33 // Die Wahrheit
Ich bin total überrumpelt und verwirrt. Wieso küsst sie mich erst und sagt dann, dass alles nie passiert wäre? Was will dieses Mädchen und was will sie nicht? Ich gehe völlig verwirrt ebenfalls in den Theaterunterricht, doch sie nimmt auf einmal total Abstand von mir. Nicht nur ich bemerke es, denn Calvin spricht mich ebenfalls darauf an. Ich erzähle ihm jedoch nichts von dem Kuss, denn ich möchte das erst mit ihr klären. Sie wird nicht ohne Grund diese Worte ausgesprochen haben.
Nach der Schule schaffe ich es endlich sie zum Reden zu bringen.
"Angel, bitte warte. Wir müssen darüber reden. Bitte, ich kann das nicht einfach so stehen lassen" , sage ich und sie bleibt tatsächlich stehen, was ich nicht erwartet habe, weshalb ich nun nicht weiß, was ich sagen soll.
"Hör zu, Jean. Es tut mir Leid, aber ich kann das nicht" , sagt sie und will gehen.
"Was kannst du nicht?" frage ich sie dann.
"MIt dir befreundet sein" , antwortet sie mir.
"Wieso nicht?" frage ich sie wieder.
"Weil ich mich in dich verliebt habe" ,erwidert sie.
"Aber.. Aber, das macht doch nichts. Angel, ich mag dich auch" , antworte ich völlig perplex.
"Mögen reicht nicht aus. Außerdem könnte ich auch gar keine Beziehung mit dir führen" , sagt sie nun wieder und verschränkt die Arme wieder vor der Brust, so wie sie es immer tut.
"Wieso denn nicht?" frage ich wieder, denn nun verstehe ich gar nichts mehr. Sie fährt durch ihre kurzen schware Haare, denn sie scheint ebenfalls nervös zu sein, obwohl sie immer so selbstsicher wirkt.
"Weil du zu gut für mich bist, es könnte nicht funktionieren" , antwortet sie und dreht sich um, doch ich halte sie am Arm fest und küsse sie.
"Ich verstehe dich nicht, aber ich liebe dich" , sage ich und küsse sie nocheinmal. Sie erwidert den Kuss.
"Jean, ich würde so gerne, doch es geht einfach nicht" , versucht sie mir zu erklären.
"Ich verstehe nicht, wieso sollte es nicht gehen? Du bist Angel Armstrong, 16 Jahre alt und gehst auf die selbe Schule wie ich, ich bin doch nur ein Jahr älter, wo ist denn das Problem?" frage ich sie.
"Das ist nicht das Problem, aber ich zeige es dir" , sagt sie und wir fahren eine Weile mit der Bahn.
-
"Was ist das hier"? frage ich sie völlig erstaunt, denn sie zeigt mir einen kleinen Schuppen, wo eine Matratze drinnen liegt. Mehr ist dort nicht.
"Das ist mein Zuhause, deshalb kann ich keine Beziehung mit dir führen" , sagt sie und nimmt meine Hand.
"Es tut mir Leid, Jean" , sagt sie, doch ich nehme sie in den Arm.
"Und wie du das kannst" , grinse ich sie an.
"Das ist perfekt" , sage ich.
"Bis der Besitzer wieder kommt und mich rauswirft und ich mir was neues suchen muss" , sagt sie und ich glaube, sie weint. Ich dachte immer, sie sei hart und wäre alles andere als sensibel, doch ich schätze, man muss einen Menschen erst kennelernen, um über ihn urteilen zu können.
"Dann kommst du zu mir" , versuche ich sie zu beruhigen.
"Was ist mit deinen Eltern?" fragt sie, doch ich schüttel den Kopf, denn ich weiß, dass sie Menschen in Not helfen, sie sind die liebsten Personen auf Erden.
"Darf ich dich fragen, wieso du hier wohnst?" frage ich nach einer Weile vorsichtig.
"Ich kann dir die ganze Geschichte erzählen, aber setz sich hier hin" , sagt sie und setzt sich auf die Matratze. Ich setze mich neben sie und höre ihr zu.
"Es war vor ein paar Jahren, da hatten meine Familie und ich einen Autounfall, meine Mutter und meine Schwester sind dabei gestorben. Mein Vater hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten und hat Suizid begangen" , sagt sie und fängt wieder an zu weinen. Ich nehme sie in den Arm.
"Es tut mir so Leid" , sage ich und halte sie ihm Arm. Sie weint noch eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hat. Nun verstehe ich auch ihr Tatoo auf ihrem Rücken.
"Willst du heute bei mir schlafen?" frage ich sie dann und sie nickt.
-
"Mum, Dad" , begrüße ich meine Eltern. Angel ist auf der Fahrt nach Hause eingeschlafen, sie scheint ziemlich erledigt von dem Tag zu sein. Ich habe Angel auf dem Arm und die beiden schauen mich verwundert an. Ich bringe Angel in mein Zimmer und ziehe ihr Schuhe und Jacke aus, dann lege ich sie in mein Bett und decke sie zu. Ich gehe noch einmal in das Zimmer meiner Schwester und frage sie, ob sie Angel ein paar meiner Sachen anziehen kann, da ich ihre Privatsphäre nicht stören will. Doch sie lehnt ab, irgendwie scheint sie immer noch ein wenig Angst vor ihr zu haben. Könnte schwierig werden, wenn Angel nun meine Freundin ist.
Ich entschließe mich also doch dazu, ihr wenigstens den Pullover auszuziehen und als ich dies getan habe, sehe ich, dass sie ein Unterhemd anhat, also wechsel ich ihr auch noch das Shirt. Doch als ich dies tue, sehe ich die unzähligen Narben auf ihrem Körper. Soll ich sie darauf ansprechen, oder es ignorieren? Ihre Hose sieht bequem aus, deshalb lasse ich sie an. Dann gehe ich wieder ins Wohnzimmer und rede mit meinen Eltern.
"Danke, dass ihr nichts gesagt habt" , bedanke ich mich bei meinen Eltern.
"Wer ist das denn?" fragt meine Mutter mich.
"Angel" , sage ich ganz unschuldig. Ich muss ja nicht gleich herausposaunen, dass sie nun meine Freundin ist.
"Sie braucht gerade einfach Hilfe, sie hatte einen sehr harten Tag.." , erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte. Sie haben natürlich sofort verständnis. Meine Eltern sind sehr gute Menschen und ich bin sehr dankbar sie zu haben.
"Ich gehe nun zu ihr" , sage ich und lege mich neben sie.
Mitten in der Nacht wache ich auf, weil ich Geräusche wahrnehme. Angel schreit. Ich versuche sie aufzuwecken, doch sie ist nicht wach zu bekommen. Ich nehme sie in den Arm, bis das schreien vergeht und sie loslasse.
"Habe ich dich geweckt?" fragt sie mich schuldbewusst, als sie die Augen kurz danach öffnet.
"Ist nicht tragisch" , lächel ich.
"Ich hatte einen Alptraum, tut mir leid. Die habe ich seit dem Unfall immer mal wieder. Ich sollte gehen und wieder in meinem Schuppen schlafen" , sagt sie.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top