28. Wembley (Special)


Lizzy

Seit Sammy mir die Karten für das One Direction Konzert im Wembley Stadion in die Hand gedrückt hatte, war ich furchtbar aufgeregt.

Noch nie hatte ich ein Boy Band Konzert besucht, denn eigentlich mochte ich diese Art Musik nicht. Aber One Direction bildeten da tatsächlich eine Ausnahme. Ihre Lieder sprachen mich definitiv an.

Immer, wenn ich mich alleine zuhause aufhielt, schaute ich heimlich YouTube Videos von ihren Auftritten an. Der Geräuschpegel der Fans musste wirklich enorm sein und ich dachte ernsthaft darüber nach, mir Ohrenstöpsel für den bevorstehenden Konzertbesuch anzuschaffen.

Weiterhin tat sich das Problem auf, was ich anziehen sollte. Was bitte trug man bei einem Boy Band Konzert? Schwarze Jeans schieden schon aufgrund des schönen und warmen Wetters aus. Gerade an diesem Wochenende sollte das Thermometer auf dreißig Grad klettern. Für Großbritannien kam das einer Hitzewelle gleich.

Noch hatte ich zwei Tage Zeit, mich zu entscheiden und deshalb zog ich es im Moment vor, mir weiterhin Videos auf YouTube anzuschauen.

Zumindest so lange, bis ich plötzlich eine Stimme vernahm.

„Mum, bist du da?"

Sammy rief nach mir und erschrocken klappte ich den Laptop zu.

Seit ihrer Zeitreise hatten wir das Thema Niall mehr oder weniger ad Acta gelegt. Sie begleitete ihn, seit er sich wieder in Europa aufhielt, zu den Konzerten und hielt sich auch meist bei ihm zuhause auf, wenn er in London verweilte.

Aber wir hatten nie über das gesprochen, was sich in der Vergangenheit ereignet hatte. Alle Informationen diesbezüglich hatte ich von Niall erhalten. Ich wollte Sammy nicht darauf ansprechen, wenn, dann musste es von ihr kommen.

„Hi, Mum, was machst du gerade? Komme ich ungelegen?"

„Nein, nein, gar nicht", erwiderte ich eine Spur zu schnell.

Misstrauisch beäugte Sammy den Laptop und bevor ich reagieren konnte, klappte sie diesen auf. Das dumme Ding zeigte natürlich die YouTube Seite, mit dem Video des One Direction Konzerts an, wie peinlich!

Doch meine Tochter reagierte relativ gelassen.

„Oh, stimmst du dich schon auf übermorgen ein, Mum?"

„Ähm, ja, ich wollte einfach sehen, was mich so erwartet, weißt du."

Es war die halbe Wahrheit – der andere Teil, das ich Niall toll fand, wenn er auf der Bühne stand, den verschwieg ich beharrlich.

„Sieht er nicht heiß aus, Mum?", fragte sie und ließ sich auf einen der Stühle fallen.

„Er sieht toll aus, ja", antwortete ich und riskierte einen erneuten Blick auf das Video.

In diesem Moment begann Sammy zu sprechen.

„Weißt du, Mum, ihr habt euch sehr nahe gestanden, das habe ich begriffen und ich akzeptiere es auch. Diese Reise in die Vergangenheit hat mir einiges begreiflich gemacht. Ich habe Dad und Rufus im Jahr 1983 getroffen."

„Du hast was?!"

Wie von einer Tarantel gestochen fuhr ich aus meiner Sitzposition hoch.

„Ja, in einem Pub. Ich bin weggelaufen nachdem.., nachdem wir dich aufgesucht hatten. Oder besser gesagt, nachdem wir dich und Crissy gesehen hatten."

„Ach Sammy, es tut mir so leid", sagte ich. „Ich wollte dich nie verletzen, mein Kleines."

„Ich weiß, Mum."

Sie umarmte mich, drückte mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Du warst wunderschön, Mum. Du bist es heute noch und ich kann verstehen, dass Niall – also dass er sich damals in dich verliebt hat. Auch wenn der Gedanke daran komisch ist, ich kann damit leben."

Sie räusperte sich kurz, um noch einen Satz hinzuzufügen.

„Er konnte ja nicht wissen, dass du meine Mum bist und du konntest damals erst recht nicht ahnen, dass die Sache mit der Zeitreise stimmt, die er dir erzählt hat."

