05. You really got me
Während ich mit Harry in der U-Bahn stand, die ziemlich voll war, schaute ich mir die Leute genauer an. Der Kleidungsstil der 80iger Jahre ließ mich schmunzeln. Wie konnte man nur Schulterpolster in den Jacken tragen? Das sah so überbreit und vor allem unnatürlich aus, dass ich mir das Lachen verbeißen musste.
Im Gegenzug dazu musterten die Leute interessiert meine Schuhe. Supras gab es wohl damals noch nicht, doch mich störte es inzwischen nicht mehr, dass sie mich deswegen angafften. Da waren die Paparazzi im Jahr 2013 wesentlich unangenehmer.
Harry grinste mich an, als ein Mädchen mit blaugefärbten Haaren an der nächsten Station einstieg. Aber das schien ansonsten niemand zu stören. Leise flüsterte er mir ins Ohr: „Ich bin froh, dass die Mädels mit denen wir heute Abend ein Date haben, relativ normal sind."
Diese Aussage konnte ich durchaus unterstreichen, abgesehen davon konnte ich es kaum erwarten, Lizzy endlich zu sehen.
„Was denkst du, werden die anderen heute Abend machen?", wandte ich mich an Harry.
„Keine Ahnung, vermutlich werden sie Fernsehschauen."
Unsere Zimmer waren tatsächlich mit altmodischen TV Geräten ausgestattet, doch das war besser als nichts.
„Das wäre mir echt zu langweilig. Ich meine, wenn wir schon mal hier sind", erwiderte ich grinsend.
„Du tust ja gerade so, als ob wir noch nie in London gewesen wären", zog Harry mich nun auf.
Mit gesenkter Stimme antwortete ich: „In diesem London waren wir auch noch nie."
Grinsend schaute Harry nun auf den U-Bahn Plan, welcher im Zug hing. Ich folgte seinem Blick, um festzustellen, dass wir an der nächsten Haltestelle umsteigen mussten. Das taten wir dann auch und quetschten uns mit den anderen Fahrgästen durch die Tür auf den Bahnsteig hinaus. Nach kurzem Suchen fanden wir den Weg zur Linie, welche uns ins West End bringen würde.
Ich war überrascht, wie gut wir uns doch zurechtfanden, denn normalerweise benutzten wir in London so gut wie nie das U-Bahn Netz. Das war viel zu stressig und konnte außerdem leicht gefährlich werden, wenn wir in eine Horde Fans hineingeraten würden. Umso mehr genoss ich gemeinsam mit Harry die sehr entspannte Fahrt bis zu unserem Zielort.
Dort angekommen, schauten wie im Stadtplan nach, den ich klugerweise eingesteckt hatte, bevor wir uns aus dem Staub gemacht hatten.
„Wir müssen nach rechts gehen, dann geradeaus und an der dritten Kreuzung links einbiegen. Das ist die Straße, in der Lizzy wohnt", erklärte ich nun.
Harry folgte mir auf den Fersen, als ich mich in Bewegung setzte. Es war dunkel und schweinekalt, was mich aber nicht wunderte, denn wir befanden uns ja im Monat Dezember. Da wir jedoch zügig liefen, erreichten wir unser Ziel nach wenigen Minuten.
„Das muss es sein", sagte Harry und schaute auf das Haus mit der Nummer einhundertfünfundvierzig.
Mutig drückte ich auf den Klingelknopf und wartete einfach ab. Nach einigen Sekunden erschien ein roter Lockenkopf an einem der Fenster, welche zur Straße führten.
„Wollt ihr zu Liz und Crissy?", brüllte er nach draußen und schaute uns an.
„Ja!", riefen wir beide im Chor.
„Ok!"
Nach einer relativ kurzen Zeitspanne vernahmen wir das Summen des Türöffners.
„Na wenigstens das gibt es, wenn schon keine Sprechanlage vorhanden ist", meinte Harry, während er mir in das Haus folgte.
