Das Versprechen (Oneshot 4)

Es war mal wieder einer der Abende, an denen Jan und Tim einfach zusammen abhingen und redeten. Über YouTube, über Freunde und Familie, ja eigentlich redeten sie über alles, was gerade so in ihrem Leben passierte. Und wie es der Zufall so wollte, kam das Thema auch auf Beziehungen zu sprechen, über die Beziehungen, die bei ihnen beiden nicht existierten. „Das ist echt ein Nachteil davon, bekannt zu sein.", regte sich Tim wieder auf, „Aber irgendwann wird es schon klappen!" „Das hoffe ich doch. Ich will nicht bis an mein Lebensende alleine sein.", erwiderte Jan. „Ich ja auch nicht!" Und aus einer dummen Idee heraus sagte Tim dann: „Und wir können natürlich auch... ähm..." „heiraten? Bevor wir alleine sind schon.", ergänzte Jan lachend, nicht wissend, dass diese einfache Idee so sein Leben prägen wird.

Die nächsten Monate vergaßen die beiden diese Idee wieder, waren aber weiter Singles. Für Jan war dieser Zustand mehr als okay, ihm war die Lust an einer Beziehung vergangen. Jegliche Avancen lehnte er höflich ab. Tim hingegen lernte wieder Frauen kennen und ging auf Dates. Jan wusste nicht, warum, aber ihm gefiel, dass irgendwie nicht und glücklicherweise wurde nie eine feste Beziehung aus den Bekanntschaften. Seltsamerweise wollte Tim nie darüber sprechen, warum es schon wieder nicht geklappt hatte. Jan tat es dann immer leid zu Beginn dagegen gewesen zu sein, denn Tim saß daraufhin meistens tagelang in seiner Wohnung und war zu nicht zu motivieren.

Und so flogen die Jahre ins Land. Ihr Erfolg stieg, aber die Liebe blieb aus. An Jans 30. Geburtstag gab es dann wieder einige Fragen, warum er immer noch nicht in einer Beziehung wäre. Es war zwar lieb gemeint, aber Jan wurde bewusst, dass er keine Ahnung hatte, warum er es bis jetzt nie versucht hatte. Tim merkte natürlich, dass Jan diese Anspielungen missfielen und meinte scherzhaft in die Runde: „Du weißt ja zur Not, können wir immer noch heiraten!" Ab diesem Zeitpunkt wurde das Thema zwar von den Gästen fallen gelassen, aber in seinem Kopf wurde es umso präsenter. Und je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde es ihm. Das war der Grund. Dafür, dass er in keiner Beziehung war, dass er es nie versucht hatte und er nie wollte, dass Tim die Frau fürs Leben fand. ER wollte Tim heiraten und nicht einfach so, sondern weil er ihn liebte. Und mit dieser Erkenntnis wurde er traurig, denn Tim würde sicherlich noch das große Glück finden.

Das, was Jan nicht mitbekam, war, dass Tim nach dem Geburtstag die Suche aufgegeben hatte. Jedesmal wenn er eine Frau kennenlernte, lief zunächst alles gut. Aber schon nach wenigen Dates kam die Fragen auf, wer Jan sei, über den er die ganze Zeit rede. Alle hielten sie in gewisser Weise für ein Paar und so auch die Frauen mit denen Tim ausging. Sie waren allesamt der Meinung, dass sich Tim erstmal über seine wahren Gefühle klar werden sollte, aber er wusste nie was sie wirklich damit meinten. An Jans Geburtstag dann ist ihm wieder dieses alte Versprechen eingefallen, was ihm über die Jahre immer wieder begleitet hatte. Denn seine größte Angst war es alleine alt zu werden und nach jeder Absage, während jedem Liebeskummer, gab ihm dieses Versprechen halt. Er würde nicht alleine sein. An besagter Feier war ihm dann auch bewusst geworden, was all die Menschen immer meinten. Diese ganzen kleinen freundschaftlichen Gesten, die ihm so viel bedeuteten. Diese kleinen gegenseitigen Provokationen, in die er sich so reinsteigern konnte. Diesen Spaß, den sie nur zusammen hatten. All das ergab plötzlich ein Bild. Er liebte Jan nicht als Freund oder Bruder von anderen Eltern. Nein, er liebt ihn einfach so. Und das schon seit Jahren.

