Kapitel 19 - TheYule Ball (Part 1 )



Der Weihnachtsball stand vor der Tür. Auch wenn ich diesen Tag so gut es ging hinausgeschoben hatte, war er doch mit Lichtgeschwindigkeit herangeeilt und hatte mich dabei brutal umgelaufen.

Euphorie? Freude? Fehlanzeige. Keine Spur davon. Zumindest nicht bei mir. Noch dazu hatte ich erst vor kurzem einen Streit mit Harry gehabt. Es war bereits kurz nach 17 Uhr, der Großteil der Schüler befand sich vor dem Spiegel, bereitete sich auf den Ball vor, ging nochmals die letzten Tanzschritte durch. In etwa zwei Stunden würde alles seinen Lauf nehmen und anstatt mir ein Beispiel an dem Rest zu nehmen, saß ich in der großen Halle, mein Gesicht in beide Hände gestützt. Die Tische waren so gut wie leer. Nur einige Erst- oder Zweitklässler wanderten noch herum, beschwerten sich lauthals darüber, dass es ihnen nicht gestattet war an dem Ball teilzunehmen.

Der Slytherintisch bildete demnach wohl eine Ausnahme, denn abgesehen von meiner Wenigkeit befand sich nur noch Vincent Crabbe am anderen Ende des Tisches und lugte ab und an zu mir herüber. Das wiederum wunderte mich ganz und gar nicht. Bestimmt hatte er keine Ballbegleitung abbekommen und purzelte nun irgendwo hier umher. Oder, meine zweite Theorie, sein Anzug hing in seinem Schlafsaal und er wusste genauso gut wie ich, dass es egal war, wie er aussehen würde, weil ihn sowieso niemand zum Tanzen oder zu sonstigem auffordern würde, weshalb er sich hier lieber den Bauch vollschlug und mir auf die Nerven ging. Es könnte natürlich auch sein, dass sein Anzug beim Anprobieren in alle Richtungen zerfetzt war und man nun nicht mehr wusste, wo sich hinten und vorne, wo oben, und wo unten befand. Diese Theorie fand ich am besten. Jedenfalls nervte es mich tierisch, dass er ständig zu mir sah.

Ob ich heute besonders gut gelaunt war? Diese Frage erübrigte sich wohl. Und das alles nur wegen diesem blöden Ball. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ich Weihnachten nicht mit meinen Eltern verbrachte, so wusste ich, dass ich ausgerechnet SIE heute zusammen hier sehen würde. Cedric und Cho Chang. Allein bei dem Gedanken wurde mir ganz mulmig zumute und er versetzte mir einen kräftigen Stich. Seitdem ich davon erfahren hatte, hatte ich kein einziges Wort mit Cedric gewechselt. Besser: Ich hatte mich noch nicht einmal in seine Nähe gewagt. Nur einmal hatte ich ihn nachmittags zusammen mit Chang im Hof gesehen. Danach hatte ich den gesamten restlichen Tag keinen Hunger mehr gehabt und war mit kaum etwas im Magen früher als üblich zu Bett gegangen.

Poliakoff hatte sich bei mir bereits vor zwei Tagen verabschiedet, als er abgereist war und irgendwie hatte sich im Anschluss eine seltsame Leere über mich gelegt. So als würde ich etwas in meinem Leben vermissen. Ich genoss seine Gesellschaft. Sie hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, wenngleich er nicht viel sprach. Genau das, was ich heute benötigte.

Aus dem Augenwinkel sah ich jemanden auf mich zukommen. Für einen kurzen Moment dachte ich, es wäre Crabbe, weshalb ich bereits nach Luft schnappte, um ihm gehörig die Meinung zu sagen, als ich in das emotionslose Gesicht von Snape starrte und die angesammelte Luft sofort wieder entweichen ließ.

„Miss Hastings?"

„Ja, Professor?" Eilig stand ich auf und strich mir dabei eine Haarsträhne hinters Ohr. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich heute noch gar nicht in den Spiegel gesehen hatte.

„Im Auftrag von Dumbledore soll ich Ihnen ein Schreibstück von ihren Eltern geben" Er hielt mir einen kleinen Briefumschlag entgegen. „Lesen Sie ihn. Und nun würde ich Sie bitten, die große Halle zu verlassen. Die Vorbereitungen für den Ball werden in Kürze beginnen."

