Falsches Timing (Oneshot 7.2)
In den nächsten Wochen versuchte sowohl Jan als auch Tim die aufkeimenden Gefühle loszuwerden. Aber anstatt, dass sie verschwanden, wuchsen die Gefühle eher und auch die Nacht konnten sie partout nicht vergessen. So war es quasi schon vorherzusehen, dass die nächste Party nicht gut enden würde.
Sie waren ins Bootshaus gegangen, feiern mit Freunden. Wie immer trank jeder Alkohol und wie immer tanzten sie sich gegenseitig bescheuert an. Keiner wusste wie es genau dazu gekommen war, dass Tim dicht hinter Jan stand. Aber statt wieder auf Abstand zu gehen legte Tim eine Hand auf Jans Seite und zog ihn noch dichter an sich. Wie es der Zufall so wollte setzte in diesem Moment ein ruhigeres Lied ein. Jan drehte sich zu Tim um, dabei rutschte dessen Hand weiter runter und lag nun eindeutig zu tief für nur Freunde auf Jans Rückseite. Der Alkohol löste sämtliche Hemmung in diesem Moment und automatisch fanden ihre Lippen zusammen. Eine Stimme in ihrem Unterbewusstsein wollte sie noch warnen, aber zu sehr waren sie schon damit beschäftigt, den jeweils anderen Körper zu erkunden.
Der nächste Morgen war ernüchternd. Wieder lagen sie völlig entblößt aneinander gekuschelt im Bett. Keiner von beiden wollte das Thema ansprechen, den beide bereuten die Nacht. Nicht weil sie ihnen nicht gefallen hätte, das hatte sie sehr wohl, nein, weil sie es nicht geschafft hatte sich an eine einfache Abmachung zu halten, und das wohl dümmste getan hatten, was sie in ihrer Situation hätten tun können. Sie ignorierten die Nacht, die Gefühle und versuchten weiterzumachen.
Und sie machten weiter, aber nicht so wie sie es sich vorgestellt hatten. Denn es passierte ab diesem Zeitpunkt fast nach jedem Alkoholkonsum, auch wenn sie nur leicht angetrunken waren, dass sie am Ende des Tages gemeinsam in einem Bett lagen. Ein halbes Jahr lang sprachen sie nicht darüber, verdrängten einfach das ganze und gaben alles dafür wieder nur Freunde zu sein. Zu groß waren jedoch diese Gefühle, dieses verzehrende Verlangen, was sie jedesmal aufs Neue über einander herfallen ließ, diese Lust, genau mit dieser Person so eine Intimität auszutauschen. Ein halbes Jahr, bis zu einem weiteren verhängnisvollem Abend.
Es war ein kräftezehrender Tag gewesen, da sie einen Außendreh hatte. Jedoch war es noch ziemlich früh am Abend, sodass sie beschlossen zusammen Essen zugehen. In ihrem Lieblingsrestaurant, um sich auch mal wieder was zu gönnen. Sie genossen diese entspannte gemeinsame Zeit, aber jeder Außenstehende hätte es vermutlich für ein Date gehalten, da diese gewissen Spannung zwischen ihnen herrschte. Auch Jan und Tim blieb dies nicht unbemerkt und sie mussten sich beherrschen ihren dummen Gefühlen nicht nachzugehen. Ihre Hand nicht auf die des anderen zu legen, nicht aus Versehen den anderen verträumt anzustarren, sich nicht über den Tisch zu beugen und ihn zu küssen, nicht zu sagen, dass diese Abmachung eine Schwachsinns Idee war.
Aber wie gut kann man solche intensive Gefühle schon verdrängen, wenn man in seinem Lieblingsrestaurant sitzt und der Person gegenüber sitzt, die einem viel zu viel bedeutet, die zudem noch so ziemlich die attraktivste Person der Welt ist und man ganz genau weiß, was diese Person in gewissen Nächten schon mit einem gemacht hat? Gar nicht und als Jan gerade seine Wohnungstür geöffnet hatte, wurde er von Tim an die Wand gedrückt und wild geküsst. Wieder einmal hatten sie der Versuchung nicht widerstehen können.
