Singst du für mich? (Oneshot 12.8)
Mit zittrigen Fingern veröffentliche ich die Story. Ein weiterer Song, der vor dem Albumrelease veröffentlicht werden soll. Eigentlich war es anders geplant, eigentlich hatte ich bereits vor Wochen alle Songs fertig.
Und dann kam er zurück in mein Leben. Und mit ihm die Hummeln im Bauch, das Taxi zu Wolke 7 und das Dauergrinsen in meinem Gesicht.
Bereits nach dem ersten Treffen, rückblickend war es wohl eher ein klassisches Date, war mir klar, wie viel er mir bedeutet. Immer noch bedeutet. Schlaflos wälzte ich mich in meinem Bett hin und her, bis ich schlussendlich doch wieder aufstand, Stift und Papier nahm und meine Gedanken oder besser Gefühle aufschrieb.
Und mit jedem Abend wurde die kleinen Notiz länger und nahm Gestalt an. Als ich zwei Wochen später vor einem fertigen Songtext saß, rief ich meinen Produzenten an. Und jetzt habe ich einen fertigen Song vor mir. Ein Song für ihn. Ein Song der so viel darüber erzählt, was unausgesprochen zwischen uns ist. Was ich mich niemals trauen würde ihm direkt zu sagen, egal wie ehrlich ich sein will. Das ist auch der Grund, dass ich den Abend nicht mit ihm verbringen kann. Ich würde es schlichtweg nicht überleben ihm gegenüber zu sitzen, so zu tun als wäre alles normal, dabei wird er in ein paar Stunden, wissen, dass ich ihn seit Jahren liebe.
Plötzlich erreicht mich eine Nachricht von Jan.
Aha, warum erzählst du das nicht?
Antwortet er auf meine Ankündigungsstory zum Song. Er klingt nicht umbedingt gut gelaunt und ich kann es ihm auch nicht verübeln. Ich habe kein Wort über heute verloren. Es ist eine Art Überraschung.
Überraschung! 😂
Versuche ich meine Nervosität zu überspielen.
Ganz toll
Er ist angepisst. Das habe ich ja mal wieder super hinbekommen. Verärgert über mich selbst lege ich mein Smartphone weg und stütze meine Kopf in meinen Händen ab. Ich hoffe, dass Jan trotz allem das Lied hören wird. Viel länger halte ich es einfach nicht mehr aus, bei ihm zu sein, aber nicht zusammen zu gehören, ihn immer wieder loslassen zu müssen, in der Nähe immer den nötigen Abstand zu haben. Ich kann einfach nicht verhindern, dass mein Herz hüpft wie in einer Trampolinhalle, wenn ich ihn sehe und in meinem Kopf eine Nebenmaschine angeschmissen wird.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit die raue Tapete meiner Zimmerdecke zu betrachten und der Zeit beim vergehen zu zuschauen. Irgendwann beginnt mein Magen zu knurre und ich rapple mich auf, um mir eine Fertigpizza in den Ofen zu schieben. Während des Essens checke ich immer wieder meine Nachrichten, aber wie zu erwarten, bleibt eine weitere Nachricht von ihm aus.
Später fange ich ein wenig Call of Duty zu zocken, da es mich immer ablenkt und runter bringt. Die Gedanken über mögliche Reaktionen von ihm werden in den Hintergrund gedrängt und machen einer angenehmen Leere Platz. Ein paar Stunden frage ich mich nicht, wie ich weiterleben soll, wenn Jan es beschissen findet und den Kontakt endgültig abbricht. Ein paar Stunden denke ich nicht darüber nach, dass es vielleicht doch etwas überstürzt ist, nach zwei Monaten ein kitschiges Liebeslied zu schreiben und Jan eventuell noch nicht so weit ist. Ein paar Stunden überlege ich nicht, was ich mache, wenn er jetzt schon beleidigt ist und den Song sich gar nicht erst anhört und ich hier umsonst warte bis er sich meldet, um mir zu sagen, dass er den Song schön findet, so wie er es auch bei den anderen drei gemacht hat.
Die Zeit vergeht dann doch schnell als gedacht und aufgeregt begebe ich mich in die Premiere des Songs. Ob ich positiv oder negativ aufgeregt bin, kann ich nicht wirklich sagen. Ob Jan wohl auch gerade hier ist? Ob er wieder sein Handy mit dem Bluetooth-Lautsprecher verbunden hat, so wie er es mir erzählt hatte?
Während der Song den ich mittlerweile schon so oft gehört habe erklingt lese ich mir die Kommentare durch. Auch wenn es immer noch seltsam ist seine eigene Stimme zu hören, schleicht sich bei den Zeilen ein Lächeln auf meine Lippen. Wahrscheinlich, weil ich automatisch an Jan denken muss. Die Menschen im Livechat fangen an darüber zu spekulieren, für wen der Song wohl ist und bis die ersten mit #tian kommen, und auf einmal der ganze Chat damit voll ist. Wenn sie nur wüssten, wie richtig sie damit liegen, denke ich mir, während ich vorerst glücklich den Laptop zu klappe.
