10 //Hilf mir, Angel

Am nächsten Tag gehe ich in die Schule und sehe keinen. Keinen, der mich anschaut. Niemanden, der in kleinen Gruppen steht. Ich sehe nicht einmal Clark.

Dann sehe ich sie. Sie und ihre Mütze. Ich muss lächeln, weil sie genauso bescheuert ist wie ich und im Hochsommer eine Mütze trägt. Ich sehe an ihr herunter und sehe, dass sie ein Ringelshirt trägt. Es steht ihr. Ich trete näher an sie heran und sehe dass erste Mal wirklich in ihr Gesicht. Mir fällt das erste Mal eine Narbe an ihrem Hals auf. Angel ist sehr klein,obwohl ich auch nicht groß bin. Sie ist höchstens 10 Zentimeter kleiner als ich. Noch eine Sache, die mir an ihr gefällt. Nicht viele Mädchen sind kleiner als ich. Sie schaut mich böse an.

"Jean", sagt sie und ich lächel sie an. Dabei kommen meine Grübchen zum Vorschein , was sehr viele Mädchen an mir mögen. Ich mag es, wie sie meinen Namen ausspricht.

"Angel", grinse ich sie an.

 Stille. Wir scheinen die einzigen im Flur zu sein.

"Wieso sind alle weg?" frage ich, doch sie zuckt nur mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht. Aber er hat nichts weiteres veröffentlicht", sagt sie und nickt zur Bestätigung, als wenn ich es nicht glauben würde, wenn sie es nur sagt. Doch auch so glaube ich es nicht. Ich suche die ganze Schule ab, starre auf mein Handy. Jedoch scheint er wirklich nichts weiteres veröffentlicht zu haben.

"Vielleicht hat er gemerkt, wie scheiße die ganze Aktion war", überlegt Angel.

"Nein, so ist er nicht. Irgendwas an der Sache ist faul. Er hat das ganze schon Mal gemacht. Und da hat er auch nicht einfach so aufgehört. Es muss einen Grund geben. Und wir müssen ihn rausfinden, bevor es zu spät ist. Ich weiß nicht, wozu Clark in der Lage ist.  Angel, du musst mir helfen ", sage ich und bin ganz aufgeregt, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich hab irgendwie Angst, obwohl ich keine Angt haben darf, keine Angst haben sollte und dennoch fürchte ich mich vor ihm.

"Angel, bitte hilf mir", sage ich noch einmal und schaue in ihre glänzenden Augen. Sie schaut auch in meine, ich sehe das leichte Lächeln, welches sich auf ihre Lippen schleicht, was sie noch perfekter wirken lässt.

"Ich helfe dir, Jean " , antwortet sie mir und ich bin irgendwie erleichtert. Denn noch einmal will ich es nicht alleine mit Clark aufnehmen. Er scheint Angst vor Angel zu haben und das wird mein Vorteil sein.

Ich trinke einen Schluck aus meinem Saftpäckchen, welches ich schon die ganze Zeit in meiner Hand halte.

"Die hat meine Mutter meiner Schwester immer mitgegeben, als sie noch in die Grundschule ging " , lacht sie mich aus.

"Hey, die sind verdammt lecker. Lach mich nicht aus. Willst du auch einen Schluck?" frage ich sie und halte ihr mein Saftpäckchen entgegen.

"Nein, danke. Das ist was für Babys", grinst sie.

"Auch gut, dann bleibt mehr für mich" , grinse ich sie nun auch an und wir gehen weiter den Flur entlang.

"Wo musst du hin?" frage ich sie.

"Das geht dicht gar nichts an" , sagt sie nun wieder ernst und nun ist die abweisende Angel wieder zurück, die ich kenne. Irgendwie dachte ich, ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich ihr Vertrauen habe. Aber das scheint nicht der Fall zu sein.

"Auch wenn heute Montag ist, brauchst du nicht so ein Muffel zu sein" , sage ich.