In den nächsten Monaten merkte Tim deutlich, dass es Jan nicht gut ging. Er war verschlossen, traurig und lustlos. Und das machte ihn genauso traurig. Er konnte nur erahnen, warum Jan in dieser Stimmung war, aber er vermutete, dass es mit den Kommentaren an seinem Geburtstag zusammenhing. Er wollte ihm helfen, einen Freund suchen, auch wenn es ihm wehtun würde, aber Jan lehnte ab.

Ein Dreiviertel Jahr später bekam Tim an seinem Geburtstag die gleichen Kommentare zu hören. Eigentlich ihr gesamter Freundeskreis war mittlerweile glücklich vergeben, es waren sogar schon die ersten Kinder unterwegs. Aber Tim kümmerte das nicht mehr. Er hatte beschlossen solange Jan nicht vergeben wäre, es auch nicht noch mal anders zu versuchen, denn es bestand immer noch die kleine Hoffnung, dass aus dem dummen Versprechen Realität werden könnte.

Und tatsächlich. Es war ein Abend wie vor 8 Jahren. Sie saßen rum und redeten, als Jan ihn fragte: „War das eigentlich ernst gemeint, dass wir heiraten könnten, wenn wir niemanden finden?" „Klar, von mir aus schon." „ Okay... und wie... also wann wissen wir, dass wir niemanden mehr finden werden?" „Wir könnten ja sagen, dass wir uns noch zwei Jahre Zeit lassen und, wenn sich bis dahin nichts an unserem Beziehungsstatus geändert hat, dann ziehen wir es durch.", schlug Tim vor, wohl wissend, dass diese zwei Jahre des Abwartens hart werden würden. „Okay, einverstanden!", stimmte Jan zu, während ihm diese Jahre unendlich lang erschienenen und er sich fast schon sicher war, dass Tim bis dahin eine Freundin haben würde.

Aber nichts passierte. Sie lebten eineinhalb Jahre ganz normal weiter, bevor sie anfingen sich ständig gegenseitiges zu piesacken damit, dass sie bald heiraten würden. Und in den letzten Wochen ihrer Frist stieg die Vorfreude immer weiter. Bis der Tag kam. Der Tag mit dem beschlossen war, dass sie heiraten würden. Die Stimmung war über den ganzen Tag seltsam aufgeladen und keiner wusste so recht, was er zum anderen sagen soll. Abends dann traute sich Tim endlich: „Jan, die zwei Jahre sind rum." „Ich weiß" „Und?" „Was und?" „Bist du immer noch der Meinung, dass es eine gute Idee ist?" „Naja es war unsere Abmachung also ziehen wir es jetzt auch durch!", antwortete Jan möglichst neutral, während er sich innerlich wie ein kleines Kind freute, dass es endlich soweit war. „Ja gut, dann planen wir jetzt wohl eine Hochzeit."

Und das taten sie in den nächsten Wochen auch. Sie wollten in kleiner Runde feiern, weil sie die Menschen nicht anlügen wollten, aber auch nicht jeder davon wissen musste, was ihr Plan war. Ihre Eltern, die selbstverständlich kommen sollten, weihten sie in ihren Plan ein, was aber eher mit Skepsis empfangen wurde. Und auch ihre Trauzeugen mussten etwas länger überredet werden, den Job zu übernehmen. Keiner von ihnen war sich so wirklich sicher, ob sie diese Art „Scheinehe" so wirklich unterstützen sollten.

Zwei Monate später war dann der große Tag. Zumindest für Tim und Jan fühlte es sich wie eine richtige Hochzeit an, auch wenn sie dachten, dass der andere ihre Gefühle nicht erwidern würde. Aber am meisten freuten sie sich darauf den anderen wenigstens einmal im Leben richtig küssen zu dürfen. Denn sich vor dem Standesbeamten nicht zu küssen würde schon ziemlich verdächtig rüber kommen.

