Prolog

Nun stand ich also hier. Drei Jahre meines Lebens hatte ich hier verschwendet. Sollte ich mich über die Tatsache, dass ich diesen konservativen Ort mit all den oberflächlichen und konservativen Menschen endlich verlassen durfte, freuen oder trauern, da ich meine Freunde zurücklassen musste und wieder in mein altes Leben zurück kehren musste?

Ein letztes Mal sah ich also auf dieses riesige Gebäude. Drei Jahre war ich in diesem Internat. Drei Jahre. Wie sich das anhört. Es klingt so kurz, aber kam mir so ewig lang vor.

Mein blick schweifte über die große Fläche des Internates. Dieser Baum, unter dem ich immer gelesen hatte. Diese Bänke, wo ich immer die warmen Nachmittage verbracht hatte. Die Grünen Rasenflächen, wo meine Freunde und ich immer gepicknikt hatten.

Dieser Ort wird mir fehlen. Auch wenn ich hier weg wollte. Oder besser gesagt, wenn ich schon von Anfang an hier weg wollte. Er gehört einfach zu meinem Leben.

Mein Blick fiel auf daß riesige Gebäude. Es war ein Gemisch aus einem modernen Gebäude und einem Schloss. Aber so wirkte es nur auf andere. Für mich war es hier schon immer eine Festung. Eine Festung, die mich festhielt und mich unglücklich machte. Vom ersten Moment an hasste ich diesen Ort. Auch wenn nicht alles schlecht war hasste ich diesen Ort einfach. Die Lehrer und auch ein großteil der Schüler verabscheute alles neue und andersartige. Alles, was anders aussah, oder, am schlimmsten, anders dachte, wurde verabscheucht und verachtete. Inklusive mir.

Die ganzen Bilder der letzter Jahre kamen in meine Gedanken. Alles schlechte und alles Gute. Wenn auch großteils schlechte. Einfach alles.

Schnell verdrängte ich die Erinnerungen wieder. Ich schaute auf meinen letzten Koffer runter. Meine ändern Sachen waren schon alle zuhause. Wie das klingt. Zuhause. Noch nie fühlte ich mich irgendwo wie zuhause. Vielleicht lag es daran, dass ich zu meiner Mutter kein gutes Verhältnis hatte. Aber eigentlich auch kein schlechtes. Unser Verhältnis war eher ein neutrales.

Sie war für eine fremde Person. Aber ich war für sie auch eine fremde Person. Wenn ich es damals noch nicht war, war ich jetzt aufjedenfall für sie fremd. Das Problem war nicht ihre Erziehung oder mein schlechtes Verhalten oder der gleichen. Das Problem bestand eher in mir. Sie kam, ebenso wie die Leute im Internat, nicht mit Menschen, die anders aussahen oder anders waren, klar. Auch wenn ich nicht wirklich zu unterscheiden war von andern Menschen. Wobei es bei meiner Mutter wahrscheinlich an der sehr gläubigen und konservativen Erziehung meiner Großeltern lag. Meine Mutter kam nie damit klar, dass ich es hasste brave Kleider oder langweilige normale Sachen zu tragen. Ich wollte auffallen. Ich liebe es meine Haare zu färben oder provokante Kleidung zu tragen. Wahrscheinlich war wegen unserer meilenweiten verschiedenen Meinungen und Sichtweisen so eine riesige Barriere zwischen uns.

"Kommst du." rief meine Mutter mir genervt zu und riss mich so aus meinen Gedanken. Diese Frau zerstört auch jedesmal meine innere Ruhe. Ich rollte mit den Augen. Wieder fiel mein Blick auf das Gebäude, welches ich die letzten Jahre mein zuhause nennen musste.

Ich lächelte ein letztes Mal, als ich an all die schönen und schrecklichen Momente hier dachte, bevor ich weg drehte und auf das riesige Tor zuguing. Dort wartete schon das Auto meiner Mutter auf mich.

"Auf in mein neues altes Leben." murmelte ich leise vor mir hin, strich eine lavendelfarbende Haarsträhne aus meinem Gesicht und atmete ein letztes Mal die frische Luft ein. Mit unsicheren Schritt schritt ich auf das Auto zu. Sollte ich glücklich oder traurig sein? Diese Frage beschäftigte mich schon den ganzen Tag...

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