56. Kapitel

Mehrere Minuten blieb ich noch regungslos auf der Stelle stehen. Die letzten Tage fühlten sich wie ein halbes Leben an. Erst als mein Handy ein Benachrichtigungston von sich abgab, fiel ich aus meiner Starre.

Sooyun Pov:

Die nächsten Stunden waren für mich der reinste Horror. Alle zwei Minuten musste ich mein Handy checken, um festzustellen, dass Felix immer noch nicht geschrieben hatte. Irgendwann überredete mich Mijin mich mit ihr einkaufen zu gehen, da unser Kühlschrank einem schwarzen Loch Konkurrenz machte. Komplett leergefressen...

Erst als wir wieder zurück waren, kam die erlösende Nachricht von Felix.

Cute_Boyfriend:
Bin gerade in unserem Apartment angekommen. Ich habe mich kurz in mein Zimmer verzogen, um dir zu schreiben, aber ich muss gleich wieder raus. Die anderen sitzen im Wohnzimmer und wollen mit mir reden...

Ich:

Drücke die Daumen, dass alles gut geht

Cute_Boyfriend:
Danke <3

Cute_Boyfriend:
Am liebsten würde ich einfach zu unserem Label fahren, in die Büros der Manager stürmen und mit ihnen reden.
Allerdings bezweifle ich, dass sie sich heute noch Zeit für mich nehmen werden

Ich:
Ich weiß, was du meinst. Ich hasse es auch, wenn ich nicht sofort etwas unternehmen kann, wenn ich mich erst einmal dazu entschlossen hab

Ich:

Wissen eure Manager denn, dass du mit ihnen sprechen willst?

Cute_Boyfriend:
Ich hab vorhin mit einem von ihnen telefoniert und nach einem Termin gefragt
Bisher hat sich noch niemand zurückgemeldet...

Ich:

:(

Ich:
In Filmen finde ich es auch immer schrecklich, wenn man hundert Jahre auf etwas warten muss

Ich:
Wie in Zoomania, als Judy und Nick bei dem Faultier nach einem Kennzeichen fragen. Grrr. Ich hab noch nie so eine frustrierende Scene in einem Animationsfilm gesehen

Cute_Boyfriend:
...

Ich:
Tut mir leid. Das ist nervöses Gelaber und hilft gerade nicht

Cute_Boyfriend:
Nein, alles gut. Ich überlege nur, ob ich den Film nachher anstellen sollte, um wenigstens ein klein wenig Frustration darauf umzulenken

Ich:

Sag mir, wenn du was brauchst, ja?

Ich:
Oder wenn du einfach nur reden möchtest

Cute_Boyfriend:
Mach ich. Bis später, Sooyun

Als ich am nächsten Morgen das Haus verließ, hatte sich eine graue Wolkendecke über Seoul gelegt, als hätte sie sich meiner Stimmung angepasst. Seit unserem letzten Gespräch hatte sich Felix nicht noch einmal gemeldet. Ich hatte ihm heute Morgen nach den Aufwachen eine Nachricht geschrieben, um zu fragen, wie es mit seinen Freunden gelaufen war. Seitdem schaute ich alle 5 Minuten auf mein Handy. Anscheinend meine neue Lieblingsbeschäftigung...

Ich wusste, wie viel die Situation von ihm abverlangte, wollte ihn aber nicht bedrängen, mir zu antworten. Trotzdem konnte ich nichts gegen den steigenden Strom an Sorgen und Unruhe tun, der durch meinen Kopf lief.

Nieselregen begleitete mich bis zum Han River. Der Wind pustete mir die Haare ins Gesicht und machte jeden Schritt, den ich samt Regenschirm zurücklegte, zu einem Kampf. Ich konnte fast spüren, wie meine Haare sich von der feuchten Luft kräuselten. Und dann fiel mir auch noch ein, dass ich keinen Haargummi eingepackt hatte, um das Chaos auf meinem Kopf zu bändigen.

Das Riesenrad, das vom Einfang des Starbucks gerade so zu sehen war, stand still, und auch sonst war kaum jemand in diesem Teil der Stadt unterwegs. Was eigentlich sehr ungewöhnlich war, allerdings schob ich es auf das schlechte Wetter.

Ich hatte mich mit Mijin zum frühstücken verabredet. Sie hatte aber bei einer Freundin übernachtet, weshalb wir uns erst dort treffen wollten. Dort fand ich sie auch, mit einer dampfenden Tasse Kaffee in hintersten Winkel des Cafés sitzend, tief in ein Buch versunken.

"Na Schwesterherz, lang nicht mehr gesehen, was?", begrüßte ich sie. Mijin hielt den Zeigefinger in die Höhe, und gab mir damit zu verstehen, zu warten, bis sie mit der Seite oder dem Abschnitt fertig war.

Ich legte also den Regenschirm neben der Sitzbank auf den Boden, zog meine beige Bomberjacke aus und studierte die Tafel hinter der Kasse, während ich darauf wartete, dass meine Stiefschwester mir ihre Aufmerksamkeit schenkte. 