Mit einem lauten Seufzen erwiderte ich: „Das ist wohl wahr."

„Fein, dann haben wir alles geklärt."

Sammy schaute das Video zu Ende und stellte dann eine Frage.

„Bist du schon aufgeregt wegen Übermorgen? Weißt du schon, was du anziehst?"

„Ich habe keinen blassen Schimmer, aber vielleicht kannst du mir einen Tipp geben."

„In Anbetracht der Hitze würde ich eine helle Jeans und ein T-Shirt vorschlagen."

„Gut, dann lass uns mal im Kleiderschrank nachschauen."

Mit Sammys Hilfe fand sich das passende Outfit recht schnell, was mich ziemlich erleichtert aufatmen ließ. Jetzt war ich einfach nur noch auf das Konzert gespannt.

Zwei Tage später war es soweit. Phil und ich machten uns pünktlich auf den Weg zum Wembley Stadion. Aufgrund des zu erwartenden Verkehrschaos, entschieden wir uns für die öffentlichen Verkehrsmittel. Da wir Sitzplätze im VIP Bereich hatten, brauchten wir nicht so früh dort zu sein, trotzdem wollte ich nicht zu den Letzten gehören, die sich Einlass verschafften.

Wie vorauszusehen, herrschte ein unglaublicher Andrang vor dem Stadion. Menschenmassen, hauptsächliche junge Mädchen und Frauen, warteten darauf, ins Innere zu gelangen. Hin und wieder sah man auch einige Männer und Jungs dazwischen, sowie haufenweise Mütter, die ihre Töchter begleiteten.

Gott sei Dank wusste niemand, dass es sich bei meiner Tochter um Nialls Freundin handelte – ansonsten wäre ich hier sicher nicht mehr lebend herausgekommen.

Das weibliche Publikum trug One Direction Shirts, Snapbacks, Armbänder und vieles mehr, was auf die unglaubliche Liebe zu dieser Band hinwies.

Früher hatte ich so etwas auch angezogen, zumindest die Band T-Shirts und deswegen fand ich es überhaupt nicht albern, sondern eher sehr süß.

Phil ließ meine Hand nicht los, als wir uns in der Masse nach vorne schoben. Wembley war ausverkauft, das konnte man mühelos sehen. Ich war unglaublich stolz auf die Jungs, dass sie es geschafft hatten, soweit nach oben zu kommen. Niall hatte mich in der Vergangenheit nicht belogen, jeder seiner Sätze entsprach der Wahrheit.

Nachdem wir es endlich zu unseren Plätzen geschafft hatten, die eine gute Sicht zur Bühne gewährleisteten, holte Phil Getränke für uns. Bei dieser Hitze tat man gut daran, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Ich hatte keine Lust, umzukippen und das Konzert auf diese Art und Weise vorzeitig zu beenden.

Das Stadion wurde immer voller und die Stimmung heizte sich auf. Es war förmlich zu spüren, wie die Fans auf ihre Idole warteten.

Vor uns, neben uns und hinter uns erblickte man wahnsinnig hübsche Mädchen, die aufgeregt umherschnatterten. Trotzdem kam ich mir nicht fehl am Platz vor. Es fühlte sich an, wie in einer großen Familie zu sein.

Dass das Konzert im Freien stattfand hatte seine Vorteile und obwohl die brütende Hitze sich über London gelegt hatte, fühlte ich mich auf meinem schattigen Platz recht wohl. Ein kühles Getränk in der Hand, beobachtet ich mit Phil das Treiben, so lange, bis endlich die Vorband, 5 Seconds of Summer, auf der Bühne auftauchte und für Stimmung sorgte.

Natürlich hatte ich mich vorher über diese Band informiert und lauschte nun den Liedern.

„Die sind nicht schlecht", kam es von Phil, worauf ich ihm zustimmte.

Trotzdem konnte ich es kaum erwarten, One Direction und insbesondere Niall zu sehen.

Meine Geduld wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, denn nachdem die Vorband ihr Programm zu Ende gebracht hatte, hieß es warten. Die Jungs ließen sich unglaublich viel Zeit, man hätte meinen können, sie seien noch zum Tee bei der Queen eingeladen.

„Was dauert denn da so lange?", beklagte ich mich.

