《Peer Pressure》- James Bay ft. Julia Michaels
"Lou, unser Bus fährt in zehn Minuten", rief Harry in Richtung Badezimmer, während er auf der Suche nach seinem Handy barfuß durch die Wohnung lief und gleichzeitig versuchte, sich seine Uhr um das Handgelenk zu binden.
Ein gedämpftes "Bin gleich soweit" erfolgte als Antwort, wenige Sekunden später war der laufende Wasserhahn zu hören, dann ging auch schon die Badtür auf.
Louis war oberkörperfrei und trug eine schwarze Skinnyjeans, die eigentlich mehr zeigte, als sie bedeckte, und Harry hielt für einen Moment inne, um seinen Blick einmal von oben bis unten über seine Figur wandern zu lassen. Er liebte alles an diesem Körper, beginnend bei den tätowierten Armen und den vergleichsweise schmalen Schultern, über das Schlüsselbein und die definierte Taille, bis hin zu der präsenten Kehrseite und den muskulösen Beinen seines Freundes. Und Louis wusste genau, dass Harry ihn verdammt sexy fand, besonders wenn er -wie auch jetzt- mit deutlich mehr Hüftschwung, als nötig gewesen wäre, an ihm vorbei ins Wohnzimmer spazierte und sich dort bückte, um sein Handy vom Ladekabel abzustecken.
"Pass auf, du sabberst gleich", meinte er, als er sich wieder aufrichtete und schüttelte amüsiert den Kopf. "Verdammter Spanner!" Grinsend verließ er das Wohnzimmer und stieß Harry beim Vorbeilaufen neckisch mit der Hüfte an.
"Hey!" Mit gespielter Entrüstung drehte sich der Lockenkopf zu seinem Freund um, sah aber nur noch, wie dieser in Richtung Schlafzimmer verschwand. "Ich kann nichts dafür, dass du heiß bist!", rief er ihm trotzdem noch hinterher, womit er Louis laut zum Lachen brachte. Obwohl er dieses Geräusch in den letzten Tagen noch häufiger als sonst gehört hatte, sorgte es auch jetzt wieder dafür, dass sich ein warmes Kribbeln in seinem Körper ausbreitete und sich seine Lippen wie von selbst zu einem Lächeln verzogen.
Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert - auf eine wirklich wirklich gute Weise. Harry wusste es, und er war sich sicher, dass auch Louis es spürte: Sie führten ihre Beziehung mit einer vollkommen neuen Leichtigkeit, die es nicht schwer machte, den Gedanken zuzulassen, dass sie gänzlich füreinander geschaffen waren. Vielleicht lag es an ihrem Gespräch vor vier Tagen, aber für Harry fühlte es sich fast so an, als wären er und Louis in einer zweiten Honeymoon-Phase gelandet. Ein rosaroter Filter schien über allem zu liegen, was sie machten, sei es nun das abendliche Fernsehen, das gemeinsame Tischdecken oder die Zeit zwischendrin. Immer wieder hatten sie miteinander herumgealbert, gelacht und sich geküsst.
Louis war ihm besonders zugeneigt gewesen, hatte ihm unerwartet Küsse auf die Wange gegeben und häufiger als sonst Körperkontakt gesucht. Harry hoffte sehr, dass sein Freund sich auch am heutigen Abend nicht zu sehr damit zurücknehmen würde, immerhin kannte er die meisten Leute, die sie sehen würden.
Schon einige Wochen zuvor hatte Niall Partypläne für den Dezember geschmiedet, da er Weihnachten bei seiner Familie in Irland verbringen würde und seine Freunde davor noch einmal sehen wollte. Dienstagabend dann hatte er Harry Bescheid gegeben, dass er dieses Wochenende in seiner Wohnung feiern würde und keine Ausreden für's Nicht-Kommen dulden würde - er wusste schließlich genau, dass sein bester Freund nichts geplant hatte.