"Ich hab jetzt Mathe, wir sehen uns dann in Theater wieder" , füge ich noch hinzu, bekomme jedoch keine Antwort mehr.

Ich habe jetzt wirklich Mathe und echt keinen Bock darauf. Erstens, weil es Mathe ist und zweitens, weil dort meine Freunde sind. Oder sollte ich sagen Clarks Freunde? Ich gehe in den Matheunterricht und sehe wie meine Freunde und Clark zusammen lachen, was mich gewaltig stört. Normalerweise würde ich dort sitzen und mit ihnen lachen. Clark hat es nicht verdient. Ich will mich auf meinen Platz setzen, neben Calvin. Jedoch kommt mir Clark zuvor und wirft sich auf den Stuhl.

"Das ist mein Platz, Clark" , sage ich ernst. Doch er grinst mich nur an.

"Such dir einen anderen, dies ist nun mein Platz" , sagt er und winkt mit der Hand, dass ich aus dem Weg gehen soll.

Ich gehe mit noch schlechterer Laune auf Clarks Platz zu.

Na toll, auch das noch. Samatha und Kylie sitzen um den Platz herum und schauen mich schon fast sabbernd an. Ich dachte, ich bin unbeliebt und alle scheinen das Gerücht über mich zu glauben. Da habe ich mich wohl geirrt, aber die beiden sind echt die Letzten, die ich jetzt gebrauchen kann. Ich will meine alten Freunde zurück. So schnell es geht.

"Jean, du siehst heute besonders heiß aus. Also, du siehst immer heiß aus, aber heute noch mal besonders ", sagt Samatha und klimpert mit den Wimpern.

"Und diese Muskeln, wie oft trainierst du denn Jean? Du bist echt unglaublich! " fügt Kylie noch hinzu und begrabscht meinen Arm. Ich versuche sie gekonnt zu ignorieren. Ich werfe einen Blick zu meinen Freunden hinüber. Calvin unterhält sich mit Clark.

Und der Verräter meinte, ich solle es meinen Freunden sagen, was Clark uns alles antun wird und nun ist er mit ihm befreundet. Wieso rafft er denn nichts? Wieso fällt er auf Clark rein? Wieso glaubt er ihm? So ein Vollidiot.

Die Mathelehrerin reißt mich aus meinen Gedanken.

"Jean, würdest du bitte an die Tafel kommen und uns denn Rechenweg zeigen?" fragt sie und ich bin ganz verwirrt, weil ich überhaupt nicht weiß, wo wir sind. Wir haben doch gerade erst angefangen oder? Ich schaue auf die Uhr und merke, dass schon eine halbe Stunde vergangen ist. Ich nicke langsam und bewege mich nach vorne. Ich war in Mathe nie der Beste, aber auch nicht der Schlechteste. Ich war aber immer gut im Rätsel lösen. Bitte lass es ein Rätsel sein, denke ich und fokussiere die Tafel auf dem Weg dorthin.

"Das müsste die Lösung sein" , sage ich nach einer Weile und die Lehrerin nickt zufrieden und ich darf mich wieder auf meinen Platz setzen. Glück gehabt. Dort erwarten mich auch schon wieder Samantha und Kylie.

"Wow Jean, das war großartig " , bewundert Kylie mich.

"Das war nur eine kleine Rechenaufgabe, mehr nicht " , sage ich abweisend. Ich halte das hier nicht mehr länger aus. Wieso bewundern sie nicht Clark? So wie sonst auch. Ich frag mich echt, wie der Kerl das aushält. Für mich ist es jedenfalls die Hölle. Aber vielleicht braucht er ja diese Bestätigung. Endlich ist der Matheunterricht vorbei und wir können in die Pause. Meine Freunde zischen lachend mit Clark ab und er grinst mich noch einmal so gehässig an, wie er es schon in der Stunde getan hat.

"Du hast nicht gewonnen" , sage ich leise, weil ich weiß, dass Clark das denkt. Ich weiß nicht, ob er mich hören kann. Aber hoffentlich tut er es.

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