13 Minuten
Ich schaute wieder auf die Uhr, mir blieben noch knappe dreizehn Minuten.
Dreizehn?!
Eine Unglückszahl, zumindest dem Volksmund nach.
Selber jedoch verband ich keine schrecklichen Unglücke mit dieser Zahl.
Ein Freitag der auf den Dreizehnten fiel, war für mich ein ganz normaler Freitag.
Meiner Meinung nach, geschehen den Menschen, die diese Zahl und diesen Tag als etwas Unglücksbringendes ansehen, Unglücke, weil sie danach suchen.
Jeden Tag geschehen uns kleine Unglücke, die wir gar nicht bewusst wahrnehmen, aber an solch einem Freitag den Dreizehnten, da achten viele Menschen verstärkt darauf.
Daher finden sie viel mehr Unglücke als an anderen Tagen.
Die ganzen glücklichen Zufälle jedoch, die uns tagein, tagaus geschehen, die registrieren wir überhaupt gar nicht.
Eigentlich schade, denn uns passiert mehr Wunderbares, Positives und Glückliches als wir es überhaupt wahrnehmen.
Die kleine Blume zum Beispiel, die mitten in der Stadt zwischen all dem Asphalt blüht, ist sie nicht schon ein kleines Wunder?
Oder die dicke überhaupt gar nicht hässliche Raupe, aus der später ein wunderschöner, anmutiger Schmetterling wird, ist sie nicht etwas Glückliches?
Und die gute Note die mein Sohn mit nach hause bringt, sollte ich nicht einfach nur mit einem Lächeln und einem Kuss abhaken, sondern bewusst das positive Ereignis wahrnehmen.
Wenn man dies alles täte, wäre das Leben viel lebenswerter.
Dies alles ist mir hier im Gefängnis in den letzen Jahren bewusst geworden.
Denn hier hatte ich viel Zeit nachzudenken.
Obgleich ich doch schon immer ein nachdenklicher Mensch gewesen war, hatte ich mich hier, in der Gefangenschaft, zu einem noch viel nachdenklicheren Menschen entwickelt.
Dies war das Positive, das ich meiner Gefangenschaft hier abgewann.
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