Nickend nahm ich den Brief an mich, bedankte mich knapp bei ihm und machte auf dem Absatz kehrt, sah jedoch noch, wie auch die anderen Schüler von Professor Snape hinausgescheucht wurden, jedoch in nicht ganz so freundlichem Tonfall, wie mir gerade eben noch zu Teil geworden war. Aus dem Augenwinkel erhaschte ich noch einen letzten Blick auf Professor Flitwick, der bereits die erste Deko in Form von goldenen Schleiern an die Wände zauberte.

Als ich den Mädchenschlafsaal betrat, war wider Erwartungen weit und breit keine Spur von Milicent Bulstrode und Pansy Parkinson. Daphne trug bereits ein schönes, dunkelgrünes Kleid, welches ihr bis knapp unter die Knie reichte. Sie sah wirklich gut darin aus.

„Glaubst du, ich werde Montague gefallen?" Sie grinste mich an und ich grinste bei ihrer Frage nicht weniger breit zurück.

„Hast du etwa vor, ihn dir richtig zu angeln?"

„Ich hab ihn doch schon längst am Haken." winkte sie mit der Hand ab und machte einen zufriedenen Knicks.

Auf ihre Antwort hin verdrehte ich schmunzelnd die Augen.

Während ich mich auf meiner Bettkante niederließ, hörte ich Daphne plötzlich tief ausatmen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du Potters Einladung abgelehnt hast."

Als ich zu ihr hochblickte, konnte ich sehen, dass sie ihre Augenbrauen hochgezogen hatte, wodurch ich erstmals ihren aufgetragenen gold-braunen Lidschatten bemerkte, der durch das grünliche Licht dunkler wirkte, als er vermutlich war.

„Ich bin doch nicht die Ersatzwahl für Chang. Lieber gehe ich allein." murmelte ich verärgert. Der Auslöser des Streits zwischen Harry und mir. Er hatte es doch tatsächlich in Betracht gezogen, mit mir zum Ball zu gehen, da Chang bereits Cedrics Begleitung war. Aber da hatte er sich geschnitten. Es hatte mich zutiefst gekränkt auch hierbei nur zweite Wahl zu sein, ausgerechnet nach Chang, wenngleich Harry und ich beste Freunde waren.

Was fanden bloß alle an dieser Ravenclaw? So toll war sie nicht. Wirklich nicht.

„Aber du hättest wenigstens eine Ballbegleitung gehabt." meinte Daphne schulterzuckend. „Selbst wenn es Potter gewesen wäre."

Ich erwiderte darauf nichts.

Dann öffnete ich endlich den Brief und las ihn leise durch. Daphne hatte mich noch einen Augenblick lang beobachtet, so als würde sie noch etwas sagen wollen, drehte sich aber doch um und betrachtete sich nochmals im Spiegel.

„Liebste Alicia,

Es tut uns wirklich wahnsinnig leid, dass wir dir nicht eher schreiben konnten. Dein Vater hat versehentlich deine Eule verjagt, die uns deinen letzten Brief überbrachte und wir hatten leider keine Ahnung, wie unser Brief sonst an dich gelangen soll.

Die Weasleys haben uns bereits kontaktiert, besser gesagt, ist Mr. Weasley auf einmal durch unseren Kamin gerauscht und hat uns in ein sehr langes und ausführliches Gespräch verwickelt. Ich sag dir, dein Vater hätte ihn beinahe mit einer Lampe erschlagen und die Polizei gerufen, weil er ihn für einen Einbrecher hielt.

Er scheint ein äußerst höflicher und guter Mann zu sein. Wir haben zusammen beschlossen, dass wir deine Weihnachtsferien anfänglich bei ihnen verbringen werden. Mr. Weasley hat sich auch bereit erklärt, uns persönlich abzuholen. Mach dir also keine Gedanken um uns und genieße den Weihnachtball. Ich hoffe, du gehst dort mit einem netten Jungen hin?

Dein Vater lässt dich herzlichst grüßen und wir freuen uns schon sehr, dich endlich wiederzusehen.

In Liebe, Mum

Ein breites Lächeln war während des Lesens des Briefes auf meine Lippen getreten. Es freute mich von ihnen zu lesen und noch mehr freute ich mich, dass wir tatsächlich gemeinsam die Weasleys besuchten. Das würde großartig werden.

Als ich den Brief noch ein zweites Mal durchlas, musste ich allerdings aufseufzen.