Wir mussten in den zweiten Stock hochlaufen, was uns aber nicht störte, da wir es gewöhnt waren, von unseren Fitness Trainern, die uns auf jeder Tour begleiteten, durch die Gegend gescheucht zu werden.
Oben angekommen dröhnte uns laute Rockmusik entgegen und dann liefen uns auch schon die beiden Mädels entgegen. Lizzys blaue Augen strahlten, als sie mich erblickte und wir umarmten uns zur Begrüßung.
„Habt ihr gut hierher gefunden?", fragte sie anschließend.
„Klar, wir haben ja einen Stadtplan", erwiderte ich grinsend.
„Ich wusste schon, warum ich euch einen kaufe", meinte sie augenzwinkernd.
„Also, was wollen wir heute Abend machen? Habt ihr Lust Billard spielen zu gehen?", fragte Crissy in die Runde.
Harry und ich nickten begeistert. Wir kamen viel zu selten dazu, das zu tun, da unser Terminplan im Jahr 2013 stets vollgestopft war.
„Wir sind aber nicht besonders gut darin", meinte Harry grinsend.
„Das ist doch egal, es geht doch nur um den Spaß", erwiderte Crissy.
Der Ansicht war ich auch und so kam es, dass wir uns zu Fuß auf den Weg in ein Pub machten, welches auch Billard Tische als Inventar aufweisen konnte. Das Publikum war durchweg jung und es lief natürlich Musik im Hintergrund. Songs, die uns teilweise unbekannt waren, doch nicht alle hörten sich schlecht an. Eines musste man den Achtzigern zugutehalten: Musikalisch gesehen hatten sie einiges zu bieten, auch wenn es nicht immer unseren Geschmack traf.
Während wir versuchten die Kugeln in die Löcher zu stoßen (Lizzy und ich spielten gegen Crissy und Harry), trank ich hin und wieder an meinem Bier und wippte mit meinen Füßen im Takt zur Musik.
„Magst du den Song auch?", fragte Lizzy plötzlich.
„Äh, ja ich mag ihn aber ich weiß nicht, wie er heißt", gab ich zur Antwort.
„Niall, willst du mich verarschen? Jeder kennt doch Guilty of Love, von Whitesnake", entgegnete Lizzy lachend.
„Hey, ich kenne den Song auch nicht", mischte sich Harry jetzt ein.
„Ihr seid echt richtige Hinterwäldler aber irgendwie süß", kam es nun von Crissy.
Hinterwäldler? Hatte sie das wirklich gerade zu uns gesagt? Zu zwei Typen, die schon die Brit Awards, die AMAs und etliche dieser Veranstaltungen besucht hatten und mit Preisen nach Hause gegangen waren? Wir durften uns aber nicht outen, es hätte sowieso keinen Sinn gemacht, da wir im Jahr 1983 noch gar nicht existierten. Also schluckte ich das hinunter, was ich eigentlich antworten wollte und sagte stattdessen: „Wisst ihr, das war nur Spaß. Natürlich kennen wir den Song, wir kommen schließlich aus dieser Branche."
Harrys alarmierter Blick ließ mich wissen, dass ich gerade zu viel gesprochen hatte.
„Wie meinst du das denn?", wollte Lizzy prompt wissen.
Seufzend schaute ich zu Harry, der nur mit den Schultern zuckte.
„Also wir singen gemeinsam in einer Band", erwiderte ich nun.
„Echt? Das ist ja cool!"
Den Mädels schien das durchaus zu gefallen.
„Und welche Art von Musik macht ihr?", wollten sie sofort wissen.
Harry atmete tief durch, bevor er antwortete: „Wir singen zu Popmusik, das wird euch wahrscheinlich nicht gefallen, aber wir haben Spaß daran."
„Das ist doch das Wichtigste", meinte Lizzy und versenkte anschließen die schwarze Acht in einem der Löcher.
„Wir haben gewonnen, Niall", rief sie laut aus.
„Echt? Du bist spitze!"
