Kapitel 32 - I promise


An diesem Morgen war etwas anders. Irgendetwas. Ich war anders. Unter anderem anders müde, da ich schätzungsweise keine zwei Stunden Schlaf gehabt hatte, nachdem ich zwar mit dem Gesicht voran wie ein Brett in mein Bett gefallen war, aber durch all die wirren Gedanken, die wie Pingpongbälle durch meinen Kopf geschossen waren, keine Ruhe gefunden hatte. Doch heute war ich in gewissen Maßen nicht wie ansonsten mit dieser unangenehmen Anspannung aufgewacht, sondern diesem einen guten Gefühl der Erleichterung, wenn man auf einmal zehn Tonnen weniger Ballast auf seinen Schultern trug. Ganz schön seltsam. Denn eigentliche sollte ich doch das genaue Gegenteil davon verspüren, jetzt wo ich wusste wie meine Eltern aussahen und mir ebenso sicher war, sie in meinem Leben noch nie zuvor gesehen zu haben. Zumindest in jenem Teil, an den ich mich erinnern konnte. Ihre Gesichter hatten so aufrichtig und fürsorglich, ihr Blick so voller Zuneigung gewirkt, dass mich nach wie vor diese Aura aus Wärme und Traurigkeit umgab. Mit der klitzekleinen und dennoch sehr entscheidenden Anmerkung, dass diese Versöhnung mit Cedric gestern, diesen düsteren Schleier regelrecht in den Schatten stellte. Wochenlang hatte sich nun alles in mir angestaut, wie in einem Staudamm, der kurz davor gewesen war löchrig zu werden, um anschließend gänzlich durchzubrechen. Dieses ständige Hin und Her war nervenaufreibend und nahezu zum Verzweifeln gewesen, aber nun war ich äußerst guter Ansichten, dass sich einiges zum Besseren wenden würde.

Mit einem Lächeln auf den Lippen spazierte ich in die große Halle, steuerte den Slytherintisch an du ließ mich neben Daphne nieder, die mich mit hochgezogener Augenbraue musterte, während sie sich einen Löffel ihres Müslis in den Mund schob. „Was is' denn mi' dir los? " nuschelte sie, während sie genüsslich vor sich hin kaute. „Siehs' aus als hättes' grad Mrs. Norris um die Ecke gebrach' un' dafür gleichzeitig die ganze Nach' gebrauch'."

„Dir auch einen guten Morgen." ließ ich ihr überschwänglich zukommen, nahm das Erstbeste, was meiner Hand in die Quere kam - ein frischer, saftiger Apfel. „Ich muss dich ja enttäuschen, dieses Katzenvieh treibt weiterhin sein Unwesen hier."

„Läss' sich ändern." Daphne grinste düster, was ihr im Anbetracht dessen, dass ihre rechte Wange wie eine mit Nahrung vollgestopfte Hamsterbacke aussah, eher einen sarkastischen Ausdruck verlieh. „Harte Nach', oder was?"

„Ja und Nein. Davon erzähl ich dir später, wenn wir allein sind."

Ihren Ellbogen gegen meinen Arm stoßend und in meine Richtung gebeugt, sprach sie nun im Flüsterton fort, schluckte aber zuvor ihr Müsli runter: „Will ich auch hoffen, denn du bist mir eine Erklärung schuldig, weshalb ich um ein Uhr nachts auf einmal ein leeres Bett vorfinde."

Den Apfel langsam auf meinen Teller legend, starrte ich sie wohl etwas zu erstaunt an, denn ein breites Schmunzeln spiegelte sich auf ihren Gesichtszügen wider. „Hat es noch jemand bemerkt? Pansy vielleicht? Und was machst du so spät überhaupt noch wach?"

„Bin durch Pansys lautes Schnarchen wach geworden. Sag bloß, dir ist das noch nie aufgefallen? Hört sich an, als würde ein fettes Erumpent Paarungsversuche starten."

*****

Der Himmel war glasklar. Kein Wölkchen weit und breit. Warme Sonnenstrahlen kribbelte auf meiner Haut und ich genoss das wohltuende Gefühl, als frische Frühlingsluft in meine Lungen strömte.

