Falsches Timing (Oneshot 7.3)
Jan wusste nicht, ob er wirklich wieder raus zu den anderen wollte. Die Stimmung war so seltsam gewesen und irgendwie hoffte er jetzt, dass wenn er nur lang genug auf Toilette bleiben würde, die Sache sich lösen würde. Tim wunderte sich, wo Jan so lange blieb und beschloss nach Jan zu schauen. Als er die WC-Tür öffnete sah er Jan am Waschbecken stehen, wie er nachdenklich sein Spiegelbild betrachtete. „Was machst du hier?", wurde er trocken von Jan gefragt. Das war zu viel für Tim. Erst das Drama mit Jan, dann seine Begleitung, die ihn sitzen gelassen hat und jetzt giftete Jan ihn auch noch so an. Wütend ging er auf Jan zu, welcher sich auffordernd zu ihm umgedreht hat. „Darf man nicht mal auf Toilette gehen?", fragte er zornig. „Dann geh doch!", zickte Jan zurück, „oder bist du neidisch, weil mein Date besser läuft als deins?" Das brachte Tims Fass zum überlaufen. Er konnte nicht länger der Versuchung widerstehen, erst recht nicht wenn sie so dicht aneinander standen. Er überbrückte die letzten Zentimeter und küsste Jan aggressiv. Jan stieg sofort mit ein, zu süchtig war er nach Tim und der Dominanz, welcher er in diesem Moment ausstrahlte. Aus dem anfänglichen Kuss wurde eine wilde Knutscherei, in der so viele gegensätzliche Emotionen aufeinander trafen, dass man nicht sicher wusste, ob die beiden gleich ein Schlägerei anfangen oder in eine der Kabinen verschwinden würden.
Erschrocken fuhren sie auseinander als sich die Tür öffnete und Jans Begleiter den Toilettenraum betrat. Auch dieser wirkte geschockt, als er verstand, was vor seinem Eintreten in dem Raum passiert sein muss. Dann räusperte er sich und meinte mit betont sachlicher Stimme: „Es war schön dich kennengelernt zuhaben, aber ich glaube, das zwischen uns ist aussichtslos." Dann verließ auch schon die zweite Person, dass Café und Jan und Tim waren wieder alleine.
„Ich glaube, ich sollte auch gehen und du solltest deine Freundin nicht länger warten lassen.", schlug Jan vor. „Sie ist vorhin schon gegangen.", erklärte Tim und gemeinsam gingen sie zurück zu ihrem Tisch. Nachdem sie gezahlt hatte, verließen auch sie das Lokal. Als sie wieder in ihrer Wohnung ankamen machte Jan dann einen Vorschlag: „Es wäre vielleicht besser, wenn wir uns mal eine Zeil lang nicht sehen. Es würde ja erstmal ein Monat reichen. Vielleicht hilft uns das ja weiter." „Und was ist mit unserem Kanal, den Drehterminen und dem ganzen Zeug?", äußerte Tim seine Bedenken. „Ich regle das schon. Wir sagen einfach allen, dass wir ein Auszeit vom Stress brauchen." „Okay, klar. Ich würde dir die Wohnung überlassen und zu meinen Eltern ziehen.", stimmte Tim dem Plan niedergeschlagen zu. Er wollte sich nicht von Jan trennen, sie waren doch beste Freunde, sie könnten einen Streit doch richtig klären können! Aber Jan hatte eine Entscheidung getroffen und der würde er Folge leisten. Er würde alles für Jan machen, wenn er sich dies bloß wünschen würde. Traurig packte er die wichtigsten Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.
Sie vermissten sich. Wenn man zwei Jahre lang so gut wie alles miteinander teilte, war das auch nicht verwunderlich. Aber es war nicht nur das Vermissen, sondern auch der Liebeskummer, der die beiden plagte. Ihre Herzen verzehrten sich nach dem anderen und schmerzten qualvoll in ihrer Brust. Und als Tim nach einer Woche nochmal vorbeikam, um etwas zu holen, wurde Jan bewusst, dass er nie wieder mit Tim nur befreundet sein könnte. Ganz oder gar nicht.
