14//Einblick in Privates
"Nun gib schon her", sage ich und nehme Viki die vielen Papiere aus der Hand. Er hat auf jeden Fall jede Menge Einträge. Vor allem für seine ganzen Streiche, die er den verschiedensten Leuten gespielt hat.
"Ist da was interessantes bei?" höre ich Vikis Stimme und schüttel den Kopf. Der Typ scheint echt nichts zu verbergen zu haben. Ich dachte er wäre einer der Kanidaten, die so sind. Immerhin muss es ja einen Grund haben, warum er so ist.
"Ich hab was, das könnte interessant sein" , höre ich Vikis Stimme und lausche.
Ich schaue auf den Umschlag, den Viki in der Hand hält.
Clark Sterling 17, Klasse 11 a steht dort drauf und ich frage mich kurz, warum Sie dies auch mit kopiert hat, immerhin hat sie das wertvolle Zeit gekostet. Ich schweife ab, sage ich zu mir selbst und höre Viki wieder zu.
"Er hat einmal in Los Angeles gelebt und dort wurde er ausgegrenzt. Keiner mochte ihn, so ungefähr steht es hier. Vielleicht wurde er auch gemobbt" , sagt sie und ihre Augen funkeln.
"Hier ist nochwas" , nehme ich Vikis Stimme gedämpft wahr. Ich denke darüber nach und schweife mit den Gedanken ab, bis Vikis Stimme mich wieder in die Realität zurück holt.
"Hier ist eine Tat, eine Gewalttat und sie hat mit einem Mädchen zutun, Liv heißt Sie. Sie scheint auf unsere Schule zu gehen. Kennst du Sie?" fragt sie mich, doch ich schüttel den Kopf. Ich habe noch nie von einer Liv mitbekommen.
"Wir müssen Sie finden, ich mache mich gleich morgen auf die Suche nach ihr. Vielleicht hat sie brauchbare Informationen" , sagt Sie und scheint voller Feuer und Flamme zu sein. Es ist, als würde sie Sherlock spielen.
Doch vielleicht habe ich gerade mein Interesse an der ganzen Sache verloren und will einsehen, dass ich verloren habe.
"Ich muss jetzt nach Hause" , sage ich und will aufstehen.
"Warte ", höre ich Viki rufen, als ich schon in ihrer Zimmertür stehe.
"Soll ich dich nach Hause fahren?" fragt sie mich, doch ich schüttel den Kopf. Ich will jetzt allein sein und über all das nachdenken.
Sie bringt mich noch zur Tür und ich schwöre, hätte Sie das nicht getan, hätte ich mich verlaufen. Vielleicht finde ich kleinere Wohnungen doch attraktiver, als riesengroße Häuser und dabei muss ich schmunzeln. Sie sind immerhin viel gemütlicher und man kann sich auf keinen Fall verlaufen, was ich umso besser finde. Denn ohne Viki wäre ich hier vermutlich nie wieder rausgekommen.
"Wo ist denn die nächste Bahnstation?" frage ich und sie beschreibt mir den Weg. Es scheint zum Glück nicht all zu weit zu sein und ich verabschiede mich noch von ihr.
War es eine gute Idee sie in die ganze Sache einzuweihen? Langsam kommen mir Zweifel, ob ich nicht doch die falsche Entscheidung getroffen habe, doch es ist schon zu spät. Sie weiß alles.
Ich schlender den Weg entlang und schaue auf meine Füße. Es fängt an zu regnen und ich ziehe mir meine Kaputze über den Kopf. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie hätte mich gefahren. Dann bin ich zum Glück an der Bahn angekommen und schaue, wann die nächste kommt. In acht Minuten. Na toll. Acht Minuten in der Kälte warten und mir den Arsch abfrieren. Auch wenn wir Hochsommer haben ist es heute unglaublich kalt. Bahn fahren war eindeutig die falsche Entscheidung.
Nach ein paar Minuten fängt mein Körper an zu zittern und ich ziehe meine Schulterblätter zusammen. Bitte lass die Bahn doch endlich kommen.
"Was machst du hier?" höre ich auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich erschrocken um.
Es ist Angel. Ich habe gehofft, es ist einer meiner Freunde, doch die scheinen ja kein Wort mehr mit mir zu wechseln.
"Ich war bei Viktoria, aus dem Theaterunterricht" , sage ich und schaue ihr in ihre grünen Augen. Sie hat wieder eine Mütze auf, es ist diesmal eine andere, aber es lässt mich lächeln. Ich habe auch wieder eine auf, so wie immer. Ihre schulterlangen Haare schauen leicht aus der Mütze heraus und ich finde, dass sie wunderschön aussieht. Ich weiß nicht, warum sie mich so fasziniert, aber das tut Sie und das, obwohl wir uns noch nicht so wirklich kennen. Aber vielleicht macht auch gerade das Sie so interessant. Weil ich sie kennen lernen will, unbedingt. Sie hat die Arme verschränkt und ihr scheint auch kalt zu sein. Sie schaut in mein Gesicht und ein kleines Lächeln huscht drüber, was das Verlangen sie zu küssen, noch stärker macht. Aber ich weiß, dass das nicht geht.
"Was machst du hier denn? Das ist doch ziemlich weit weg, von der Schule meine ich" , sage ich und schaue sie dabei direkt an.
"Hatte Training" , gibt sie schnell von sich.
"Was für welches?" frage ich.
"Boxen", kommt es von ihr und dann herrscht Stille zwischen uns. Ich weiß nicht, warum ich darauf nichts erwidere. Ich finde die Sportart unglaublich interessant und heimlich mahle ich mir in meinem Kopf aus, wie wir bei einem Kampf von ihr sind und sie gewinnt, dannach zu mir kommt und mich leidenschaftlich küsst.
Die Bahn kommt und wir steigen beide ein. Wenn jemand hier jetzt gedankenlesen könnte, wäre das ziemlich peinlich, denke ich.
"Wo fährst du hin?" frage ich Sie.
"Nach Hause", sagt Sie, fragt aber nicht, wo ich hin will. Sie scheint wenig Interesse daran zu haben, noch weiter mit mir zu reden. Also lasse ich es auch. Als ich das nächste mal auf mein Handy blicke, sehe ich das Viki geschrieben hat.
"Ich weiß, wie wir es gegen Clark einsetzen können" , schreibt Sie, doch ich will es gar nicht wissen und stecke mein Handy wieder in meine Hosentasche.
"Was wollt ihr gegen Sterling einsetzen?" kommt es promt von Angel. Sie scheint meine Nachricht mitgelesen zu haben.
"Ich dachte, wir machen das zusammen. Und jetzt nimmst du die Nächstbeste und planst mit ihr einfach was. Ich verstehe ", fügt sie noch hinzu und steigt aus dem Zug.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top