"Sag bloß, heute ist der Tag, an dem du dir mal keinen Java Chip Chocolate Frappucino bestellst", sagte Mijin. "Ich dachte, es wäre mal Zeit für etwas Neues.", überlegte ich. "Dass ich das noch erleben darf." Mein Augenrollen ignorierte sie geflissentlich.

Nachdem ich bestellt und mit meinem Getränk und einer warmen, verführerisch duftenden Zimtschnecke Mijin gegenüber Platz genommen hatte, schloss sie ihr Buch endlich. Sie deutete mit ihrem Kaffeelöffel auf meinen Frappucino. "Was ist aus der 'Zeit für etwas Neues' geworden?"

"Ich war noch nicht bereit", erwiderte ich und nahm einen großen Schluck von meinem Lebenselixier. Dann bis ich von meiner Zimtschnecke ab und wusste jetzt schon, dass ich im Lauf der nächsten Stunden noch dreimal aufstehen würde, um mir eine neue zu holen. Zumal meine Schwester das kleine Gebäck musterte, als würde sie bereits eine Ablenkungstaktik planen, um es mir wegzunehmen.

"Denk gar nicht daran", empfahl ich ihr. "Du weißt, dass du es bereuen würdest." Ein Lachen schüttelte ihren Körper. "Grumpy Sooyunie ist heute wieder da." Beleidigt drehte ich mich weg. Ich schaute mich ein wenig um, beobachtete die Menschen, um uns herum. Als mir dies allerdings zu langweilig wurde, überwand ich mein Ego und schenkte der Person an meinem Tisch wieder meine Aufmerksamkeit.

"Wie kommt es eigentlich, dass du vor mir hier warst?" Mijin war ein schlimmerer Morgenmuffel als ich. Dass sie überhaupt zugesagt hatte, sich um zehn Uhr morgens mit mir zu treffen, glich einem Wunder. "Yuna, also die Person bei der ich gepennt hab, hat mich raus geworfen. Sie und ihre Familie wollen heute noch in den Freizeitpark." Mein Blick schweifte zum Fenster, nach draußen. Na dann, viel Spaß im Regen!

"Dafür können wir jetzt mal wieder, nach langer Zeit, was zusammen unternehmen." Ich umrundete die Sitznische und quetschte mich neben sie. "Vor allem, bin ich sowieso viel besser." Verwundert hob sie eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen. "Wieso dass?" Ich zog meinen Teller auf unsere Seite des Tisches. "Weil ich sogar meine Zimtschnecke mit dir teile!"

"Es wäre noch cooler, hättest du mir meine eigene gekauft", scherzte Mijin. "Ich kann sie auch alleine essen", meinte ich daraufhin. "Neeein", machte sie und legte beide Arme schützend um meinen Schatz. "Mehr als eine Zimtschnecke wäre eh zu teuer, wer kann sich so was leisten?"

"Wir könnten ja auch welche selber backen?", schlug ich vor. Zweifelnd schaute sie mich von der Seite an. "Glaub nicht, dass die dann genießbar werden..." Lachend stimmte ich ihr zu. Mijin trennte ein Stück von dem Gebäck ab und kaute nachdenklich darauf herum. Nach einer Weile stieß sie ein so tiefes und lautes Seufzen aus, dass die Leute um uns herum sich verwirrt umschauten, und ließ sich gegen mich fallen.

"Dass ist so gut, Sooyunie! Ich werde nie wieder etwas anderes Essen." Und somit musste ich mich wohl oder übel von meinem Schatz verabschieden. Stattdessen konnte ich beobachten, wie er immer mehr in Mijins Mund verschwand, bis schließlich nur noch die Krümel auf meinem Teller an ihn erinnerten.

"Holst du noch eine?" Belustigt schüttelte ich den Kopf. "Damit du sie gleich wieder vor meinen Augen so verschlingst? Nein danke! Lieber komme ich morgen oder so noch einmal alleine vorbei und muss sie dann mit niemandem teilen." 

Nachdem wir noch eine ganze Stunde im Starbucks saßen, entschlossen wir uns, langsam den Heimweg anzutreten. Gerade als wir die Tür durchquerten, meldete sich mein Handy. Ich hatte eine neue Nachricht von Felix bekommen!

Cute_Boyfriend:
Sooyun

Cute_Boyfriend:
Wir werden uns trennen

1252 Wörter

Hab mir gerade noch einmal den Auftritt von Yeji und Hyunjin angeschaut. Also 'River' + 'Play with Fire'. 

Die beiden Idols sehen so ähnlich aus!!! Wenn die einen DNA-Test machen würden, und raus kommt, dass die wirklich Geschwister sind, wäre ich nicht mal mehr überrascht.

Ich frage mich, ob ich auch jemals den Typ treffen werde, der mein Ebenbild ist, nur halt männlich?

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