57. Kapitel


TW: Panikattacken


Nachdem wir noch eine ganze Stunde im Starbucks saßen, entschlossen wir uns, langsam den Heimweg anzutreten. Gerade als wir die Tür durchquerten, meldete sich mein Handy. Ich hatte eine neue Nachricht von Felix bekommen!

Sooyun Pov:

Panik machte sich in mir breit. Ich starrte auf mein Handy, betete, dass die Buchstaben sich zu einer anderen Aussage zusammensetzten würden. Nichts passierte. Ich spürte, wie Mijin mich anstieß und versuchte, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber ich schüttelte nur den Kopf. Schluckte schwer. Während in mir drin alles aufgebracht schrie.

"Mijin", sagte ich. "Ich glaube... ich muss doch noch mal aufs Klo." Verwirrt sah sie mich an. "Okay, und jetzt die Wahrheit! Was ist passiert?" Wie sollte ich es ihr erklären? Wie sollte ich erklären, dass Felix mir gerade die Nachricht geschickt hatte, die nur in meinen schlimmsten Albträumen auf meinem Handy erschienen war?

"Felix hat mir gerade geschrieben. Ich muss ihn anrufen." Ich stammelte vor mich hin und hoffte, dass irgendetwas davon Sinn ergab. Die wenigsten Worte drangen richtig zu mir durch. Mijin zögerte keine Sekunde, sondern zog mich an meinem Handgelenk hinter sich her. "Je schneller wir wieder zu Hause sind, desto eher könnt ihr telefonieren.

Als wir im Bus saßen, zog ich mein Handy hervor.

Ich:

Was ist passiert?

Ich:

Hast du schon mit dem Label gesprochen?

Ich:

Was meinst du mit trennen? Die ganze Band?

Als er nicht reagierte, schickte ich noch eine hinterher.

Ich:

Bin gleich zu Hause. Ich rufe dich an, sobald ich dort bin

Ich packte mein Handy fest, sah die ganze Fahrt über immer wieder drauf, ob er geantwortet hatte. Gefühlt wurde der Bus mit jedem Halt, der mich näher zu unserem Haus führte, langsamer. Es gab mir schrecklich viel Zeit, dem Chaos in meinem Kopf zuzuhören.

Sie würden sich trennen? Was war in den letzten Stunden passiert, in denen wir nicht miteinander geredet hatten? Ich konnte mir keinen Grund ausmalen, wegen dem sich plötzlich die gesamte Band auflösen müsste. 

Dass er zurück gegangen war, sollte doch etwas gutes sein. JYP sollte ihm noch einmal zuhören, seine Entscheidung rückgängig machen. Aber... das konnten sie nicht, oder? Nicht solange Felix und ich zusammen waren.

Dass Felix nicht antwortete, machte alles nur noch schlimmer. Die wildesten Szenarien spielten sich direkt vor meinen Augen ab: Wie ich ihn anrief und er nicht abnahm. Wie ich verzweifelt versuchte, ihn zu erreichen, nur damit er noch einmal die Worte sagte, die ich eben schon gelesen hatte.

In meiner Vorstellung war das Schlimmste die Wut in seiner Stimme. Der Unglaube. Die langsame Realisation, dass es für Stray Kids keine Chancen mehr gab - nur weil er sich für mich entschieden und damit all das zum Einstürzen gebracht hatte.

Mein Herz pochte heftig, obwohl ich mich keinen Zentimeter bewegte, bis der Bus an meiner Haltestelle stoppte.

Ich sprang au dem Waggon und rannte bis zu uns nach Hause. Meine Schwester war total vergessen. Völlig außer Atem und verschwitzt wählte ich seine Nummer, erst für einen normalen Anruf, dann als Videochat. Er nahm ab, während ich in meinem Zimmer auf und ab tigerte.

