Seelenverwandtschaft (Oneshot 8.4)

Zuhause muss ich erstmal erklären, was ich so getrieben habe, aber ich erzähle nur, dass ich bei einem Freund übernachtet habe. „Und was ist mit deiner Seelenverwandten?", fragt sie. „Da gibt es anscheinend irgendwelche Komplikationen, weshalb es noch etwas dauert.", lüge ich sie an. „Komplikationen bei der METHODE wäre mir neu." „Ich war auch verwirrt, aber so ist es nun mal."

Bereits am nächsten Tag fragt mich Jan, wann wir uns mal wieder treffen.

Haben wir uns nicht erst gestern gesehen? :)

Ja schon... aber als offizielle Seelenverwandte, darf man sich ja auch ein bisschen häufiger treffen. ;)

Seelenverwandte... das Hauptthema in meinem Kopf. Es wäre so einfach, wenn Jan weiblich wäre. Er übernimmt ja genau den Job, den ein Seelenverwandter machen sollte. Und wäre er eine Frau würde ich mich wahrscheinlich sofort in ihn verknallen. Aber mein Leben ist natürlich nicht einfach.

Ich antworte ihm, dass wir uns sehr gerne treffen können. Und er schlägt vor, dass ich heute Abend wieder bei ihm vorbei schaue. Ich stimme zu und freue mich schon darauf. Es ist noch Vormittag und die Zeit bis heute Abend scheint endlos zu sein. Oft habe ich das Gefühl eine Rolle spielen zu müssen, perfekt und glücklich zu sein. Aber schon die wenigen Stunden mit Jan haben mir gezeigt, dass ich bei ihm auch mal angepisst sein darf. Einfach so wie ich halt gerade in diesem Augenblick bin. Und ich merke, wie er mich langsam aber sicher auftaut. Mein verschlossenes Herz aufbricht und sich reinschleicht, als Freund natürlich.

Nachmittags frage ich mich in einer kleinen Pause, ob ich eigentlich wieder bei ihm übernachten dürfte. Es hätte auf jeden Fall den Vorteil, dass ich am nächsten Morgen nur eine Viertelstunde bis zur Rettungsstation brauche. Von zu Hause ist es etwas länger. Kurzer Hand frage ich ihn und er stimmt zu. Der kurze Sprung meiner Herzens geht fast in meinem innerlichen Freudentanz unter.

Nach meiner Schicht gehe ich kurz nach Hause, um mich frisch zu machen und ein paar Sachen einzupacken. Dann mache ich mich auf den Weg zu Jan. Als er mir strahlend die Türe öffnet, umarme ich ihn plötzlich. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, aber ich finde es irgendwie nicht schlimm und er es anscheinen auch nicht. „Warum so glücklich?", frage ich ihn anschließend. „Keine Ahnung, einfach so."

Diesmal beschließen wir Pizza zu bestellen, um sicher zu gehen, dass wir etwas zu essen haben. Wir unterhalten uns über eher belanglose Themen und einigen uns dann darauf einen Film zu starten. Mit der frischen Pizza auf dem Schoß und einem Bier in der Hand, sitzen wir auf der Couch und sehen uns einen Horrorfilm an. Eigentlich ist das echt nicht mein Genre, weil ich viel zu schreckhaft dafür bin, aber durch Giselas Kommentare wird es eher zu einer Komödie.

Nach einer Stunde wird es etwas ruhiger neben mir und ich beginne mich etwas zu gruseln. An einer Stelle zucke ich wohl ziemlich zusammen, denn Jan lacht mich erstmal aus. „Hast du etwa Angst?", fragt er mit gespielt gruseliger Stimme. Ich antworte nicht, dann spüre ich plötzlich etwas auf meiner Schulter und zucke extrem zusammen. Dann stelle ich fest, dass es bloß Jans Hand war: „Alter, erschreck mich doch nicht so, wenn wir einen Horrorfilm schauen!" Er lacht schon wieder. Als Rache zwicke ich ihn in die Seite und er quiekt erschrocken auf. Diesmal lache ich. Leider lässt er das ganze jetzt nicht auf sich beruhen, sonder stürzt sich auf mich und gemeinsam kippen wir um, so dass Jan schlussendlich auf mir drauf liegt.

„Mhm, jetzt liege ich bequem.", stellt er leise lachend fest. „Schön, aber du erdrückst mich halb!", beschwere ich mich etwas übertrieben, weil es mich eigentlich gar nicht so sehr stört. „Ich bin leicht wie eine Feder!", gibt auch Gisela mal wieder ihren Senf dazu. „Jaja schön wär's." Trotzdem macht Jan nicht die Anstalten wegzurutschen. „Hast du jetzt noch vor dich zu bewegen?", frage ich ihn. „Nö!", antwortet er und ich akzeptiere es.

