. An der anderen Leitung spricht ein Mann mit einer sehr tiefen Stimme, welcher mir irgendwas von komischen noch-nicht-abgeschlossenen Verträgen erzählt. Wahrscheinlich ein Kram für Robin, und Nein, es interessiert mich nicht das Geringste. Ich will ihm gerade erzählen, dass mich diese Verträge nichts angehen und er zur falschen Zeit anruft. Ich lasse das Telefon fallen.
Mein Herz stoppt für eine Viertel Sekunde, bis es doppelt so laut weiter pocht. Mein Blick liegt auf dem Wohnzimmertisch. Alte Familienbilder mit meinem Vater - einzelne Fotos - die Ecken verbrannt. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Das kann nicht sein.
Ich hebe das Telefon auf und sage, dass mein Vater später zurückrufen würde. Scheiße. Ich setze mich auf das bequeme Sofa und sehe mir die Bilder an. Einige kenne ich nicht und manche sind zur Hälfte verbrannt. Wieso? Nein. Diese Bilder sind zwar nur Bilder, aber sie bedeuten mir buchstäblich Alles. Unerklärlich. Ich vermisse ihn, Dad. Er hatte zwar seine Probleme, und wenn schon, er würde niemals stoppen, mein Idol zu sein.
Und wie er sagte, ich würde niemals aufhören, seine kleine Prinzessin zu sein. Tränen fließen meine Wange runter, bis die Tür plötzlich klingelt. Kann mich jeder für den Rest meines Lebens bitte in Ruhe lassen?
Ich schlendere zur Tür, welche ich öffne, ohne in den Spion zu sehen.
Kate und.. Ashton. Beide sehen mich mit einem besorgten Blick an. ,,Grace.." flüstert Kate. Sie sieht richtig aufgehübscht aus. Sie erzählt mir, dass sie mit mir und den Jungs ins Kino gehen wollte. Sie zeigt auf das Auto hinter ihr - Harry am Steuer. Ich sehe zu ihm und er zu mir. Unser Blickkontakt hört nicht auf, bis ich meine Aufmerksamkeit wieder Kate und Ashton widme, der mich unbeholfen beobachtet. Ich zeige ihm ein Lächeln, welches er nur schlecht erwidert. Er muss merken, dass etwas nicht okay ist. ,,Also, dann.." murmelt Kate.
Wow, sie hat ja anscheinend echt viele Termine, wenn sie schon keine fünf Minuten Zeit hat, um mich zu fragen, was passiert ist. Ich frage mich, wie lächerlich ich gerade aussehe. Kate entscheidet sich, sich einfach zu verabschieden. ,,Ashton?" fragt sie ihn, als Anweisung, er sollte ihr folgen. Doch er schüttelt nur den Kopf. ,,Ich bleibe bei Gracelyn." sagt er. Ich sehe ihn an. Nein. No. Nope. Nada. Niet. Einfach nur Nein. ,,Du kannst mir sowieso nicht widersprechen, Kate." fügt er noch hinzu, nachdem er meinen Blick bemerkt.
Ich registriere erst jetzt alles richtig in meinem Kopf. Auch Kate wundert sich.
Aber aus irgendeinem Grund brauche ich ihn.
Ashton.
Er lächelt mich an und ich lächele zurück. Kate verabschiedet sich noch einmal und geht zurück zum Auto. Ich frage mich, ob sie ohne mich wirklich das Einzige Mädchen da ist. Hoffentlich lässt sie die Finger von Harry. Ich bin zwar nicht seine Freundin, trotzdem würde es mir was ausmachen. Obwohl, ich habe keinerlei Recht dazu.
Konzentriere dich auf dein Hier und Jetzt, Grace.
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Ashton und ich. Ich und Ashton.
Mein Blick im Spiegel vor ein paar Minuten hat mich schockiert wie noch mal was. Ich habe lange nicht mehr alles rausgelassen und so viel geweint. Und jetzt, na ja, jetzt liege ich neben Ashton auf meinem Bett, welches glücklicherweise groß genug für zwei ist.
Es ist 19.00 Uhr und es wird nicht mehr lange dauern, bis Mum und Robin wieder zu Hause sein werden. Und das wiederum bedeutet, Ashton muss gehen. Und das will ich nicht.
Wir beide starren die Decke an.
,,Grace?" flüstert Ashton. Ich seufze nur. Ich bin zu fertig vom Tag für irgendwelche Gespräche. Hoffentlich wird er jetzt keine philosophischen Mutssprüche bringen.
,,Vielleicht solltest du ihn hinter dir lassen." bringt er hervor. ,,Wen?" frage ich.
Er dreht sich zu mir und ich zu ihm - sodass wir uns richtig in die Augen schauen.
,,Dein Dad." sagt er zuerst. ,,Alles, was du mir erzählst, war einmal."
Und er hat Recht. Ich sage nichts. Er redet weiter.
,,Genau. Es war. Es wird niemals mehr noch mal passieren. Alles was du mit ihm erlebt hast."
Und wieder hat er Recht. Trotzdem tut es weh.
,,Ashton, ich vermisse ihn."