Willst du vorbei kommen?
Ploppt eine Nachricht von Jan auf. Sofort ist mir klar, dass er den Song gehört hat. Dass er jetzt will, dass ich vorbei komme, sehe ich jetzt mal als ein positives Zeichen.
Wenn ich denn darf?
Frage ich zur Sicherheit nochmal nach, jedoch warte ich seine Antwort nicht ab und ziehe mir bereits Schuhe und eine Jacke an.
Ich würde mich freuen.
‚Er würde sich freuen' wiederholt eine aufgedrehte Stimme in meinem Kopf immer wieder und lässt mich regelrecht aus der Wohnung sprinten. Dann ertönt erneut mein Nachrichtenton.
Und bevor du fragst, ich mag das Lied.
Die Stimme wechselt ihr Mantra zu ‚Er mag das Lied'. Glücklich grinsend wie ein Kind dem erlaubt wurde so viel Eiskugel zu nehmen, wie es will, steige ich kurz nach Mitternacht in mein Auto und mache mich auf den Weg nach Köln.
Da ich keine Lust auf eine ewige Parkplatzsuche habe, stelle ich mein Auto im Halteverbot direkt vor Jans Wohnung ab. Auf einen Strafzettel mehr oder weniger kommt es bei mir schon lange nicht mehr an. Erst vor ein paar Tage hat Jan mir den Zweitschlüssel zu seiner Wohnung gegeben, weshalb ich nicht klingle und eilig die Treppen zum vierten Stock hoch steige. Vor seiner Türe muss ich kurz verschnaufen, da ich immer noch keinen Sport mache und nicht halb am Ersticken bei ihm auftauchen will.
Unwissend was jetzt passieren wird, schließe ich langsam seine Wohnungstür auf. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Einbrecher durch die dunkle Wohnung zu laufen auf der Suche nach Jan. Aus dem Wohnzimmer erklingt leise Musik und Licht strahlt in den Flur. Jan sitzt auf dem Teppich und lehnt sich an seinem Sofa an. Schweigend lasse ich mich neben ihm fallen.
Mein Mut von vorhin ist verflogen und ich traue mich nicht mal ihn anzuschauen. Wir sitzen einfach da und warten, dass irgendwas passiert. Sollte ich versuchen ein Gespräch anzufangen?
Überdeutlich spüre ich seinen Blick auf mir, als er sich zu mir dreht, aber ich schaffe es nicht aufzuschauen. Dann legt er seine Arme um mich und zieht mich in eine Umarmung, die ich nur zu gerne erwidere. Da es sehr umständlich ist sich so sitzend richtig zu umarmen, lasse ich mich langsam auf die Seite kippen, bis ich auf dem Teppich liege und Jan auf mir drauf. Ich festige meinen Griff um seine Hüfte und sein leises zustimmendes Lachen ist in diesem Moment das schönste.
Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur so eng umschlungen in seinem Wohnzimmer liegen. Ich merke, dass er sich von mir entfernen möchte und ich gebe einen mürrischen Ton von mir, denn er mit einem leichten lachen quittiert. Damit er nicht aufsteht, drehe ich uns sodass ich auf ihm liege und er keine Chance hat auf Abstand zu gehen.
„Du bist zu schwer!", beschwert er sich augenblicklich und ich stütze mich auf meinen Armen neben seinem Kopf ab, um ihn ein wenig zu entlasten. So kann ich ihm auch zum ersten Mal an diesem Abend ins Gesicht schauen. Mein Blick wandert von seinen Augen runter zu seinen Lippen.
Wie ein Flashback fallen mir erst jetzt die Parallelen zu der Situation von vor zwei Jahren auf. Abends. Ich auf ihm liegend. Auf seinem Wohnzimmerteppich. Bloß damals lagen wir zwei Meter weiter rechts. Unbewusst gleitet mein Blick zu dieser Stelle. Mich überkommt die alte Panik und ich erstarre.
„Denk nicht mal dran jetzt abzuhauen!", erklingt seine weiche Stimme mit einem warnenden Unterton neben mir, „Ich will nicht nochmal zwei verdammt Jahre warten, bis ich dich wieder habe." Verwirrt und ungläubig über seine Worte starre ich nun nicht mehr die Stelle auf dem Boden sondern ihn an.
„Jetzt küss mich endlich!", fordert er mich leise aber bestimmt auf und diesmal handelt mein Körper intuitiv, bevor seine Worte die lange Leitung bis zu meinem Gehirn durchdrungen haben.
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The End. YAY
Das ganze Drama dieser Geschichte hat sich irgendwie in diesem letzten Kapitel abgespielt... 😂
Ich muss sagen, dass ich das schreiben echt irgendwie vermisst habe und es eigentlich Spaß macht. Ich frage mich warum ich eigentlich diese seltsame Pause gemacht habe.
Also vielleicht kommt hier jetzt häufiger etwas... Habt jemand Idee oder Wünsche etc.? Noch habe ich keinen Plan was als nächsten kommen soll und bin offen für alles!
Ansonsten noch einen schönen Freitag Abend!
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