Das war auch der Grund, warum er und Louis gerade dabei waren, sich etwas gehetzt fertig zu machen, um nicht noch später dran zu sein, als sie eh schon waren. Eigentlich hatten sie nur etwas kleines zu Abend essen wollen, um nachher nicht auf komplett nüchternen Magen zu trinken (was einige von Nialls Freunden aus der Uni zweifellos tun würden), aber dann hatte Louis ihn beim Essen machen zu einem Tanz zu dem Gedudel aus dem Radio aufgefordert, was irgendwann auf unerklärliche Weise in eine Makeout-Session ausgeartet war und sie vollkommen die Zeit vergessen lassen hatte.
Es war bei der Knutscherei geblieben, aber sie hatten trotzdem beschlossen, sich nicht zu stressen und einfach einen späteren Bus anzupeilen -Harry hatte Niall geschrieben, dass es bei ihnen noch dauern konnte und hatte erst beim Abschicken der Nachricht darüber nachgedacht, wie das bei seinem besten Freund ankommen würde-, aber nun war es schon wieder kurz vor knapp und noch immer suchte er sein Telefon, während Louis vermutlich gerade den Kleiderschrank nach einem passenden Outfit durchwühlte.
"Baby, wir müssen gleich los", meinte Harry, als er das Schlafzimmer betrat, um seinen Geldbeutel aus seiner Tasche zu holen. "Und hast du mein Handy gesehen?"
"Das hast du doch in der Küche zum Laden angesteckt." Wie erwartet stand sein Freund vor dem Schrank, drehte sich nun aber zu Harry um und hielt zwei Kleidungsstücke hoch. "Weißer oder grüner Hoodie?", wollte er wissen.
"Hmm... grün", sagte Harry, "Falls einer von den Deppen mal wieder sein Bier umschmeißt, geht das beim weißen schwerer wieder raus." Er zog sein Portemonnaie aus der Tasche und wedelte damit in der Luft. "Kannst du das einstecken? Meine Manteltaschen haben keinen Reißverschluss."
"Klar." Louis schlüpfte in seinen Pullover und lächelte ihn an. "Vergiss nicht, die Brownies mitzunehmen. Brauchst du dafür noch einen Beutel?"
"Mist", murmelte Harry, "Ja, brauch ich."
"Gut, geh dich schon mal anziehen, ich hab im Arbeitszimmer noch irgendwo einen."
Louis verschwand aus dem Schlafzimmer, Harry folgte ihm etwas langsamer und holte die zwei Dosen mit den Brownies aus dem Kühlschrank, die er am Nachmittag noch gebacken hatte. Sein Handy hing tatsächlich an einer der Steckdosen beim Toaster und er steckte es in seine hintere Hosentasche, bevor er zurück in den Flur ging, seinen Mantel vom Haken nahm und in seine Chelsea-Boots schlüpfte.
"Hier, ich hab eine Tasche gefunden." Louis kam aus seinem Zimmer und hielt ihm einen Stoffbeutel von einer alten Charity offen entgegen.
Sich bedankend ließ Harry die Dosen hineingleiten und nahm seinem Freund anschließend die Träger aus der Hand, damit dieser sich umständlich seine Vans anziehen konnte.
"Du wirst dir noch so die Knöchel abfrieren", prophezeite der Lockenkopf, wurde aber gekonnt ignoriert. "Hast du alles?", fragte er dann und öffnete bereits die Wohnungstür.
Louis richtete sich auf und griff nach seiner Jacke an der Garderobe, sowie der Packung Zigaretten auf der Kommode daneben. "Japp", sagte er und streckte die Hand nach Harry aus. "Geldbörse?"
Harry gab sie ihm. "Sind alle Lichter aus?"
"Bis auf das eine in der Küche, ja." Seit in dem Haus nebenan einmal zu Silvester eingebrochen war, ließen sie immer eine kleine Lampe über der Spüle brennen, wenn sie Abends unterwegs waren - man musste den Leuten ja nicht unter die Nase reiben, dass keiner Zuhause war, da reichte ein einziges Licht meistens schon aus.