Ich hob sie einfach hoch und drehte sie durch die Luft. Die kleine Maus wog sicherlich nicht mehr als fünfzig Kilo. Sie lachte, als ich das tat und sie anschließend wieder vorsichtig auf den Boden stellte. Ihre Augen funkelten vor Freude, als sie mich anschaute und mir wurde eines in diesem Augenblick bewusst: Wie schön es doch war mit einem Mädchen auszugehen, dass keine Ahnung davon hatte, wie berühmt ich in der Zukunft war, und das mich so nahm wie ich war.
Als das Pub um ein Uhr seine Pforten schloss, brachten wir die Mädels natürlich nach Hause. Da weder Harry noch ich Lust verspürten, jetzt schon nach Knights Bridge zurückzukehren, kam es uns wirklich sehr gelegen, dass sie uns baten, noch mit ins Haus zu kommen.
In der Wohnung im zweiten Stock angekommen, führten sie uns zunächst in die Küche, wo wir den Kühlschrank nach Getränken durchforsten durften. Harry und ich begnügten uns jeweils mit einer Dose Cola, während Lizzy und Crissy nach einer Seven Up griffen. Im Flur trennten sich dann unsere Wege, denn ich ging mit Lizzy in ihr Zimmer, während Harry sich zu Crissy gesellte.
Ich wusste nicht, was er vorhatte aber für mich stand eines definitiv fest: Lizzy würde ganz sicher kein One-Night-Stand werden, denn dafür fand ich sie viel zu süß und niedlich. Ich war nicht hierhergekommen, um ein Mädchen zu verarschen oder ihr gar das Herz zu brechen. Aber ich wollte diese Woche ohne den Pop Star Bonus genießen, denn Lizzy ließ mich irgendwie spüren, dass sie mich, Niall, den Iren aus Mullingar mochte und nicht Niall Horan von One Direction. Das war ein so unglaublich schönes Gefühl und sie war die Erste, die mir dieses geben konnte.
Meine Augen wanderten nun durch den Raum, der außer mit einem Kleiderschrank, einem kleinen runden Tisch mit zwei Sesseln, einem Schreibtisch und einer großen Matratze auf dem Boden, ausgestattet war. Über der Matratze an der Wand stand etwas in schwarzen Buchstaben geschrieben. Ein Satz, der mir wahnsinnig gut gefiel und an dem bestimmt etwas Wahres dran war:
„We don't meet people by accident – They are meant to cross our path for a reason".
„Das hab ich da drauf gepinselt, es ist sozusagen meine Lebensphilosophie", erklärte Lizzy, als sie meinen Blick bemerkte.
Lächelnd drehte ich mich zu ihr und dann sah ich etwas, was mein Herz schneller schlagen ließ. An der rechten Wand, neben dem Kleiderschrank, lehnte eine Gitarre!
„Ist das deine?", fragte ich sofort und zeigte mit dem Finger darauf.
Lizzy schüttelte energisch ihren Kopf.
„Nein. Ich bin total unmusikalisch obwohl ich ohne Musik nicht leben kann. Sie gehörte meinem Ex-Freund."
Erstaunt zog ich nun meine Augenbrauen nach oben, als ich nachfragte: „Deinem Ex-Freund? Wollte er sie denn nicht wieder haben?"
Nun antwortete sie wie aus der Pistole geschossen: „Doch, aber ich hab sie ihm einfach nicht gegeben, weil er mich betrogen hat. Und da habe ich mir überlegt, wie ich ihn am meisten treffen kann und das war die Gitarre."
Sie musste plötzlich grinsen, was bei mir ein spontanes Lachen auslöste.
„Du hast Recht", sagte ich, „wenn er so was gemacht hat, dann hat er die Gitarre wirklich nicht verdient.
Lizzy grinste schon wieder. „Weißt du, was das Beste war? Er stand vor der Tür und hat mir die Hölle heiß gemacht wegen dem Teil, aber Paul ist dann nach unten gegangen und hat ihm Prügel angedroht, falls er mich nicht in Ruhe lassen würde."
„Paul?" Fragend schaute ich nun zu ihr.
„Das war der Typ, der euch vorhin die Tür geöffnet hat."
