20 // Flashback
Cara wird der Rock hochgezogen, sodass man alles sehen kann. Sie versucht sich zu wehren, schlägt um sich, schreit und hat Tränen im Gesicht. Sie wird gefilmt. Jedoch kann ich ihr nicht helfen, denn ich liege zusammengekrümmt am Boden und mir wird in den Bauch getreten. Ich blute aus der Nase, aus dem Mund und sogar aus den Ohren. Ich höre sie lachen. Mir ist verdammt schlecht, ich mache die Augen zu, weil ich das alles nicht länger ansehen kann. Ich sehe meine leidende Schwester, bin direkt in ihrer Nähe und kann ihr nicht helfen. Ich bin ihr Bruder, ich sollte für sie da sein. Ich öffne die Augen langsam wieder und sehe ihn vor mir. Den Anführer. Blonde Haare, blaue Augen. Ich halte meinen Bauch fest, er schaut mir direkt in die Augen und tritt noch ein letztes mal zu. Dann verziehen sie sich lachend.
Ich versuche aufzustehen, jedoch schmerzt mein ganzer Körper unglaublich. Nach ein paar Versuchen schaffe ich es dennoch. Ich mache ein paar Schritte auf Cara zu, die verzweifelt versucht, ihren Rock wieder herunter zu bekommen. Jedoch haben sie ihn festgetackert und ihre Unterhose mitgenommen, sie ist total verweint.
"Cara, ich bin hier. Warte, lass mich dir helfen" , versuche ich sie zu beruhigen und stelle mich vor sie, sodass keiner etwas sehen kann.
Dann löse ich einzelnd und vorsichtig die ganzen Klammern, die sie in den Rock getackert haben.
"Es tut mir so Leid" , weine ich dabei. Sie schweigt jedoch, dieses mal war es heftiger, als letztes mal. Sie werden brutaler. Kann es noch schlimmer werden? Ja. Das wusste ich nur zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Der Rock ist unten.
"Komm, Cara. Nimm meine Hand, wir gehen auf die Mädchentoilette, okay?" frage ich und sie nickt schwach.
"Hast du dein Sportzeug noch in der Schule?" frage ich sie daraufhin.
Sie nickt wieder.
"Kann ich dich alleine lassen, für einen kurzen Moment nur? Ich würde dein Sportzeug holen und dann sofort wieder kommen" , erkläre ich, jedoch frage ich mich im selben Moment, warum ich dies gefragt habe. In ihrem Zustand lasse ich sie nicht alleine.
"Komm, wir gehen dein Sportzeug holen. Ist es in der Klasse?" frage ich sie dann wieder und wieder bekomme ich nur ein nicken von ihr.
Sie hält meine Hand ganz fest, weint immer noch. Ich bleibe stehen und halte ihre Hand.
"Cara, ich liebe dich. Egal, was passiert" , sage ich dann und löse mich wieder aus ihrer Umarmung. Wir gehen weiter und zum Glück ist ihr Sportzeug noch in der Klasse. Wir holen es und auf der Mädchentoilette zieht sie sich um. Ich gehe mit hinein und halte ihre Hand durch die Tür unten hindurch. Ein Mädchen kommt herein und schaut mich schräg an, jedoch ist mir das egal. Meine Schwester braucht mich nun und ich werde da sein. Egal, was andere sagen. Ein paar Minuten kommt sie wieder hinaus und fällt mir in die Arme.
"Danke, Jean" , flüstert sie in die Umarmung hinein.
"Lass uns nach Hause gehen, okay?" frage ich sie und sie nickt wieder.
Seit dem Tag hat sie nie wieder einen Rock angehabt, geschweige den einen angeschaut. Sie hasst Röcke und wird vermutlich auch nie wieder einen anziehen.
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