"Gut." Harry lächelte und trat Louis voran in den Hausflur. Letzterer zog die Tür zu.
"Sperrst du ab?", fragte er.
Dem Lockenkopf fiel das Lächeln aus dem Gesicht. "Ich dachte, du hast den Schlüssel?"
"Was?" Stirnrunzelnd tastete Louis seine Jacke ab, ehe er grinste. "Nur Spaß, ich hab einen Schlüssel mit."
Harry schnappte nach Luft "Du Arsch!" Er schlug seinem giggelnden Freund gegen den Oberarm. "Ich hatte einen halben Herzinfakt!"
"Dramaqueen." Schmunzelnd ließ Louis seinen Schlüsselbund in einer Jackentasche verschwinden, ehe er Harry sanft in Richtung Haustür schob. "Außerdem haben zwei unserer Nachbarn einen Notfall-Schlüssel bei sich deponiert. Und weißt du, warum? Weil du in den ersten Wochen nach dem Einzug so gestresst davon warst, dass du deinen Schlüssel vergessen könntest, dass ich mir das nicht länger mit anschauen konnte und zu Mr. James gegangen bin, um drei neue zu beantragen. Das war nicht billig! Und dann verscherbelst du den Dritten auch noch an deine Schwester!"
"Louuu! Stopp!", jammerte Harry und vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Ich hab dir doch gesagt, es tut mir Leid."
Grinsend öffnete Louis die Haustür und ein Zug kalter Nachtluft wehte ihnen entgegen. Er war Harry ja auch gar nicht böse - war er schon damals nicht gewesen, dafür hatte er ihn von Anfang an viel zu süß gefunden, mit seinem schiefen Lächeln, der leichten Desorientierung, die er immer wieder an den Tag legte und einem Selbstbewusstsein, von dem Louis nur hatte träumen können.
Nun ja, damals zumindest. Er wusste, dass er vor fast drei Jahren eine komplett andere Person gewesen war, als jetzt. Er wusste auch, dass Harry eine lange lange Zeit geduldiger mit ihm gewesen war, als jeder andere wohl ausgehalten hätte.
"Ich liebe dich doch trotzdem", antwortete Louis ihm endlich, einen spaßenden Unterton in seiner Stimme, aber vermutlich merkte Harry sowieso, dass auch der ein oder andere ernste Gedanke dahinter steckte.
Trotzdem lächelte er Louis nur an. "Dann bin ich ja erleichtert", sagte er und trat vor ihm aus dem Haus.
Der Kleinere folgte ihm und schob seine Finger zwischen die seines Freundes, während sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle machten. "Wen hat Niall eigentlich alles eingeladen?", wechselte er das Thema und tat so, als würde er nicht bemerken, wie sich Harry sich ob des Händchenhaltens auf die Lippe biss, um ein Grinsen zu unterdrücken.
"Uhmm..." Er räusperte sich leise. "Also Perrie kommt auf jeden Fall, Jade glaube ich auch, Liam... Ed bringt Cherry mit... vielleicht auch Marjani und ein paar Leute aus seiner Uni, soweit ich weiß."
"Kennst du die?", fragte Louis.
Harry schüttelte den Kopf. "Nein, aber wenn Niall mit ihnen befreundet ist, werden die schon ganz vernünftig sein, denke ich."
"Und wenn nicht, waren sie wohl die längste Zeit mit Ni befreundet, richtig?" Louis grinste, aber er konnte nicht ganz verbergen, dass er sich doch ein paar Gedanken machte. Ihre Freunde waren schon lange kein Problem mehr, sie alle waren daran gewöhnt, dass Harry und er ihre Beziehung nicht so deutlich zeigten, wie andere Paare. Aber neue Personen -Fremde- waren immer eine mentale Hürde. Jeder von ihnen konnte ein Stan sein (oder einfach zu viele Fragen stellen, das war seine nächste Angst).