Wenn meine Eltern wüssten, mit dass ich mit niemandem auf den Ball gehen würde... Was würden sie denken? Würden sie sich Sorgen machen?

Daphne zupfte noch ein letztes Mal an ihren Haaren herum, bevor sie zur Tür eilte. Die leichten Absätze ihrer Schuhe klackerten dabei auf dem Boden. „Montague und ich treffen uns schon etwas früher. Wir sehen uns dann später, ja?" sagte sie und ich ließ ihr ein kurzes „Okay, bis später" zukommen. Doch kurz, bevor sie die Türe aufzog, hielt sie nochmals Inne und sah mich an.

„Vielleicht solltest du den Ball nicht zu ernst nehmen und dich heute einfach amüsieren, Alicia. Mit wem auch immer." Daphne ließ mir ein sanftes Lächeln zukommen. In der nächsten Sekunde war sie bereits verschwunden.

*****

Es war 18:56 Uhr. Ein letztes Mal betrachtete ich mich Spiegel, strich mit meinen Handflächen mein Kleid an meinem Oberkörper glatt und genoss das Gefühl des weichen Stoffs unter meinen Fingerkuppen. Es war eisblau und harmonierte fast schon etwas zu sehr mit der Farbe meiner Augen. Es war schulterfrei, hatte aber dennoch Ärmel in derselben Farbe, nur im transparenten Stoff. An Der obere Rand war mit einer schönen Perlenstickerei verziert, die im gründlichen Licht hell funkelte. Ab der Hüfte fiel es in großen Falten bis zum Boden, reichte haargenau bis zu meinen Zehenspitzen und verdeckte somit meine Schuhe. Ich fühlte mich darin ein klein wenig wie eine Märchenprinzessin.

Meine Haare ließ ich in leichten Wellen über meine Schulter fallen und war mit bis zum Ende unsicher, ob ich sie nicht vielleicht doch lieber hochstecken sollte, entschied mich schlussendlich aber dagegen.

Noch während ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete, kam Pansy zur Tür herein. Selbst sie hatte sich heute einigermaßen zurecht gemacht, trug jedoch einen viel zu dunklen Lippenstift. Ruckartig blieb sie unter der Türschwelle stehen und gab sich größte Mühe mir einen abwertenden Blick zuzuwerfen. Und ehrlich gesagt: Sie war ziemlich gut darin.

„So willst du tatsächlich zum Ball gehen?" Sie rümpfte die Nase.

Ein kurzes „Jap." war alles, was ich darauf erwiderte.

Pansy schnaubte und für den Bruchteil einer Sekunde war ich froh, dass Blicke nicht töten konnten. Wie ich erfahren hatte, war sie Malfoys Ballbegleitung. Wenig überraschend, musste ich zugeben. Was er wohl an ihr fand? Sie war weder sonderlich hübsch, noch hatte sie andere Eigenschaften, an denen man leicht Gefallen finden könnte. Andererseits besaßen beide eine herrlich fiese und widerliche Ader. Vielleicht war es ja das...

Es war so weit. Meine Hand ruhte am Türknauf. Unmengen an Luft strömten in meine Lungen, als ich tief einatmete. Noch wäre es nicht zu spät. Noch konnte ich hierbleiben und mich im Mädchenschlafsaal verkriechen. Aber wollte ich so Weihnachten verbringen? In einem dunklen, grünschimmernden Mädchenschlafsaal, während sich jeder andere auf dem Ball amüsierte? Ich wusste, es war nicht so verlaufen, wie erhofft. Doch ich wollte mich nicht weiter verstecken. Dieses eine Mädchen sein, deren Brief verloren gegangen war, die nicht zugehörig war, mit der etwas nicht stimmen konnte. Ich wollte an all dem hier teilhaben.

Einen tiefen Atemzug genommen, öffnete ich die Tür, hinter mir Pansy in ihrer Tasche wühlend vernehmend.

Dann betrat ich den Gemeinschaftsraum. Alles hier schien still zu liegen. Nur eine einzige Person stand vor dem Kamin. Malfoy. Das Feuer knisterte hinter seiner dunklen Gestalt. Über seinen Anzug trug er einen schwarzen Festumhang aus Satin und für den Bruchteil einer Sekunde ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass er gut darin aussah. Sein Blick war starr ins Feuer gerichtet. Was auch immer es war, worüber er nachdachte, es musste ihn wohl ziemlich beschäftigen, denn erst als ich direkt an ihm vorüberging, wandte er seinen Blick davon ab. Seine Pupillen waren durch das helle Flammen des Feuers auf einen winzigen, schwarzen Punkt geschrumpft, weiteten sich aber augenblicklich, als sich sein Blick auf mich legte. Sein wildes Grau funkelte.