Ich nickte und fragte gleichzeitig: „Warum hat er ihm denn Schläge angedroht?"
„Weil Paul mein bester Freund ist."
Ich hoffte ja nicht, dass da mehr war.
„Nur dein bester Freund, oder...?"
„Ja, wirklich. Er ist überhaupt nicht mein Typ und ich würde lieber lesbisch werden, als mit ihm in die Kiste zu springen, ganz ehrlich", kam es nun von Lizzy.
Das beruhigte mich einigermaßen und ich ging auf die Gitarre zu, um sie in die Hand zu nehmen.
„Kannst du drauf spielen?", fragte sie, was ich mit einem Nicken beantwortete.
Bevor ich jedoch dazu kam, ihr meine Künste zu zeigen, stellte sie mir erneut eine Frage.
„Hast du eigentlich eine Freundin?"
Das konnte ich guten Gewissens mit einem klaren „Nein" beantworten, was ich auch tat. In der Zukunft wartete leider niemand auf mich, zumindest kein hübsches Mädchen.
„Aber du hattest schon Mal eine feste Freundin, oder?"
Sie ließ ja wirklich nicht locker und ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich darauf antworten sollte, denn meine kurzzeitigen Beziehungen mit weiblichen Wesen konnte man nicht als feste Freundin bezeichnen.
„Also", druckste ich herum, „eigentlich nicht."
„Was?!" Lizzy schaute mich erstaunt an. „Das glaube ich dir nicht!"
„Warum denn nicht?"
„Weil du voll der süße Typ bist."
Nachdem sie das ausgesprochen hatte, überzog sich ihr Gesicht mit einer dezenten Röte, was ich natürlich sofort bemerkte und mich automatisch schmunzeln ließ. Es war das Süßeste überhaupt, wenn Mädchen in meiner Gegenwart erröteten und ließ ihn mir immer den Wunsch aufkommen, sie beschützen zu wollen.
„Es stimmt aber wirklich", versuchte ich klar zu stellen.
Ihre blauen Augen musterten mich nun genau. Dann holte sie einmal tief Luft, bevor sie ihre nächste Frage stellte.
„Aber du bist keine Jungfrau mehr, oder?"
Ich fand es äußerst interessant, in welche Richtung sich unser Gespräch entwickelte und beschloss, dass es Zeit war, sie ein bisschen auf den Arm zu nehmen.
Deshalb runzelte ich meine Stirn und erwiderte seufzend: „Doch. Ich bin Jungfrau."
Dieser Trick klappte immer, auch bei Lizzy, die sich auf ihre Matratze setzte und mich ungläubig anstarrte. Ich wollte sie jedoch nicht länger foppen und so setzte ich mich neben sie, mit der Gitarre in der Hand. Tief schaute ich in ihre Augen, als ich sagte: „Ich bin im September geboren, deswegen bin ich Jungfrau und werde es auch immer bleiben."
Keine zwei Sekunden später lachte sie laut los und ich stimmte mit ein.
Lizzys Blick ging nun zu mir, was ein Kribbeln in meiner Magengegend auslöste.
„Du hast also im September Geburtstag", stellte sie fest.
„Ja, ich hatte letzte Woche, also am dreizehnten."
„Letzte Woche?"
Verdammt! Wir befanden uns ja im Monat Dezember.
Schnell korrigierte ich meinen Fauxpas: „Ich meinte, letzte Woche vor drei Monaten."
Sie nickte. „Und wie alt bist du geworden?"
„Zwanzig."
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem hübschen Gesicht aus.
„Wirklich? Dann sind wir im gleichen Jahr geboren aber ich bin ein paar Monate älter als du", sagte sie.
Nun war die Überraschung auf meiner Seite. „Du bist echt schon zwanzig? Ich hätte dich auf achtzehn geschätzt", entfuhr es mir.
Seufzend erwiderte sie: „Das passiert mir immer wieder. Ich werde immer jünger geschätzt und manchmal muss ich sogar meinen Ausweis vorzeigen, weil die Leute mir nicht glauben wollen, wie alt ich wirklich bin. Das ist ganz schön nervig."