"Hey." Sanft drückte Harry seine Hand und holte Louis so von seinem Gedankenkarussell, ehe es anfangen konnte, sich schneller zu drehen. "Alles okay?", fragte er. Sie waren an der Haltestelle angekommen und am Ende der Straße waren schon die Scheinwerfer ihres Busses zu sehen.
"Ja", sagte Louis, "Tut mir leid, ich war nur gerade..." Er beendete seinen Satz nicht, aber das war auch nicht nötig. Harry kannte ihn.
"Hör zu", begann er und sah Louis ernst an, "Ich will dir gar nichts schön reden, ich will nur, dass du weißt, dass wir gehen können, wann immer du dich unwohl fühlst."
Der Kleinere schluckte und nickte. "Danke, Haz", sagte er. Und dann, während der Bus zischend neben ihnen hielt, stellte er sich kurz auf die Zehenspitzen und gab Harry einen Kuss auf die Lippen, ehe er einstieg und seinen etwas perplexen Freund hinter sich herzog.
***
"Heyyy! Ich hab schon auf euch gewartet!", quietschte Perrie begeistert, als sie ihnen die Tür öffnete und zog sie beide in eine feste Umarmung. "Harry und Lou sind da!", schrie sie durch Nialls Wohnung, ehe sie sich mit leuchtenden Augen wieder zu ihnen umdrehte. "Kommt rein, macht es euch gemütlich. Und lasst die Schuhe an, Niall hat gesagt, er muss morgen eh saugen." Sie trat einen Schritt beiseite, um sie in den Flur zu lassen. "Ed hat einen ganzen Kasten Bier mitgebracht, aber er und Cherry haben gefühlt die Hälfte davon schon selbst getrunken - meine Güte, ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass die beiden verlobt sind, das ist so süß! Und wo wir gerade von Beziehungen sprechen: wusstet ihr von Nialls Freundin? Scheiße, ist das Mädel cool!"
Harry und Louis sahen sich an und mussten sich zusammenreißen, nicht prustend in Perries Redeschwall rein zu lachen, aber das schien die Blondine gar nicht zu merken, denn sie quasselte munter weiter.
"Jade ist übrigens auch da -sie freut sich schon voll, euch mal wieder zu sehen-, aber ich glaube, sie hat sich gerade auf dem Klo eingesperrt. Einer von Nialls Uni-Freunden findet sie irgendwie ein Bisschen zu toll und versucht ständig, ihr Snacks und Alkohol anzudrehen und tiefgründige Gespräche mit ihr zu führen... Apropos, wollt ihr irgendwas trinken?"
Perrie sah sie erwartungsvoll an und schien erst jetzt zu merken, dass sie beide krampfhaft einen Lachanfall unterdrückten.
"Hab ich dir schonmal gesagt, dass du mein Leben so viel besser machst, Pez?", wollte Harry grinsend wissen und schlüpfte endlich aus seinem Mantel, um ihn zusammen mit Louis' Jacke an einen der Wandhaken zu hängen.
Die junge Frau bekam rote Wangen. "Du bist blöd", nuschelte sie, aber Harry sah ihr verstecktes Lächeln.
"Also ich würde gerne was trinken", antwortete Louis ihr jetzt auf ihre vorherige Frage. "Du hast gesagt, Ed hat Bier mitgebracht?"
Perrie nickte. "Ist sogar kalt gestellt", meinte sie, "Niall hat dafür seinen halben Kühlschrank umgeräumt."
Harry lachte leise. "Typisch Niall. Ich glaub, ich sag erstmal Hallo und hol mir danach was zu trinken."
"Ich kann dir auch gleich was mitbringen", sagte Louis. "Gin oder Wodka Tonic oder so?" Fragend sah er zu Perrie. "Ich hoffe, es ist genug zum Mischen da."