Etwas huschte über seine Gesichtszüge, doch ich konnte nicht sagen, was es war. Dann, plötzlich, wanderte sein Blick an meiner Schulter vorbei und ich drehte mich ebenso um. Pansy kam auf uns zu. Ich hatte sie nicht kommen hören.

Eilig ging sie an mir vorbei und harkte sie sich bei ihm ein. Dabei entging mir jedoch nicht die Skepsis, die sich kurzzeitig in ihren Augen befunden hatte, als sie uns gemeinsam erblickt hatte.

„Wir können losgehen." meinte sie selbstsicher, warf ihr dunkles Haar über Schulter und warf mir einen triumphierenden und nicht weniger süffisanten Blick zu, als beide an mir vorbeischlenderten.

Nichts als das Knistern des Kamins erfüllte den Raum. Mit verschränkten Fingern sah ich zu Boden. Ein eigenartiges Gefühl breitete sich in mir aus und auf einmal fühlte ich mich einsam, wie ich hier so stand. Draußen, hinter diesen Mauern, die Treppen hinauf hinter großen Holztüren wartete der Ball auf mich. Ein magischer Abend mit Freunden, Musik und herrlichem Essen. Worauf also wartete ich noch?

Langsam setzte sich ein Fuß nach dem anderen in Bewegung. Hinaus auf die kühlen Flure des Kerkers. Immer schneller und schneller schritt ich den Gang entlang, einen langen Schatten auf die steinernen Mauern werfend. Ich rannte beinahe schon die Stufen hinauf, hob mein Kleid an, um nicht darüber zu stolpern. Meine goldenen Schuhe kamen zum Vorschein, glitzerten unter dem Schein der Fackeln. Erst als ich die große Halle betrat, machte ich Halt. Staunend legte ich meinen Kopf in den Nacken.

Es war prächtig. An den Wänden waren goldene Schleier angebracht, die im Licht der Kerzen geheimnisvoll schimmerten. Ein großer Weihnachtsbaum stand in der Nähe einer aufgebauten Bühne. Weihnachtskugeln in allen Farben strahlten mir entgegen. Ein Blick auf die verzauberte Decke verriet mir, dass Schnee fiel, denn kleine Kristallflöckchen schienen auf uns herabzuregnen. Wohlklingende Musik drang an mein Ohr und ich erblickte große Tische, an denen jeweils 12 Personen Platz hatten.

Dutzende Köpfe wandten sich in meine Richtung. Mädchen schoben ihre Köpfe tuschelnd zusammen, der Blick mancher Typen hingegen schien einen Moment zu lange an mir zu haften. Auch Daphne entdeckte mich und mir von einem der Tische, zeigte dabei auf einen freien Platz neben ihr, auf dem sie ihre Tasche abgestellt hatte. Ich musste lächeln. Sie war wirklich eine tolle Freundin. Meine beste Freundin, wenn man es genau nahm.

Erst jetzt sah ich, dass auch Draco und Pansy an diesem Tisch saßen, jedoch auf der anderen Seite. Ich ließ mich neben Daphne und Montague zu meiner linken nieder. Zu meiner rechten hingegen saß Adrian Pucey, gemeinsam mit seiner Ballbegleitung. Einer Slytherin, deren Namen ich nicht kannte, aber einen Jahrgang über mir sein musste. Ein Durmstrang und eine Ravenclaw saßen ebenso zu Tisch.

Daphne beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr. „Du siehst fabelhaft aus, Alicia! Spätestens in dieser Sekunde bereut es die Hälfte hier, dich nicht nach einer Verabredung für heute Abend gefragt zu haben. Darauf traue ich meinen Zauberstab zu wetten."

Ich konnte nicht anders, als ihr ein Lächeln zu schenken. Glücklich und dankbar zugleich für ihre Worte.

„Außerdem... gibt es hier echt köstliche Speisen. Hast du schon einmal Rosinenpudding probiert? Den solltest du unbedingt nehmen."