„Keine Sorge, Liz, die kommen schon noch. Du kannst es wohl kaum erwarten, den Freund unserer Tochter zu sehen, was?", zog er mich auf.

„Ja, oder stört dich das etwa?", gab ich grinsend zurück.

„Nein, ich bin auch gespannt auf ihn."

Sicherheitshalber suchte ich schnell noch die Toilette auf, um später ja nichts zu verpassen. Ich musste fast zehn Minuten anstehen und als ich mich endlich wieder auf meinem Platz befand, tat sich wirklich etwas.

Die Sicherheitsregeln wurden auf den riesigen Monitoren, rechts und links der Bühne, präsentiert. Das Schöne daran war, dass die Stimmen der Jungs dazu verwendet wurden. Ich musste lächeln, als ich zuhörte, ich erkannte jeden Einzelnen.

Nach dieser Ansage wurde der Song Macarena gespielt und zu meinem Erstaunten, tanzte das komplette Stadion dazu.

Euphorie stieg in mir auf. Wie würde die Stimmung erst sein, wenn es jetzt schon so bombastisch zuging?

Das Nächste, was passierte, war ein Vorspann, der eingeblendet wurde und der die Jungs zeigte, wie sie mit Landkarte in der Hand und vor unterschiedlichen Hintergründen (mal war es der schiefe Turm von Pisa, mal der Eiffelturm, mal die Pyramiden), ziemlich planlos dreinschauten und nach dem Weg zu suchen schienen. Diese Idee fand ich irgendwie grandios, da die Tournee sie rund um die Welt führte.

Und dann ging es endlich richtig los.

Die Wahrheit war: Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können, was passierte, als die Jungs die Bühne betraten. Rauch, Lichter und Musik stürzten gleichermaßen auf mich ein und der Geräuschpegel im Stadion schwoll mächtig an. Die ersten Takte von Midnight Memories erklangen und zogen mich sofort in den Bann.

Meine Augen suchten Niall, fanden ihn und ließen ihn nicht mehr los. Mit seiner Gitarre in der Hand, wirkte er vollkommen authentisch, als er auf der Bühne stand und zusammen mit Harry, Louis, Liam und Zayn sang.

Der Applaus nach dem ersten Song war gigantisch und es ging ohne Pause weiter mit Little Black Dress, einem Lied, das ich sehr mochte. Kiss you kam als nächster Song, dann folgten Why don't we go there und Rock me.

Danach hielt Niall seine Ansprache, die ich aufmerksam verfolgte. Er redte über den Song Don't forget where you belong, den er zusammen mit McFly geschrieben hatte. Es war eine tolle, leicht emotionale Ansprache, die mir sehr gefiel und die mein Herz berührte. Als die ersten Takte des Liedes erklangen, welches Niall mit seiner Akustik Gitarre begleitete, bildete sich prompt eine Gänsehaut auf meinem Körper. Es hörte sich wunderschön an, die Stimmen der Jungs harmonierten auf eine besondere Art und Weise miteinander.

Es klang einfach nur wundervoll. Mein Blick huschte zu dem großen Monitor, um Nialls Gesicht, das gerade eingeblendet wurde, genauer zu betrachten. Er wirkte unendlich glücklich und zufrieden, ein Mensch, der sich seinen Lebenstraum erfüllte.

Ich freute mich für ihn, dass es ihm gelungen war und ich freute mich für Sammy, die irgendwo in der Nähe der Bühne stand und vermutlich ihren Freund anhimmelte. Wer konnte es ihr verdenken?

Live while we're young, C'mon, C'mon, Right now, Through the dark und Happily flashten mich total weg. Bei Little Things verwandelte sich das Stadion in ein Lichtermeer, ausgelöst durch die unzähligen Handys. Auch sangen die Fans mit, Zayn hatte sie darum gebeten. Ich jedoch war der Auffassung, dass sie dies sowieso getan hätten, einfach, weil es ein tolles Lied war, bei dem auch Nialls Stimme wundervoll zurGeltung kam.

Moments, Strong und Better than words waren die nächsten Songs, die gespielt wurden. Bei Letzterem trieb Niall den Geräuschpegel erneut in die Höhe, als er sich während es Songs in den Schritt griff. Ich musste schmunzeln, während die kleinen Mädchen laut und euphorisch aufschrien.