"Ist es", bestätigte diese, "Ich hab zusammen mit Jade ein ganzes Sixpack Tonic hierher geschleppt."
"Gut." Louis lächelte, dann wandte er sich an Harry. "Gib mir den Beutel, Babe, dann kann ich die Brownies gleich mit in die Küche nehmen."
Harry kam der Bitte nach, dann machte er sich auf den Weg in Richtung Wohnzimmer, in dem zweifellos der größte Teil der Party stattfand. Musik, Stimmen und Gelächter drangen an seine Ohren und wurden lauter, als er die Tür ganz aufstieß. Mehrere Leute, die zu seinen Freunden zählten, saßen auf der Couch und dem Fußboden, aber auch ein paar neue Gesichter waren zu sehen.
Niall hatte es sich, mit Marjani im Arm, vor der Heizung unter dem Fenster gemütlich gemacht und sah auf, als Harry den Raum betrat.
"Harold!", rief er und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. "Du bist spät dran."
Schnaubend verdrehte der Lockenkopf die Augen. "Du hast gesagt ab 20 Uhr. Außerdem hab ich dir eine Nachricht geschrieben, hör auf zu jammern."
"Jaah, die Nachricht hab ich gesehen." Nialls Blick sagte so etwas wie "ich wünschte, ich hätte es nicht getan".
Harry spürte, wie seine Wangen heißer wurden. "Das war nicht- Wir haben nicht-" Er brach ab (vermutlich war sein bester Freund eh schon davon überzeugt, dass sie in der letzten halben Stunde vor dem Verlassen des Hauses wild miteinander gevögelt hatten). "Wir haben uns nur Zeit gelassen", murmelte er trotzdem noch.
"Jaja, erzähl's deiner Granny", winkte Niall ab.
Marjani stieß ihm ihren Ellbogen in die Seite. "Sei nicht so gemein", tadelte sie, ehe sie vom Boden aufstand. "Hi, Harry." Sie bahnte sich einen Weg zwischen Plastikbechern und ausgestreckten Beinen hindurch, um ihn zu umarmen. "Wo ist Louis?"
"In der Küche. Er sollte gleich kommen."
"Alles klar, ich geh ihn mal begrüßen. Ich wollte mir eh noch was zu Essen holen." Lächelnd drehte sie sich um und verließ das Wohnzimmer, während sie ein paar ihrer dunklen Locken zurecht zupfte.
Harry wandte sich wieder der Gruppe zu. "Tja, äh... hi", begrüßte er nun auch die Restlichen Partygäste.
Liam, Ed und seine Verlobte Cherry -alle drei gute Freunde von ihm- hatten es sich auf dem Sofa breit gemacht und winkten ihm grinsend zu. Ihnen gegenüber an der Schrankwand saßen drei Leute, die Niall wohl aus der Uni kennen musste.
"Kann ich mich hier hinsetzen?", fragte er und deutete auf den Platz neben einem jungen Mann, der bereitwillig beiseite rutschte.
"Ich bin Aaron", sagte er und bot Harry seine Hand an, "Freut mich, dich kennen zu lernen."
Die Frau neben Aaron beugte sich ein Stück vor, um ihn anzulächeln. "Rachel", stellte sie sich vor. "Du bist also Nialls bester Freund?"
"Gezwungenermaßen", erwiderte Harry und brachte die beiden damit zum Lachen.
Sie waren ihm schon jetzt wahnsinnig sympathisch und gerade wollte er fragen, wie genau sie Niall kennen gelernt hatten, da wurde er von Perrie unterbrochen, die mit einem lauten "Hazza, deine Brownies stellen jeden Porno in den Schatten" in den Raum marschiert kam; in ihrer Hand balancierte sie drei Kuchenstücke auf einer Serviette. Louis betrat hinter ihr das Wohnzimmer, offensichtlich darum bemüht, nicht vor lauter unterdrücktem Gelächter das Getränk in seiner Hand zu verschütten.