In den dritten Woche der Abstinenz kam Tim erneut vorbei, um etwas Wäsche zu holen. Jan lehnte an seiner Tür zum Flur und betrachtete Tims Treiben. Irgendwann blickte Tim von der Kommode hoch zu Jan und für den Bruchteil einer Sekunde hatten sie eine Verbindung, die Jan sagte, dass es Tim genauso ging wie ihm. „Tim, können wir vielleicht bei einem Spaziergang nochmal reden?", traute er sich dann zu fragen. „Lass mich kurz die Sachen fertig packen und zum Auto bringen, okay?", stimmte Tim sofort zu. Er war froh, dass Jan den Schritt gewagt hatte, denn er hätte den Moment ungenutzt verstreichen lassen.
Sie liefen in der Frühlingskälte der Rheinpromenade entlang. Die Sonne wärmte nur leicht die Oberflächen an, sodass sie ihre Hände tief in den Taschen vergraben hatten. „Mir ist in den letzten Wochen einiges klar geworden.", fing Jan an. „Ja, ich habe Gefühle für dich, weit mehr als ich als bester Freund für dich haben sollte. Und nein, sie sind seit dem ersten Auftreten in keinem Moment geringer geworden. Ich glaube nicht, dass wir nach dieser Auszeit einfach wieder beste Freunde sein können und die Gefühle Vergangenheit sind. Ich glaube viel eher, dass ich dich nie wieder anschauen kann, ohne mir vorzustellen, wie schön es wäre, wenn du mich jetzt küssen würdest. Sicherlich würden auch meine Gefühle irgendwann verfliegen, aber so viel Auszeit können wir uns nicht nehmen, bis es soweit ist. Deshalb habe ich für mich den Entschluss gefasst: Ganz oder gar nicht. Entweder wir beenden unsere Freundschaft und unsere berufliche Zusammenarbeit und gehen getrennte Wege oder wir wagen es. Wenn du es genauso siehst, würde ich gerne das Risiko einer Beziehung mit dir eingehen. Im Prinzip sind wir doch schon seit Jahren sowas wie ein Paar. Wir wollten es bloß nicht wahrhaben. Natürlich ist es ein Risiko und, wenn wir auseinander brechen, könnte es unschön enden und wir würden uns nicht so friedlich trennen, wie jetzt. Aber ich bin bereit diese Gefahr in Kauf zu nehmen, scheitern können wir dann immer noch, aber ich will es wenigstens mal versucht haben und nicht direkt aufgeben. Ich möchte uns eine Chance geben."
Jan hatte sich völlig in Rage geredet und Tim war völlig überrumpelt von dem Redeschwall, welcher ihn überrollt hatte. Er musste das Gesagte erstmal auf sich wirken lassen. Währenddessen liefen sie stillschweigend weiter. Dann traf auch Tim eine Entscheidung. „Ja, versuchen wir es.", stimmte er der Beziehung zu und blieb stehen, um sich zu Jan zu drehen. Dieser strahlte ihn so glücklich, wie schon lange nicht mehr an. Tim ließ seine Hände zu Jans in dessen Manteltaschen gleiten und verschränkte ihre Finger miteinander. Unweigerlich kamen sie sich dadurch näher, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. Dann konnten und wollten sie sich nicht mehr länger zurückhalten und küssten sich sanft. Langsam aber sich konnten sich beide in den vorsichtigen und gefühlvollen Kuss fallen lassen, weil es nicht wie sonst ein Kampf um die Dominanz war, sondern einfach nur ein Kuss zwischen zwei Liebenden.
Als Tim am nächsten Morgen in Jans Bett aufwachte, stand er nicht sofort auf, um die peinliche Stille zu umgehen, versuchte er nicht, Jan aus dem Weg zu gehen, wollte er nicht am liebsten vergessen, was in der letzten Nacht passiert war. Nein. Er kuschelte sich noch näher an Jan, flüsterte ihm ein leises „Ich liebe dich" ins Ohr und verfiel dann wieder in einen traumlosen Schlaf.
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Ich hoffe es hat euch gefallen, hab die Story ziemlich am Stück geschrieben. Für Rechtschreibfehler oder ähnliches entschuldige ich mich. Ich musste in der Mitte beginnen auf dem Handy zu schreiben und da ist die Autokorrektur etwas seltsam und ich bekomme es nicht immer so mit, wenn die etwas macht.
Liebe Grüße
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