Dann fällt mir auf, in welcher Position wir eigentlich sind und aus Nervosität, wegen dieser plötzlichen Nähe zu einer anderen Person, schlägt mein Herz auf einmal doppelt so schnell. Jan scheint das entweder nicht zu bemerken oder zu ignorieren, denn er rührt sich nicht und schaut einfach weiter den Film.

Ganz perfekt ist unsere Postion für mich dann aber wirklich nicht, da ich nach ein paar Minuten spüre, dass mein rechter Arm eingeschlafen ist. Er wurde wohl als wir umgekippt sind, zwischen mir und der Sofalehne eingeklemmt. Umständlich versuche ich ihn rauszuziehen, habe dann jedoch das Problem nicht zu wissen, wohin damit. Schlussendlich lege ich meinen Arm auf Jans Rücken und wir schauen gemeinsam die letzte halbe Stunde des Films.

Als der Abspann einsetzt rutscht Jan endlich von mir runter, aber danach ist mir sofort kalt, als ob mir jemand nach dem Schlafen die Decke weggezogen hätte. „Sollen wir schlafen gehen?", fragt er mich und ich nicke, weil ich doch etwas müde bin. Wir stehen auf und ich folge ihm ins Badezimmer, wo wir uns bettfertig machen.

„Willst du eigentlich wieder auf der unbequemen Couch übernachten oder mit in meinem Bett schlafen? Es ist ja ein Doppelbett, also auf jeden Fall breit genug für uns beide...", fragt er mich als wir gerade das Badezimmer verlassen. Ich weiß nicht so recht. Einerseits würde ich gerne das Angebot annehmen, weil das Sofa echt nicht das beste zu schlafen ist und sein bett wirklich groß genug ist, andererseits weiß ich nicht, ob ich schlafen kann, wenn mein Puls wieder so hoch geht, wenn wir uns nah sind. „Jetzt komm schon, ich beiß auch nicht!", versucht er mich zu überzeugen. „Da wäre ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher...", meine ich lachend, lasse mich aber von ihm in sein Schlafzimmer ziehen.

Da er sich auf die rechte Hälfte legt, mache ich es mir auf der linken gemütlich. Er macht das Licht aus und kurz darauf höre ich ihn so gleichmäßig Atmen, dass ich davon ausgehe, dass er bereits schläft. Ich schlafe allgemein schon nicht so super, aber diese Situation macht es nicht gerade leichter, vor allem als er sich leise schmatzend umdreht und plötzlich auch auf meiner Hälfte liegt. Tja, das hätte ich bedenken müssen, er ist es nicht gewohnt, zu zweit in seinem Bett zu liegen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie und wann ich eingeschlafen bin, aber ich werde von einem sehr nervigen Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich möchte mich gerade in die Richtung dieses elendigen Geräusches drehen, als mir auffällt, dass irgendwas schweres auf mir drauf liegt. Müde öffne ich die Augen und stelle geschockt fest, dass es Jan ist, der sich an mich gekuschelt hat. Okay, immerhin bin ich jetzt wach.

Jan nuschelt irgendetwas unverständliches vor sich hin, bevor er ziemlich abrupt von mir runter rutscht. „Sorry, war nicht mit Absicht.", entschuldigt er sich, dafür, obwohl er es gar nicht bräuchte, weil ich es gar nicht so schlimm fand. „Schon okay", gebe ich deshalb von mir. „Sag sowas nicht, sonst lege ich mich wieder auf dich und schlafe weiter, ich bin echt noch müde.", droht er mir an, aber ich kann ihn nicht wirklich ernst nehmen, da er mit der rauen Morgenstimme und den verstrubbelten Haaren irgendwie süß ist. Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, schwinge ich mich motiviert aus dem Bett. „Willst du mir nicht vielleicht etwas deiner Energie abgeben?" „Sehr gerne, aber dafür musst du schon her kommen", locke ich ihn aus dem Bett und er stöhnt genervt auf. Ich verschwinde im Bad und höre nur von drüben noch ein leises „Ich komm' ja schon..."


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Etwas kürzer als die anderen, aber ich wollte umbedingt, dass es heute früh noch online kommt, deshalb musste ich mich etwas beeilen 😂

Ich wünsche euch allen einen guten Start in die Woche!!

Liebe Grüße 

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