"Danke, Pez", lachte Harry und streckte eine Hand aus, um seinem Freund den Becher aus der Hand zu nehmen. "Gin Tonic?", fragte er, als Louis sich neben ihn auf den Boden setzte.
"Jepp", antwortete dieser, ehe er Aaron und Rachel seine Hand entgegen streckte. "Hi, ich bin Louis. Harrys Freund."
Für ein paar kurze Sekunden passierte nichts und alles gleichzeitig. Ed und Cherry verstummten in ihrem Gespräch, Perrie hörte auf zu kauen, Liam ließ einen Bierdeckel fallen.
Dann sagte Rachel: "Freut mich." Und die Welt drehte sich weiter. Nur, dass Harrys Herz jetzt doppelt so kräftig schlug, wie zuvor, Louis' Hand auf seinem Oberschenkel lag und Niall ihn mit einem Blick ansah, der hunderte von Fragen aufwies.
Harry wusste, er würde im Laufe des Abends noch die Antworten darauf einfordern -würde ihn wohl in sein Schlafzimmer zerren und "Was ist zwischen euch passiert?" zischen-, aber gerade jetzt konnte er nur dämlich vor sich hin grinsen und genießen, Louis an seiner Seite zu haben.
***
Er trank zu viel. Den ganzen Abend schwebte er auf Wolke sieben, tanzte mit Niall und Perrie, rettete Jade mehrmals vor ihrem nicht-so-heimlichen Verehrer und konnte Louis berühren, wann immer er wollte. Und irgendwann merkte er, dass er betrunken war.
"Ich bin betrunken", sagte er zu niemand bestimmtem. Er rollte sich vom Rücken auf den Bauch (oh, er lag am Boden?) und stützte seinen Kopf auf seine Hände, um Liam anzublinzeln, der vor ihm an der Heizung lehnte und seinen Blick erwiderte.
"Du solltest ein Bisschen Wasser trinken", meinte er und klopfte neben sich auf das Parkett. "Komm her, setz dich hin."
Harry fühlte sich wie ein gestrandeter Wal, trotzdem hievte er sich hoch, um sich neben Liam anzulehnen. Kurz sah er nur einen Farbwirbel, aber dann klärte sich seine Sicht und er sah sich im Wohnzimmer um. Auf der Couch lag, in eine dünne Decke gewickelt, eine Person -sie erinnerte stark an Jade- und schnarchte leise vor sich hin. Ansonsten war außer ihm und Liam niemand da und Harry runzelte die Stirn.
"Wo sind die anderen alle hin?"
"Auf dem Balkon, rauchen", antwortete Liam, "Niall ist mit Perrie in der Küche. Und Ed und Cherry machen wahrscheinlich gerade irgendwo miteinander rum."
Harry schnaubte. "Wann sind die denn alle abgehauen?"
"Vor fünf Minuten vielleicht. Du warst da gerade irgendwie weggepennt."
"Oh, shit." Leise lachend ließ Harry seinen Kopf nach hinten fallen. "Ich glaub, ich bin dicht."
"Jaa, das sagtest du schon", meinte Liam und reichte ihm eine geöffnete Wasserflasche.
Harry schaffte es, die Hälfte zu trinken, ehe die anderen zurück ins Wohnzimmer kamen.
"Hey, Dornröschen ist aufgewacht", grinste Niall ihn an, ehe er sich mit einem neuen Bier auf den Boden fallen ließ. Auch die anderen Partygäste setzten sich wieder hin und machten es sich gemütlich.
"Habt ihr eigentlich schon Pläne für Silvester?", fragte Niall dann in die Runde.
Perrie zuckte mit den Schultern "Nö", sagte sie. "Vielleicht bin ich da noch bei meinen Eltern, aber wenn ihr feiert, mach ich lieber da mit. Meine Mum pennt immer direkt nach Mitternacht ein und mein Dad schaut dann nur noch Fern."