Als Tim am nächsten Morgen aufwachte und realisierte, dass es schon wieder passiert war, fasste er einen Entschluss, den er auch sogleich Jan mitteilen würde. Nach dem Frühstück suchte er dann das Gespräch: „Jan, wir müssen reden über uns." „Müssen wir das?" „Ja, das kann nicht so weiter gehen, dass wir ständig miteinander schlafen, aber immer noch versuchen uns einzureden, dass wir es schaffen keine Gefühle für einander zu entwickeln." „Ja und was willst du dagegen machen? Man kann Gefühle nicht einfach ausschalten wie ein Lichtschalter!" „Aber wir könnten anfangen uns für andere Leute zu interessieren. Auf Dates zu gehen. Sicherlich verfliegen die Gefühle dann von ganz alleine. Gegen eine Beziehung an sich spricht ja nichts, nur zwischen uns zwei bedeutet das ein Risiko, was wir nicht eingehen sollten, da wir mit unserem Kanal auch eine gewisse Verantwortung tragen." „Wenn du meinst", stimmte Jan ihm zu und beendete damit, eines der wenigen Gespräche über ihre Beziehung.
Von da an versuchten sie andere Menschen kennenzulernen. Sie gingen getrennt feiern, um die Gefahr zurückzufallen vorzubeugen. Es dauerte lange, aber beide schafften es eine Person kennenzulernen, für die sie sich auch wirklich interessierten. Über ernsthafte Gefühle konnten sie zwar noch nicht sprechen, aber sie hofften, dass sich etwas entwickeln würde. Stolz erzählten sie sich gegenseitig von ihren Bekanntschaften, und versuchten den süßen Schmerz der Eifersucht zu vergessen. Tim wollte jedoch trotzdem wissen, mit wem sich Jan jetzt abgab, an wen er ihn verlieren würde. Wobei verlieren ja bedeuten würde, dass er ihn gehabt hätte und das war ja nicht der Fall gewesen. Und so schlug Tim vor, dass sie ja auf ein Doppeldate gehen könnten und da Jan genauso neugierig war, stimmte er zu.
Eine Woche später war es dann so weit. Eine Frau und drei junge Männer betraten das Café. Sie hatte lange blonde Haare und war einfach bildhübsch. Trotzdem wanderte Tims Blick hauptsächlich zu der Person neben seiner Begleiterin. Dort saß Jan, welcher sich mit einem ebenfalls blonden Schönling traf. Er spürte den Blick von Tim auf sich liegen, konzentrierte sich jedoch demonstrativ auf den Jungen vor ihm, welcher durchaus humorvoll und ein guter Gesprächspartner war. Irgendwann hielt es Jan jedoch nicht mehr länger aus, von Tim angestarrt zu werden und musste weg. Er stand auf und verschwand in Richtung Toiletten. Dort atmete er erstmal tief durch. Die ganze Sache gestaltete sich schwieriger als er gedacht hatte.
Was Jan nicht mitbekam, war, dass Tims Date natürlich mitbekommen hatte, dass dieser sich hauptsächlich für Jan interessierte und die Gelegenheit nutzte, um ihm genau das zu sagen. Danach verabschiedete sie sich und verließ das Lokal. Jans Begleiter hatte diesen Streit mitbekommen, sowie auch Tims allgemeines Verhalten und triumphierte bei dem Gedanken, dass sich Jan eben nicht für Tim entschieden hatte.
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So das war Teil 2.
Ich möchte in diesem Buch eventuell ein bisschen umsortieren, also nicht wundern, wenn die Kapitel in andere Rheinfolge kommen oder was fehlt, das hat alles seinen Sinn.
Liebe Grüße
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