CHAPTER 1

,,Grace!“ ruft mich Robin. Robin ist mein Stiefvater.

Mein echter Vater verließ meine Mutter und mich damals, als ich 12 Jahre alt war und wir noch in Ottershaw wohnten, einem schönen Dorf südwestlich Londons. Nur wenige Monate später lernte meine Mutter Robin kennen, ein reicher Geschäftsmann aus London. Sie sind inzwischen sogar verlobt. Gerade befinden wir uns in unserem neuen Haus in Kensington, einem Stadtteil in London. Vor einigen Wochen beschlossen wir hier her zu ziehen, um einen Neuanfang zu starten.

Jetzt stehe ich hier – mit meiner Mutter Elizabeth – und Robin.

Und, na ja, meinen süßen 17 Jahren.

 Ich trage gerade die restlichen Umziehkartons in mein zukünftiges Zimmer. Das Zimmer ist ganz anders als mein altes Zimmer damals in Ottershaw. Es ist jetzt viel größer und hat mehr Platz. Und ich habe sogar ein eigenes, kleines Balkon. Früher habe ich mir so was nur erhofft.

 Zuerst packe ich die kleinen Kartons aus. Als meine Kette, welche mir mein echter Vater früher schenkte, aus einem kleinen Karton fällt, kommen wieder alle Gefühle hoch.. Die Gefühle, die ich all’ die Jahre versucht habe, zu verstecken. Er schenkte mir diese teuere Kette als Geschenk, Erinnerung und als Versprechen. Versprechen dafür, er würde mich niemals alleine lassen. Ich war ziemlich jung und habe kaum etwas verstanden, was so was anging. Geschweige denn, ich habe nichts ernst genommen. Aber diese Worte würde ich nie wieder vergessen, so sehr ich es auch wollte.

Es ist unglaublich zu sehen, wie viel eine Zimmereinrichtung die Persönlichkeit und Interessen eines Menschen widerspiegeln kann. Mein Zimmer ist ganz schlicht. 4 Wände, jeweils in einem Kontrast und einer Farbe gehalten. Weiß und Blau. Blau steht für die Treue und die Unendlichkeit, und vieles mehr. Aber Treue und Unendlichkeit war mir schon immer einer der wichtigsten Sachen im Leben. Die Farbe Blau hat auch negative, dunkle Seiten. Kälte, Lügen und Trunkenheit. Und genau so konnte man das Leben meines echten Vaters beschreiben. Geschmückt sind die Wände mit Postern von meiner Lieblingsband, The Fray. Nicht zu vergessen die Spiegel gegenüber meinem großen Bett und die alten Familienbilder, in teueren Bilderrahmen.

Der Boden besteht aus ganz normalem, dunklem Holz. Rechts von meinem Bett befindet sich mein Regal. Alte Sachbücher. Literatur. Alte Spielsachen, die ich früher sammelte. Und auch mein liebes, dickes Tagebuch, welches ich schon seit gut einem Jahr führe. In diesem Buch steht mein Leben geschrieben.

 Niemand, bis auf mir selbst und meine frühere beste Freundin in Ottershaw, Zoe, kennt die wahre Geschichte über mich und meine Gefühle, die in diesem Tagebuch geschrieben stehen.

 Ich versprach mir selber, noch vor dem Umzug, mich nicht zu verändern. Trotz meiner Mutter. Trotz meinem Stiefvater. Trotz der Verabschiedung mit Zoe. Trotz dem neuen Ort.

Ich habe Angst davor, neuen Menschen zu vertrauen. Oder vor der neuen Schule, welche ich morgen schon besuchen muss. Die Angst davor, Menschen zu schnell zu vertrauen und ihnen möglicherweise meine komplette Lebensgeschichte zu erzählen, ist groß. Der Umzug war ziemlich kurzfristig, doch so ist meine Mutter nun mal und so war sie schon immer. Sobald es um neue Lebensabschnitte und –Ziele geht, passiert alles auf dem letzten Drücker. Ich bin 17 und ich weiß wie es ist, verletzt zu werden. Ich weiß wie es ist, Gefühle zu überspielen, die man am Liebsten einfach raus schreien möchte. Die Gelegenheit einem Menschen zu erzählen, was man fühlt, kommt erst dann, wenn man sich selbst nicht mehr bewusst ist, was man tut und man unter Kontrolle eines anderen Menschen steht, den man hasst. Und dieser Hass verbindet sich mit Liebe.

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