"Wir sind leider schon verplant", meinte Rachel mit einem Lächeln.
"Oh ja, das Foto", sagte Niall und grinste sie und Aaron an.
"Welches Foto?", fragte Harry.
Aaron sah ihn einen Moment an, dann streckte er ihm seinen Schlüsselbund entgegen. "Hier", sagte er und deutete auf ein kleines laminiertes Bild, das daran hing. Es zeigte zwei Mädchen im Teenager-Alter, die in einem Baumhaus saßen und jeweils einen Arm um die andere gelegt hatte. Eines von ihnen war zweifellos eine jüngere Version von Rachel.
"Das ist auf dem Grundstück meiner Eltern", erklärte Aaron ihm. "Ray und ich sind Kindheitsfreunde, das sind wir, circa drei Jahre vor meiner Transition. Rachel hat mir damals das Bild geschenkt, und weil sich meine Mum jetzt endlich von meinem Arschloch-Dad getrennt hat, hat sie vorgeschlagen, zu Silvester hinzufahren und ein neues Foto zu machen, auf dem ich auch wie ich aussehe."
"Oh, das ist süß", sagte Harry und -es war definitiv auf den Alkohol zu schieben- musste sich tatsächlich ein paar Tränen verdrücken.
"Seid ihr zu Silvester in Sheffield oder fahrt ihr zu euren Familien?", wandte sich Niall nun an ihn und Louis.
"Lou ist in Donny. Er hat seinen Schwestern versprochen, dieses Jahr mit ihnen zu feiern, ist das nicht süß?", nuschelte Harry - und hoppla, wann war er denn wieder so benebelt geworden? "Ich entscheid das spontan", fügte er noch lallend hinzu, ehe er fast nach vorne kippte. "Whoops."
"Ooo-kay." Louis griff nach seinem Arm. "Ich glaube, das ist ein Zeichen, dass wir langsam nach Hause gehen sollten", sagte er, blieb dann aber noch eine ganze Weile sitzen, sodass Harry fast schon wieder eingeschlafen war, als sein Freund an seiner Schulter rüttelte. "Komm schon, Baby, hoch mit dir. Ich kann dich nicht den ganzen Weg tragen."
"Sei froh, dass er wenigstens schon Schuhe an hat", lachte Niall. "Hey, Haz. Wenn du kotzen musst, bitte erst draußen, ja?"
"Ich muss nicht kotzen", grummelte Harry und sah auf den Parkettboden, der viel wenige schief aussah, als er sich anfühlte.
"Gute Nacht, Harry", rief irgendwer und kicherte. Perrie. Mit Sicherheit war es Perrie.
Jemand half ihm in seinen Mantel, dann waren er und Louis im Treppenhaus. Eine Stufe nach der anderen, sagte er sich immer wieder - warum zur Hölle gab es bei Niall keinen Aufzug?
Dann waren sie unten, die Haustür fiel hinter ihnen zu und ließ sie im Dezemberwind stehen.
"Komm, hier lang", sagte Louis und führte ihn in eine Richtung.
Da war ein Taxi, Louis öffnete die Tür. Und dann saß Harry, Louis stieg auf der anderen Seite ein und rutschte in die Mitte. Er nannte dem Fahrer ihre Adresse und schnallte sich an, ließ Harrys Kopf auf seiner Schulter liegen. Das Taxi fuhr los, Harry schloss die Augen.
"Hey", flüsterte Louis nah an seinem Ohr, "Schlaf nicht ein, ja? Es dauert nicht mehr lange, bis wir Zuhause sind."
"Hm", machte Harry und seufzte leise. "Bin Zuhause."
Dann schlief er ein.
Warum krieg ich eigentlich immer erst Sonntag Abend die ausreichende Motivation, um meine Kapitel zu beenden?
Anyways, ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. :)
(Kapitel 11 kommt -weil Erfahrungswert- probably nächsten Montag um halb 1 in der Nacht ^^')
Love, Irishkween
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