Ich konnte sie durchaus verstehen, doch mir machte es nicht wirklich etwas aus. Aber das lag vermutlich auch daran, dass ich im Showgeschäft Frauen über den Weg gelaufen war, die vierzig waren aber aussahen wie dreißig. Diese freuten sich dann immer, wenn man ihnen Komplimente machte. Wahrscheinlich würde Lizzy später genauso eine Frau werden. Eine, der man ihr Alter nicht ansah.
„Vielleicht wirst du das später mal zu schätzen wissen", erwiderte ich schließlich grinsend.
Als sie mich daraufhin leicht auf die Schulter boxte, legte ich blitzschnell die Gitarre zur Seite und schlang meine Arme um ihren Körper, um sie ganz nah an mich heran zu ziehen.
„Gibst du freiwillig auf?", flüsterte ich ihr ins Ohr, was ihr ein schelmisches Grinsen entlockte.
„Nur, wenn du mir was auf der Gitarre vorspielst", kam es prompt zurück.
Diesen Gefallen tat ich ihr nun liebend gerne. Sorgsam griff ich nach dem Musikinstrument und spielte den nächstbesten Song, der mir in den Sinn kam, One thing, aus unserem Debutalbum.
Lizzy lauschte hochkonzentriert, lächelte jedoch dabei, was darauf schließen ließ, dass ihr das Lied gefiel.
„Das ist nicht schlecht und du hast eine sehr schöne Stimme", sagte sie, nachdem ich den Song beendet hatte.
„Danke."
„Ist das sie Art Musik, die du zusammen mit Harry machst?", wollte sie dann wissen.
„Nicht nur Harry und ich. Wir singen alle fünf gemeinsam", antwortete ich wahrheitsgetreu.
„Aber ihr seid noch nicht bekannt, oder?"
Was sollte ich jetzt darauf antworten, ohne sie anzulügen? Ich hasste es, die Unwahrheit zu sagen und deshalb entschloss ich mich dazu, einfach mit der Wahrheit herauszurücken. Sie würde es vermutlich sowieso nicht glauben, aber ich brauchte dann wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich sie angelogen hatte.
„Weißt du, Lizzy", begann ich, „in der Zukunft, also da, wo wir eigentlich herkommen, sind wir schon berühmt."
Meine Rechnung ging auf, denn sie lachte schallend und prustete los: „Ich mag deinen Humor total gerne!"
„Da bin ich aber froh."
Kaum hatte ich das ausgesprochen, klopfte es an die Zimmertür.
„Niall, wir sollten langsam gehen, es ist gleich halb drei", hörte ich Harrys Stimme.
„Was? So spät schon?"
Langsam erhob ich mich und schaute dann zu Lizzy, die ebenfalls aufgestanden war.
„Schade, dass ihr schon gehen müsst", murmelte sie.
Ich wäre zwar auch noch liebend gerne geblieben, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir morgen wieder nach dieser Kugel suchten mussten, zog ich Harrys Vorschlag vor, nach Knights Bridge zu fahren.
Als ich Lizzy zum Abschied umarmte, fragte sie leise: „Sehen wir uns morgen?"
Mein Herz klopfte schneller, denn irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass sie das fragen würde.
„Natürlich", flüsterte ich ihr ins Ohr.
Anschließend drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Soll ich dich wieder anrufen?", wollte ich wissen.
„Ja, so gegen drei, wenn das für dich ok ist."
„Das geht klar. Also dann schlaf schön."
Als ich mich umdrehte, um zur Tür zu laufen, rief sie mir hinterher: „Ich werde von der Zukunft träumen und morgen erzählst du mir mehr darüber."
Das hatte ich jetzt davon, doch es würde mir sicher nicht schwer fallen.
Am nächsten Tag konnten wir Gott sei Dank länger schlafen, da wir erst um elf Uhr in Westminster Abbey sein mussten. Ich erhob mich gegen neun Uhr, um festzustellen, dass Peter wohl bereits das Haus verlassen haben musste.