Verneinend schüttelte ich den Kopf, beschloss aber Daphnes Empfehlung bei Gelegenheit nachzukommen, während ich den Rest der Speisekarte studierte. Noch hatte ich niemanden von den Gryffindors gesehen und insgeheim war ich ganz glücklich darüber. Würde Harry noch immer verärgert sein? Würde sich Cedric überhaupt dafür interessieren, dass ich ebenfalls auf dem Ball war?

Das Festessen würde offiziell erst in einigen Minuten starten. Noch immer fanden sich ganze Massen von Schülern in der großen Halle ein, begrüßten einander, flirteten mit ihrer Ballbegleitung oder führten ein einfaches Gespräch. Montage und Daphne gehörten jedenfalls zu der flirtenden Gruppe. Und Daphne hatte nicht untertrieben, als sie gemeint hatte, sie hätte ihn am Haken.

Das laute Quietschen der schweren Holztüren der großen Halle fegte durch den Raum und machte jeglichen Gesprächen den Gar aus. Die trimagischen Champions traten ein, angeführt von McGonagall. Kein Wunder also, dass ich Harry vorhin nirgends entdeckt hatte. Fleur Delacour stolzierte zuerst mit ihrem Tanzpartner herein, gefolgt von Viktor Krum und.... Hermine! Einen Moment lang dachte ich, ich würde träumen. Sie und Viktor Krum? Die Gryffindor sah wirklich fabelhaft aus. Ihr Haar war nicht mehr so buschig wie sonst, sondern glänzte richtig und ihr Kleid sah einfach zauberhaft aus. Das Lächeln, welches ihr wie ins Gesicht gemeißelt war, ließ sie förmlich strahlen. Das nachkommende Pärchen war Cedric, der wenig überraschend mit Cho an seiner Seite in die große Halle trat. Sie hatte sich bei ihm eingeharkt und sah richtig gut aus. Damit meinte ich wirklich: Richtig gut. Beide trugen ein Lächeln im Gesicht. Eilig wandte ich meinen Blick von ihnen ab. Eine leichte Gänsehaut hatte meine Arme überzogen und der Stein in meinem Magen schien rasant an Gewicht zugelegt zu habe. Als würde ich frösteln, schlang ich meine Arme fest um meinen Oberkörper, bemerkte dabei aus dem Augenwinkel Malfoys durchdringenden Blick auf mir ruhen und Pansy, die daraufhin eilig seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, indem sie sich über Harry lustig machte, der äußerst nervös aussah. Schlecht nervös. So, als würde er sich gleich übergeben müssen. Gemeinsam mit einem Parvati Zwilling bildete er das Schlusslicht und als er in meine Richtung lugte, duckte ich mich instinktiv ein klein wenig.

Die trimagischen Champions wurden an den Podiumstisch geführt, wo auch Dumbledore, Karkaroff, Madam Maxime und der Rest der Jury des Turniers saßen und das Festessen wurde offiziell eröffnet. Dabei entging mir nicht, dass mich Karkaroff unweigerlich mit seinen dunklen Augen fixiert hatte. Ein unangenehmes Gefühl überkam mich, als sich unsere Blicke begegnete, weshalb ich mich abwandte und so tat, als würde ich ein weiteres Mal die Speisekarte studieren, obgleich ich bereits längst wusste, was ich nahm. Etwas Leichtes, da mir inzwischen ohnehin durch den Druck des Steins in meinem Magen der Appetit vergangen war. Und als Nachtisch natürlich einen Rosinenpudding, wie von Daphne empfohlen.

Nachdem wir uns alle die Bäuche vollgeschlagen hatten und genug Zeit gehabt hatten, uns gegenseitig über den neuesten Gossip zu informieren, kündigte Dumbledore den Eröffnungstanz an. Während dem Essen hatte ich mich hauptsächlich mit Daphne unterhalten, hatte aber irgendwann Notiz davon genommen, dass Montague genervt zu sein schien, nicht ihre alleinige Aufmerksamkeit zu genießen, weshalb ich mich zum Schluss eher ruhig verhielt. Schließlich waren die beiden gemeinsam hier und ich stellte mehr oder weniger das fünfte Rad am Wagen dar. Dumbledore bat uns alle aufzustehen und mit einem Schlenker seines Zauberstabs bewegten sich die Tische an den Rand der Halle und eine Bühne erschien, samt Instrumenten. Eine Band stürmte sogleich darauf.