Ich saß draußen am Hof auf einer der steinernen Bänke. Die Knie eng an meinen Oberkörper gezogen und meine Arme darum geschlungen. Eine innere Ruhe verspürend. Ich fühlte mich gut, wenngleich auch etwas schläfrig. Meine Hausaufgaben türmten sich bereits und eigentlich hatte ich keine Zeit hier untätig herumzusitzen und das Wetter zu genießen. Als ich heute Morgen die Karte von Moody hervorgezogen und gesehen hatte, dass die Hexe nicht auf dem gewohnten Hügel stand, war mir ein lautes Seufzen entwichen. Das bedeutete, dass heute Abend eine seiner Unterrichtsstunden stattfinden würde. Die erste nach dem Vorfall am See. Einerseits war ich glücklich darüber meine Kräfte zu verbessern, doch ausgerechnet heute war ich ganz und gar nicht in Stimmung. Durch meine gestrige Nachtwanderung hatte ich kaum geschlafen, war etwas unkonzentrierter als sonst und ich sollte bis morgen noch einen ganzen Aufsatz für Zaubertränke schreiben. Das bedeutete wohl, dass ich heute nicht sehr viel früher als gestern ins Bett kommen würde.

Aber dieser Moment hier im Sonnenschein war dringend nötig. Es fühlte sich so an, als würde ich keinen geschriebenen Satz zustande bekommen, sollte ich mich nun selbst dazu zwingen an dem Aufsatz zu arbeiten. Eine kleine Pause. Nur eine Stunde lang. Außerdem... wollte er jeden Augenblick hier sein.

Helles Vogelgezwitscher surrte durch die Luft. Die Geländer Hogwarts lagen nichtsdestotrotz relativ ruhig. Viele Schüler waren ein besseres Vorbild als ich und bereiteten sich in dieser Sekunde auf die Abschlussprüfungen vor oder gingen anderen schulischen Verpflichtungen nach.

Cedric kam über den Hof geeilt. In seinen Armen trug er einen Stapel an Büchern, den er am Ende der Sitzbank ablegte, ehe er sich neben mir niederließ.

„Bist du genauso müde, wie ich?" fragte er mich und stieß einen Seufzer aus, der meinem heute Morgen bei dem Anblick der Karte ähnelte. Mit meiner rechten Hand schirmte ich meine Augen ab, als ich gegen das Licht blickte.

„Ich könnte auf der Stelle einschlafen."

Der Hufflepuff stützte sich mit seinen Armen ab und lehnte sich etwas zurück, starrte direkt ins Licht, ehe sich sein Blick auf mich legte. Seine Pupillen waren ganz winzig.

„Verwandlung war heute der reinste Alptraum. McGonagall hat mir ununterbrochen über die Schulter gesehen, so als würde sie ahnen, dass ich gestern Nacht die Schulregeln gebrochen habe."

„Denkst du denn, sie hat uns gesehen?"

Er schüttelte den Kopf. „Sie hätte bestimmt nicht gezögert uns Hauspunkte abzuziehen. Wahrscheinlich hat sie es nur vermutet, weil ich etwas müde und unkonzentriert war."

Ich nickte bestätigend. McGonagall war nicht gerade jemand, der Gnade walten ließ.

„Übrigens..." er schmunzelte amüsiert. „Du hast mir noch gar nicht erklärt, weshalb du gestern Nacht noch so spät wach warst und unter dem Tarnumhang umhergeschlichen bist, wenn du mich doch gar nicht treffen wolltest"

Ich verzog mein Gesicht. „Vertraust du mir?"

Er nickte, ohne zu zögern.

„Dann stell keine Fragen." Dabei schloss ich wieder die Augen, während ich mein Kinn reckte und gegen die Sonne strecke., ein leichtes Lächeln innehabend. Ich konnte Cedric neben mir amüsiert die Luft ausstoßen hören.

„Du wärst doch nicht einfach unter deinen Tarnumhang geschlüpft und hättest mich allein untergehen lassen, wäre McGonagall aufgetaucht, hm?"

„Ich dachte, du vertraust mir." neckte ich ihn, musste dabei so breit grinsen, dass meine Wangen schmerzten, wunderte mich zur selben Zeit aber, ob er denn gestern überhaupt keine Vorkehrungen getroffen hätte, um während der Sperrstunde durchs Schloss zu schleichen. Soweit ich wusste, existierte ein Unsichtbarkeitszauber und irgendwie war ich mir sicher, dass es Cedric genauso gut wusste.

„Entweder wir gehen beide unter oder niemand von uns." setzte ich nach kurz eingetretener Stille fort und sah ihn an.