Vor Erleichterung gaben meine Beine unter mir nach, und ich ließ mich auf mein Schreibtischstuhl fallen. "Was ist passiert?", fragte ich, noch bevor er etwas sagen konnte. Felix saß auf einem Sofa, hinter ihm war nur eine weiße Wand zu sehen. Seine Augen glänzten, als stünden Tränen in ihnen. Dieser Anblick nahm mir die Luft zum Atmen.

"Die Jungs wollen sich aus ihren Verträgen kaufen", brachte er nach mehreren Sekunden hervor. "Während ich bei dir war, haben sie geredet. Dass sie nicht zu siebt weitermachen wollen. Dass es ihnen lieber ist, wenn sie sich dann komplett trennen."

"Was?", hauchte ich. Sie wollten sich... Sie würden... "Aber du wolltest noch mal mit eurem Management sprechen."

"Sie haben es getan", erwiderte er. Lehnte den Kopf an die Wand hinter sich und fuhr sich mit der freien Hand über die Augen. "Sie haben mit ihnen gedroht, dass sie sich freikaufen würden, wenn ich gehen müsste. Unser Label hat das nicht sonderlich gut aufgenommen."

Ich schloss die Augen. Das konnte nicht wahr sein. Dass konnte nicht passieren. Ich träumte, und wenn ich in ein paar Minuten aufwachte, würde Felix neben mir liegen, und alles wäre in Ordnung.

Sieh es ein, Sooyun. Nichts ist in Ordnung.

vor unseren Augen brach alles zusammen. Und die Angst, er könnte meinetwegen alles verlieren, schien mich immer mehr und mehr zu erdrücken. Ich presste die Zähne aufeinander, hielt die Luft an. Doch es brachte nichts, ich merkte immer deutlicher, wie die Panik mich überrannte.

Zuerst waren es nur leise Schluchzer, aber dann kamen auch das Zittern und die Tränen. Automatisch griff ich zu meinen Unterarmen, wo man leider nur noch Narben spüren konnte. Zu gerne hätte ich mir meine Wunden jetzt aufgekratzt, hätte den Schmerz mit offenen Armen begrüßt.

"Sooyun. Hey sieh mich an. Ich weiß du hörst mich gerade nicht, aber trotzdem hoffe ich, dass meine Stimme dich ein bisschen beruhigt. Es tut mir so leid, dass ich dich gerade nicht einfach in den Arm nehmen kann, aber ich bin trotzdem für dich da. 

Atme mir erst einmal nach. Ja genau so. Und jetzt noch einmal tief einatmen." Durch Felix gelang es mir tatsächlich, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Völlig erschöpft sackte ich auf meinem Stuhl zusammen. Das ist alles meine Schuld."

Stille. Ich konnte Felix nicht ansehen, schaffte es nicht einmal, meine Augen zu öffnen. Aber ich hörte beinahe, wie er die Luft anhielt. "Deine Schuld?", fragte er vorsichtig. "Dass ihr euch trennt. es ist meine Schuld. Hätten wir uns nicht kennengelernt..." Ein Schluckauf unterbrach mich mitten im Satz.

"Hätte ich dir nicht wieder geschrieben, hätte ich dich gleich weggeschickt... Niemand hätte uns gesehen, oder? Du hättest dich nie entscheiden müssen, deine Freunde hätten nie darüber nachdenken müssen, sich aus ihren Verträgen zu kaufen..."

Schuldgefühle hatten diese merkwürdige Eigenschaft, mich zu überrennen, sobald sie es einmal bis in den vorderen Teil meines Verstandes schafften.

Jetzt öffnete ich die Augen doch, betrachtete Felix, der mich entgeistert anstarrte. "Sooyun, du weißt, dass das nicht..." Er unterbrach sich. Unsicher wie er den Satz beenden sollte, weil es eine Lüge wäre, würde er sagen, dass es nicht stimmt. "Selbst wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, früher oder später hätte es einen Grund gegeben, weswegen wir uns gegen das Label hätten stellen müssen."