Jedenfalls war alles still, als ich nach dem Duschen die Treppe ins Erdgeschoß hinab lief. Trotzdem suchte ich die Küche auf. Zu meinem Erstaunen traf ich auf ein weibliches Wesen, welches mir sofort Pancakes servierte. Wenn das mal kein Service war!
Ich bedanke mich artig, bevor ich meinen hungrigen Magen füllte. Nach und nach trudelten die restlichen Jungs ein und so saßen wir schließlich alle gemeinsam am Frühstücktisch und entwarfen einen Schlachtplan, wie wir später die Kugel einfangen wollten.
„Ich bin dafür, dass einer an der Haupteingangstür Wache schiebt", schlug Liam vor, was wir alle mit einem leichten Nicken bestätigten.
„Die restlichen vier verteilen sich in der Kirche, jeder geht in eine andere Richtung. Vielleicht lässt sie sich so besser fangen, denn wo soll sie auch hin? Es gibt keine Abwasserkanäle oder Löcher im Boden, wo sie sich verstecken könnte", fuhr er dann fort.
„Dein Wort in Gottes Ohr", seufzte Zayn laut.
Er tat mir so unglaublich Leid, dass ich ihm jetzt eine Hand auf die Schulter legte.
„Hey, Alter, wenn du nicht mehr zurück darfst, bleiben wir eben hier und leisten dir Gesellschaft. Vielleicht können wir ja in den 80igern was mit einer Boy Band reißen."
„Vergiss es, ich will zurück zu El", sagte Louis sofort.
„Und ich zu Perrie!", brummte Zayn.
Bevor wir weiter darüber diskutieren konnten, wer jetzt zu wem wollte, erhob Harry sich. „Lasst uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät."
Ohne schlechtes Gewissen benutzten wir das altmodische Telefon in Peters Haus, um ein Taxi zu rufen. Liam hatte gestern ein Telefonbuch entdeckt, in welchem allerlei nützliche Nummern zu finden waren, unter anderem die Taxizentrale.
Wir mussten auch gar nicht lange warten, bis ein großes Taxi vor dem Haus stoppte, welches uns auf direktem Weg zur Westminster Abbey brachte. Dass diese Touristenattraktion gut besucht war, hatten wir zwar gewusst, doch die Schlange vor dem Eingang erweckte den Anschein, dass wir vermutlich Stunden brauchen würden, um hinein zu gelangen. Wir mussten uns also etwas anderes einfallen lassen.
„Seht mal, da ist ein gesonderter Eingang für VIPs", meinte Louis plötzlich.
„Toll, das nützt uns nichts, du Spast! Wir sind hier nicht berühmt!", blökte Liam sofort los.
Die beiden gingen mir echt manchmal total auf den Wecker. Wie gerne wäre ich jetzt bei Lizzy gewesen aber nein, wir mussten ja nach dieser blöden Kugel suchen, weil Zayn seine Finger nicht davon hatte lassen können. Dabei fiel mir ein, dass wir nie in 1983 gelandet wären, wenn das nicht passiert wäre. Man konnte wirklich verrückt werden, wenn man über die ganze Sache nachdachte.
Louis nächste Worte holten mich allerdings abrupt aus meinen Gedanken.
„Ich hab ne viel bessere Idee. Dieser Eingang ist auch für Behinderte. Ich tue einfach so, als sei ich behindert!"
„Wieso tun? Da brauchst du dich nicht großartig zu verstellen", ließ Zayn sich grinsend vernehmen.
Ohrenbetäubendes Gelächter erfolgte nach dieser Aussage. Sogar Louis lachte mit, denn er verstand ja Spaß.
„Ok, und welche Art der Behinderung wirst du haben?", erkundigte ich mich, nachdem die Lachsalve vorüber war.
„Ich bin Autist."
„Das klingt gut."
Gemeinsam liefen wir nun in Richtung Eingang, wobei Louis von Liam geführt wurde.