Das Lächeln, das sich so plötzlich auf seine Lippen geschlängelt hatte, veranlasste mein Herz dazu schneller zu schlagen, als wohl gesund war. Schlussendlich würde er mich noch ins Grab befördern...

„Warum warst du dann wirklich noch so spät unterwegs gewesen, wenn du mich gar nicht treffen wolltest? Warst du in der Verbotenen Abteilung?"

„Wie kommst du darauf?"

„Du warst im vierten Stock, sehr viel mehr Orte, für die man nachts heimlich unter einem Tarnumhang herumschleichen muss, gibt es dort vermutlich nicht."

„Sicher, dass du nicht Trelawneys verlorengegangener Sohn bist?" Ich grinste. „Cedric Trelawney. Klingt doch gut."

Seine rechte Braue wanderte hoch. „Du lenkst doch gerade ab, nicht wahr?"

„Lenkt da nicht jemand ab, der eigentlich damit angefangen hat, abzulenken?"

„Da, schon wieder."

Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust, wippte mit meinem rechten Fuß hin und her.

„Ja, war ich. Zufrieden, Mister Trelawney?"

„Fast." sagte er belustigt und nahm eine Schneidersitzposition ein, die seine nachdenkliche Miene unterstrich. „Wonach hast du gesucht?"

Einen kurzen Augenblick lang hielt ich Inne. Nicht, weil ich ihm nicht vertraute, sondern weil mit einem Mal alles von diesem letzten Abend wieder über mich hereinbrach. Der Spiegel, die Gesichter meiner leiblichen Eltern, das Blackout meiner Mutter.

Doch ich wusste, dass es keinen besseren Platz für Geheimnisse geben könnte. Cedric schien mir vertrauter als jemals zuvor.

„Nach Vergessenszaubern, beziehungsweise nach Gedächtnismanipulation. Ist... aber nicht so wichtig. Ich werde nächstes Mal einfach in anderen Büchern stöbern."

Cedrics Stirn legte sich in Falten, er öffnete bereits den Mund, schloss ihn dann aber kurzzeitig und zum Vorschein kam ein Schmunzeln. „Du hast am falschen Ort nachgesehen. Vergessenszauber sind nichts allzu Außergewöhnliches. Ich meine damit nicht, dass sie einfach anzuwenden sind, aber man macht von ihnen des Öfteren Gebrauch. Im Ministerium gibt es sogar eine eigene Abteilung, in der man sich darauf spezialisiert hat." erzählte er und ich als ich ihn so betrachtete, wurde mir einmal mehr bewusst, wie sehr ich ihn bewunderte. „Die Angestellten dort nennen sich „Vergmiss-mich", sind hauptsächlich dafür zuständig das Gedächtnis bei Muggeln zu löschen, wenn sie irgendetwas Magisches mitangesehen haben, was nicht für ihre Augen bestimmt war."

Aufmerksam lauschend, versuchte ich eines mit dem anderen zu verknüpfen. Also war es möglich, dass so ein Vergmiss-mich für den Blackout meiner Mutter verantwortlich war? Vielleicht hatte sie zu Gesicht bekommen, dass ich gezaubert hatte und deswegen hatte man ihr Gedächtnis manipuliert. Allerdings standen dem zwei ausschlaggebende Dinge entgegen: 1. Warum ausgerechnet bei diesem Fotoalbum? An dem war nämlich ganz und gar nichts magisch. Und 2. Hätte man mich dann nicht schon längst als Hexe entlarven und nach Hogwarts schicken müssen? Außerdem würde ich mich dann daran erinnern. Der Vorfall mit Mr. Whitman, der ihn ernsthaft verletzt hatte. Dann das Feuer in meiner alten Schule, das sich viel zu schnell und viel zu intensiv ausgebreitet hatte. Zumindest nicht wie ein gewöhnliches Feuer. Aber nichts von all dem hatte meine Mutter jemals bezeugt.

„Woran denkst du?" fragte Cedric besorgt und holte mich somit aus meinen Gedanken.

„Nichts. Ich dachte mir nur gerade, dass es vielleicht besser gewesen wäre, gleich dich zu fragen, anstatt mich dort durch zahlreiche Bücher zu quälen. Das bedeutet, ich könnte für weitere Informationen einfach in der ganz normalen Bibliothek suchen und eher fündig werden?"