Alive, One thing, Diana und What makes you beautiful ertönten, bevor die Jungs fürs Erste die Bühne verließen.

„Oh Gott, jetzt kommt gleich die Zugabe", sagte ich völlig außer Atem, denn ich hatte stets versucht mitzusingen.

Zum Glück ließen sich One Direction nicht lange bitten und erlösten die Fans mit ihrer Zugabe.

You and I gehörte eindeutig zu meinen Lieblingssongs, obwohl es sich dabei um ein eher ruhiges Lied handelte. Story of my life durfte natürlich auch nicht fehlen, doch mein heimlicher Favorit war Little white lies, ein Song, zu dem Niall ebenfalls Gitarre spielte. Es war eine Freude, ihm dabei zuzuschauen. Zwanzig Jahre jung und doch schon ein Megastar, der ganz natürlich geblieben war, wie seine Bandkollegen auch. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn zu bewundern. Und tief in meinem Innersten dankte ich ihm erneut dafür, dass er mein Leben gerettet hatte. Dass ich all das erlebeben durfte und vor allem dafür, dass ich eine Tochter hatte, die nun mit ihm zusammen war.

Als der letzte Song Best Song Ever ertönte, war ich bereits zu einem Hardcore-Fan mutiert. Das ganze Stadion tanzte und verwandelte sich in einen Hexenkessel, dessen Höhepunkt durch das gigantische Feuerwerk, welches auch den Abschluss des Konzerts bildete, erreicht wurde.

Danach hatte ich das Gefühl, taub zu sein. Doch nicht nur das, denn die Musik fehlte mir. Von mir aus hätte das Konzert noch drei oder vier Stunden dauern können, aber leider war es nun zu Ende.

Phil nahm meine Hand und gemeinsam erreichten wir mit den anderen Fans den Ausgang.

„Das war toll", seufzte ich schwärmerisch.

„Ja, das fand ich auch. Die Kerle haben es drauf, auch wenn sie noch recht jung sind. Trotzdem sind es gute Musiker und singen können sie wirklich. Wer was anderes behauptet, ist schwerhörig oder ignorant."

Es freute mich, diese Worte aus Phils Mund zu hören, denn ich teilte seine Ansicht.

Es war kurz nach Mitternacht, als wir wieder zu Hause eintrafen, und ich total aufgedreht. Ich konnte jetzt unmöglich schlafen und deshalb nahm ich mein Handy aus der Tasche, um einen Blick darauf zu werfen.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Sammy mir schrieb, doch stattdessen befand sich eine Nachricht von Niall dort.

„Hallo Liz, ich hoffe, das Konzert hat dir gefallen. Es war mir eine Ehre, dass du gekommen bist. Niall."

Welche große Überwindung musste es ihn gekostet haben, diese Nachricht zu schreiben? Seit unserem letzten persönlichen Zusammentreffen hatte ich ihn nicht mehr gesehen oder gesprochen, geschweige denn hatten wir uns geschrieben.

Ich wusste, dass Niall diesen Abstand brauchte, um die Dinge verarbeiten zu können und demnach machte ich ihm keinen Vorwurf. Im Gegenteil, es freute mich, dass er sich heute meldete und deshalb schrieb ich ihm zurück.

„Hallo Niall, das Konzert war absolut Spitze! Ihr und besonders du, wart großartig. Ich ziehe den Hut vor dir. Danke, dass ich dabei sein durfte. Alles Liebe, Liz."

Dies sollte genügen, um ihn verstehen zu lassen, wie sehr ich dieses Konzert genossen hatte.

Es dauerte einige Tage, bis ich meine Gedanken sortieren konnte und wieder in den normalen Alltag überglitt. Aber tief in meinem Herzen saß noch immer Niall, der mich mit seiner Gitarre verzaubert hatte.

In meinem Innersten wünschte ich mir, dass er eines Tages ganz normal mit mir reden konnte und noch einmal In these Arms für mich spielen sollte. Auf diesen Moment würde ich bis in die Unendlichkeit warten.

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Das war also das 1D Konzert im Wembley Stadium - Zur Erinnerung, wir befinden uns in der Geschichte jetzt im Jahr 2014, es war also die Where we are tour, die One Direction damals absolviert haben.

Das nächste und letzte Update kommt am Sonntag.

LG, Ambi xxx

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