Nach einer gefühlt ewigen Rede des Standesbeamten ging es endlich zur Trauung. „Kommen wir nun zum „rechtlichen Teil" der Trauung. Ich darf Sie Alle bitten, aufzustehen zum Ja- Wort.", bat der Standesbeamte die Gäste. Auch Jan und Tim erhoben sich. Jan war nervös, sehr nervös, schließlich heiratete man nicht so oft im Leben und erstrecht nicht seinen Traummann. Auch Tim stand etwas wackliger als sonst auf seinen Beinen und seine Hände zitterten etwas. Für einen Moment vergaß er, dass es sich nicht um eine richtige Trauung handelte und griff nach Jans Hand. Zu seiner Überraschung verschränkte dieser sofort ihre Finger und drückte leicht zu. „Ich frage Sie Herr Lehmann, ist es Ihr freier Wille, mit dem hier anwesenden Herr Zimmermann die Ehe einzugehen, so beantworten Sie meine Frage mit JA." Kurz schaute er Jan an und er fragte sich, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, wenn Jan doch nie seine Gefühle erwidern würde. Sie würden irgendwann an diesen dämlichen Gefühlen zu Grunde gehen. Aber in Jans Blick lag so viel Hoffnung, dass Tim nicht anders konnte als lächelnd zu antworten: „Ja, ich will." Der Standesbeamte fuhr fort: „Ich frage Sie Herr Zimmermann ist es Ihr freier Wille, mit dem hier anwesenden Herrn Lehmann die Ehe einzugeben, so beantworten Sie meine Frage mit JA." Tim war klar, dass Jan ja sagen würde, aber er rang mit der Entscheidung, dass alles hier zu unterbrechen und Jan seine Gefühle zu gestehen, denn er konnte ihn einfach nicht anlügen. Jan sollte wissen, dass er ihn liebte, bevor er der Ehe zustimme, schrie eine Stimme in seinem Kopf. Eine andere dachte nur an seines eigenes Wohl gleich mit Jan verheiratet zu sein. Und in diesem Chaos bekam er kaum mit, dass Jan schon längst „Ja, ich will" gesagt hatte.

„Nachdem Sie beide meine Frage mit JA beantwortet habt. Erkläre ich Sie nunmehr kraft Gesetzes zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten. Sie dürfen sich jetzt küssen." Kurz zögerte Jan. Eigentlich wollten sie zuhause üben, damit es keine akward Situation wird, aber irgendwie war es dann doch nicht dazu gekommen. Und jetzt stand er hier und wusste nicht so recht wo hin mit sich und seinem Körper. Er spürte Tims warme Hand an seiner Wange und die andere an seiner Seite. Jan tat es ihm gleich und dann kamen sie sich immer näher. Ehe er sich versah küssten sie sich bereits. Für ihn war es, dass schönste Gefühl der Welt und er vergaß, dass es nur eine Show sein sollte. Er wollte mehr von Tim. Dann löste sich dieser aber bereits wieder und zog ihn in eine innige Umarmung. Als er plötzlich Tims leise Stimme an seinem Ohr vernahm: „Ich liebe dich, Jan." Im ersten Moment traute er seinem eigenen Gehör nicht, aber nein, dass sagte Tim wirklich. Und ungläubig und überglücklich antwortete Jan genauso leise: „Ich dich auch, Tim."


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Dieser Oneshot hat sich eindeutig verselbstständigt, weil er viel kürzer geplant war...

Das Video, dass ich oben verlinkt habe, ist eine Art Video zu dieser Geschichte, weil ich einfach mal ausprobieren wollte, wie es ist ein Edit zu machen (der Anfang ist seltsam nicht wundern, ich kann sowas einfach noch nicht). Also schaut auch gerne dort mal vorbei!! (Da die Geschichte sich aber verselbstständigt hat und ich das Video davor gemacht habe, passt es nicht mehr wirklich...Egal)

Und dann noch eine letzte Bitte: Habt ihr Ideen wie ein kreatives und trotzdem romantisches Date zwischen Tim und Jan aussehen könnte? Restaurant und Picknick sind mir zu langweilig 😂😂 und ich bin grad nicht so wirklich in einer kreativen Phase...

Jetzt ist aber auch mal genug

Liebe Grüße

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