„Dort findest du bestimmt etwas darüber. Wenn du möchtest, werde ich dir bei der Suche danach helfen."

„Danke, Cedric. Das ist... wirklich freundlich von dir." sagte ich, ohne dafür tatsächlich die richtigen Worte gefunden zu haben. Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln und er tat mir gleich. „Und du weißt nicht zufällig etwas über einen Zauber, der Feuer heraufbeschwört?"

„Um ehrlich zu sein, beunruhigt mich diese Kombination ein wenig." lachte er.

„Angst?" fragte ich, lehnte mich süffisant grinsend in seine Richtung. „Angst, dass ich dich loswerden möchte, Trelawney?"

„Du bist nicht naiv genug, um mich so offensichtlich in deine Pläne einzuweihen, Hastings." Er kniff belustigt seine Augen zusammen, was ihn automatisch um Jahre älter machte, wie ich fand. Ihn aber zur selben Zeit äußerst attraktiv wirken ließ. „Du meinst mit diesem Feuerzauber doch nicht etwa diesen einen Zauber, den du bei der peitschenden Weide angewandt hast, oder?"

„Du hast davon gehört?"

„Jeder hat davon gehört." lachte er weiter, wurde dann aber plötzlich ernst. „Du meinst damit, dass.... dass du einen Zauber ausgeführt hast, den du gar nicht kanntest?"

Als ich darauf nichts erwiderte, wurden seine Gesichtszüge steifer. „Ähnlich wie damals auf der Quidditchweltmeisterschaft, nicht wahr?" Er musterte mich nun mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Ich nickte und erinnerte mich zugleich zurück an jenen Vorfall, als ich den Schutzzauber anwandte, obgleich ich noch nie zuvor in meinem Leben mit einem Zauberstab einen Zauber ausgeführt hatte. Cedric hatte sein Versprechen gehalten und nie jemandem jemals davon erzählt.

„Was war es für ein Zauber?" fragte ich und ein seltsames Gefühl überkam mich.

Nachdenklich starrte er kurzzeitig zu Boden.

„Eine Art Beschwörungszauber. Das sind mächtige Zauber und nur mächtige Hexen und Zauberer können sie heraufbeschwören. Ich bezweifle, dass irgendjemand anderes in deinem Jahrgang so einen Zauber ausführen könnte. Wenn sie außer Kontrolle geraten, dann---" Er hielt inne, als er mich anblickte, so als würde er die Antwort an meinem Gesichtsausdruck ablesen. „Das ist er, nicht wahr? Außer Kontrolle geraten." Die gesamte Zeit über hatte er mich keine Sekunde lang aus den Augen gelassen.

Einen Moment lang sagte ich nichts und wir starrten nur einander an. Doch dann nickte ich erneut. „Aber es ist nichts geschehen. Dumbledore war rechtzeitig zur Stelle und---

„Das ist gefährlich, Alicia." unterbrach er mich und das besorgte Funkeln in seinen Augen ließ mein Herz kräftig gegen meinen Brustkorb hämmern.

„Ich... ich weiß." murmelte ich leise. „Aber nun habe ich alles unter Kontrolle, vertrau mir."

Auch er hüllte sich kurzzeitig in Schweigen. Nicht sicher darüber, ob ich die Situation tatsächlich richtig einschätzten konnte. Es spiegelte sich so klar und deutlich auf seinen Zügen wider, als würde ich ein offenes Buch lesen.

„Versprich mir, dass du vorsichtig bist, Alicia."

„Ich verspreche es."

*****

Er war im Schatten der großen Steinmauern stehengeblieben. Seine strähnigen, schwarzen Haare hingen ihm tief ins Gesicht, während er aufmerksam lauschte. Einige Zeit lang war es still geworden, man könnte beinahe meinen, dass die beiden ihren Weg fortgesetzt hatten, doch Severus Snape wusste es besser.

Als Hastings und Diggory zu sprechen begannen, verstand er jedes einzelne ihrer gesprochenen Worte. So klar und deutlich, als würden sie direkt neben ihm stehen. Es war es keine Genugtuung, die seine Gesichtszüge erklomm, als sich sein Verdacht bestätigte, sondern lediglich die gleiche Ausdruckslosigkeit und Glätte, die er stets zu tragen pflegte.