„Die Schwestern des Schicksals." erklärte mir Adrian Pucey, der neben mir stand und scheinbar meinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

Es wurde kräftig applaudiert, als die Champions anfingen zu tanzen. Abgesehen von den Schuldgefühlen Harry gegenüber, machte sich auch kurzzeitig Enttäuschung in mir breit, als ich Cedric so zauberhaft mit Cho tanzen sah. Als wären sie füreinander gemacht. Traurig biss ich mir auf meine Unterlippe. Der leichte Schmerz holte mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holte. Cedric hatte vermutlich nie vorgehabt mich auf den Ball einzuladen und wenn ich ihn wirklich mochte, dann sollte ich mich für Cho und ihn freuen, anstatt mich selbst zu bemitleiden, weil er ganz offensichtlich etwas für Cho empfand. Immerhin hatte mich Cedric gerne, ihm lag etwas an mir und wir verstanden uns blendend. War das nicht genug?

Erneut wurde Beifall laut, den ich, Gedanken versunken, verpasste. Dumbledore forderte McGonagall zum Tanzen auf und nach und nach folgten immer mehr Paare. Daphne mit Montague, Malfoy mit Pansy, und Pucey mit seiner Begleitung.

Da stand ich nun, allein am Rand der großen Halle, beobachtete die anderen dabei, wie sie den Abend genossen. In diesem Moment hätte ich nichts lieber getan als auf die Tanzfläche zu gehen und mit einem netten Tanzpartner im Takt der Musik meine Pirouetten zu drehen. Einen angenehmen Luftzug im Gesicht verspürend, während man um die eigene Achse wirbelte und den Augenblick genoss. Einfach ein Teil von alldem zu sein. Ob Poliakoff wohl gerade auch an dasselbe dachte? Oder war er zu beschäftigt damit, seinen Auftrag auszuführen? Mein Blick wanderte kurzzeitig zu Boden, als ich mir die Frage stellte, ob er wirklich jemals den versprochenen Tanz einlösen würde.

Eine ganze Weile beobachtete ich die tanzenden Paare, summte dabei leise zur Musik, um meine Stimmung damit etwas aufzuheben. Auf einmal hörte ich nicht weit von mir jemanden wütend herumbrüllen. Es war Pansy.

„Tu doch nicht so! Das hast du mit Absicht gemacht, Greengrass!" Sie bebte vor Wut. In dieser Sekunde sah ich es. Ihr beigefarbenes Kleid war an einer Stelle in dunkles Rot getaucht. Elfenwein. Daphne neben ihr, ihr leeres Glas haltend. Draco stand hinter ihr, doch er sah etwas blasser als gewöhnlich aus. „Sei froh, dass ich meinen Zauberstab nicht bei mir habe, ansonsten würdest ich dich---"

„Dann würden Sie was, Miss Parkinson?" McGonagall war zwischen die beiden getreten. Ihr Blick war so scharf, dass Pansy augenblicklich verstummte. „Hogwarts bietet keinen Platz für Drohungen an Mitschülern, Miss Parkinson. Schon gar nicht am heutigen Abend!" Ihr Blick war so kühl, dass es selbst mich fröstelte. „Gehen Sie in ihren Schlafsaal und ziehen Sie sich um, Miss Parkinson. Bis dahin überlege ich es mir, ob ich Sie hier heute noch einmal sehen möchte, oder nicht."

Pansys Gesicht besaß inzwischen beinahe dieselbe Farbe wie der Elfenwein.

„Und Sie, Miss Greengrass." Sie drehte sich zu Daphne. „Ziehen Sie sich beim nächsten Mal gefälligst flache Schuhe an, wenn sie nicht mit Absätzen laufen können. Und wie kommen Sie überhaupt an diesen Wein? Der hat bei Minderjährigen nichts zu suchen!" donnerte sie. „Sollte ich Sie noch einmal damit sehen, werden Sie augenblicklich des Balls verwiesen und können die restlichen Weihnachtsferien mit Strafarbeiten absitzen!" Sie schenkte ihr den eisernsten Blick, den ich je gesehen hatte. „10 Punkte Abzug für Slytherin." McGonagall zog von dannen und alle, die dieses Szenario gerade eben mitangesehen hatten, blieben noch ein paar wenige Sekunden lang wie versteinert an Ort und Stelle stehen. Als McGonagall als auch Pansy in der Menge verschwunden waren, lief ich schnurstracks zu Daphne.

„Was ist passiert?" fragte ich sie.

„Pansy, sie hat..." Daphne sah sich in alle Richtungen um, bevor sie flüsternd fortfuhr. „... sie hat etwas gesagt, das eindeutig zu weit ging."