"Aber dieser Grund wäre dann nicht ich gewesen", sagte ich. "Felix, ich..." Ich presste die Augenlieder aufeinander, suchte nach einer Klarheit, die mir zeigte,, was ich sagen sollte, was richtig und was falsch war. "Ich kann nicht dafür verantwortlich sein, das du alles aufgeben musst. Dass deine Freunde alles aufgeben müssen. Ich kann es nicht."

"Was willst du damit sagen?" Warum bedeutete es so viel Herzschmerz, mit ihm zusammen zu sein? Wieso konnten wir beide nicht ineinander verliebt sein, ohne den Rest der Welt mit in die Gleichung ziehen zu müssen? Ohne irgendeine Leidenschaft aufgeben zu müssen?

"Du solltest dich für die Band entscheiden." Die Worte kamen aus meinem Mund, aber es war nicht ich, die sie aussprach. Es war eine Stimme, die ich noch nie gehört hatte, eine Sooyun, die von den Emotionen, die sie zu überwältigen drohten, verschlungen wurde.

"Wie bitte?"

Ich öffnete die Lider und sah ihn an. Seine wunderschönen Augen, die alle Gefühle zeigten, die ihn durchliefen. "Du solltest dich für die Band entscheiden", wiederholte ich es noch einmal. "Wie kannst du... Sooyunie, hör mir zu. Ja, vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn wir uns nicht kennengelernt hätten, aber ich würde nie, niemals irgendetwas davon aufgeben wollen."

Ich auch nicht", sagte ich leise. "Aber mir würde es noch mehr das Herz brechen, wenn ich dich an meiner Seite hätte und langsam dabei zusehen müsste, wie du mich für das hasst, was du aufgeben musstest."

"Ich könnte dich nie hassen!", rief er. Er hatte sich nach vorne gebeugt, als wollte er durch das Telefon zu mir kriechen. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Es tat so weh. Alles. Jeder Teil meines Körpers schmerzte gerade so sehr, dass ich Angst hatte, mein Herz könnte einfach aufhören zu schlagen. "Ich könnte es. Ich würde es. Wenn ich dafür verantwortlich wäre, dass eure Band sich trennt." Ich schüttelte den Kopf. "Ich würde mich dafür hassen."

Darauf wusste er nichts zu erwidern. Seine Augen glänzten noch mehr als am Anfang unseres Gesprächs. er wirkte so ungläubig. Die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten, liefen mir über die Wange. Weinte er auch? mein Herz stach bei der Vorstellung.

"Weißt du noch, wie du zu mir gesagt hast, dass es nicht niemals bedeutet?", wiederholte ich seine Worte von vor so vielen Wochen. 

Ein freudloses Lachen hallte durch die Leitung. "Ich kann dich nicht von deiner Band wegnehmen, Felix" Dabei wollte ich nichts lieber, als sofort in das nächste Taxi zu springen und zu ihm zu kommen. "Ich kann nicht versprechen, dass sich an meiner Situation etwas ändern wird", sagte er.

"Ich weiß", antwortete ich leise. Viel, viel zu leise.

Er sagte daraufhin nichts weiter. schüttelte nur wieder und wieder den Kopf, ehe er sich verabschiedete und auflegte. Das Freizeichen, das kurz darauf mein Gehör erfüllte, war wie ein Donnerschlag.

Das Handy fiel aus meiner Hand, kam mit einem lauten Knall auf der Tischplatte auf. Meine Finger verkrallten sich in meinen Haaren, als das erste Schluchzen aus mir hervorbrach und ich nach und nach zu Staub zerfiel.

1573 Wörter

Es fuckt so ab, bei 30° Longsleeves tragen zu müssen, nur damit andere nicht deine blutigen Unterarme sehen können...

Ich glaube von allen, ist das hier mein Lieblingskapitel. Es ist irgendwie am persönlichsten.

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