56 //Wendung

"Das passt gar nicht zu dir" , sagt er, immernoch etwas ungläubig.

"Zu niemanden passen Depressionen oder selbstverletzendes Verhalten. Zu niemanden" , antwortet sie ernst und nun scheint er verstanden zu haben, dass sie es ernst meint.

"Du hast dich wirklich geschnitten?" fragt er und sie nickt vorsichtig, ohne ihn anzuschauen. Normalerweise hat sie keine Probleme darüber zu reden. Doch Calvin hat sie eben verunsichert. Es ist ein Teil von ihr, er hat sie dazu gemacht, was sie heute ist. Doch sie ist froh, dass sie diese Zeit überlebt hat.

"Er hat meine ganze Vergangenheit veröffentlicht, Calvin. Etwas, was nie jemand erfahren sollte. Nie sollte jemand meine Schwachstelle erkennen. Verstehst du, es könnte sich alles wiederholen? Ich habe Angst, dass das Mobbing wieder beginnt und ich es nicht aushalte" , versucht sie ihm zu erklären.

"Du bist das beliebteste Mädchen der Schule" , sagt Calvin.

"Nachdem sie das über mich erfahren haben, sicher nicht mehr" , antwortet Marylin daraufhin.

"Warum nicht?" fragt Calvin.

"Weil Menschen grausam sind. Ich wurde gemobbt und habe es nicht ausgehalten. Ich habe Depressionen gehabt und mich selbst verletzt, Calvin. Ich war in einer Psychatrie. Ich habe einen Suizidversuch hinter mir. Wie soll ich nun noch das beliebteste Mädchen der Schule sein, nachdem sie dies über mich erfahren haben? Ich schien immer so perfekt zu sein, doch jetzt. Jetzt haben sie eine Stelle gefunden, die nicht ihrer Vorstellung eines perfekten Mädchens entspricht. Ich kann froh sein, wenn sie mich einfach nur nicht mehr beachten. Verstehst du es?" fragt sie ihn. Er scheint darüber nachzudenken.

"Ich verstehe Menschen nicht" , sagt er eine Weile später.

"Ich auch nicht" , sagt sie daraufhin.

-

Ich bitte Miles darum, mich zu der Adresse zu fahren, die ich ihm in die Hand gedrückt habe. Ich möchte Angel besuchen, auch wenn sie mich wahrscheinich gar nicht sehen will. Immerhin habe ich ihr das ganze eingebrockt. Auch wenn sie selbst Schuld daran ist, denn hätte sie diese Tabletten nicht geschluckt, wäre nun alles noch so wie davor.

"Kannst du hier nochmal halten?" frage ich meinen Freund und steige aus dem Auto aus. Ich gehe in den Laden herein und kaufe einen Strauß Sonnenblumen. Es sind ihre Lieblingsblumen, da es auch die ihres Vaters waren. Eigentlich waren die Lieblingsblumen ihres Vaters Gänseblümchen, doch danach kamen gleich die Sonnenblumen und da sie in diesem Blumengeschäft keine riesiegen Gänseblümchen haben, bringe ich ihr Sonnenblumen mit.

Danach gehe ich noch zu dem Bäcker nebenan und kaufe zwei Erdbeerstücke Kuchen, damit sie mir verzeihen kann, denn sie liebt Erdbeerkuchen. Ich hoffe durch diese kleine Geste kann sie mir nicht mehr sauer sein, denn ich habe Angst ihr gegenüber zu treten. Ich möchte eigentlich gar nicht wissen, was sie denkt und möchte ihr nicht begegnen. Doch sie ist meine Freundin und ich liebe sie. Somit steige ich wieder in das Auto ein und das Navi zeigt uns den Weg an. Nach einer guten halben Stunde sind wir angekommen und ich verasbchiede und bedanke mich noch bei Miles, bis ich letzendlich noch eimal tief durchatme und das große Gebäude betrete.

Es sieht tatsächlich aus wie ein Knast. Sie haben hier graue Betonwände und überall vor den Fenstern sind Stäbe. Ich gehe die vielen Treppenstufen hinauf und begegne einer Dame. Sie muss die Betreuerin sein, denn sie lächelt mich an. Ich schaue ihr in die Augen und ich kann etwas, wie Freude darin erkennen. Ihre Augen sind blau. Sie hat ihre Haare hochgesteckt, sie klemmen in einer Klammer und es sieht einem Dutt ähnlich. Nach einer Weile gibt sie mir die Hand und stellt sich als Mrs. Donn vor. Ich lächel sie an und frage nach Angel. Sie führt mich zu dem letzten Zimmer in der hintersten Ecke. Abgeschottet irgendwie.

"Sie durfte sich das Zimmer aussuchen" , sagt Mrs. Donn und lässt mich alleine. Ich klopfe an der Tür. Als ich keine Antwort bekomme öffne ich sie vorsichtig. Ich luschere in das Zimmer hinein und erkenne ein leeres Bett. Ich trete in das Zimmer hinein, doch es scheint keiner da zu sein. Ich setzte mich auf das Bett, schaue aus dem Fenster und warte. Sie hat eine Musikanlage auf einem Regal stehen, welche ich anstelle. Als ich sie anstelle, spielen Oasis mein absoulutes Lieblingslied und ich muss lautstark mitsingen. Nachdem das Lied zu Ende ist, wird mir wieder bewusst, wo ich bin und schäme mich ein wenig, da mich ja alle hören konnten. Es spielt das nächste Lied und ich schaue weiter aus dem Fenster, als sich plötzlich die Tür öffnet und Angel, nur in einem Handtuch bekleidet hereinkommt.

Ich höre die Tür und drehe mich um, um ihr in ihre grünen Augen zu schauen.

"Hey" , flüsterte ich, stehe auf und küsse sie.

"Hey" , raunt sie mir ins Ohr.

"Wollen wir irgendwo hingehen, wenn du dich angezogen hast?" frage ich sie und sie nickt.

"Ich warte einfach im Wohnzimmer, okay?" frage ich und sie nickt. Dabei weiß ich nicht einmal, ob sie ein Wohnzimmer haben. Doch da sie nickt, gehe ich aus dem Zimmer und suche das Wohnzimmer. Ich setze mich auf die Couch, als jemand das Wohnzimmer betritt. Doch er wechselt kein Wort mit mir. Er bleibt dort, doch begrüßt mich auch nicht. Nach fünf Minuten kommt Angel dann und stellt mir ihren Kollegen vor.

"Das ist Stanley. Er redet mit keinem, den er nicht kennt" , betritt Angel das Zimmer, nimmt mich an der Hand und zieht mich aus dem Zimmer. Wir gehen gemeinsam in einen Park, der in der Nähe ist. Wir setzten uns auf eine Bank und Angel erzählt mir alles, was sie in den letzten Tagen erlebt hat. Sie bedankt sich sogar bei mir.

"Jean, es tut mir Leid. Diese Wohngemeinschaft ist gar nicht so zum kotzen. Klar, Mrs. Donn könnte freundlicher sein, aber sie will nur das Beste für uns. Sie ist eigentlich ganz ok. Und die Mitbewohner habe ich auch alle lieb gewonnen. Es ist viel besser, als in meinem kleinen Schuppen. Viel lebendiger. Ich kriege eine Therapie und bin glücklich. Es ist das Beste, was hätte passieren können" , sagt sie und umarmt mich. Ich gebe ihr einen Kuss und bin völlig überrascht, was sie da von sich gibt. Damit hätte ich niemals gerechnet.

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