,,Hör' mir jetzt zu. Wenn ich dir etwas sage, meine ich es so. Du machst dir zu viele Sorgen. Wegen allem."
,,Du doch auch." sage ich noch. Ja, er auch. Er ist ein sehr nachdenklicher Mensch und das konnte ich auch in den letzten Stunden herausfinden. Ich sage nicht, dass ich das nicht mag, Nein. Ich empfinde meine Probleme nur als sehr.. beschissen? Ich weiß nicht ob ich ein Problem habe. Ich will nur meinen Dad wieder sehen. Und ich will den genauen Grund erfahren, wieso er uns alleine gelassen hat. Immer wieder musste ich mir diese Ausreden wie ,,er hatte Probleme" anhören, aber so was alleine, wie Alkohol, könnten nicht die einzigen Gründe sein, nehme ich an.
Probleme. Probleme. Probleme. Im Endeffekt ist mir alles im Leben ein Problem und ich komme mit wirklich gar nichts klar.
Ich habe Ashton alles Wichtige erzählt, was mir durch den Kopf geht. Was ich denke. Meine Vergangenheit. Meine Pläne. Mein Empfinden. Alles. Er weiß jetzt so gut wie alles über mich, ich aber nichts über ihn.
Es ist nicht spät, aber der Abend fühlt sich so lang an.
Ashton seufzt. Ich muss anstrengend sein. ,,Du musst ihn wirklich vermissen." sagt er.
..
Ich werde diesen Abend nicht so schnell wieder vergessen.
,,Ashton.", ,,Grace."
und unsere beiden Namen passen so gut zusammen.
Wir lachen gemeinsam auf. ,,Wie heißt du?" fragt er mich. Weiß er doch. ,,Gra-" fange ich an. ,,Nein" lacht er. ,,Deinen ganzen Namen. Das interessiert mich."
,,Gracelyn Heather Evans."
Er lächelt. ,,Schöner Name" sagt er.
,,Also, Gracelyn Heather, soll ich die Nacht bleiben?" fragt er jetzt in einem etwas ernsteren Ton. ,,Was?" frage ich, als hätte ich nicht verstanden, was er gesagt hat. Seine Finger gehen kleine, winzige Schritte, Richtung meinen Körper. Er fängt an mich zu kitzeln. ,,Neiiiiin!" lache ich. Mit ihm kann man die Zeit vergessen.. hätte ich die Türklinke nicht gehört. ,,Fuck" sage ich schnell und stoße ihn von mir runter. Fragt nicht, was gerade passiert ist. ,,Du musst verschwinden, Ashton.", ,,Was?", ,,Robin wird ausrasten, wenn er herausfindet, was ich hier gerade mache."
Eigentlich nichts Schlimmes.
Na ja, ich habe lediglich einem sehr attraktiven Typen meine Lebensgesichte erzählt und mich bei ihm ausgeheult, obwohl ich nur seinen Namen weiß und er sich heute morgen noch ziemlich anders gegenüber mir verhalten hat, aber Hey wir haben das Ende der Zeit genossen, indem wir viel gelacht haben.
So könnte ich das Robin schlecht erklären. Er ist streng, muss man wissen. Er duldet nichts. Kein Scheiß. Er würde denken, Ashton und ich hätten andere Dinge gemacht. Obwohl.. ich weiß nicht, ob ich diese Dinge mit Ashton machen will. Oder je machen würde. Das wäre ihm selbst wahrscheinlich egal. Ich bin immer noch nur Grace.
Ich sehe Ashton traurig an. Er hat nicht mehr viel Zeit. ,,Verschwinde aus dem Fenster" sage ich todesernst. Er sieht mich amüsant an und geht darauf ein. Woah, okay. Zumindest bewahrt er mich vor Robins Reaktion. Ich folge Ashton zum Fenster. ,,Lass mich später noch wissen, wie es dir geht." flüstert er mir noch zu. Wieso interessiert ihn das?
Morgen früh, in der Schule, würde er wieder der Alte sein und mich, na ja, anders behandeln. Man versteht schon, schätze ich. ,,Mhm" sage ich, in Gedanken. Wie soll er mich ohne meine Nummer überhaupt erreichen? ,,Du bist mir wichtig." sagt er und küsst mich - rechts von den Lippen, ohne sie zu treffen. Little Tease. Er lacht, steigt aus dem Fenster und klettert den Baum runter. Ich weiß nicht, wie ich von ihm denken soll. Ich winke ihm noch zu und er winkt zurück. Trotz der Dunkelheit merke ich, dass er lächelt.
Ich gehe runter und unterhalte mich viel mit meinen Eltern über das zukünftige Design des Hauses, was meiner Mum anscheinend sehr wichtig ist. Die Möbel, von denen sie spricht, werden anscheinend erst in den nächsten Tagen geliefert.
Ich telefoniere, oben in meinem dunklen Zimmer, noch mit Kate und wir reden größtenteils über ihr heutiges Treffen mit den Jungs. Und.. ihre peinliche Begegnung mit ihrem Exfreund. Ouch. Später erzähle ich ihr noch die Sache mit Ashton. Seinen Fast-Kuss lasse ich dabei raus.
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