Alicia Hastings hatte also erste Nachforschungen angestellt, hatte sogar die Verbotene Abteilung in der Bibliothek aufgesucht. Nicht, dass er es nicht schon längst erwartet hätte. Ebenso, dass die beiden unter dem Tarnumhang verborgen herumgeschlichen waren. Wie naiv junge Schüler doch sein konnten, zu denken, Professoren würden nicht Wind davon bekommen, was nachts auf den Gängen Hogwarts vor sich ging.

Snape hob mit einer raschen Handbewegung die Wirkung des Lauschers auf und verschwendete keine Zeit sich auf den Weg zu machen.

Als er schließlich vor dem Büro des Schulleiters stand und ihm der alte Zauberer mit langem, weißem Bart und der halbmondförmigen Brille öffnete, schien er nicht sonderlich überrascht.

„Severus." sagte er, deutete mit einer fließenden Handbewegung an, dass er eintreten konnte. „Was verschafft mir die Ehre?"

Snape schritt ohne Umschweife in die Mitte des Büros und drehte sich zu Dumbledore um. Seine alten von Falten umgebenen Augen funkelten neugierig.

„Es dürfte Sie interessieren, dass sich Miss Hastings und Mister Diggory zur Sperrstunde außerhalb ihres Schlafsaals herumtreiben. Ich konnte hören, dass Miss Hastings davon sprach, die Verbotene Abteilung der Bibliothek gestern nach bestimmten Zaubern durchsucht zu haben."

Dumbledores Augen ruhten ruhig auf Snapes blasser Gestalt, ein leichtes Lächeln bergend. „Ich schätze, sie hat endlich damit angefangen Nachforschungen anzustellen, nicht wahr?"

Snape nickte.

„Wonach hat sie gesucht?"

„Vergessenszaubern und dem Beschwörungszauber, den sie vor einigen Monaten bei der alten Weide anwendete."

Die Augen des Schulleiters verengten sich nachdenklich, er schien sich gar an irgendetwas zu erinnern. „Ist sie fündig geworden?"

„Was ich ihrem Gespräch entnehmen konnte, dürfte ihre Suche erfolglos geblieben sein. Allerdings hat ihr Diggory einige verheißungsvolle Ratschläge gegeben."

„Sorgen Sie dafür, dass es auch so bleibt, Severus. Entfernen sie alle Bücher, die sich insbesondere mit Vergessenszaubern beschäftigen. Besonders jene, die von Gedächtnismanipulation handeln. Behalten sie nur die allgemeinen Bücher dort."

Snape hatte seine Hände hinter seinem Rücken verschränkt, sein Kopf hob sich leicht an, als Dumbledore geendet hatte. „Es scheint Sie ja nicht im Geringsten zu stören, dass Miss Hastings und Mister Diggory nachts nach der Sperrstunde durch Hogwarts schleichen."

Die Gesichtszüge des Schulleiters wurden weicher. „Sie sind jung, oder wollen Sie mir weismachen, Severus, dass sie in diesem Alter nie nach Sperrstunde ihren Schlafsaal verlassen hätten?"

Er blinzelte. „Ich dachte, Sie hätten Sie unter Kontrolle. Nun läuft sie gemeinsam mit einem trimagischen Champion durch die Gänge Hogwarts und durchsucht verbotene Abteilungen der Bibliothek nach ---"

„Ich weiß, Severus, und das habe ich. Genau aus diesem Grund möchte ich, dass Sie erledigen, was ich Ihnen aufgetragen habe."

Der Zaubertränkeprofessor zögerte, neigte seinen Kopf, zeigte erstmals in den vier Wänden des Büros eine menschliche Emotion. Skepsis.

„Weshalb entfernen wir die Bücher, wenn es möglicherweise gar nichts damit zu tun hat und wir lediglich einem ungemeinen Missverständnis unterliegen?"

Dumbledore faltete seine Hände und über den Rand seiner halbmondförmigen Brille hinweg, lugte er in Richtung des Denkariums. Die Flüssigkeit schimmerte silbrig-glänzend. „Lassen wir es nicht darauf ankommen, ob wir uns tatsächlich irren. Und lassen Sie mich ebenso sagen, dass ich mir inzwischen ausdrücklich wünsche, dass dem so ist."

In dem Büro war es ganz still geworden. Einige Sekunden lang starrten sie einander an und in Dumbledores Brillengläsern reflektierte sich fahles Licht. Als nächstes ertönte erneutes Quietschen und die Tür fiel hinter Snape ins Schloss, als er das Büro verließ. 

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