„Entschuldigung, unser Freund hier leidet unter Autismus. Dürfen wir diesen speziellen Eingang hier benutzen?", fragte Liam höflich, während Louis so tat, als sei er in seiner eigenen Welt.
Der Bedienstete, der für den Einlass verantwortlich war, nickte und wollte von jedem, außer von Louis, fünf Pfund haben. Anschließend drückte uns einen Plan der großen Kathedrale in die Hand, welcher sofort von Liam vereinnahmt wurde.
Seufzend bezahlten wir nun den Eintritt und ich konnte nur hoffen, dass unser Budget für die kommenden Tage noch ausreichen würde. Mit diesem Gedanken im Kopf folgte ich meinen Freunden in das Innere der wirklich beeindruckenden Kathedrale.
Das Erste, was mir auffiel, war diese unheimliche Stille, trotz der vielen Besucher. Wir würden mit Sicherheit auffallen, wenn wir Jagd auf die Kugel machten, denn das ging keineswegs lautlos über die Bühne.
Liam führte unsere kleine Gruppe an und stoppte, als der Gang sich teilte.
„Louis, du gehst mit Harry nach rechts, Niall und ich biegen nach links ab und Zayn, du behältst den Eingangsbereich im Auge", wisperte er uns leise zu.
„Ich dachte, wir wollten in vier verschiedene Richtungen gehen", flüsterte Harry.
Jetzt deutete Liam auf den Plan. „Die Gänge teilen sich später nochmals. Also wenn ihr an der nächsten Gabelung angekommen seid, läuft einer von euch nach links und der andere nach rechts", erklärte er.
Wir nickten alle, wünschten uns gegenseitig viel Glück und trabten dann los. Angestrengt hielt ich meine Augen auf den Boden geheftet, denn dort würde das Ding vermutlich auftauchen. Als sich unsere Wege an der nächsten Gabelung trennten, begann das Chaos. Kaum war ich nach links abgebogen, hörte ich Harry durch die Kathedrale brüllen: „Hier ist das verdammte Ding!"
Blitzschnell drehte ich mich um und bahnte mir meinen Weg zwischen den Leuten durch, in die komplett andere Richtung. Natürlich stieß ich mit dem einen oder anderen Besucher zusammen, die sich sofort lautstark beschwerten, was mich jedoch nicht kümmerte. Ich lief einfach mit entschlossenem Gesichtsausdruck weiter und traf auf Liam, der nun gemeinsam mit mir in die Richtung rannte, in der wir Harry vermuteten; am großen Altar in der Mitte.
Dort hatte sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge angesammelt, doch irgendwie zwängten wir uns durch, um anschließend auf ein Szenario zu blicken, welches unsere Münder offen stehen ließ.
Über dem riesigen Kerzenhalter, der an der Decke über dem Altar angebracht war, schwebte eine grüne, leuchtende Kugel. Doch das war nicht das Schlimmste an dieser Geschichte, sondern die Tatsache, dass Harry, unser Lockenkopf, mitten auf dem Altar stand und seine Hände nach oben reckte, um nach der Kugel zu greifen. Das größte Pech war jedoch, dass sie sich vollkommen außerhalb seiner Reichweite befand.
Seine Worte, die er wütend herausschrie, brannten sich für immer in meinem Gedächtnis ein: „Wenn du nicht gleich runter kommst, reiß ich dir den Arsch auf, du verdammtes Miststück!"
Morgen würden wir ganz sicher in den Schlagzeilen stehen.
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Oh, oh, was wird wohl jetzt passieren? Dass die Jungs nach dieser Aktion in Westminster Abbey, der alten ehrwürdigen Kathedrale nicht ungeschoren davonkommen, ist wohl jedem klar.
Wie findet ihr Niall und Lizzy zusammen? Und mochtet ihr, dass Niall ihr quasi die Wahrheit gesagt hat?
Hier habe ich den Song eingefügt, von dem Lizzy gesprochen hat und den Niall und Harry nicht kannten. Er befand sie im Jahr 1983 in den britischen Charts.
LG, Ambi xxx
https://youtu.be/t1uG84R3TDA
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