„Also hast du ihr den Wein tatsächlich absichtlich---"

„PSSSSCHT!" Daphne presste ihren Zeigefinger gegen ihre Lippen, doch an ihrem Blick konnte ich die Antwort klar erkennen.

Meine Augenbrauen wanderten verwundert zusammen. „Was hat sie gesagt?"

„Das möchte ich lieber nicht wiederholen." flüsterte sie und stieß die Luft scharf durch die Nase aus.

„Aber... über wen?"

Wir starrten einander an und da wusste ich es. Über mich. Sie hatte über mich schlecht gesprochen.

„Das hättest du nicht tun müssen, Daphne."

Sie schenkte mir ein Lächeln. „Ich weiß. Und jetzt geh und tanze mit jemanden, schütte dich mit Elfenwein zu... ohne dich von McGonagall erwischen zu lassen und fang endlich an diesen dämlichen Ball zu genießen, okay?"

Ich nickte.

„Und ich schwöre dir, Hastings, ich habe nicht gerade eben meine Weihnachtsferien dafür riskiert, dich hier weiterhin wie ein Klotz am Rand stehen zu sehen. Wenn du nicht die nächste Tanzaufforderung annehmen solltest, dann wirst du dir eher die Drachenpocken wünschen, als mir heute nochmals zu begegnen, verstanden?" Doch sie wartete erst gar nicht meine Antwort ab und ging ohne ein weiteres Wort zurück zu Montague, jedoch nicht ohne mir mit einem kurzen Handzeichen klarzumachen, dass sie mich beobachtete. Ein breites Grinsen hatte sich auf meine Lippen geschlängelt. Sie war unglaublich und dafür bewunderte ich sie. Es stimmte wirklich, was man über Slytherin sagte. Hier fand man wahre Freunde.

Grinsend stand ich da. Die Perlenverzierung an meinem Kleid funkelte unter dem Schein der Kerzen. Die melodische Musik der Band erfüllte die gesamte Halle, während die tanzenden Paare über Boden wirbelten. Flitwick stand vor der Bühne, seinen Kopf im Takt hin und her wiegend, eine ausschweifende Handbewegung machend, als der Bassspieler kräftig die Seite anschlug.

Plötzlich spürte ich jemandes Körper an meinem Schulterblatt, begleitet von heißem Atem in meinem Genick.

„Deine Freundin Greengrass hat also meine Ballbegleitung auf dem Gewissen." Die Worte waren halb in mein Ohr gehaucht und verschafften mir eine Gänsehaut.

Malfoy. Er musste unser Gespräch irgendwie mitangehört haben. Wenn er sie verraten würde, dann ---

Doch ich kam gar nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu denken. Denn als ich mich seitlich zu ihm drehte, hielt er mir plötzlich seine Hand entgegen. Meine Stirn legte sich in Falten, mein Herz setzte für einen Schlag aus. Forderte er mich etwa gerade zum Tanzen auf? Draco Malfoy? Mich? Nachdem er offensichtlich Daphnes Worte gehört hatte?

„Diesen Tanz bist du mir schuldig, Hastings." sagte er. Seine Miene war wie in Stein gemeißelt, doch sein Grau leuchtete so hell wie sterbende Sterne.

Mein Mund öffnete sich, doch keine Silbe wollte über meine Lippen kommen, so als hätte man mich mir jeglicher Worte beraubt. Über seine Schulter sah ich Daphne mit Montague tanzen, mich aber weiterhin beobachtete. Als sich unsere Blicke begegneten, bloß für den Bruchteil einer Sekunde, zuckte sie bloß mit den Schultern und machte eine auffordernde Bewegung mit ihrem Kinn.

Alles um mich herum verschwamm, verlor an Schärfe, als mein Blick von seiner Hand zurück zu seinen Augen wanderte. Wir starrten einander an, während im Hintergrund die Klänge einer Harfe zu vernehmen waren. Ich zögerte. Doch... Warum sollte ich es nicht tun? Was hatte ich zu verlieren? Hatte ich mir nicht den gesamten heutigen Abend einen Tanz gewünscht? Malfoy war nicht meine erste Wahl, aber auch nicht meine letzte. Weshalb sollte ich nicht mit ihm tanzen? Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb.

Und dann legte ich meine Hand in die seine.

Draco Malfoy... wer bist du eigentlich?

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